Moin zusammen,
ich war ja in der letzten Zeit recht ruhig. Momentan legt mich eine Erkältung lahm, aber eigentlich geht's mir gut. Vom 16. bis 26. Juni war ich mit meiner Frau auf Teneriffa im Urlaub. Nun die Frage: Was macht ein ambitionierter Freizeitläufer, der enorm gerne Trailrunning macht und dazu noch begeisterter Bergsteiger. Genau, er will auf den Pico del Teide, mit 3712 Meter der höchste Berg Spaniens und dritthöchster Inselvulkan der Welt. Problem: Man braucht eine kostenlose Genehmigung um hoch zu dürfen. Nächstes Problem: Für den Juni sind keinerlei Genehmigungen mehr verfübar. Lösung des Problems: Ankunft und Abstieg an der Kontrollstelle in 3555 Metern Höhe vor 9:00 Uhr. O.k., hin und her überlegt, Frau bezirzt. Ergebnis: Ich mache es!!!
Der Tag sollte kommen, es war der 23. Juni. Der Wecker klingelte um 3:30 Uhr. Erstes Problem: Die Tür des Hotels war verschlossen. Somit musste ich erst den Nachtportier suchen und wecken. Er war zunächst sehr verwirrt, dass jemand im Urlaub so früh auf den Beinen ist. Nachdem er seine Verwirrung abgelegt hat, hat er mich in die Nacht von Puerto de la Cruz entlassen. Um ca. 5:00 Uhr, nachdem ich unterwegs Toast mit Honig verdrückt habe, Ankunft am Wanderparkplatz. Zweites Problem. Kein Parkplatz mehr frei, die nächsten ca. 2 km entfernt, scheiße. Zum Glück, 200 Meter entfernt, noch ne inoffizielle Parkbucht neben der Straße gefunden. Ufff, Problem gelöst. Nun konnte es losgehen.
5:15 Uhr Start am Parkplatz der Montaña Blanca in 2399 Metern Höhe in vollmondurchfluteter Nacht mit Stirnlampe. Vor mir hatte ich ca. 1400 Hm und 9,5 km bis auf den Gipfel des Teide. Ziel war es, bis 8:15 Uhr am Gipfel zu sein. Unsicher war ich mir, wie ich die Höhe verkrafte. Zunächst ging es über einen breiten Fahrweg für die ersten 300 Hm und 5 km Wegstrecke. Dann ging's los in den Bergpfad, es wurde steil. Zunächst sehr unangenehm über grobes Geröll. Ich dachte schon 'Na toll, wenn's so bis oben weiter geht'. Aber es besserte sich. Es war ein angenehm zu laufender Bergpfad, wenn man eine gewisse Trittsicherheit mitbringt. So machte ich Kehre für Kehre, überholte drei Wanderer - wer ist denn so blöd, und rennt schon zu dieser am am Berg rum

. Irgendwann war ich an der Berghütte angekommen auf 3200 Meter. Ich war erst ein wenig länger wie eine Stunde unterwegs. 'WOW, du liegst gut in der Zeit. Kannst jetzt ein wenig ruhiger angehen' dachte ich mir. So langsam konnte ich auch meine Stirnlampe abziehen, es wurde ganz allmählich heller. Ca. 15 Minuten, nachdem ich die Berghütte hinter mir gelassen habe legte ich dann einen kurzen Stopp ein um meine Stirnlampe zu verstauen und kurz was zu essen. Dann ging's weiter. Irgendwann kam di Sonne hinter dem Horizont hoch, die Stimmung war unbeschreiblich. Die Höhe merkte ich kaum. Ein klein wenig mehr schnaufen musste ich, das war's. Kein Kopfweh, oder so. Super. Also vobei an der Seilbahnstation und die Kontrollstelle durchquert auf die letzten 150 Hm. Ich hatte immer noch einen recht lockeren Laufschritt drauf. Es wurde nochmal knackig steil, die Szenerie wurde immer überwältigender, die ganze bizarre Vulkanlandschaft des Teide NP breitete sich unter mir aus. Schließlich kam ich an den obersten Kraterrand, diesem noch ein wenig entlang, umsäumt von eigentartig duftenden Schwefeldämpfen, zum höchten Punkt Spaniens. Da ich kurz gelaufen bin erstmal lange Sachen drübergezogen und was gegen den doch eisigen Wind. Dann Blick auf die Uhr - YIPPIEEE, erst 7:10 Uhr. 1400 Hm und 9,5 km bis in eine Höhe von 3718 Metern in unter zwei Stunden. Ich war stolz wie Oskar

Dann habe ich ausgiebig das überwältigende Gipfelgefühl und Panorama genossen. Ich denke die Bilder sprechen für sich
Leider musste ich diesen magischen Ort wieder verlassen. Auf dem Weg nach unten habe ich noch einige Stopps eingelegt, um die Landschaft fotografisch festzuhalten. Aber es lief super nach unten. Es ist geil, wenn man sich auf seine absolute Trittsicherheit verlassen kann, selbst in steinigem Gelände. Ich war in einem richtigen Abstiegsflow

Schließlich war ich gegen 9:15 Uhr wieder am Auto. Mit einem unglaublichen Schatz reicher ging's zum späten Frühstück wieder zurück nach Puerto de la Cruz und an den Pool. Wobei ich sagen muss, dass ich den insgesamt 19 km und 1400 Hm rauf und runter in ca. 3h15min kaum gespürt habe in den Beinen. Ich kann guten Gewissens behaupten, dass es wohl mein überwältigenster, bester und einzigartigster Landschaftslauf war, den ich je gemacht habe. Das zu toppen wird schwierig
Nun noch ein paar Bilder. Ich hoffe, ich konnte vermitteln, wie geil das war
Gehabt euch wohl
Johannes