Ja als Abschluss der dritten Belastungswoche wollte ich noch einen langen Lauf machen. Der stand fest, wo und wie ich den machen würde, noch nicht hundertprozentig. Aber ich hatte schon im Kopf, den Lauf "Rund um den Brocken" von Sigrid Eichner mit zu laufen. Nicht weil die Strecke so schön ist, okay die Oderbruchkippe, wie der Volkspark Prenzlauer Berg auch genannt wird, ist ein Läufermekka in Berlin und fürs Training von Höhenmetern wie geschaffen (
https://de.wikipedia.org/wiki/Volkspark_Prenzlauer_Berg). Sehr abwechslungsreich kann man da trainieren und sich die Zeit vertreiben. Da auch ich Abwechslung liebe, werde ich da dieses Jahr wohl auch mal das eine oder andere mal hinfahren. Immerhin liegt der Berg fast vor der Haustür. Ähm, mit einer halben Stunde Straßenbahnfahrt dazwischen. Also schön ist der Lauf mit 2,11-Km-Runden an sich nicht, aber lustig und man trifft viele alte Bekannte und Freund, die genauso bekloppt sind wie ich. Dazu will ich noch erklären, Sigrid Eichner, Laufurgestein und mit nun 1958 oder 9 gelaufenen Marathons (nebst Ultras) eine Legende veranstaltet schon seit vielen Jahren in Berlin, früher im Plänterwald und nun an der Oderbruchkippe an diversen Feiertagen Laufserien. Mal zwei, drei und auch mal vier Marathons hintereinander. Also je einen am Tag. Einmal natürlich, damit sie selbst Gelegenheit hat, viele Marathons zu laufen, aber so haben Laufbegeisterte die Chance auch mal so nebenbei einen oder mehrere Marathons zu laufen. Aus Spaß, zum Training oder ebenfalls, um diese zu sammeln. Für einen schmalen Taler gibt es eine vermessene Strecke, einen Zeitnehmer und einen Verpflegungspunkt. Da die Läufe offiziell für den 100-Marathon Club zugelassen sind, kann man diese sich selbst also auch offiziell anrechnen.
So, also nach der Einleitung nun zu mir. Ich wollte also einen LaLa machen. Mindestens 32 Kilometer, damit hätte ich für die Wochenkilometer die schöne Summe von 110 erreicht und das hätte mich sehr gefreut. Maximal sollten es 35 km werden. Das Wetter versprach eisige Kälte, an sich nicht sooo schlimm, aber ich hatte noch keine Zeit, mich und meinen Körper daranzu gewöhnen, könnte also ätzend werden. Ich hab mich mit Frau Isse verabredet, die den Halbmarathon laufen wollte und somit konnte ich auch nicht mehr in der letzten Sekunde einen Rückzieher machen. Ein wenig Weichei bin ich ja manchmal auch. So war ich dann aber in der Pflicht und das war gut so. Darüber hinaus versprach das ein schöner, sonniger Tag zu werden. Mit der Straßenbahn, die ich fast verpasste, fuhr ich dann los und schwubbs war ich da. Frau Isse traf auch kurz danach ein und wir gingen zu Start und Ziel. Da hatte sich schon eine große Läuferschar versammelt. Insgesamt 19 Marathonis und 15 Halbmarathonis ins Ziel. Ich war sehr angenehm überrascht über die vielen Leute und konnte viele Bekannte und Freunde begrüßen. Hach war das schön, dafür allein hatte sich das Kommen gelohnt. Wir mussten uns noch nachmelden, was ganz unkompliziert ging, Sigrid machte noch eine kurze Einweisung, die Starter wurden verlesen und kontrolliert, ob alle gemeldeten anwesend waren und dann ging es mit kleiner Verzögerung dann auch los. Wir konnten es auch kaum erwarten, da es beim Rumstehen doch schweinekalt war und wir uns endlich warm laufen wollten.
Ich blieb gleich zu Beginn bei Kerstin, da ich ihr Tempo mitlaufen wollte. Und natürlich, um ausgiebig mit ihr zu schwätzen. Stefan Bicher gsellte sich zu uns aber nach zwei Runden war es ihm wohl zuviel

und er lies uns zu zweit unsere Runden weiter drehen. Die erste Runde wurde ich noch nicht so richtig warm. Es war wohl so um die -11°C aber glücklicherweise fast windstill. Nur am Rodelhang weht der Wind etwas stärker. Hauptsächlich im Gesicht war es zu Beginn und hin und wieder unterwegs sehr unangenehm. Auch meine Hände wollten lange nicht auftauen. Okay, eine lange Unterhose hätte ich wohl auch anziehen können, aber das war eher Oberflächlich, die Muskeln beklagten sich nicht. Läuferisch gefiel es mir also und mit der netten durch Kerstin stand der Spaß im Vordergrund.
Es lief sich dann so ein und ich hatte keinerlei Grund mich zu beklagen. Andre sabbelte ein wenig mit mir und Kerstin lies uns erst einmal ziehen, wollte uns wohl nicht aufhalten. Dabei waren wir so viel schneller auch nicht

Nach Runde 5 und guten 10 Kilometern machte ich meine erste Verpflegungspause. Warmer Tee und ein paar Kekse waren mir da sehr willkommen. Derweil lief Kerstin vorbei und merkte das gar nicht. Auf der folgenden, nun sechsten Runde holte ich Kerstin wieder ein und sie stutzte, wo ich da her kam. Den Rest ihres Halbmarathons liefen wir dann gemeinsam zu Ende und hatten alles, aber keine lange Weile. Die Sonne stieg immer höher aber wirklich wärmer wurde es nicht, aber insgesamt fand ich das gar nicht so unangenehm. Ist man einmal in Bewegung geht das alles, im Gesicht immer mal wieder eisig, einmal hielt ich mir bei Gegenwind die Hand vor den Mund, ein andermal wollte sich mein kleiner Finger verabschieden und frohr eisig. Hab ich den Handschuh ausgezogen und den Finger in den Mund gesteckt und gut wars

An den Anstiegen gingen wir und Kerstin machte sich immer mal wieder Sorgen, dass sie mich aufhalten würde. Son Quatsch! Wir blieben zusammen und hatten viel Spaß. Sie war dann fertig und ich machte meine zweite Pause. Wieder ein paar Kekse und warmen Tee. Die restlichen Getränke waren längst zugefrohren. Wer sich auf Wasser und Cola verlassen hatte, der war verlassen. Kerstin fuhr dann schnell nach Hause und ich lief dann weiter.
Ach ja, bereits nach 10 Kilometern oder so, hatte ich beschlossen, dass ich durchlaufen würde. Das fühlte sich alles so gut an, trotz Krafttraining gestern waren die Beine wunderbar fit und auch mit der Kälte hatte ich mich gut arrangiert. Und wenn ich schon einmal hier bin, dann kann ich das Ding doch auch durchziehen. Ich beschleunigte ganz gemütlich wieder ein wenig und fühlte mich weiterhin wohl. Ich war in der zwölften Runde, da kam mir Henry, ein alter Lauffreund entgegen. Na welche schöne Überraschung. Er wollte eigentlich auch den Halbmarathon hier laufen, kam aber zu Hause nicht weg. So erschien er dann eben später und wollte eben so ein paar Runden drehen. Mit mir

Wir liefen sechs Runden gemeinsam und das war wieder sehr kurzweilig und unterhaltsam. Ich lernte wieder einiges mehr übers Orientierungslaufen, das er sehr gern und erfolgreich bestreitet. An den drei "steileren" Anstiegen ging ich weiter, da lief Henry ein paar schleifen. Das war außerordentlich angenehm und so machte der Lauf weiterhin viel Spaß. Lustigerweise spürte ich weiterhin keinerlei Ermüdungserscheinungen, der Körper funktioniere wie geschmiert. Da hatte mich der erste Eindruck zu Beginn nicht getrogen und ich war, wie schon die vergangenen Wochen, weiterhin gut in Form. Na da konnte doch heute nichts mehr schief gehen.
Zwei Runden vor Schluss verließ mich Henry wieder, er wollte zu Hause noch Skispringen schauen. Komische Sportart, da läuft doch niemand!

Und ich beschloss, noch eine kleine Endbeschleunigung zu machen. Die vorletzte Runde lief ich die Anstiege wieder hoch. Das ging gut, auch wenn ich dabei schon etwas außer Puste kam. Und die Verhärtung in der rechten Pobacke meldete sich wieder. Aber nicht dramatisch, schon fast wie eine alte Bekannte. Die Beschleunigung gelang mir ganz gut und machte Laune, das letzte Steilstück ging ich dann aber doch noch einmal. Und schon war ich in der letzten Runde und nun voll Dampf. Und das fühlte sich gut an. Richtig gut

Und so gab ich mehr und mehr Stoff und genoss das. Als noch etwa ein Kilometer vor mir lag, schaute ich auf die Uhr und sah, dass ich am Ende die 5 Stunden doch noch knacken könnte. Also los! Mit dem Gedanken im Hinterkopf liefen sich auch die Anstiege wunderbar. Auf dem letzten, der auch eine kleine Wendestrecke ist, sah ich Stefan vor mir und lief dann auf ihn auf. Er meinte zu mir "gemeinsamer Zieleinlauf". Na klar! Aber unter 5 Stunden. Und wir gaben Fersengeld. Ich schaute fast permanent auf die Uhr und es ging ja nun auch bergab und wir liefen wie verrückt

Herrlich. Ich wollte noch bescheißen und drückte, ein, zwei Meter vor der Ziellinie ab. Ich wollte ne 4:59:59 zu stehen haben

Pech gehabt

Okay, die offizielle Zielzeit war dann 5:00:02. Höhö, wie in Hamburg, drei Sekunden drüber
Nun aber flink umgezogen und in die warmen Klamotten. Ich hatte da genug mitgebracht. Mit einem hab ich da auch nicht gerechnet. Da der Kreislauf nun wieder runter fährt, wenn man nicht mehr läuft sind mir beim Umziehen, geht ja auch schlecht mit Handschuhen, die Hände fast abgefrohren. Als vom Gefühl heer. Neee, angenehm war das nicht aber als ich fertig war, konnte ich meine Hände auch wieder erwärmen. Es gab sogar eine Finishermedaille. Yeah! Ich machte mich dann aber auch schnell auf die Socken und zur Straßenbahn. Raus aus der Kälte und nach Hause.
Wenn das kein schöner Einstieg ins neue Jahr ist?!
my race result : : Rund um den Brocken in Berlin
Runde |
Distanz |
Zeit |
Tempo (min/km) |
Bemerkungen |
1. |
2,110 |
14:09 |
06:42 |
|
2. |
2,110 |
13:44 |
06:31 |
|
3. |
2,110 |
13:47 |
06:32 |
|
4. |
4,220 |
27:51 |
06:36 |
|
6. |
2,110 |
13:52 |
06:35 |
|
7. |
2,110 |
15:01 |
07:07 |
|
8. |
2,110 |
15:47 |
07:29 |
|
9. |
2,110 |
16:06 |
07:38 |
|
10. |
2,110 |
15:21 |
07:16 |
|
11. |
2,110 |
14:45 |
06:59 |
|
12. |
2,110 |
14:11 |
06:43 |
|
13. |
2,110 |
13:59 |
06:38 |
|
14. |
2,110 |
13:40 |
06:29 |
|
15. |
2,110 |
13:47 |
06:32 |
|
16. |
2,110 |
14:14 |
06:45 |
|
17. |
2,110 |
13:59 |
06:38 |
|
18. |
2,110 |
13:40 |
06:29 |
|
19. |
2,110 |
13:15 |
06:17 |
|
20. |
2,110 |
11:06 |
05:16 |
!!! |
Netto |
42,200 |
4:42:15 |
06:41 |
|
Gesamt |
42,200 |
5:00:00 |
07:07 |
|
[/TR]
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Gruss Tommi