bushti hat geschrieben:ich hab zu doll angefangen und jetzt die rechnung dafür erhalten, ich weiss.
Hallo bushti,
eine Teilerklärung für deinen Schmerzzustand hast du hast du selbst geliefert. Selbst wenn man dich nicht laufen sieht und auch sonst nichts von dir weiß, darf man unterstellen, dass der abrupte Einstieg deinen Knien nicht bekommen ist. Du hast offensichtlich genug Ausdauer - woher auch immer - um 40 min sofort laufen zu können. Das kann von anderen, die Ausdauer schulenden Tätigkeiten (Arbeit? Sport?) herrühren, aber schlicht auch von einem vorhandenen Lauftalent. Nur leider ist dein Bewegungsapparat nicht an Ausdauerleistungen von dieser Dauer angepasst. Die Schmerzen sind ein Hilfeschrei des Körpers so nicht weiterzumachen. Unabhängig von der Diagnose des Arztes. Es ist nicht einmal gesagt, dass die Schmerzen tatsächlich von den angeblich oder tatsächlich geschädigten Strukturen im Knie stammen. Just in dieser Woche habe ich ein
Buch ausgelesen, in dem Schmerz ganz anders interpretiert wird, als es in der medizinischen und physiotherapeutischen Lehre gemeinhin geschieht. Egal. Du hast deinen Körper überfordert und musst es nun auskurieren.
Ich empfehle dir den Anordnungen deines Arztes zu folgen und tatsächlich so lange die Knie nicht mehr laufend zu belasten, bis die akuten Beschwerden abgeklungen sind. Egal, ob beim Laufen, Gehen oder wobei auch immer. Danach solltest du mit einer drastisch reduzierten Laufdauer wieder von vorne beginnen. Höchstens 3 x 20 min pro Woche und zwischen zwei Lauftagen immer mindestens einen Ruhetag einhalten. Wenn dieses Pensum schmerzfrei möglich ist, kannst du in der Folgezeit, Woche für Woche, je eine Laufeinheit um 5 min verlängern (also Steigerung pro Woche um 5 min, nicht pro Trainingstag). Damit wird es einige Zeit dauern, bis du 45 min oder länger durch die Gegend traben kannst, dafür ist das Risiko an Schmerzzuständen leiden zu müssen deutlich reduziert. Sollte das Knie neuerlich "zicken", schlage ich dir vor dich einer Bewegungsanalyse zu unterziehen. Lauf- oder Bewegungsanalysen meinen nicht die ähnliche, jedoch vergleichsweise oberflächliche Begutachtung deiner Bewegungsabläufe wie sie auf dem Laufband heutzutage fast schon routiniemäßig beim Kauf von Laufschuhen üblich ist.
Die Bewegungsanalyse vermag in vielen Fällen mehr zu erkennen als es Orthopäden können. Das liegt nicht an Fehlern oder Unvermögen von Ärzten, sondern an den unterschiedlichen Vorgehensweisen. Der Arzt betrachtet deine "Knochen" überwiegend statisch. Manches erkennt man aber erst beim Laufen, also dynamisch, und das vermag die Bewegungsanalyse zu entschlüsseln, die den "Kerl" laufend, auf dem Band, sogar in Zeitlupe mit Videoaufzeichnung und Vermessung der Extremitäten betrachtet.. Darüber hinaus bekommt man nicht nur eine "Schadensfeststellung" - so denn ein Schaden überhaupf vorliegt -, sondern auch Hinweise, wie man das Problem abstellen kann. Zum Beispiel Übungen zur Kräftigung, wenn muskuläre Defizite ursächlich sein sollten.
Noch ein Hinweis von einem, der in vielen Laufjahrzehnten mit einer Unzahl von Schmerzzuständen "umgehen" musste (vieles davon war allerdings nur meinem hohen Trainingseinsatz geschuldet, eine Ursache, die ein Großteil der Läufer nicht betrifft). Was ich lernen musste ist dies: Oft brauchte es mehrere Arztbesuche und unterschiedliche Therapien, bis einem "Leiden" abgeholfen wurde. Und nicht in jedem Fall kamen Fachleute oder ich selbst als Betroffener der Ursache auf die Spur. Bis jetzt habe ich jeden dieser Kämpfe gegen den Schmerz gewonnen. Mit der Zeit lernt man als (Viel-?) Läufer jedoch, wie viele Muskeln, Bänder, Sehnen, Knochen, Gelenke und Bindegewebe so ein menschlicher Körper besitzt an denen man Schmerz leiden kann. Tausend Stellen und mehr. Derzeit lauert etwas in meiner Schulter. Nie wäre ich auf die Idee gekommen, dass ich als Läufer an Schulterschmerzen laborieren könnte. Es hat aber unzweifelhaft mit meinem hohen Laufpensum zu tun. Da hilft mir auch die Diagnose nicht weiter: Mit Röntgenbildern und sogar einem MRT wurden nicht weniger als 6 (in Worten: sechs!!) hochkarätige Ungereimtheiten in meiner Schulter festgestellt. Von "Frozen Shoulder" bis "entzündete, sogar millimetertief eingerissene Sehne" ist alles dabei. Was nun den Schmerz auslöst bleibt trotzdem im Dunkel. Ich therapiere die Schulter, versuche sie beweglicher zu machen, Dehnen, Kräftigen, das volle Programm. Damit will ich dir sagen, dass du niemals aufgeben sollst. Eventuell musst du NERVEN. Deinen Arzt oder den Therapeuten. Wenn es sich nicht bessert muss die Diagnose überdacht oder die Therapie gewechselt werden, vielleicht beides. Als Patient muss man manchmal mehrmals in den sauren Apfel beißen und sich den Hintern in Wartezimmer platt sitzen. Der Körper ist eine hochkomplexe Anordnung von Organen, die zusammenarbeiten müssen. Wenn das Gleichgewicht "irgendwo" gestört wird, kann es ganz woanders weh tun.
Was ich auch lernen musste ist dies: Eine "Sache" mag bei zwei Patienten denselben böse klingenden Namen bekommen. Zum Beispiel Achillessehnenreizung /-entzündung (die schlimmste Geißel des Läufers). Allerdings verhält sich diese A-Sehnen-Sache bei allen Menschen anders. Die Sehne kann sich an verschiedensten Stellen entzünden, es kann schlimmer werden, wieder weggehen oder auch höllisch schmerzen. Auch die Ursachen können unterschiedlichster Natur sein. Und um dem ganzen die Krone aufzusetzen: Manchen hilft eine von möglichen Therapien, bei anderen bleibt sie völlig wirkungslos. Es ergibt also wenig Sinn das eigene Problem mit dem anderer zu vergleichen, um Hilfe zu bekommen. Man wird sich mit anderen Leidensgenossen unterhalten, um das eigene Los einordnen zu können. Viel mehr ist aber nicht möglich. Erst recht nicht per Ferndiagnose, die sich auf nicht mehr stützen kann als auf Buchstaben - so wie hier im Forum. Man hat keine andere Wahl als sich in die Hände eines Arztes oder - je nach Schwere des Problems - von anderen Fachleuten (Trainer, wenn die Ursache offensichtlich oder bekannt ist, orthopädisch geschulte Personen, Therapeuten) zu geben. Dann tun, was einem vorgeschlagen wird (allerdings nicht unter Ausschaltung des eigenen gesunden Menschenverstandes), sich therapieren lassen. Wenn das fehlschlägt - wie oben schon dargestellt - NERVEN! Wieder hingehen und intervenieren. Sich nicht zufrieden geben.
Ich wünsche dir, dass du diesen Rat nicht brauchst, weil dein Beschwerdezustand sich bald erledigt haben wird
Gruß Udo