Nun möchte ich gern noch meine Eindrücke von meinem Hamburg-Marathon festhalten, sonst sind sie verschwunden.
Im Vorfeld war ich sehr zweifelnd ob ich würde überhaupt teilnehmen oder durchhalten. Ich war zwar super vorbereitet, aber leider reiste ich Freitag mit Halsschmerzen und Erkltungsgefühl an. Und überhaupt, wie war das nochmal mit dem Frühling?
Na wie auch immer, wir machten es uns in unserer super-Unterkunft bequem.Endlich mal ein Städteausflug wo faulsein ausdrücklich erwünscht war

Mit IngwerZitrone und Gnocchi wurde der Erkältung getrotzt und siehe da, schon am Samstag war der Hals viel besser, nur ein bisschen schwächliches Gefühl.
Der Ausflugsplan für Samstag sah vor, möglichst wenig zu Fuß gehen und trotzdem viel von der Stadt sehen. Zunächst suchten wir diverse Sportartikelfachgeschäfte für Angstkäufe auf, da es doch soviel kälter war als wir uns dass so vorgestellt hatten. Ich wurde tatsächlich auf der Marathonmesse fündig und kann nun eine feine dünne Windjacke mein eigen nennen, die ich dann übrigens natürlich am Sonntag gar nicht anzog
Der Samstag verlief dann natürlich weniger lauffaul wie gewünscht, aber die sehr interessante Hafenrundfahrt, der Spaziergang an der Alster und der lehrreiche Erkenntnis dass man mit manchen Bussen nicht mit einem normalen Ticket mitfahren darf, rundeten den Tag ab.
Wir waren ganz aufgeregte Debütanten die am Abend zuvor schon die Laufklamotten Probe liefen. Ja, so ein Marathon ist eine ganz neue Erfahrung. Obwohl ich ja nun schon 9 Jahre laufe und soviele Wettkämpfe mitgelaufen bin, habe ich noch nie zuvor am Vorabend eine Klamottenprobe gemacht. Herrlich, diese süße Aufregung.
Sonntag ging es dann früh los, schon auf unserem Spaziergang zur Messe im Schanzenviertel begegnetet wir vielen Marathonies neben übrig gebliebenen Nachtschwärmern. Kalt war es aber schön. Zum Glück hatten wir alte Wegwerfpullis an, so war es gut erträglich.
Die Hamburger Messe empfing es noch recht leer, überhaupt war eine total entspannte Atmosphäre. Alles lief top organisiert ab, nirgendwo musste man anstehen, nur mal kurz am Dixie, aber das war wirklich gar nichts im Vergleich zu anderen Erlebnissen. Wir hatten uns schon am Vortag einen Nach-Marathon-Treffpunkt ausgemacht und dort hielten wir uns auch in den Minuten vor dem Start auf, da es dort warm war

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Dann ging es los. Wir gingen zum Startblock L, ich glaub das war so ziemlich einer der vorletzten

. Wahnsinn, soviele Menschen. Ich war total begeistert und aufgeregt und überhaupt, total irre.
Der Startschuß wurde pünktlich um 9 Uhr abgefeuert und bei uns passierte: nichts. Nach einigen Minuten dünkte mir am Horizont eine Bewegung in der Läuferschar auszumachen, aber noch war es nicht eindeutig.
Die Uhr wollte schon wieder schlafen, aber so langsam kam nun doch Bewegung in die Masse rein. Juhu, es ging wirklich los. Mein erster Marathon startete und gegen 9:15 Uhr überlief ich die Startlinie.
Ich erwartete, dass die ersten 10km ganz schnell vorbei sei würden. Dem war dann gar nicht so, irgendwie hatte ich ganz schön mit mir zu tun. Fühlte mich recht kraftlos und angestrengt und ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, noch soviele Kilometer zu laufen. Tempo war wie im Training im WOhlfühlschlapp, also alles gut.
Nun ging es hinauf und ich bewunderte die tollen Hamburger Häuser. Schon nach 7km nervte die Blase. Es half ja nichts, ich musste ein Dixie ansteuern. Viele Läufer gingen in die Büsche, obwohl doch überall stand dass dies nicht erwünscht sei (klar

) und reichlich dixies aufgestellt seien. Nun die Dixie-Versorgung war schon super, aber trotzdem musste ich lange warten. Gefühlt 10 Minuten, es waren dann tatsächlich so 3-4.
Danach lief es sich auf jeden Fall besser und ich kam so langsam rein. Ich bestaunte den Hafen und die Landungsbrücken. Amüsierte mich über einen seltsamen Mitläufer der irgendwas erzählte und wirr wirkte.
Und weiter ging es im Sauseschritt. Warm war es hier, die Sonne hat echt Kraft. Ich ja leider nicht so, also musste ich meinen Kopf ablenken. Musik hören war gut, an den Stellen wor nicht ganz soviel Publikum war. Soviel Musik hab ich also nicht gehört ;), das Publikum war erstaunlich. Die Hamburger feierten sich und ihre Stadt. Hamburger scheinen mir sehr stolz auf ihre Stadt zu sein und ich kann das gut verstehen. Man ist bei Sonnenschein ja förmlich geblendet von Alster und schönen Gebäuden. Toll!
Binnenalster begeisterte mich soviele Leute. So schön, dann ging es wieder ab auf einen eher schattigen Abschnitt und nun wieder bergan. Man glaub das ja nicht, dass es soviele Anstiege im Norden geben kann
Ich war vergnügt dabei, wenngleich ich noch immer wenig Kraft verspürte. Schon früh verpflegte ich mich daher mit ISO statt Wasser, etwas was ich sonst nicht tue. Aber nun gut, Vergleichswerte hab ich ja auch gar nicht.
So langsam ging es ja nun zur HM-Marke. Meine Beine fingen schon an weh zu tun, das hatte ich in der Vorbereitung schon lange nicht mehr bei diesem Kilometerstand. Aber Häfte geschafft, das fand ich schonmal gut, mein Ziel waren erstmal 30km zu laufen und dann würde es ja endlich interessant werden. Die Kilometer zwischen 20 und 30 waren-nunja...nervig. Nicht fisch nicht fleisch. Zuviel Zeit um darüber nachzudenken, dass es noch verdammt weit ist. Zuviel Zeit um darüber nachzudenken, dass ich nicht richtig fit bin. und naja, irgendwann ebbt die Begeisterung über das fantastische Publikum dann auch ab, das ist der Lauf der Dinge.
ABER: dann kam sie, meine ersehnte 30Km Marke und nun kehrte sich mein Denken um. Ich staunte, dass ich schon 30km gelaufen bin, bemerkte, dass es nur noch ca. 12 sind und das wäre ja wohl machbar.
Ich fühlte mich gut, hatte mich nun eingelaufen und so schmolzen die verbleibenden Kilometer. Jetzt war mein Kampfgeist geweckt und noch immer war ich mit Freude und Vergnügen dabei.
Ich tat was man nicht tun sollte, ich probierte erstmals ein Gel (aufgelöst in Wasser) aber ich brauchte nun externe Energie und Cola war mir zu heikel (ist da echt Kohlensäure drin?)
Nun ging es ja wieder in die Stadt rein. Ein Graupelschauer passte nun zum Bild..beißen. Die Beine waren ok, aber so langsam tat mir alles weh. so ein ganzkörperschmerz.
Fantastisches Publikum. Ich fand es schade, dass ich keine Ahnung hatte wo ich war. So ein KNopf im Ohr der mir erzählt was ich da links und rechts sehe, wäre ja auch nett

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Immer mehr Läufer mussten ganz schön kämpfen, ich aber lief immer noch mein normales Tempo weiter.
yeah km 35. Ab jetzt würde es richtig richtig interessant werden, da ich noch nie zuvor so weit gelaufen bin. Ich machte mich auf alles mögliche gefasst, aber es passierte: nichts. Ich lief genauso weiter wie zuvor, keine Änderungen.
Mein Ziel war nun Kilometer 40 um nun endlich mal das mit der Cola auszuprobieren. Aber just an diesem Stand, war die Cola aus. Also nochmal Iso (iiiiieks) und weiter. Jetzt sollten es wirklich nur noch 2 Kilometer sein? Kaum zu glauben.
Mein Kopf war verwirrt. Die Straße hoch und rechts rum. Hä, wieso ist hier nochmal ein Staffelwechsel? Sind wir doch noch nicht da. Müssen wir jetzt noch 10km laufen? Hab ich mich geirrt?
Nein. Da war plötzlich ein roter Teppich. Ein Zieleinlauf Viel Lärm. Und ich: FREUDE. Ich hab mich nur noch gefreut, total happy. Ich bin Marathon gelaufen. Ich.
Was für ein Wahnsinn. Ich hab das wirklich gemacht.
Ich bin so froh dass ich mir Hamburg ausgesucht habe und dass mir die Zeit völlig wurscht war. Es sind 4:36h geworden.
Aber das interessante daran ist: Keinerlei Muskelkater. Kein Gar nichts. Nur müde.
Ja, ich will weiter Marathon laufen.