Vögelchen hat geschrieben:Ich laufe meinen ersten Marathon am Sonntag, und tüftel gerne solche Dinge im Detail aus, daher meine Frage:
Hallo Vögelchen,
für Ratsuchende in Sachen Trinken/KH-Aufnahme beim Laufen, hier speziell beim Marathon, gibt es zunächst die Wissenschaft. Die gibt dir ein erforschtes Optimum für die Mischung von Wasser und Zucker-KH vor. Darüber hinaus sollte man wissen, dass die Rehydrierung bei diesem Optimum noch nicht optimal ist. Das wird sie erst, wenn dieser Mischung eine "Prise" Salz beigemengt wurde. Auch dafür gibt es Zahlen. Das ist allerdings so wenig Salz, dass man es im vielen Zucker nicht schmeckt.
Alles darüber hinaus sind Erfahrungswerte und zwar individuelle, die unter Umständen für andere Läufer wenig bis gar keine Gültigkeit besitzen. Wie das so ist mit Erfahrungswerten: Man muss sie durch Erfahrung, also beim Laufen, sammeln. Ich könnte dich zuschütten mit
meinen Erfahrungen. Was dir allerdings nichts nutzt, weil es meine sind und dein Magen-Darmtrakt darauf rebellisch reagieren könnte. Ich kann mir beispielsweise eine Menge von Gels einwerfen in recht kurzer Zeit, die bei anderen definitiv zum Erbrechen führen würde. Und mein Magen-Darmtrakt ist sogar in der Lage solche Mengen über mehrere Stunden stetig zu verstoffwechseln.
Es ist nun leider zu spät für dich, um Erfahrungen schon im Training zu sammeln - idealerweise bei den langen Läufen, die man für Marathons trainieren muss. Ich habe zu jener Zeit, als ich Marathons am Anschlag und mit stetem Bestreben meine PB zu verbessern lief, jede Veränderung von Ausrüstung und Ernährung im Training getestet, um im Wettkampf keine böse Überraschung zu erleben. Du solltest dich also bei deinem ersten Marathon auf das verlassen, was du sicher weißt, was du bereits erprobt hast. Ansonsten eben auf die Empfehlung des Mischungsverhältnisses. Wobei es kaum schiefgehen dürfte, wenn ein bisschen zu wenig Flüssigkeit beigemengt ist. Dazu kommt, dass einem auch ohne Fehler bei Ernährung/Trinken übel werden kann. Das ist eine Übelkeit, die vom überforderten Energiestoffwechsel zum Ende hin ausgeht, weil man einfach zu schnell unterwegs ist. Auch das habe ich ein paarmal erlebt.
Eine bestmögliche Rehydrierung ist abseits der Tatsache, dass man auch mit weniger Flüssigkeit das Ziel erreichen kann, trotzdem anzustreben. Zu wenig Flüssigkeit im Blut verdickt es. Damit wird nicht nur der Sauerstofftransport behindert und damit die Leistungsfähigkeit reduziert, sondern es steigt auch das Risiko gefährlichere Sachen zu erleiden.
Alles statistisch erforscht und belegt, was nicht heißt, dass real irgendeine Art von Risiko konkret auftreten muss. Ich lief bisher 300 mal Marathon und Ultra. Dabei rannte ich in jedem Zustand von Hydrierung und Energiearmut durch die Gegend und nichts geschah, das mir dauerhaft zum Nachteil gereicht hätte. Zum 301. Marathon kam es noch nicht, weil mich mein Schicksal bei einem kleinen, im Grunde unbedeutenden Trainingsläufchen in Form eines Infarktes heimsuchte. Seit der überwunden ist (im Grunde seit der Entlassung aus dem Krankenhaus nach 5 Tagen, auch wenn ich mir 4 Wochen Rekonvaleszenz gönnte), kämpfe ich wieder um Ausdauer und Reichweite und hoffe baldigst Nr. 301 folgen lassen zu können.
Ich wünsche dir ein wunderbares Lauferlebnis beim 1. Marathon. Genieße ihn, denn der Erste kommt nie wieder!
Gruß Udo