cpuser hat geschrieben:Gibt's dazu eine Studie, oder wie kommst Du darauf?
Wenn man sich überlegt, wie viel Zeit man bei welcher Einheit bei einer hohen VO2max Auslastung verbringt, wird der unterschiedliche Effekt schnell klar.
Wir gehen von einem 40min 10k Mann aus (etwa Ponijos Leistungsfähigkeit, wahrschlich schafft Ponijo es aktuell sogar etwas schneller)
3000m Tempo ist also etwa 3'42
4*1000 in 3'42. Höchste VO2max Auslastung ca. 100%) wird etwa nach 2min erreicht (kann man u. a. bei Daniels nachlesen). Je nach pause bei jeder folgenden Wdh etwas früher. Ich rechne näherungsweise
3'42 - 2' = 1'42
3'42 - 1'40 = 2'02
3'42 - 1'20 = 2'22
3'42 - 1'00 = 2'42
Summe: 8'48 bei etwa 100% Vo2 max, wobei die in der Realität möglicherweise nicht ganz erreicht werden, wenn man kein austrainierter Läufer ist.
Alternativ 7*1000 in 4'00. Da es etwas weniger intensiv ist, dauert es etwas länger, bis eine etwas geringer VO2 Max Auslastung erreicht ist, wir kommen auf etwa 90 %. Wieder wird die höchste Sauerstoffrate je nach pause bei jeder folgenden Wdh etwas früher erreicht, ich rechen hier mal mit 15s früher pro Wiederholung (vorher 20s).
4'00 - 2'20 = 1'40
4'00 - 2'05 = 1'55
4'00 - 1'50 = 2'10
4'00 - 1'35 = 2'25
4'00 - 1'20 = 2'40
4'00 - 1'05 = 2'55
4'00 - 0'50 = 3'10
Summe 16'55 bei etwa 90% VO2max. Es ist nach meinen Erkenntnissen davon auszugehen, dass gerade für den 10k Lauf der Vorteil der höheren Zeitdauer bei einer sehr hohen, renn-ähnlichen VO2max Auslastung entscheidender ist als die Höhe der Auslastung, wenn man schon in einem sehr hohen Bereich ist.
Du musst nicht auf 100% Vo2max sein, damit das Training wirkt. Wenn man die 16'55 mit 0,9 multipliziert, um die geringere Intensität zu würdigen, kommt man auf immer noch auf über 15'.
Überhaupt wirkt solches Training individuell sehr verschieden.
Wenn jemand schon eine sehr hohe VO2max hat, kann durch "VO2Max Training" manchmal z. B. nur noch die Geschwindigkeit bei VO2max gesteigert werden, nicht aber die Vo2max selbst.
Selbst durch reine Umfangserhöhung von Training bei deutliche niedrigerer Intensität kann die Vo2 max deutlich gesteigert werden, erst recht, wenn jemand weit entfernt von einem austrainierten Zustand ist. Hab den Link zum Artikel gerade nicht da, aber afair wird die Vo2max durch reine Umfansgteigerung beiasuschließlich lockeremlaufen (wohl so 60-70% VO2max) bis zu 130km die Woche signifikant verbessert.
Umfängsteigerung darüber hinaus bringt aber auch gute Effekte, wenn auch höhere Intensitäten enthalten sind, das kann man z. B. hier:
Cool Running :: The Anatomy of a Medal lesen.
Dabei geht man in der Fachwelt davon aus, dass alle tempi ab 80% Vo2max (etwa Hm-tempo, bezogen auf schnelle Läufer, also in erster Näherung 60 - 80 min Tempo) deutlich stärker auf die Vo2max wirken als lockeres laufen. Es braucht nicht zwingend 100%.
Die 4*1000 im schnelleren Bereich sind auch eine sehr gute, aber auch sehr fordernde Einheit. Natürlich auch für den 10k Läufer zu gebrauchen, wichtiger aber für 1500-5000m Läufer.
cpuser hat geschrieben:
Ich finde, dass 7*1.000 im 10er Training Unsinn sind.
Bei solchen Aussagen fällt es schwer, ruhig zu bleiben. Wie viel erfolgreiche Trainingspläne für 10k hast du denn schon gesehen?
Yobes Ondieki lief 10*1000 im 10k Tempo vor seinem WR, dem weltweit ersten 10000m Lauf unter 27min.
Der von dir erwähnte Hottenrott hat in seinem Werk "Ausdauertrainer laufen" z. B. folgende Einheiten drin:
Intensive 1000m Läufe
6-8*1000m bei 103-106 % 10k Tempo 3-5min Gehpause
Extensive 1000m Läufe
8-10*1000m 93-95% 10k Tempo 2-3 min Trabpause
Ponijos Einheit liegt da nicht sehr fern.
Das Training in WK -Geschwindigkeit oder sehr nahe daran ist für jede Langstrecke essentiell. Mir ist kein 10000m Spezialist bekannt, der das vernachlässigt, nur weil ein Trainingswissenschaftler möglicherweise behauptet haben könne, dass deutlich schnelleres Training mehr Effekt habe.
Was man jetzt genau im Renntempo macht, ist individuell unterschiedlich. Haile G. lief zu seinen 10000m Glanzzeiten angeblich 50*400 @ 10k-Tempo mit 30s Pause. (die Einheit wirst du bei Hottenrott kaum finden ...). Heute soll eine seiner wichtigsten Tempoeinheiten 2000er etwa im 10k Tempo sein - es bringt ihn als alternden Marathonspezialisten immer noch auf eine Sub27. Galen Rupp soll 15*1000 laufen, dafür recht lange Pausen machen.
Eigentlich leuchtet jedem Läufer ein, dass er sein Renntempo trainieren muss. Wer dafür erst wissenschaftliche Studien braucht ... hmmm.
cpuser hat geschrieben:
Und ist es nicht so, dass man gerade in den letzen Wochen vorm Tapern an Geschwindigkeit arbeiten sollte, nachdem man davor allgemeine Form und GA trainiert hat?
Oder gibt es- mir unbekannte- andere trainingsmethodische Ansätze?
Es gibt sicher jede Menge dir unbekannte trainingsmethodische Ansätze.
7*1000 ist ja auch eine Tempoeinheit. Nur eine andere als die 4*1000.
cpuser hat geschrieben:In der Trainingsmethodik unterscheidet man mitunter extensive Intervalle , intensive Intervalle und Wiedrholungsläufe. .
Du solltest Hottenrotts Nomenklatur nicht als allgemeingültig oder in Stein gemeißelt ansehen. Es ist EINE Meinung von MEHREREN in der Trainingswissenschaft. Und es kommt sicher nicht in erster Linie darauf an, wie ich die Einheit kategorisiere, wenn sie wirkt. Der Übergang zwischen extensiv und intensiv sind fließend, auch der Übergang zwischen Wdh-Läufen und Intervallen. Und einem Hottenrott steht da sicherlich nicht die alleinige Definitionsmacht zu.
Vor allem solltest du nicht auf das schmale Brett kommen, das alle Einheiten, die ein Hottenrott oder ein anderer Experte zufällig nicht als Beispiel angeführt hat, nicht sinnvoll oder weniger sinnvoll als dir bekannte oder von Hottenrott u. a. erwähnte wären.
Was du nicht kennst, muss nicht schlecht sein. Vor allem wenn man nicht besonders viel kennt, ist die Wahrscheinlichkeit doch recht groß, dass einem etwas entgeht, wenn man trainingsmethodische Scheuklappen aufsetzt.
Gruß
C.