Das war mein erstes Jahr, dass ich ein Trainingstagebuch führe, also ein öffentliches. Für mich hab ich das vom ersten Tag meiner Lauferei getan. Auch Berichte für mich selbst geschrieben, also hat sich da nicht viel verändert. Was sich verändert hat, war das große Feedback, das ich hier erhalten habe. Hinweise, Tips und viele haben sich mit mir gefreut. Geteilte Freude ist bekanntlich doppelte Freude. Daher dachte ich mir, ich schreib auch mal einen Jahresrückblick. Das tu ich natürlich auch für mich, ich schreib halt sehr gerne aber auch für all die, die mich hier in dem Tagebuch begleitet haben. Gleich vorweg, vielen vielen Dank für dieses Jahr und für euer Interesse
Ja und das Jahr, wie war es nun? Sehr Erfolgreich war es, ich hatte mir viel vorgenommen, hatte auch Zweifel, ob das denn alles auch so gut geht, wie ich mir das ausmale. Ich hatte zwei wichtige Höhepunkte, die mit dem vergangenen Jahr deckungsgleich waren. Das waren der Comrades und der Mauerweglauf. Beide war ich gewillt, noch einmal zu laufen. Es ist wie mit so vielem, einmal ist kein mal. Und so arbeitete ich auf die Ziele hin. Aber etwas mehr der Reihe nach...
Der letzte Winter war keiner und somit eröffneten sich wunderbare Trainingsmöglichkeiten und ich konnte wunderbar Kilometer schrubben. Einen prima Wettkampfanfang hatte ich mit den 50 Km in Rodgau. Schon zwei mal wollte ich da starten, jedes mal kam etwas dazwischen. Dieses Jahr nicht. Und so hatte ich mit einem toll verlaufenen Trainingswettkampf einen schönen Einstieg ins Jahr. Nur vier Wochen später der nächste 50-Km-Wettkampf. Mit dem kleinen Unterschied, das dies auch die Deutschen Meisterschaften der DUV waren. Ich hab mir nicht so viele Gedanken darüber gemacht, vorerst nicht. Es ist ja mein erstes "richtiges Jahr" im Verein "LG Nord Berlin UltraTeam" gewesen und für diesen startete ich nun auch. Ich bin eine lahme Sogge im Vergleich zu vielen und daher lief ich meinen Stiefel. Wenngleich mir Vereins-Cheffe Jörg schon ein kleines Ei mit ins Bett gelegt hat von wegen ich bin ja in der Seniorenmannschaft und ein Medaillenplatz wäre drin. Ich hatte vorher nicht einmal eine Ahnung von solch einer Wertung. Nun ich lief meinen Lauf, es lief hervorragend und durch den Ansporn schon noch etwas schneller, als ich beabsichtigt hatte. Warum, dazu komme ich gleich. Auf jeden Fall reichte es mit meiner Leistung als drittes Mitglied der Seniorenmannschaft zum Meistertitel. Das kam so unerwartet und war so schön! Große Freude
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Die anderen Läufer vom Team schnitten auch toll ab, im Einzel und auch in den Mannschaften. Spätestens jetzt fand ich das saugut, in und für einen Verein zu laufen.
Kurz darauf fuhren wir auch über ein langes Wochenende ins Trainingslager, was auch neu für mich war. Zur kurzen Erklärung: Mein Verein, das Ultrateam der LG Nord ist kein Trainingsverein, da gibt es keine gemeinsame Trainings und feste Tage, wo man sich trifft. Einige leben gar nicht in Berlin und müssen eh für sich trainieren. Die Ziele und Ansprüche sind auch sehr verschieden und wären kaum unter einen Hut zu bringen. Allerdings schreibt Jörg für einige der Spitzenläufer Trainingspläne und bereitet sie damit auf ihre Höhepunkte vor. Das Trainingslager ist also eher dazu gedacht, den Teamgeist zu fördern, man läuft gemeinsam ein paar (viele) Kilometer und sitzt am Abend zusammen und trinkt ein wenig und hat Spaß. Gleichzeitig gibs ne Teambesprechung und all die wichtigen Sachen werden beredet. Wer bei welchen Meisterschaften starten will und solche Dinge. War alles etwas neu für mich und angenehm, da ich über die Jahre alle Teammitglieder schon kennen lernen konnte.
Das nächste wichtige Ziel war der Hamburg Marathon. Und dieser war auch der Grund, warum ich mich bei den 50 km DM etwas zurück halten wollte. In Hamburg wollte ich nach Jahren meine Bestzeit mal wieder verbessern. Vielleicht habe ich das letzte mal die Gelegenheit dazu. Also bereitete ich mich akribisch darauf vor. Nicht mit einem Trainingsplan, aber schon mit Struktur in meiner Lauferei. Und dann bat mich der Micha hier aus dem Forum, ihn auf seinem ersten Marathon zu begleiten und zu pacen. Das war eine neue Erfahrung und schöne Aufgabe, die mir auch viel Spaß gemacht hat. Ach ja, ich hatte eine Zielzeit von 3:45. Und schlussendlich gelang mir eine wunderbare Punktlandung mit 3:45:02. Um es mit den Worten von Hannibal Smith zu sagen: "Ich liebe es, wenn ein Plan funktioniert!"
Ich hatte auch unschöne Erlebnisse dieses Jahr. Da hab ich mir im Trainingslager den Fuß verstaucht und hatte dabei noch großes Glück, dass es so glimpflich ausging, dass ich nicht all zulange pausieren musste, das Training also kaum darunter litt. Dann kam der Rennsteig, einer meiner Lieblingssläufe. Dieses Jahr, bei meiner fünften Teilnahme lief ziemlich viel schief. Ich war nicht fit und dann spielte auch der Kopf verrückt. Ich rettete mich mit teilweiser schlechter Laune über die Strecke und dachte sogar eine Weile ernsthaft an eine Aufgabe am Grenzadler. Aber was willste machen, nicht jeder Lauf ist ein Kindergeburtstag. Voll entschädigt wurde ich dann etwas später in Südafrika beim Comrades. Dieser Lauf hat meine Erwartungen wieder voll erfüllt. Auf den Punkt war ich top fit und hatte mit der Strecke, sowie auch mit der Hitze keinerlei Schwierigkeiten. Das war purer Laufgenuss und die vielen Zuschauer an der Strecke waren einfach nur toll. Ich verbrachte noch mit der Reisegruppe ein paar sehr schöne Tage in Südafrika und hach jaaaa.
Wie las ich ich erst gestern hier im Forum? "Ziel abgehakt, auf zum nächsten Ziel?" Ganz genau so, als nächster Höhepunkt stand der Mauerweglauf an. Keine drei Monate nach dem Comrades, was bedeutete, dass da nichts ist mit lange Ausruhen, da ging es fast direkt in die nächste Vorbereitung. Dazu gehörten einerseits nicht wenige Wochenkilometer aber auch ein paar Ultras als Training. Aber eben nicht nur, auch diese verstehe ich zu genießen. Der Finowkanallauf ist schon lange Tradition. Der wird in kleinem Rahmen von Familie Stutzke und Familie Jost ausgerichtet. Dann kam der Sachsentrail auf den ich mich besonders freute, da der vom Rabenberg aus gestartet wird. Dort hab ich schon in meiner Jugend trainiert und freute mich auf ein Wiedersehen. Die Strecke war dann sehr schön aber auch anspruchsvoll. Vor allem für einen Flachländer wie mich. Zudem war es den Tag sehr heiß mit gut über 30°C, was die Angelegenheit auch nicht leichter machte, mich aber auch gut auf den Mauerweglauf vorbereiten konnte. Und dann der "Run for Fun 3.0" bei dem ich bereits vergangenes Jahr startete. Dieser 12-Stundenlauf fand wieder in optimalem zeitlichen Abstand zum Mauerweglauf statt, um ihn als letzten langen Trainingslauf zu nutzen. Ich nahm mir dieses Jahr vor, mindestens 100 km zu schaffen. Tja, es lief lange gut, dann nicht mehr und auch hier spielte der Kopf nicht so mit, wie ich mir das gewünscht hatte. Aber das sind die Schwierigkeiten, mit denen sich ein Ultraläufer auch mal rumplagen muss. Und vor allem, fertig werden muss! Und das schaffte ich und das zählte am Ende. Das war nicht nur Kilometer in den Beinen, 95 Kilometer sind ja so wenig nun auch nicht
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, sondern auch bestes mentales Training.
Nun will ich aber nicht unerwähnt lassen, was neben den Wettkämpfen dieses Jahr passierte, und das gehörte auch in die Vorbereitung auf den Mauerweglauf. Es fand sich ein Grüppchen Läufer, die in Etappen den Rhein entlang laufen wollen. Bei der ersten Auflage war ich verhindert aber bei Episode 2, von Köln über Bonn nach Königswinter bis hinauf auf den Drachenfels, konnte ich mit dabei sein. Wir liefen über 52 Kilometer zu viert und das war ein richtig schönes Erlebnis. Ich lernte dabei drei wunderbare Menschen kennen. Vor dem Start war auch noch der Manfred dabei, da war das Kennenlernen etwas kürzer, wurde aber später bestens nachgeholt. Ich finde das faszinierend, da treffen sich in einem Forum anonym Menschen, man mag erst einmal nur die Schreibe und findet sich sympathisch und dann werden all die positiven Vorurteile, die man sich aufbaut, bestens bestätigt.
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Da ich gerade in dem Absatz dabei bin. Wir trafen uns im August zum "Zeltlager Bargteheide" und ach ja da war noch der Lauf um den Plöner See und ein paar Foris mehr waren dabei, nicht minder wunderbare Menschen. Der Lauf war der bisher lustigste, den ich mit Freunden bestritt. Jede Menge Blödsinn haben wir unterwegs angestellt und kamen manchmal aus dem Lachen kaum raus. Und dennoch haben die Mädels noch ihre Altersklassen gewonnen *lachweg*
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Und zuguterletzt trafen wir uns am 3. Adventswochenende in Berlin und hatten noch einmal sehr viel Spaß zusammen. Sechs durchgedrehte Läufertypen zusammen in einem Sechserzimmer! Details werden nicht verraten
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Natürlich liefen wir auch ein gutes Stück, wir sind ja Läufer näch.
Jo und dann kam der Mauerweglauf. Ich war fit, ich war gesund und selbst mit dem zu erwartenden heißen Wetter haderte ich nicht. Viele Trainingsläufe vorher hab ich in der Nachmittagshitze absolviert und fühlte mich ausreichend vorbereitet. Letztes Jahr hatte ich ein Zeitziel von sub24h, das interessierte mich dieses Jahr nicht. Also gab es weniger Druck, außer dem natürlich, ins Ziel zu kommen. Und es kam, wie ich es mir erwünscht hatte. Mit vielen Höhen, ein paar Tiefen, vielen schönen Begegnungen unterwegs und jeder Menge Freude kam ich ins Ziel und mein Glück konnte nicht größer sein.
Alles danach konnte nur Zugabe sein, oder? *haha* Weit gefehlt! Ich wäre nicht der Tommi, wenn ich nicht an jedem einzelnen Lauf meine ganz spezielle Freude finden würde. Drei Wochen nach dem Mauerweglauf stand die Deutsche Meisterschaft im Ultratrail auf dem Plan. Ich hab lange hin und her überlegt, ob das so gut ist, nur drei Wochen dazwischen? Ist das gesund? Und vor allem, bin ich denn da überhaupt schon wieder in der Lage dazu? Ich wagte und ich gewann. Und das im wörtlichen Sinne
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Nicht nur, dass ich körperlich wieder gut in Form war, nein, ich erlief da mit mit Jörg Stutzke und Hans-Joachim Dierkopf aus meinem Verein in der Seniorenmannschaft meinen zweiten Meistertitel. Und weil das mit den Meisterschaften so viel Spaß machte, gab es ein paar Wochen später bei den 6 Stunden in Otterndorf noch eine bronzene Medaille dazu.
Und schon freute ich mich auf die Tour de Tirol. Nur eine Woche danach, weswegen ich bei den 6 Stunden nicht 100 % ans Limit ging. Ich hoffte, dass auch so schönes Wetter sei, wie letztes Jahr. Ist ja auch was fürs Auge, in den Alpen zu laufen. War leider nicht, aber hätte schlimmer kommen können. Wir sind zu viert nach Söll gereist, Freunde aus dem SCC-Forum. Ja es war einer Herausforderung, eine große sogar, die mir viel Energie abverlangte aber ich hab sie gemeistert und das war so wunderbar! So viele Höhenmeter, so viele steile An- und Abstiege hatte ich noch nicht erlebt. Das war schon eine Freude das zu schaffen.
Und bekloppt, wie ich so bin, gönnte ich mir keine lange Pause, der letzte Ultra des Jahres stand vor der Türe: Der Röntgenlauf. Ein wunderbarer Lauf ringsrum um Remscheid. Und dieses Jahr war wieder ein Jubiläum und es wurden die 100 Km angeboten und das war mein Ding. Sehr früh hatte ich mich dafür angemeldet und da musste ich nun durch. Ich weiß nicht, was das für ein Wunder war, ich war wieder fit, den Lauf nicht nur zu laufen, sondern ihn auch genießen zu können. Es war noch einmal eine körperliche Grenzerfahrung, die ich erlebte, erleben durfte. Ja ich mag das, ich brauch das wohl auch.
Den Rest des Jahres lief ich dann noch ein paar kürzere Wettkämpfe und gab mir große Mühe, mich jedes mal recht nahe an das aktuelle Limit zu bringen und auch das machte mir viel Spaß, wenn auch das Gehetze ziemlich nervig sein kann
Ja und da kam mir eben noch ein Gedanke, passte nur noch nicht wo rein also hinten ran. Warum mache ich solch einen Quatsch? Warum laufe ich Ultras? Natürlich macht mir das Laufen viel Spaß, auch die meisten meiner Trainingsläufe. Ich muss mich nie dazu zwingen
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Aber warum Ultras? Natürlich ist da der Gedanke, an die Grenze zu gehen, auszuloten, wo sie ist. Auch wenn mir "nette Läufe" auch lieber sind, sind es die schwierigen, die das Salz in der Suppe sind. Diese, wo ich mich aus einer Krise wieder heraus laufen konnte. Der Stolz anschließend ist um so größer. Und wo kann ich meinen Körper besser spüren? Und so lange vor allem? Bei laaangen Läufen! Ja auch die Schmerzen. Die gehören dazu. Die muss man nicht nur ab können, ich glaube, wir Ultras mögen die auch, wir wollen sie. Und ja klar, das Gefühl, zu einem ganz kleinen Prozentsatz der Bevölkerung zu gehören, die dazu in der Lange sind. Für mich ist das nicht unwichtig, andere sehen das sicher anders.
Abschließend kann ich sagen, ja das war mein erfolgreichstes Laufjahr, das ich in fast 14 Jahren erleben durfte
Noch abschließender die Wettkampfauflistung
31.01. 50,00 km 5:09:08 50 Km in Rodgau
28.02. 50,00 km 4:10:33 50 Km Deutsche Meisterschaften der DUV in Marburg
03.04. 58,16 km 8:11:25 1. Etappe "Laufpark-Stecfhlin 2014"
20.04. 50,85 km 6:36:48 3. Etappe "Laufpark-Stecfhlin 2014"
18.04. 21,0975 km 2:25:49 Hannover Halbmarathon - Laufmuddi auf ihrem ersten HM gepaced
26.04. 42,195 km 3:45:02 Hamburg Marathon
09.05. 73,97 km 10:53:32 Rennsteiglauf-SM
31.05. 87,75 km 11:33:22 Comrades
14.06. 63,33 km 8:50:17 Finowkanallauf
20.06. 52,50 km 5:56:25 Episode 3 - Forumslauf am Rhein (Nettozeit)
04.07. 70,30 km 13:17:08 Sachsentrail (durch Verlaufen waren es bei mir 70,86 km)
18.07. 95,85 km 12:00:00 Run for Fun 3.0 - 12-Stundenlauf um den Hollener See
15.08. 161,86 km 27:38:51 100 Meilen von Berlin - Mauerweglauf
30.08. 36,55 km 4:46:23 Plöner Seenlauf
05.09. 74,00 km 10:36:46 P-Weg-Ultra - Deutsche Meisterschaften der DUV im Ultra-Trail
19.09. 26,44 km 2:37:08 Roofenseelauf in Menz
03.10. 55,307 km 6:00:00 6-Stundenlauf in Otterndorf - Deutsche Meisterschaft der DUV
09.10. 10,00 km 1:04:05 Tour de Tirol - Söller 10er
10.10. 42,195 km 6:49:23 Tour de Tirol - Kaisermarathon
11.10. 23,00 km 4:16:39 Tour de Tirol - Pölventrail
25.10. 100,00 km 14:08:08 100 km beim Röntgenlauf
22.11. 20,65 km 1:51:54 Lauf in die Tropen
29.11. 10,37 km 0:55:30 Herbstwaldlauf
06.11. 20,00 km 1:43:58 Plänterwaldlauf
Gruss Tommi