Ok, bevor ich jetzt kleckerweise eigentlich schon alles erzählt habe, schnell noch vom Frühstückstisch der Racereport zum 28.
Spreewald Duathlon. Der Traditionswettkampf bei Berlin um den Campinglatz am Briesensee ist sowas wie der inoffizielle Saisonauftakt für die Berliner und Brandenburger Multisportler und die Langstrecke 19-84-5 wird in aller Bescheidenheit inoffiziell als härtester Duathlon der Welt vermarktet.
Hart ist er tatsächlich schon mal, weil fast ein Halbmarathon durch ziemlich zähes Geläuf im Wald vor einer windanfälligen Radstrecke gefolgt von einem, nur als Schikane zu bezeichnenden, 5km-Abschluss-Lauf durch die von landwirtschaftlichen Fahrzeugen zerfurchten Wege halt hart ist. Dieses Mal war es besonders hart, was vor allem an den Wetterbedingungen lag.
Neben dem langen Kanten gibt es noch eine Kurzstrecke 10-42-5 und eine Volksvariante 6,5-11-2,5. Alles ist gut organisiert, aber eher familiär-lokal als eventartig. Auf jeden Fall sympathisch.
Die Wettervorhersage war eigentlich gar nicht so schlecht. Zwar kühl, aber wenig Wind und der Regen sollte vor dem Start oder aber auf jeden Fall vor der Radstrecke durch sein. Dann nur noch 20% Niederschlagswahrscheinlichkeit, aber die 80% waren offensichtlich an einem anderen Ort.
Ich war nicht wirklich gut erholt von den letzten Wochen, die HRV immer noch auf den Weg in den Keller und aufgrund der HWS-Problematik war der Schlaf in den letzten Tagen auch nicht so, wie er sein sollte. Die Laufverletzungsmisere kam dazu und meine Lust hielt sich in Grenzen. Der Wettkampf liegt mir halt und ich hab da schon Chancen auf die Top Ten gesamt oder das Ak-Podium, wenn ich gut drauf bin und wie gesagt: Das ist kein Wettkampf der Schlümpfe, sondern die Berliner- und Brandenburgischen Duathlonmeisterschaften. Kurzum: Ich bin eigentlich nur hin, weil meine Frau für die Kurzdistanz gemeldet war und weil ich endlich mal wieder einen Wettkampf machen wollte. Der letzte war ja der Ironman Kopenhagen.
Aufgrund der fehlenden Laufkilometer und angesichts des langen harten Tages fokussierte ich auf 2 Punkte: Konservatives Pacing und gute Kohlenhydratversorgung und gute Hydrierung, auch - obwohl kühl - zum Üben für Frankfurt.
Der Start war ein übles losgestürme, auch weil zusammen mit der Kurzdistanz. Aber fast alle hab ich noch mal gesehen. Ich wollte nach Gefühl und Puls so um MRT anlaufen, das wellige unebene Geläuf und die Tagesform ließen nicht mehr als 4:30-4:35 zu. Aber dabei fühlte ich mich gut und ich versuchte, möglichst ökonomisch zu laufen. Die Strecke hatte zwei Runde, ich nahm 1 Gel vor dem Start und 2 auf der Strecke sowie etwas Wasser. Insgesamt hab ich um die 350g Kohlenhydrate im ganzen Wettkampf eingeschaufelt. War weder zu viel noch zu wenig.
Der Lauf verlief ohne besondere Vorkommnisse und ab km 15 wusste ich, dass das Pacing gut war, weil die Beine sich noch echt gut anfühlten und ich schon die ersten Läufer kassierte. Für die würde es ein langer Tag werden. Mir ging's gut, ich war nur etwas genervt vom Schotter und dem etwas nervigen Untergrund. Ging aber in den Vaporflys gut, hat nur die Achillessehne wieder etwas zum Nörgeln gebracht. Aber das wird schon. Lauf ging dann ungefähr @4:36 weg. 33ter nach dem Laufen ist aber weit von normaler Leistungsfähigkeit entfernt, leider.
Zu dem Zeitpunkt waren um die 8 Grad und Nieselregen, zum Laufen eigentlich ganz angenehm. Ich hatte kein Bedürfnis für Handschuhe - bis ich in der Wechselzone ankam und Probleme hatte, die Schuhe auszuziehen mit den etwas klammen Fingern und auch die Verschlüsse der Radschuhe festzuzurren. Das sollte in T2 noch viel schlimmer werden, aber erstmal losfahren und aufs Rad.
Ich hab mich erstmal gut versorgt auf dem Rad mit Gel und Flüssigkeit und kam nur langsam in Fahrt. Es blieb leider kühl und windig und hörte leider nicht auf zu Nieselregen. Das war bei 8 Grad zunehmend kein Spaß. Ich stecke solche Bedingungen eigentlich besser weg als Hitze, dennoch waren die Beine nicht so ganz arbeitswillig und ich war heilfroh über meine Aerocalfs, die meine Waden wenigstens etwas wärmten. Meine Füße hab ich aber so ab km 50 nicht mehr gespürt und es wurde zunehmend schwieriger, die Versorgung mit gefühllosen Fingern zu handeln. Immerhin konnte ich noch schalten. Einige haben schon nach der ersten Radrunde DNF abgebrochen oder konnten sich gar nicht mehr Versorgen, weil sie die Sachen nicht mehr greifen konnten. Ich hatte, wie die meisten, keine Handschuhe angezogen, weil es beim losfahren nicht mehr regnete und auch so bleiben sollte. Schade, hatte extra Handschuhe in der Wechselzone zu liegen, aber im Aeroeinteiler ist halt auch kein Platz. Naja, wie gesagt, die 84km waren nicht das Problem, sondern T2.
Vorher kam ich aber gut durch die erste Radrunde. Die ist windanfällig, aber flach und gut zu fahren. Nur einige Abschnitte haben so rauen Asphalt, dass man immer angstvoll aufs Hinterrad schaut, dass man doch keinen Platten hat und dann halt erleichtert die 15 Watt mehr tritt.
Bei mir lief es dann im Verlauf immer besser und ich konnte zunehmend mehr Watt drauflegen und die ersten Fahrer einsammeln. Leider gab es keine legale Gruppe, ich bin meist alleine gefahren. Von den ursprünglich 122 Startern sind auf der LD auch nur 58 angetreten wetterbedingt. Am Ende die letzen 20 km konnte ich dann sogar die höchsten Werte fahren, auch hier ganz gutes Pacing. Wäre vielleicht mehr gegangen, aber die Bedingungen zehrten schon auch an mir und natürlich war ich trotzdem paniert, war schließlich schon 3,5h unterwegs. Rad ging dann in 2h:20:44 weg, 215W NP und offiziell 4 Minuten langsamer, weil T2 drin ist.
Das war ein Drama. Ich bin als 16ter vom Rad, hatte also 17 Plätze auf dem Rad gutgemacht und traf in der Wechselzone noch so einige der 15 Leute vor mir: Die lang teilweise mit Krämpfen auf dem Boden und versuchten, irgendwie, mit vor Kälte tauben Fingern aus den Radschuhen zu kommen oder in die Laufschuhe rein. Oder standen rum und bekamen den Verschluss vom Helm nicht auf. Ich hab ohne Witz sicher über 1 Minute versucht, den Helm aufzubekommen. Den Schuhwechsel hab ich mit 1er Minute Minuten und nur 2-3 Krämpfen gut hinbekommen. Es war echt übel und regnete immer noch. Ich hab dann noch ein Gel und etwas Wasser genommen, weil es da auch am Ende energetisch echt eng werden kann. Und nach gefühlter Ewigkeit los.
Meine Frau stand an der Strecke und jubelte mir zu und schrie vor allem, das mir gleich warm werden würde. Mir war gar nicht so kalt, aber ich war wirklich ziemlich durch. Ausgangs der Wechselzone überholte ich noch einen Mitstreiter und begab mich dann ins zerfurchte Geläuf. War echt mies. Der Läufer vor mir war in Sichtweite, aber sicher 150m weg und ich wollte Ihn eigentlich einholen, aber der lief stark und so ab Kilometer 2 bekam ich zunehmend Krampfansätze in den Adduktoren aufgrund des unebenen Untergrundes. Ich befürchtete schlimmes, aber es blieb kontrollier- bz. aushaltbar. Nach 2,5km gab den Wendepunkt und mein einziger Gedanke war, die 180 Grad-Kehre ohne Krampf zu überstehen. Geschafft.
Ich hatte ungefähr 30 Sekunden auf den hinter mir, der auch nach meiner Ak aussah. Dessen Blick ging aber auch echt ins Leere, was mich etwas beruhigt hat. Ich sah aber auch nicht besser aus, mir kamen auch echt nur noch Zombies mit leerem Blick entgegen, wie man halt ausschaut nach so einer Wetterschlacht. Meine größte Angst auf dem letzten Kilometer war, dass von hinten noch was kommt und ich nochmal versuchen müsste, anzuziehen, aber das war glücklicherweise nicht der Fall.
Dann endlich im Ziel. Letztlich
15ter Gesamt von nur 58 (gemeldet waren um die 130 Starter) und 4ter Ak von 11 in 4h:17:22. Die AK 50 hätte ich mit 9 Minuten Vorsprung gewonnen. Muss ich auf nächstes Jahr warten.
Jetzt kommt natürlich erstmal auch eine Entlastungswoche.