Stephen hat geschrieben:Ich war beim Swiss Alpine Marathon froh über die K42-Läufer, die zwischen 6:10 und 6:40 gebraucht haben, denn als ich die auf dem letzten Teilstück überholt habe, konnte ich mich an dem Gedanken aufrichtet, daß ich nach neun Stunden immer noch schneller bin als die von mir Überholten mit 36 km weniger in den Beinen.
Hi Stephen,
da ich genau in dem Zeitfenster unterwegs war, hab ich ja noch eine gute Tat getan, von der ich noch gar nix wusste
Aber Spass beiseite. Ich denke, Laufen, auch im Wettkampf, hat eine Leistungs- und eine Erlebnisdimension. Was das für den einzelnen bedeutet, ist individuell sehr verschieden. Obwohl ich durchaus leistungsorientiert bin und mir das viel Spass macht, nehme ich mir genauso das Recht heraus, einen "Wettkampf" rein erlebnisorientiert zu bestreiten. Weil es ein gutes Training ist. Weil ich liebe Freunde treffe. Vielleicht weil ich liebe Freunde begleite. Weil mir laufen in schöner Umgebung Spass macht usw.
Der K42 in über 6h hat mir echt Spass gemacht. Und ach ja, ich wollte auch mal gerne so eine dieser - wie ich finde - wirklich gelungenen Swiss Alpine Medaillen haben

(ich wusste vorher nicht, dass es zum 20. Jubiläum auch für die K78er eine gibt

).
Ah ja, gegangen bin ich auch einiges. Und Pause gemacht an der Keschhütte. Dabei Felix getroffen, den es im Aufstieg zerlegt hatte und der dreckig und blutverschmiert ankam und den ich ein bissel bemuttern konnte. Oder später Wolfgang, der an dem Tag mit saumässigen Krämpfen zu tun hatte, und mit dem ich bis zur Weiche zum Panoramatrail gegangen bin, was ihn ein bisschen aufgebaut hat. Ehrlich gesagt, einer meiner schönsten Marathons, ich denke gerne daran zurück. Richtig: Marathon. Ich zähle ihn mit in meiner Statistik. Obwohl das für mich eher ein Regenerationsläufchen war. Es war irgendwie ein besonderes Erlebnis.
Warum also sollte ich jemand kritisieren, der 5 oder 6h für einen Marathon benötigt, aber dabei ein Erlebnis hat, das ihm persönlich viel bedeutet. Die Altersläufer wurden schon angesprochen. Ihnen bedeutet es sehr viel, dabei sein zu können. Wer in der M70 oder M75 noch Marathons oder Ultras bewältigt, den achte ich als grosses Vorbild. So möchte ich auch noch unterwegs sein in dem Alter. Hat schon mal jemand Sigrid Eichner (die einzige Frau mit mehr als 1000 gelaufenen Marathons) laufen sehen? Natürlich kann man die Frage stellen, ist das noch "laufen" was sie tut? Und dann fährt diese kleine, zähe Person nach Kalifornien und finisht den Badwater Ultra. Mein Respekt für sie ist grenzenlos.
Die Idee, der Wert einer Medaille (auch hier ist es jedem überlassen, welchen ideellen Wert er darin sieht) wäre davon abhängig, welche Zeiten andere erzielen finde ich putzig. Meine Leistung ist ganz mein eigenes Ding, damit muss ich klar kommen. Vor 20 Jahren wäre ich mit meinen Zeiten irgendwo hinten gelandet. Heute nicht mehr. Dadurch wird meine Leistung nicht besser, aber auch nicht schlechter.
G'nug gebabbelt
Michael