Gid hat geschrieben:Ich weiß nicht ob es eine dümmliche Aussage ist (mal unabhängig von Marathonus' Meinung). Es gibt die (natürlich auch kritisierte) Hypothese, dass die Ausdauerjagd ein entscheidender Punkt in der Entwicklung des Menschen war (
http://www.barefootrunning.fas.harvard. ... ofHomo.pdf). Fleisch hat eine deutlich höhere Energiedichte und der höhere Anteil an der Gesamtnahrung gab dem Menschen einen großen Vorteil gegenüber anderen Primaten. Zudem gibt es auch Hypothesen die besagen, dass das Kochen in der Evolution des Menschen ein wichtiger Punkt ist (
https://dash.harvard.edu/bitstream/hand ... am_JHE.pdf). Das Kochen von pflanzlicher Nahrung verlegt einen Teil der Verdauung außerhalb des Körpers. Der Verdauungstrakt des Menschen kann damit viel kleiner sein als z.B. der des Gorillas und damit kann mehr Energie dem Gehirn bereitgestellt werden.
Das alles, ohne nähere Kenntnis meinerseits, inwieweit es sich um hier herrschende Meinung oder umstrittene Beiträge zum wissenschaftlichen Diskurs handelt, beschreibt die Hinentwicklung zum Status Quo. Was sagen diese Hypothesen aber über die nun vorherrschenden Ernährungsformen aus? Wird hier ein Werturteil getroffen, etwa "weil der Mensch sich dank Ernährungsform X zu dem entwickelt hat, der er heute ist, ist X die erstrebenswerte Ernährungsform"? Nein. Sie sagen nur: "So und so hat sich der Verdauungstrakt der Menschen entwickelt, so und so sieht er heute aus, diese und jene Faktoren könnten eine Rolle gespielt haben, wenn es um die Entwicklung des Gehirns geht." Keine Handlungsanweisung, kein Werturteil. Diese Werturteile werden meistens nachgelagert abgeleitet oder hineingelesen von Leuten, die den Unterschied von positiver und normativer Wissenschaft nicht verstehen.
Es geht doch eher darum, zu schauen, was braucht der Mensch an Nährstoffen und wie kann er diese am effizientesten verarbeiten und aufnehmen. Wenn dieser Bedarf mit Rohkost gedeckt werden kann, unabhängig von anderen Faktoren wie z.B. der praktischen Umsetzbarkeit im Alltag, dann ist Rohkost eine Ernährungsform, die geeignet ist, obwohl sie wie von Dir behauptet in der Hinentwicklung zum Status Quo keine entscheidende Rolle gespielt hat. Wenn man alleine mit Rohkost nicht alle nötigen Nährstoffe bekommen kann ist sie halt zu einseitig und muss ergänzt werden. Somit können Erklärungen, dass der Mensch sich früher möglicherweise dank Ernährung X zu dem entwickelt hat, der er heute ist, höchstens ein Hinweis dahingehend sein, dass der Verdauungstrakt mit Ernährung X gut klar kommt. Ob andere Ernährungsformen genauso gut/besser/schlechter geeignet sind, ist damit nicht gesagt.
Gid hat geschrieben:Es kann also schon sein, dass es in der Natur des Menschen liegt Fleisch zu essen, aber wir haben uns dieser Natur entfremdet. Angefangen mit der neolithischen Revolution und der Entwicklung des Ackerbaus und der Viehzucht (der Mensch musste nicht mehr die Gefahren der Jagd eingehen) bis hin zur Massentierhaltung mit industrieller Fleischproduktion heute. Die wenigsten von uns werden noch die Tiere die sie essen auch selber schlachten.
Wenn Du von Entfremdung schreibst, ist das dann eine gute Sache, eine schlechte Sache oder wie soll ich das verstehen? Es hört sich irgendwie negativ an und so, als müsste man wieder zu diesem Zustand zurück und ich verstehe nicht, warum. Vieles, was man so als "natürlich" beschreibt, ist für den Menschen ganz furchtbar grausam, tödlich, schädlich usw. Das Attribut "natürlich" oder die Natur als solche ist per se weder gut noch schlecht. Dem Wort "Natur" ein wertendes Attribut von vornherein zuzuschreiben, ist für mich logisch nicht nachvollziehbar.
Gid hat geschrieben:Ich war als Kind ein paar Mal dabei wie in einem kleinen Rahmen geschlachtet wurde. Da ist nichts Grausames dabei.
Naja, das ist Deine Meinung. Ich sehe das anders.
Gid hat geschrieben:Das kann ich damit natürlich nicht von der industriellen Fleischproduktion behaupten. Ich war auch schon mal bei einer Drückjagd als Treiber dabei. Man kann Jäger (wohl auch zu Recht) oft kritisieren, aber die Meisten behaupte ich mal haben sehr viel Respekt vor dem Wild, so dass sie vermeiden es zu quälen. Ich habe das auch nicht als grausam empfunden. Die ganzen Rituale dabei hatte sogar eher was Archaisches im positiven Sinne.
Auch wenn es nach Deinem Empfinden nicht grausam war, das Ergebnis ist am Ende ein totes Tier. Die Frage sollte sein: Wofür starb das Tier? Weil es notwendig war, um das Gleichgewicht im bejagten Revier (oder wie auch immer man das in der komischen Jägersprache nennt) aufrecht zu erhalten, weil es gelitten hat und krank war, oder weil man daraus nen schönen Braten gemacht hat? Die Frage nach der Rechtfertigung eines getöteten Tieres sollte sich nicht nach subjektiven Einschätzungen richten, ob das Töten an sich als grausam empfunden wurde, denn da scheiden sich schnell die Geister. Wenn man das Tier erlegt hat, um hinterher ein Festmahl daraus zu machen, könnte man sagen, dass es für den persönlichen Genuss gestorben ist, man somit kulinarischen Luxus über das Wohl des Tieres gestellt hat. Und diese Abwägung könnte man dann als ethisch fragwürdig einstufen. Viele wollen sich dieser Frage jedoch einfach nicht stellen und führen deshalb dann immer irgendwelche Scheinargumente ins Feld, wie etwa, dass Fleisch essen ja zur Natur gehört und es
deshalb gut ist und dass es ja gar nicht grausam ist usw. Meiner Meinung nach alles vorgeschobene Argumente, weil man nicht akzeptieren will, dass man Tiere in dem Moment so gering schätzt, dass der eigene Genuss darüber steht bzw. es einfach unbequem ist, aus seinen Gewohnheiten mal auszubrechen und mal was alternatives zu essen.
Gid hat geschrieben:Was ich sagen will. Um gesund zu sein, muss man sich viel bewegen und auf eine ausgewogene Ernährung achten, bei der auch die Menge im Rahmen bleibt. Dazu gehört auch der Verzehr von Rohkost. Einer bestimmten Form oder Richtung aber den Stempel zu geben, besonders gesund zu sein, halte ich für grundsätzlich falsch.
Jo, seh' ich auch so.
Gid hat geschrieben:Der Mensch ist ein Omnivore und als solcher ein Nahrungsgeneralist der sich darauf spezialisiert hat, seine Nahrung zu kochen. Wenn einem eine weitgehende Ernährung mit vegetarischer Rohkost schmeckt und man sich dabei gut fühlt, ist das ja OK, aber gesund ist es nicht!
Er kann auch rohe Nahrung aufnehmen und verdauen. Möglicherweise ist es so, dass gekochtes für uns bekömmlicher ist, weniger Probleme macht. Dass eine vegetarische Rohkost nicht gesund ist, weiß ich nicht. Das behauptest du jetzt halt, so wie andere am eigenen Leib gemachte Rohkost-Erfahrungen als positiv darstellen. Beides für mich irrelevant, weil das eine nicht mehr als eine Meinung ist und das andere eine nette Einzelfallgeschichte. War aber im Übrigen auch nicht Thema. Es ging um Rezepte, die aus Rohkost bestehen... Aber naja. Die TE ist jetzt auch nicht gerade die Ausgeburt an Diplomatie.
gecko hat geschrieben:
Ob der Mensch das heutzutage auch noch MUSS, also Tier und Pflanze essen, ist eine andere Frage und eine völlig andere Diskussion.
Die führe ich gerne, aber nicht hier, der Faden ist verbrannt und mittlerweile auch viel zu lustig, um ihn noch mit Konstruktivität zu kontaminieren...
Hm. Auch gut.