Hallo Johannes,
lass mich vorab ein paar Sätze zu deinen gesundheitlichen Einschränkungen sagen. Ich habe vor ein paar Jahren einen Mann im mittleren Alter als Trainer bei seinen ersten Laufschritten begleitet, der erst 10er, danach Halbmarathons lief und nun im kommenden September in Berlin seinen ersten Marathon anpeilt. Der Mann leidet ebenfalls unter Asthma. Auch wenn mir klar ist, dass es verschiedene Formen von Asthma gibt (ich hatte vor Jahrzehnten mal einen Kameraden, dessen Tochter an einem Asthmaanfall verstarb), so scheint die Krankheit dich jedenfalls nicht zu behindern - siehe deine 10km-Zeit. Auch die fehlende Nasenatmung bildet keinen "Showstopper", da die meisten LäuferInnen auch bei niedrigen Tempi hauptsächlich über den Mund atmen. Ich möchte dir deshalb nur die Frage stellen, ob du deine läuferischen Ambitionen, die ja nun nach länger, weiter und schneller streben, vom behandelnden Arzt hast absegnen lassen. Wenn nicht, solltest du das nachholen.
Als nächstes solltest du mit Tiefstapeln aufhören. Sicher hast du bereits diverse Beiträge in diesem Forum gelesen. Du wirst folglich wissen, dass 51:52 min auf 10 km, zumal ohne vorheriges zielgerichtetes Training, ein sehr guter Wert ist. So gut, dass diese Leistung als "Witz" einzustufen etliche andere Einsteiger vor den Kopf stoßen oder - was schlimmer wäre - entmutigen könnte. Du bist ein junger Mann, anscheinend ohne wirkliche körperliche Einschränkungen und ganz offensichtlich mit einem über dem Durchschnitt liegenden läuferischen Talent. Andere haben solches Talent nicht, sind älter und leiden womöglich unter jahrzehntelanger Untätigkeit.
Im Übrigen ist das Lauftempo, das jemand in der Spitze erbringen kann, auch von seinen Zieldistanzen geprägt, für die er trainiert. Für mich würde deine 10 km-Zeit bedeuten, dass ich ziemlich am oberen Rand des mir derzeit möglichen Tempos laufen muss. Nach realistischer Selbsteinschätzung wäre ich derzeit unter Wettkampfbedingungen nicht in der Lage 50 min um mehr als vielleicht ein, zwei Minuten zu unterschreiten. Und ich trainiere kontinuierlich seit Jahrzehnten. Allerdings in den letzten Jahren eben nicht für 5 oder 10 km-Strecken, sondern für wesentlich längere Distanzen. Alles relativ!
Ziele sind etwas, was man sich nur selbst stecken kann. Ein Ziel, das mir ein anderer vorgibt, weckt nicht den Antrieb und den Ehrgeiz, wie Ziele, die ich selbst formuliere. Ich könnte dir nun also sagen, dass es "sinnvoller" wäre, zunächst Wettkämpfe im Bereich 5 oder 10 km zu bestreiten und erst danach für höhere Distanzen zu trainieren. Wenn du allerdings davon "träumst" in Freiburg den Halbmarathon zu laufen, dann mag die Strahlkraft dieses Ziels alles andere aufwiegen. Natürlich kannst du das schaffen in jetzt noch dreieinhalb Monaten, deine Reichweite von 10 km, problemlos unter 2 Stunden gelaufen, auf Halbmarathon zu verlängern. Allerdings würde ich dir empfehlen beim Auswahl des Trainingsplans dafür nicht von der theoretisch möglichen HM-Leistung auszugehen, die sich aus der 10er-Zeit herleiten lässt. 51:52 min auf 10 km unterstellt dir ein läuferisches Potenzial von ~ 1:55 h für einen Halbmarathon. Da du die "natürliche" Entwicklung über 5er-/10er-Wettkämpfe auslässt, solltest du dich mit einer Zielzeit von 2 h begnügen und hoffen, dass du ebendiese 2 h um die Befriedigung verschaffende eine Sekunde unterschreitest.
Noch höher würde ich die Zielzeit allerdings nicht ansetzen, weil du bislang bereits sehr erfolgreich warst ohne methodisch sinnvoll trainiert zu haben. Ein guter Trainingsplan dürfte dir einen Mordsschub in Richtung besserer Zeiten verschaffen.
Die Frage "Wie geht's weiter?" reiche ich damit an die Instanz zurück, wo sie hingehört - an dich selbst. Befrage dich, was du möchtest, wovon du läuferisch träumst und dann realisiere es mit Sinn und Verstand.
Alles Gute dafür
Gruß Udo
PS: Trainingspläne für HM und 10-km findest du auch bei uns auf der
Seite unter "Trainingspläne" im Hauptmenü.