Also heute war ja mein Läufchen. 15km sind im Grunde so wie 10km. Bloß länger. Und ich hasse 10km-Läufe. Aber von vorn: Heute früh in den Körper reingehorcht. Mist, immer noch Muskelkater in den hinteren Oberschenkeln und im Popo. Saublöd, drei Tage vorm WK sich so abzuschießen im Krafttraining.
Also klare Ansage, nicht auf 1std zu gehen. Am Start angekommen ist es doch schon ziemlich warm, auch schon um 9:45 Uhr. Man läuft fast durchgehend auf offenem Feld. Auf der ersten Hälfte Gegenwind, aber nicht zu stark. Immer wieder verwunderlich, wie die Meute am Start optimistisch lossprintet. Einer hinter mir hatte zwei Minuten vor dem Start noch was von "naja, mal schauen, ob ich 1:05 schaffe, eher so 1:07" geredet, jetzt rennt er vor mir her.
Nach dem ersten km sind wir eine kleine Gruppe, die bei 3:57 durchgeht. Naja, dass das zu schnell war, merkte ich auch, aber es ging auch leicht bergab. Nach 5km bin ich bei 20:04min, was okay war. Natürlich war ich längst allein auf weiter Flur. Einen kassiere ich noch, nachdem es über eine Brücke geht, die bei mir ordentlich reingehauen hat.
Denn gerade hatte ich beschlossen, dass es jetzt doch ziemlich anstrengend wurde und bei 10km-Läufen sind die km5,6,7 eigentlich immer die schlimmsten für mich. Irgendwann ging es links rum und ca. 300m leicht ansteigend. Ich habe eigentlich kein Problem mit diesen Hügelchen, aber wenn es einem gerade nicht mehr so gut geht, will man sowas eigentlich nicht auch noch. Das war kurz vor km7. Jetzt musste ich doch das Tempo deutlich reduzieren, weil ich sonst Gefahr gelaufen wäre, vollkommen kaputt zu gehen.
Ca. 100m vor mir sehe ich noch einen Läufer, den ich mir als Ziel setze, als es auf der Schleife wieder leicht bergab geht (ein Streckenposten ruft mir noch zu, dass ich mir ihn holen solle, was ich ziemlich cool fand

). Komme aber nicht wirklich näher. Km7 und 8 gehen in 4:20 und 4:18 dahin, meine Wunschzeit von 1:01 oder 1:02 ist längst zum Teufel und ich konzentriere mich nur darauf, nicht langsamer zu werden.
Es war ein reines Durchhalterennen für mich und sowas mag ich überhaupt nicht. Ich sehne jedes KM-Schild bzw. die aufgemalte Zahl auf dem Boden herbei und halluziniere mir dabei aus der Entfernung immer wieder die gewünschten Ziffern auf den Boden. Beim genaueren Hinsehen ist es aber immer wieder abgestorbenes Gras oder ein Schatten. Mist. Der Typ vor mir wird jetzt doch ein wenig langsamer, ich komme näher. Er hört mich wohl von hinten keuchen und winkt mich drei-, viermal vorbei. Naja, ich würde ja gerne, aber geht nicht. Irgendwann bei Kilometer 11 hab ich ihn dann und bin überrascht, dass er so locker aussieht und sage es ihm auch. Leider kommt keine Antwort. Da mir diese Art von sozialer Interaktion nicht gefällt, seh ich zu, dass ich davon komme (finde keine Antworten schlimmer als ein unfreundliches "Halt doch die Klappe und überhol' doch einfach!"

was eher meinem Geschmack entspräche).
Der nächste Kilometer geht dann auch in 4:09 weg. Der Fluchtgedanke hat mir nochmal Flügel verliehen. Es ist jetzt doch ziemlich heiß und der nächste Läufer ist auch gute 300m weit weg. Ich versuch's auch erst gar nicht und hoffe nur, dass ich nicht von hinten überholt werde. Die nächsten km gehen wieder so in 4:16 und 4:17 dahin, alles irgendwie nicht gut. Aber der Puls und mein Gefühl sind am Anschlag und ich wollte nur noch heim. Keine gute Einstellung für nen Wettkampf, da muss doch mehr Bereitschaft zum Leiden da sein. Heute aber irgendwie nicht. Irgendwann kommt dann der letzte Kilometer, es geht nochmal scharf nach links auf einen Singletrail. Stolperfallen überall, ich als Asphalttrottel bin sowas kaum gewohnt. Eine weitere Linkskurve und es geht nochmals durch ein kleines Stückchen Wald und dort geht's wirklich asozial bergauf. Also verhältnismäßig natürlich (eigentlich lächerlich, wenn hier Rennsteigmenschen mitlesen, aber wenn bei mir der Puls auf 190 geht, ist jeder Höhenmeter mindestens einer zuviel), vor mir zwei Spaziergänger, denen ich mein Herannahen aber durch lautes Gekeuche rechtzeitig genug ankündige, sodass sie sich ins Gehölz schmeißen, damit ich hier meinen kleinen Tod zu Ende sterben kann. Dann nochmal 200m Asphalt bergauf, Linkskurve, oh da ist der orangene Läufer wieder, aber auch das Ziel. Ist jetzt auch mal gut, wirklich schnell werd ich heut eh nicht mehr. 1:03:08. Nun gut. Nix Besonderes. Ich kann mir aber auch nicht wirklich was vorwerfen. Immerhin bin ich nicht so viel langsamer geworden, dass mich noch einer hätte überholen können. Von daher war's wohl nicht so schlecht (im Verhältnis zu den anderen). Aber auch nicht wirklich gut. Ich hätte mal ne Taperingwoche machen sollen, denk ich mir jetzt. Ausgeruht ist anders. Aber naja. Weiter geht's jedenfalls. Aber womit, weiß ich eigentlich noch nicht. Frankfurt Marathon vielleicht?