Zunächst einmal vielen Dank für die ausführlichen Rückmeldungen, insbesondere an alcano und Anti!
Antracis hat geschrieben:Ich kann Deine Überlegungen gut nachvollziehen und finde sie sinnvoll. Du setzt ja auch Grundlage in Anführungszeichen. Aus meiner Sicht ist ja (leider) das übliche Grundlagentraining oft ein Missverständnis, nämlich stupides Kilometersammeln im nur lockeren unteren GA1-Bereich. Das ist bei solidem Aufbau zwar für einige wenige Wochen sinnvoll und kann auch insgesamt zu einem ordentlichen Ergebnis führen und ist wichtig für die orthopädische Stabilität. Dennoch ist "Grundlage" natürlich mehr, nämlich z.B. Kraft, Schnelligkeit (im Sinne von Schnellkraft und Koordination), allgemeine Athletik und Technik.
Ja, so sehe ich das auch. Und da ich meine größten Defizite dort vermute, lege ich meinen Augenmerk eben aktuell primär auf Kraft & Schnelligkeit. Da ich in den vergangen Jahren, komplett ohne dedizierten Grundlagenblock, niemals ernsthafte orthopädische Probleme hatte, habe ich die vielleicht naive Hoffnung, das meine orthopädische Stabilität groß genug ist, um den Mangel an GA1-Läufen und die Häufung von Tempo weg zustecken.
Und da ich vor und nach den Intervallen aktuell meist noch recht ausführlich Ein- und Auslaufe, kommen doch auch etliche langsame Kilometer zusammen. Rein von den Wochenkilometern her liege ich aktuell mit 50 - 60 sogar klar höher als letzten Dezember, und das bei signifikant geringeren Durchschnittstempo.
Antracis hat geschrieben:
Was ich an dem Greifplan möglicherweise problematisch finde ist, dass es wie Holger schon sagte, fast ein 10k-Plan ist, d.h. 400-1000m in heftigem Tempo regelmäßig über einen Zyklus.
Im Prinzip ja, aber fairerweise muss man beachten, dass die Intervalle in den Plan immerhin von Woche zu Woche kürzer und schneller werden. In Woche 6 gipfelt das dann in 20x200m.
Ich denke, für meine aktuellen Entwicklungsstand ist dieses Herantasten ans Tempo gar nicht schlecht. Wie ich z.B. bei meinen Bergsprint-Versuchen gemerkt habe, bin ich aktuell einfach nicht in der Lage richtig zu sprinten. Ich glaube ganz ehrlich, wenn ich jetzt z.B. 100m Vollgas sprinten würde, wäre ich am Ende kaum schneller als bei meinen Minuten-Intervallen gestern.
Antracis hat geschrieben:
Durch das ungewohnt hohe Tempo machst Du natürlich sinnvolle Fortschritte in Sachen Koordination, aber die 800-1200er sowie die 400er Serien können schon ziemlich viel Aerobe Ausdauer entwickeln. Dann besteht einerseits die Gefahr, dass die Entwicklung ineffektiv ist, weil zu starke Entwicklungsreize auf eine noch wenig entwickelte Grundlage treffen, andererseits ist man dann vielleicht für die wirklich spezifischen formbildenden Reize physisch und psychisch etwas verbraucht. Ich würde deshalb Strecken bis max. 200m vorziehen, ggf. auch wirkliches Sprinttraining, d.h. 30-60m und sehr langen Pausen.
Prinzipiell besteht halt das selbe Risiko, wie bei voxels hohem Anteil an DL-2-Tempo und den schon schnellen TDLs. Damit kann man weit kommen, es birgt aber halt das Risiko, dass es zum Ende hin knapp wird. Ich würde immer in mich reinhören, wieviel ich orthopädisch und vor allem mental über einen langen Zeitraum vertrage und dann ist noch sehr wichtig, wie gut man auf Training reagiert. Je träger, desto mehr kann man früher was versuchen.
Mental mache ich mir aktuell keinerlei Sorgen. Ganz im Gegenteil, dadurch dass diese Einheiten für mich so ungewohnt sind, bringen sie die nötige Abwechslung in den Alltag und machen durchaus Spaß. (also zumindest rückblickend, nachdem man sie geschafft hat,
während der Einheit ist das mit dem Spaß so eine Sache...
) Ich glaube ganz ehrlich, würde ich jetzt einfach alle 2 Tage stupide eine lockere Runde durch den Wald drehen, würde mich das auf Dauer mental mehr ermüden.
Physisch bin ich unentschlossen. Aktuell habe ich das Gefühl, dass ich die Einheiten gut wegstecke, viel besser als erwartet. Während der Einheit fühlt sich das zwar übelst anstrengend an, aber schon kurze Zeit später fühle ich mich wieder ziemlich fit und auch in den Folgetagen merke ich wenig. Aber ich kann nicht ausschließen, dass mein Körpergefühl mich da täuscht und ich habe auch keine Ahnung, wie sich das nach ein paar mehr solcher Wochen verhält.
Bei dem Thema Frühform etc. bin ich auch unentschlossen. Da ich in der Vergangenheit eigentlich gar nicht periodisiert habe und (gefühlt) annähernd das komplette Jahr meine Form auf einem ähnlichen Level gehalten habe, fehlt mir da jegliche Erfahrung.
Da das aktuelle Training wirklich komplett andere Reize als der anschließende Pfitzinger-Plan setzt (erst in Woche #6 kommen da überhaupt mal Intervalle), habe ich die Hoffnung, dass das schon gut gehen wird. Ich vermute, viele der aktuellen Trainingseffekte werden während dieser ersten Planhälfte wieder ungenutzt "verpuffen". Aber ich habe die Hoffnung, das insbesondere im Bereich Kraft & Koordination eben doch was hängen bleibt.
Antracis hat geschrieben:Man sollte auf die Orthopädie aufpassen, weil Verletzungen immer blöd sind, ansonsten halte ich es schon für sinnvoll, auch mal Extreme auszutesten.
Also hau mal rein, Du hast ja noch einige Saisons vor Dir.
Jup, ich bin auch mal gespannt, wie das ausgeht. Und für die nächste Marathon-Vorbereitung bin ich dann schlauer.