Guten Morgen zusammen,
ich glaube, der Kardinalsfehler bei dieser -immer wiederkehrenden- Diskussion ist es, die Problematik in zwei Lager aufzuspalten.
Auf der einen Seite Die Barfußfraktion, auf der anderen Seite die "Gegner"
Ich weiß sehr wohl, dass es hier auch genügend Leute mit gesundem Menschenverstand gibt, die da eben doch differenzieren, aber in vielen Fäden läuft es immer wieder auf Schwarz oder weiß hinaus.
Das funktioniert so nicht!
Ich spreche Dich, Gueng, als doch recht eindeutigen Vertreter einer dieser virtuellen "Fraktionen", mal direkt an:
Ich finde es klasse, dass Du barfuß so gut klar kommst und hier sicher auch anerkannter Maßen derjenige bist, der zu dem Thema eine Menge beizutragen hat. Also mich persönlich beeindruckt das durchaus.
Was ich halt immer wieder anstrengend finde, ist die Selbstverständlichkeit, mit der Du alles was nicht Deiner Vorstellung entspricht als falsch abtust. Soweit kann ich Achatschnecke Recht geben. Haste eigentlich gar nicht nötig (Meine Meinung).
Für gesunde Füße ist konsequentes barfuß laufen ggf. eine dauerhafte Möglichkeit, vielleicht sogar um gesunde Füße zu erhalten, sofern sie nicht schon zu stark degeneriert oder fehlgestellt sind, aber sicher nicht pauschal für Jeden und MÜSSEN muss man das schon mal gar nicht.
Andererseits funktionieren Geschichten, wie Achatschnecke sie erzählt hat auch anders herum.
Ich für meinen Teil hatte immer Knie und Schienbeinbeschwerden beim Laufen. Egal welche Einlagen oder Stützschuhe ich probierte… Shin splints warten die Folge und stechende Knieschmerzen.
Mir wollte der letzte Orthopäde bei dem ich zuletzt war die Miniskusse operieren (Ja der war auch Chirurg) und das habe ich nicht gemacht. Ich war so entsetzt von dieser brachialen Methode, dass ich dem Orthopädiegott für erste abgeschworen und mich der „Gegenbewegung“ angeschlossen hatte.
Ich habe das Jahr 2014 komplett für eine Laufstilumstellung genutzt (Vorfuß/Mittelfuß je nach Länge der Läufe), gestützte Schuhe, Einlagen und Dämpfungsmonster aus meinem Reportoire verbannt und kann nun sagen: Ich laufe seit 5000km (in knapp drei Jahren) weitestgehend beschwerde- und verletzungsfreifrei und mittlerweile (Seit diesem Sommer) sogar regelmäßig in Huaraches Sandalen (Mittlerweile Distanzen bis 12Km)
Privat im Alltag bin ich ebenfalls seit fast zwei Jahren in Straßenschuhen mit Vibramsohle unterwegs.
Soweit so gut…. Nun ist es aber so, dass ich trotz gut aufgebauter Muskulatur, völlig intakter Achillessehen und schmerzfreiem Laufen immer noch Senkfüße habe. Die sind so platt wie eh und je und da stellt sich die Frage, wie lange meine „Selbstheilung“ gut gehen kann, wenn ich mal 10 - 20 Jahre in die Zukunft denke (Ich bin 47 Jahre alt)
Meine „Achillesferse“ scheinen z.B. meine Sprunggelenke zu sein, die bei einer dauerhaften Belastung von 50+ Wochenkilometern gerne mal „Jetzt reichts auch“ sagen. Keine Verletzung oder Schmerzen in dem Sinne, aber ein dauerhaftes Gefühl von beginnender Überlastung. Es fehlt in der direkten Trainingsvorbereitung vor Wettkämpfen oft die Leichtigkeit in den Sprunggelenken, wenn sich der Plan dem Höhepunkt nähert.
Nun hat mich gestern jemand per PM angeschrieben und einen Link geschickt, der offenbar nicht aktiv im Forum schreibt, aber mit liest. Diesen Link hier meine ich:
wenn´s knackt wird´s schon richtig sein: Unsinn Fußgymnastik bei Senk-, Spreiz- und Knickfuß
Das hat mich durchaus mal wieder zum Nachdenken gebracht. Barfußlaufen wird dort durchaus als adäquates Trainingselement aufgezeigt, aber eben erst wenn das Gewölbe wieder hergestellt ist (Was von alleine eben nicht "einfach so" passiert)
Ich will das gar nicht als neue Wahrheit verkaufen, aber es zeigt wie mannigfaltig sowohl die gesundheitlichen Einschränkungen als auch die Lösungswege sein können. Das ist viel zu individuell, um es pauschal aburteilen zu können.
Wie gesagt, Ärzte gibt’s genauso in „gut“ und „schlecht“ wie Patienten….
Meine eigene Methode gibt mir bisher Recht, aber vielleicht ist es trotzdem eine gute (weil nachhaltigere) Idee, noch mal einen Versuch zu unternehmen mein Fußgewölbe wieder richtig aufzubauen?
Ich habe gestern noch viel recherchiert und in meiner unmittelbaren Nähe zum Arbeitsplatz das hier gefunden:
Orthosport Orthopädie
Nach einem sehr netten Telefonat und dem Abklären der Kosten (70€ falls die Kasse das nicht übernimmt), habe ich mir dort für nächsten Mittwoch einen Termin geholt.
Dieser Termin dauert eine Stunde und umfasst diverse Laufanalysen (In drei verschiedenen Schuhen bzw. In Alltagsschuhen, diversen Laufschuhen und Barfuß) und sie überprüfen die ganze Statik beim Laufen (Also auch Hüfte, Knie, Wirbelsäule )
Ich bin einfach mal gespannt, in wie weit mein Weg mich in die richtige Richtung gebracht hat oder ob es am Ende überraschende, vielleicht auch negative Erkenntnisse gibt.
Ich glaube, man muss bei sowas einfach offen und neugierig bleiben. Irgendwelches Denken in festen Kategorien führt zumeist in eine Sackgasse.