So, das war jetzt der zweite Teil meines zweiten Doppel-WK. Der Jahrhundertlauf "100 Jahre Möhnetalsperre". Die Sperrmauer wurde 1913 erbaut und 1943 im zweiten WK ... ähm ... Weltkrieg durch einen Bombenangriff der Engländer zerstört und noch im gleichen Jahr wiederaufgebaut. Der militärische Zweck, die Rüstungsindustrie im Ruhrgebiet zu schädigen, wurde nicht im erhofften Maße erreicht, dafür gab es durch die Flutwelle ca. 1500 Todesopfer unter der Zivilbevölkerung. Meine Heimatstadt wurde damals auch erheblich von der Möhnekatastrophe geschädigt. Auch das jährte sich im Mai zum 70. Mal.
Im Rahmen der umfangreichen Festwochen startete heute am ungewohnten Dienstagabend der Jubiläumslauf über 15 km direkt auf der Sperrmauer. Ich war zusammen mit einem Vereinskameraden angereist und durch Wartezeiten an der Startnummernausgabe wurde es zeitlich ziemlich knapp. Wir mußten das Warmlaufen dazu nutzen, um von der Startnummernausgabe zum Start auf der Sperrmauer zu kommen, das war schon ein gutes Stück zu laufen. 10 min vor dem Start waren wir da, natürlich alles brechend voll. Wir wühlten uns durch das Feld der wartenden Teilnehmer, um so weit wie möglich nach vorn zu kommen, da die Sperrmauer ziemlich schmal ist. Die letzten Minuten bis zum Start nutzte ich, um meinen Chip an den Schuhen zu befestigen, wozu ich vorher überhaupt nicht gekommen war. Nur nicht nervös werden!
Dann der Startschuß, es war zwar anfangs wie erwartet schwierig, durchs Feld durchzukommmen, aber am Ende der Sperrmauer war halbwegs freies Laufen möglich. Die ersten 3-4 km identisch mit der Möhnesee-Pokallaufstrecke, ganz leicht wellig. Der Himmel bedeckt, optimales Laufwetter, aber fürs Auge wäre ein klein wenig Sonne nicht falsch gewesen. Die Strecke führte um einen Teil des Möhnesees herum, für eine ganze Runde ist der See zu groß, daher wurde in der Mitte über die Delecker Brücke abgekürzt. Bis km 6 auf dem asphaltierten Fußweg immer am Ufer entlang, dann ging es über die Hevebrücke, die den Hevearm etwas abkürzt. 5 km-Durchgangszeit 24:30, das war mal meine 5 km-PB. Dann ein relativ kurzer Anstieg bis zum Torhaus und dann wieder bergab auf den Fußweg. Alles lief wie am Schnürchen, meine Pace schwankte immer so um 5:00 herum, also klarer Kurs auf PB. 5:09/km waren zu schlagen. Wieder fiel mir auf, daß ich offenbar der einzige Läufer auf der Welt bin, der bergab schneller läuft als bergauf.

Bergauf wurde ich überholt, bergab überholte ich, immer dasselbe Spiel, immer dieselben Leute.
10 km-Durchgangszeit kurz vor der Delecker Brücke: 49:09. Donnerwetter, da bin ich ja manchmal im 10er kaum schneller. Aber mein Gefühl war gut dabei, keinerlei Probleme. Dann kam ein langer flacher Anstieg über die total gesperrte Möhnestraße, am Strandbad vorbei. Hier verlangsamte sich meine Pace etwa auf 5:10, aber alles im Plan. Den höchsten Punkt erreichte ich immer noch ohne jedes Problem, nur der Schnitt hatte etwas gelitten, viel Vorsprung auf die 5 min-Grenze hatte ich nicht mehr. Aber die letzten zwei km gingen bergab, also kein Grund, sich Sorgen zu machen. Hier nahm ich nochmal richtig Fahrt auf, genoß dabei noch die tolle Aussicht auf die Sperrmauer und den spiegelglatten See, konnte dann auf der endlos langen Zielgeraden am Vorbecken noch meine letzten Körner einsetzen. Ins Ziel kam ich
in einer neuen PB von 1:13:05 (=4:52/km)

Die Silvesterlaufzeit um 4:15 min. verbessert.

Platz 235 von 585 bei den Herren, Platz 29 von 100 in der AK M50.
5 km-Splits: 24:30 24:39 23:56
Mein Kollege ist auch gut durchgekommen, ihm hat's auch gefallen und wir haben uns noch zwei alkoholfreie Weizen im Zielraum gegönnt und danach ging es zügig wieder nach Hause.
Mein Kollege glaubte, gehört zu haben, daß dieser Lauf jetzt doch regelmäßig stattfinden soll. Dachte ich mir's doch. Erst mit der vermeintlich einzigen Gelegenheit die Starter anlocken und dann das funktionierende Geschäftsmodell doch fortführen.

Andererseits ist die Strecke wirklich sehr schön und es wäre ein Jammer, wenn man die nur ein einziges Mal laufen würde. Aber das nächste Mal bitte an einem Wochenende!