HM Venlo Bericht
Ich schildere hier einfach mal meine Eindrücke vom HM in Venlo von gestern:
Der Tag begann für mich um 7.30. Aufstehen, kurz frisch machen und dann gemütlich insgesamt 2 km hin und zurück, um meine Stimme bei der NRW Wahl abzugeben. Wieder zu Hause das übliche Frühstück wenn der Lauf erst nach dem Mittag startet. 4 Brötchen und ein Eiweißpudding um 9 Uhr.
Habe mich dann mit 5 Kollegen/-innen vom Lauftreff auf den relativ kurzen Weg nach Venlo gamacht, so dass wir schon um 12.30 vor Ort waren. Nummer abgeholt und dann erstmal im Schatten gechillt. Kurz vor dem Start haben wir dann unsere Rucksäcke weggebracht und ein wenig aufgewärmt.
Organisatorisch alles top, mir fehlte nur die Kontrolle der Startzeiten / - blöcke, dazu später nochmal was. Um 14.00 Uhr fiel der Startschuss und 5 Minuten später passierte ich die Startlinie, insgesamt waren es über 5000 Starter. Nach dem Start geht es zweimal links rum und dann ca. 2 km durch die Innenstadt. Cafes, Bars und die Wege sind komplett gefült und die Holländer zaubern eine fantastische Stimmung auf den Asphalt. Zum Ende der Innenstaft verengt es sich ein wenig und das Tempo drosselt sich, aber nicht weltbewegendes, verliere vielleicht 15 Sekunden. Endlich ist mehr Platz, der auch dringend nötig ist, da sich wie bei fast allen Läufen Leute vorne einsortieren, die noch nicht mal 6er Pace gehen. Ich schaue nach ca. 4 km mal genauer auf die Uhr und sehe, dass ich genau auf Kurs 1:45 bin. So weit so gut. Ich finde ein guten Rythmus und überhole fröhlich weiter, was meiner Motivation einerseits gut tut, andererseits habe ich keine Gruppe wo ich mitschwimmen könnte. Das ganze Rennen über überholen mich vielleicht 15 Mitläufer. Es geht abwechselnd durch vollgepackte Wohngebiete und Strassen, wo ein bisschen wenigen los ist, aber überall wird mal lautstark angefeuert.
Ein Wort zum Wetter: 28 Grad in der prallen Sonne
. Normalerweise gehe ich auf Distanzen über 5 km bei Temperaturen über 20 Grad ein. Daher laufe ich häufig ganz am Strassenrand, wo immer Schatten zu erhuschen ist. Bei Gelegenheit gibt es high-fives für die Kids.. Viele Anwohner haben freudlicherweise Wassersprenger, große Becken und Schläuche ausgepackt. Ich nehme jede Abkühlung wahr; der leichte Wind hilft bei der Kühlung. Bei den Verpflegungsstationen (km 5, 10, 14 und 18) mache ich immer ein paar langsame Schritte, trinke einen halben Becher Iso, darauf einen halbne Becher Wasser und kippe mirnnoch 2-3 Becher Wasser über Kopf und Körper.
Die 10 km Marke passiere ich dann in guter Verfassung 49:37, also weiterhin fast genau 1:45 Kurs. Bei km 11 verlassen wir ein Wohngebiet und es geht auf schmalen Weg leicht bergauf (insgesamt nur 50 hm gesamt). Hier beginnt der harte Teil: Die nächsten 3 km laufe ich in praller Sonne ohnen Schatten und jedwede Abkühlung. Die Verpflegung bei km 14 hilft ein wenig, aber ich merke wie mein Körper sich immer mehr aufheizt. Trotzdem überhole ich munter weiter und sehe die ersten Läufer die medizinisch versorgt werden müssen.
Bei km 16 geht es erneut leicht eine Brücke hoch und ich bin mental am Anschlag, spiele mit dem Gedanken ein Stück zu gehen oder komplett raus zu nehmen. Dann, wie aus dem nichts taucht der 1:45 Pace-Maker vor mir auf. Ich habe im halb-Delirium anscheinend gar nicht wahr genommen, dass ich auf diesen aufgelaufen bin. Das sollte sich als meine Rettung herausstellen. Ich hänge mich also dran und merke wie der Pacer wunderbar 4:55 - 5:00 Tempo geht. Endlich jemand zum dran hängen.
Die nächsten km lasse ich mich also ziehen, verliere am letzten Stand beim Trinken ca. 15m, die ich aber innerhalb von 500m wieder zu laufe. Vorbei an der letzten Band/Orchester (insgesamt gibt es davon ca. 8-10) bei km 18. Bei km 19 liegt ein weiterer Mann am Boden und übergibt sich just im hohem Bogen als wir vorbei laufen. Einen halben Meter an meinen Bein vorbei...
Wir erreichen die letzte seichte Brücke und jetzt weiß ich, dass es reicht. Ich lasse den Pacer langsam, aber sicher stehen und überhole auf der Brücke noch bestimmt zwei Dutzend. Unten am Fuß der Brücke das 20 km Schild. Ich beschleunige nochmal und für den letzten km geht es wieder durch die Innenstadt. Man wird regelrecht nach vorne gepeitscht und getragen. Es wird bei Bier und Gesang angefeuert; die eine oder andere Cannabis Wolke riecht man auch. Ich kann das Tempo halten und passiere das 250m Schild. Es geht noch einmal um die Kurve und dann kann ich endlich den Zielbogen sehen. Normalerweise habe ich auf den letzten 200m nochmal einen richtigen Endspurt drauf, diesmal bin ich aber froh das Tempo zu halten.
Ich drücke meine Uhr ab und sehe 1:44:22 (auch die offizielle Zeit) und hocke mich 10m nach dem Ziel erst mal an einen Zaun im Schatten.
Bin vollig durch, verharre da 3-4 Minuten und eine Helferin kühlt mich netterweise mit einem nassen Handtuch ab. Danach gehe ich mir meine Medialle abholen und 50m weiter zu den Getränken. Packe mir zwei Becher Wasser und eine Dose holländisches alkoholfreies Dosenbier (geschmacklich nicht empfehlenswert). Setze mich in den Schatten und habe ca. 15 Minuten mit dem Kreislauf zu kämpfen (immer wenn ich aufstehen will wird mir direkt schwindelig). Meine Lauftreff- Kollegen versorgen mich mit weiterne Kühlung und Verpflegung und irgendwann gings dann wieder. Nachdem ihc weider zu Hause weiter ordentlich Saftschorle nachgetrunken und als Belohnung gab es eine große Pizza, Pizzabrötchen, 250g regionale Erdbeeren und eine Tafel dunkle Schokolade.
Fazit: Relativ gesehen mein bester Lauf im Hinblick auf Vorbereitung (verletzungsbedingt nur 130 km in den 8 Wochen vorher und nur einen Lauf >14 km) sowie der daraus bedingt sehr mäßigen Form. Dazu das mörderische Wetter; mein ideales Wettkampfwetter ist eher 8 Grad und bewölkt. Da laufe ich dann kurze Hose/Singlet. Daher bin ich mit der Zeit mega zufrieden, auch die 5 km Splits (einzele km laut meiner Uhr fast alle innerhalb von 5 Sekunden) waren sehr konstant (24:45, 24:52, 24:58, 24:47; 4:33er Pace für die letzen 1,1 km).
Ich bete, dass der Lauf im kommender Jahr wieder Ende März stattfindet; dieser Jahr wegen Corona auf Mitte Mai verlegt. Ich kann den Lauf nur jeden empfehlen, der habwegs in der Nähe wohnt. Gute Orga, top Stimmung, schnelle, komplett gut-asphaltierte, flache Strecke und mega Stimmung.
Für mich gibt es bis mindestens Mittwoch Abend sportfrei, dann evtl. Gym. Ansonsten werde ich meine hartnäckigen muskulären Oberschenkelprobleme auskurieren und dann hoffentlich im Sommer viel an meiner Grundschnelligkeit arbeiten sowie ein bisschen ins MD Training einschnuppern können.
Ich werde hier und im MD Faden weiterhin posten.
Ich hoffe der Bericht ist nicht zu lange geworden und ich konnte einen Eindruck des Laufes, meiner Qualen, Freude und der Stimmung vermitteln.
Bis dahin
LongLeg