Guten Tag liebe Foris,
bevor nun mein Bericht folgt, will ich noch Eckhard und Korinna für die herausragenden Leistungen bei der Harzquerung gratulieren.
Über 50km und dann noch die ganzen Höhenmeter - keine Ahnung wie ihr das hinbekommt.
9.1.2014: ich starte aus einer "gute-Vorsätze- Laune" heraus diesen Faden. In dieser Zeit war mein Prinzip noch: das Maximale aus minimalen Trainingseinsatz herausholen.
Plan war, mit möglichst wenig Aufwand ein gutes Ergebnis abzuliefern. Wie ihr wisst, ging das natürlich schief.
25.04.2015 Nach über 15 Monaten mit keinem Marathonergebnis bin ich mit großer Vorfreude nach Hamburg gereist.
Nach über 5 Stunden Autofahrt, einer Ölkontrollanzeige die trotz Öl nachfüllen permanent "Ölstand zu gering" anzeigte und reichlich Stau, bin ich im Hotel angekommen. Eingecheckt und direkt zur Messe gefahren um endlich Farhad, Markus und Jan kennenzulernen.
Was soll ich sagen: es war sehr, sehr schön euch alle zu sehen. Leider hat Farhad uns gleich von seiner Verletzung erzählt. Gerade Farhad, dem ich am meisten einen guten Marathon gewünscht habe, einfach weil er mit seinem Teamspirit, seinem Fachwissen und seinem ganzen Herzblut den Faden unglaublich bereichert hat.
Ich konnte es nicht so ganz glauben und dachte das fällt etwas ins Gebiet "Tapering-Madness".
Markus und Jan haben sich dann gleich (bzw. Markus nach Überredung von Jan) ein 3:05 Zeittabelle beim Asics-Stand ausdrucken lassen.
Ich habe mir die 3:15h Version geholt - auch wenn Jan mich auch noch pushen wollte. Denke mal, wenn ich mal einen Pacemaker brauche und Jan will, dann könnte ich mir keinen besseren Antreiber vorstellen.
Am Schluss kam dann noch Frank alias moengel dazu - ich kannte ihn vorher nicht, aber er scheint den Marathon-Virus in sich zu tragen und den ein oder anderen Wettkampf schon gelaufen zu sein.

Nach vielen interessanten Gesprächen und einer Pasta-Runde ging es dann zurück ins Hotel.
26.04. Seltsamerweise habe ich recht gut geschlafen.
6:30 Uhr gefrühstückt. Im Speisesaal waren noch ein paar andere Läufer, Der eine war wohl den anderen Läufern bekannt. Kam vom SCC Berlin und wohl einer von der ganz schnellen Sorte. Ich wurde nur gefragt, ob ich die sub 3h schaffe - daraufhin habe ich gesagt: "klar, wenn ich die U-Bahn zwischendurch benutze".
Kurz nach 8:00 Uhr war ich schon am Messegelände. Mein Lob gilt der hervorragenden Organisation des Marathons. Ich habe ja mit Bonn, München, Köln, Berlin, Hannover, Mannheim und Frankfurt schon einige ausprobiert. Hamburg ist auf jeden Fall in Sachen Stimmung und Organisation in der Top 3!
Um nicht auszukühlen, habe ich mich nach der Kleiderbeutelabgabe noch etwas in der Messehalle aufgehalten.
Ca. 8:35 Uhr bin ich dann Richtung Startplatz und habe da Markus getroffen. 10 Minten vor dem Start habe ich wie immer 0,5l gesalzenes Wasser getrunken und Markus hat uns mit Gummibärchen versorgt.
Eigentlich hatte ich 4 Gels dabei. Das eine habe ich mir einfach unter den Hosenbund geklemmt und das wollte ich als erstes bei so km 7 nehmen. Nach den ersten 2km - bei denen es bei weitem nicht so eng zu ging wie ich befürchtete - war dieses Gel aber schon weg. Blieben also noch 3.
Mein Plan war es nicht Jan und Markus zu folgen - ich wollte mein eigenes Rennen laufen und wusste auch, dass beide deutlich stärker sind als ich. Der erste Kilometer war mit 4:43min noch recht langsam. Dafür musste ich nicht ständig überholen, sondern konnte kräfteschonend mit der Masse mitschwimmen. Die ersten 10 km gingen in etwa plangemäß in 45:14 min weg. Auf dem Kilometer 11 ging es steil bergab und ich habe sehr viele Läufer überholt. Anscheinend ruhen sich viele Läufer bei den bergab Passagen aus. Ich versuche aber immer die Belastung konstant zu halten. So ging dieser Kilometer mit recht zügigen 4:05min weg.
Die zweiten zehn Kilometer lief ich unter 45min - anscheinend zu schnell wie sich später herausstellte.
Zum halben (1:35:11) habe ich mich gut gefühlt, aber ab Kilometer 23 war Schluss mit lustig. Ich wurde deutlich langsamer und auch ständig überholt. So nahm ich mir erstmal zum Ziel, dass ich weiter laufe als mein DNF in Köln, als ich ja bei Km 25 raus bin.
Bei besagtem Km 25 habe ich dann meine Mütze weggeworfen, die ich trug damit mir nicht der Schweiß in die Augen läuft. Ich konnte das scheiß Ding aber nicht ertragen.
Das nächste Zwischenziel für mich war dann km 27 wo ich mein letztes Gel nehmen wollte. In der ganzen Zeit war ich mir sicher, dass ich aussteigen werde. Ich dachte mir die ganze Zeit: was bin ich für ein Loser. Kann noch nicht einmal den Marathon für den ich nun schon 4 Monate trainiere zu Ende laufen.
Ich dachte dann an meine Freundin die nur für mich nach nur 4 Stunden Schlaf mit dem Flieger am Sonntag nach Hamburg gekommen war, um mich im Ziel in Empfang zu nehmen. Dann dachte ich noch an Markus, Farhad und Jan, wie sie im Ziel auf mich warten würden und bestimmt denken würden: "jetzt steigt das Weichei schon wieder aus".
Ich war kaputt - nicht muskulär sondern mental.
Ein Blick auf die Uhr zeigte mir aber, dass ich nicht wesentlich langsamer wurde - noch nicht.
Ich hoffte, dass mir das Gel Auftrieb geben würde und dass es irgendwie vielleicht besser werden würde, wenn ich nur weiter laufe.
Es wurde aber nicht besser. Ganz im Gegenteil. Ab Kilometer 30 wurde ich nur noch überholt. Der Schnitt fiel auf 4:44min/km und ich habe immer nur versucht die nächste Verpflegungsstation zu erreichen.
Ich habe mir dann vorher immer gesagt, dass ich da dann ein paar Schritte gehen würde. Als ich dann aber an der Station war, habe ich mir das nicht erlaubt. Bin aber für so 100m langsam gejoggt.
Ab Kilometer 35 wurde es dann noch eine Stufe zäher. Ich habe mich noch vorher erinnert, dass der Berliner Läufer im Hotel gesagt hat, dass bei Kilometer 38 die Strecke direkt am Hotel vorbei gehen würde und man da ja dann aussteigen könne. Hatte beim Frühstück darüber noch gelacht und gesagt:" Bei Kilometer 38 steigt man doch nicht mehr aus".
Leider (oder zum Glück) hatte ich da längst einen Tunnelblick. Ich habe schon längst nicht mehr registriert wo ich bin und sah nur noch verschwommen. Ähnlich wie wenn man stark betrunken ist.
Seltsamerweise ging es aber psychisch aufwärts. Irgendwie habe ich noch gerafft, dass für die letzten Kilometer sogar ein 6er Schnitt für sub 3:20h reichen würde.
Das müsste ich wohl doch noch irgendwie hinbekommen. Trotzdem war dann Kilometer 40 und 41 sehr zäh und mit über 4:50 min/km auch langsam.
Die letzten 1,2 Kilometer habe ich dann, woher auch immer, nochmal Kraft geholt. Bei mir war es bisher immer so, dass ich den letzten Kilometer nochmal beschleunigen kann, ganz egal wie der Marathon bis dahin lief.
Kilometer 42 ging in 4:39 min/km weg und für eine kleinen Endspurt auf den letzten 200m hat es auch noch gereicht (3:53 min/km).
Ich war im Ziel. Wie das passieren konnte, habe ich selbst nicht ganz verstanden.
Da wollten die netten Helferinnen dann auch ständig Fotos machen. Ich war aber so fertig und habe nur abgewunken.
Freuen konnte ich mich nicht. Auch nicht als ich Jan gesehen habe, der mir dann gratuliert hat.
So platt war ich bisher nach keinem Marathon. Nach ca. einer Stunde im Zielbereich habe ich dann noch über eine halbe Stunde gebraucht um mich umzuziehen.
Wir wollten uns alle in der Krombacher-Halle treffen. Leider war die so groß, dass ich erstmal niemanden gefunden habe. Später habe ich dann aber noch Wolfgang Farhad und Sven getroffen. Jan und Markus waren wohl schon unterwegs nach Hause.
Das war schön und besonders habe ich mich gefreut, dass Farhad durchlaufen konnte.
Ich hoffe wir können uns alle bald mal wieder treffen!
Last but not least konnte ich meine Freundin in die Arme schließen und erst jetzt konnte ich mich richtig freuen!
Die 450km Heimreise stand noch an, 6 Stunden Fahrt (leider musste ich fahren), inklusive Stopp beim Würger King.
Um 20:30 Uhr war ich dann endlich in Köln - KO aber glücklich.
Noch ein paar Daten:
Training dieses Jahr: 16,5 Wochen; 1107 Kilometer. Entspricht 67 Wkm und im Schnitt 4,8 Mal pro Woche laufen.
Wettkampf: 1:35h/1:39h; Endzeit 3:14h und kein Kilometer langsamer als 5min/km.
9. Marathon insgesamt aber erst zweiter Marathon ohne Gehpausen.
So, das war es erstmal.
LG und einen schönen Tag
Dude(aka) Christian