Dann wollen wir mal.
Die Vorbereitung auf London lief ja alles andere als perfekt. Sei es lauf- und trainingstechnisch gesehen. Durch diverse Ausfälle durch den hartnäckigen Schimmelscheissdreck im Winter, durch Verletzung und Erkrankungen liess die Form vor allem bzgl. eines Marathons ja zu wünschen übrig.
Auch anreisetechnisch hat mich ja dieser unaussprechliche Vulkan bis zum Tag vor der Abreise darüber im Dunkeln gelassen, ob ich überhaupt zum Start rüberkomme oder nicht.
Seis drum, eine Chance in London den Marathon zu laufen bekommt man schließlich nicht alle Tage, darum wird das jetzt auch durchgezogen. Am DO abend nochmal den Abflug gecheckt. Und da steht Er fliegt.
Ohne Verzögerung ging es dann auch am Freitag los, so dass wir (Frau und eine Tochter waren mit) pünktlich in London ankamen. Fast zu früh, da einchecken im travelodge erst ab 15 Uhr geht. Also erstmal innem Restaurant um die Ecke was gegessen und die Zeit tot geschlagen.
Nach dem Hoteleinchecken, dann zügig raus zur Messe und die Startunterlagen abgeholt. Alles problemlos. Noch ein wenig auf der Messe umgeschaut um schon mal etwas von der Marathonstimmung aufzusaugen.
Am Samstag dann etwas durch die City gepilgert und das zu Hause vergessen Laufcappy für 3 Pfund im Lillywhites gekauft, da es ja über 20°C und sonnig werden soll am Sonntag. Nachmittags, so wie es sich für einen Besuch in London gehört, natürlich ein Fussballspiel live angeschaut. Diesmal ging es nach Millwall, die gerade um den Aufstieg kämpfen.
Der Sonntag-Marathontag
Irgendwie hatte ich schon beim Aufstehen das Gefühl man hat mir einen gebrauchten Tag angedreht. Schon früh morgens hatte ich etwas schwere Beine. Was solls. Ein Häppchen gegessen, Kleiderbeutel fertig gepackt und los gehts zur Underground. An der London-Bridge schwappt daan das Marathonfeeling rüber. Alles Gleichgesinnte mit dem gleichen Kleiderbeutel unterwegs. Von hier aus noch ca. 15min Zugfahrt bis zum Blue Start. Dann noch 10-15 min zu Fuss und ich war gegen 9:00 Uhr im Startbereich, gerade als der Startschuss für die Elitefrauen fiel. Es fingt leicht an zu nieseln, da dachte ich noch perfektes Laufwetter. Ich mich in die Schlange vor dem Dixie Klo gestellt und es schüttet auf einmal richtig los und Wind kommt auf, so daß man nasskalt war. dann auf einmal die Anbnsage, das die Kleiderbeutel um 9:25 abgegeben sein müssen. Schnell mein kleines und großes Geschäft auffem Dixie verrichtet. Überflüssige Klamotten entledigt und um 9:23:35 war ich an der Kleiderbeutelabgabe.
Auf zur Startback 4 und kaum im Block hört der Regen auf. Über eine Leinwand kann man den Start der schnellen Männer verfolgen. Bis unsere Leistungsklasse dann an der Startlinie ist, macht sich eine drückend schwül-warme Luft breit. Auf dem ersten Kilometer stockt das Feld noch zweimal komplett. Hinte mir höre ich schon Sprüche wie "and there goes the record away" Die ersten Kilometer kamen mir ziemlich hügelig vor für einen Stadtmarathon. Irgendwie ging es dauernd entweder aufwärts oder abwärts. So bei ca. km 5 wurden dann die verschiedenen Startfelder zusammengeführt, nicht ohne das in England übliche langezogene Buuuuuuuuuuuuuuuuuuuh, als man die anderen Startfelder sah. Nach ca. 1 Stunde nahm das Schicksal seinen lauf indem jetzt auch noch die Wolken aufriessen und uns die Sonne auf den Lorenz brannte.
es gab wenigstens unterwegs genug zu trinken. Ab meile 3 gab es an jeder Meile eine Verpflegungsstation an der man Flaschen wasser nehmen konnte. Was einsersits ein Segen anderersteits aber auch ein Fluch war. Denn diese Flaschen wurden natürlich teils noch halb bis dreiviertel voll auf der Strasse entsorgt. Bis km 10 bin ich schon zweimal auf so ein Teil draufgetreten und umgeknickt.

Bei km 20 hatte mein Puls schon ungeahnte Höhen erreicht, so daß ich jetzt vor der Entscheidung stand. Entweder zügig weite und Gefahr laufen nicht anzukommen oder etwas drosseln und Gehpausen mit einplanen, dafür sicher und heil durchkommen. Die Entscheidung wurde mir dann schon quasi abgenommen, als ich auf die dritte Flasche getreten bin und mich diesmal hingelegt habe. So hab ich mich dann dafür entschieden, es ruhiger angehen zu lassen, zumal eine neue PB zu diesem Zeitpunkt eh schon unrealistisch war. Durch diese Taktik war ich dann etwas besser drauf als mein Umfeld auf den letzten 10km und konnte sogar den ein oder anderen vor mir einsammeln. Hier sah jetzt auch jede Menge Läufer an den Seiten, die sich übergaben, oder völlig weg auf dem Boden, die mit Sauerstofff versorgt wurden.
Die Strecke war eigentlich die ganze Zeit gut von Zuschauern gesäumt. Stimmung kam immer so blockweise rüber. Zahlreiche Bands sorgen unterwegs auch für Unterhaltung. Die richtige TOP-Stimmung kam aber nur auf den letzten 3 Meilen rüber. Hier wurde man dann wirklich auf einer Woge der Begeisterung getragen und eine Gänsehaut jagte die nächste.

Dann ist es soweit, der Buckingham palace ist in Sicht. Das Ziel der Träume. Nach 4:27:10 laufe ich über die Ziellinie und bin stolz diesen heutigen Kampf übestanden zu haben.
Fazit: Trotz aller Strapazen und des Stresses hat es einen Riesenspass gemacht.
