Wie schon erwähnt, wurde ich vor ein paar Wochen gefragt, ob ich nicht die Mannschaft der Laufgruppe der DLRG Cha-Wi (Charlottenburg-Wilmersdorf) beim "Lauf zwischen den Meeren" verstärken könnte. Da sagte ich gerne zu und nun war ich auch fit und gesund genug, mit zulaufen. Am Freitag reisten die meisten mit dem Vereinsbus an, ich und zwei weitere Läufers fuhren mit dem Auto hinterher, da wir noch arbeiten mussten. War schon eine längere Fahrt, aber sie war kurzweilig. Nach ein paar kleinen Problemchen, aus Berlin heraus zu fahren, kamen wir bestens in Damp an. Damp ist ein kleines Ferienörtchen, in den 70er Jahren aus dem Boden gestampft und daher nicht besonders schön, aber mit genügend Ferienwohnungen, um viele Läufer für dieses Event aufzunehmen. Der Lauf selbst geht über 10 Etappen von Husum nach Damp und ist etwas über 95 Kilometer lang. Kann man auch in einem Stück laufen
Spät am Abend, gut nach 21 Uhr kamen wir an und hofften, dass wir noch etwas bei der Pastaparty zu futtern bekommen würden. Also schnell die Taschen abgestellt und auf zum Strand ins Festzelt. Und siehe da, es waren noch jede Menge Nudeln da. Und diese waren ganz gut und wurden immer wieder frisch nach gespeist. Drei Sorten Nudeln sah ich: Normale, mit Möhrenstreifen und mit Bärlauchpesto. Dazu zwei Sorten Soße: Käsesoße mit Schinkenstreifen und Tomatensoße. Man konnte sich selbst bedienen und unbegrenzt nachladen. Klar keine 4-Sterne-Qualität aber besser als bei manch anderer Pastaparty wo man noch teuer zuzahlen muss. Derweil schon Mucke an der Bühne gespielt wurde und einige Läufer abrockten. Na das war schon mal ein Vorgeschmack auf die Abschlussparty morgen!
Wieder zurück in unserer Ferienwohnung wurde der morgige Tag besprochen. Die Etappen wurden neu gewürfelt und ich bekam die siebente Etappe. Wollte ich ursprünglich die dritte, konnte ich mich schnell damit anfreunden, ausschlafen und noch ein wenig rum bummeln zu können.
Die Nacht war geruhsam, wir hatten zwei Ferienhäuser, in denen 6 Leute nächtigen können und dank Stöpsel war es schön ruhig für mich. Allerdings störte mich das frühe Gewusel schon, Mathieu, unser Startläufer musste schon 6:30 am Bus sein. Zu jeder Wechselstelle fuhren Shuttle-Busse und wir waren überrascht, dass es meist nur drei waren. Da organisierten wohl viele Teams den Transport selbst. Immerhin waren fast 850 Teams dieses Jahr im Ziel. Da ich nicht mehr einschlafen konnte, sprang ich schon vor 7 Uhr aus den Federn, war aber durchaus munter und fit. Kaffee!!! Calle setzte schnell welchen an und bald konnte der Tag ordentlich beginnen. Wir frühstückten gemütlich und machten noch einen Ausflug zum Strand und besuchten die DLRG-Kollegen an der Rettungsstation. Mein Bus fuhr 11:10 Uhr und ich musste mich dann so allmählich fertig machen. Ging alles glatt über die Bühne. Dennoch vergaß ich mein Buch
, mit dem ich die Wartezeit von fast zwei Stunden überbrücken wollte. Die Busse fuhren so, dass sie noch vor den führenden Teams an den Wechselstellen waren und je später die Etappe, desto länger mussten die langsameren warten. Dafür war die An- und Abfahrt kürzer. Ich kam leider etwas zu spät zum Bus und musste mit einem Sitzplatz auf dem Boden vorlieb nehmen. Ach ja, da gibs auch Schlimmeres. Wir kamen gut durch und waren, wie erwartet, etwa zwei Stunden vor meinem Einsatz da. Mit Excel-Tabelle im Netz und geplanter Pace konnte man ganz gut errechnen, wann man jeweils dran ist. Dazu wurde aktuell über WhatsApp gemeldet, wann wir gewechselt hatten und so hatte ich beste Infos, wann ich los musste. Nicht, dass ich da irgendwo rum lungere oder gar auf dem Dixi bin, wenn Natascha ankommt
Ich überlegte noch hin und her, ob ich nun die Kamera mit auf die Strecke nehme oder nicht. Eigentlich sprach dagegen, dass ich doch eher schneller laufen wollte und da die Fotopausen nicht wirklich hinpassen. Ausschlaggebend war dann noch, dass ich mein Handy mitnehmen wollte und ich noch den Staffelstab in der Hand habe. Da würde die Kamera eh nicht mehr passen. Als nächstes grübelte ich ein wenig, ob ich mich etwas warm laufen sollte. Ich dachte eigentlich, dass ich den ersten Kilometer locker einrollen könnte, um dann Fahrt aufzunehmen. Neee, ne ne! Das ist ein Wettkampf, noch dazu ein Staffellauf, da läuft man von Anfang an richtig. Außerdem kenne ich mich doch, bin ich einmal im Wettkampfmodus, dann sind solche Vorsätze dahin. Und erhöhe damit die Verletzungsgefahr und auch fürs Knie ist das doch auch ungünstig. Also hoppelte ich mich ein paar Minuten etwas ein, inklusive etwas Lauf-ABC und zwei Steigerungen. Ich verschwand noch schnell ein letztes Mal ins Gebüsch und so fühlte ich mich wohl gerüstet und dann war auch die Zeit ran und ich stellte mich an die Wechselstelle.
Ich nahm mir fest vor, auch gleich die Uhr zu starten. Der Sprecher sagte die ankommenden Startnummern an, nur ich hörte unsere nicht. Aber ich sah das leuchtend gelbe DLRG-Shirt rechtzeitig und so war es eine fast perfekte Staffelstabübergabe. Fast, weil ich doch vergaß, die Uhr zu starten
Das fiel mir aber nur etwas später, keine 100 Meter weiter, ein. Werde ich später zu Hause in der Auswertung korrigieren. Es ging gleich ein wenig aufwärts und das erste Körpergefühl war bestens, alle Systeme funktionierten. Durchs Warmlaufen war ich schon leicht angeschwitzt und das Shirt feucht und so konnte der sanfte Wind gleich gut kühlen. Ein heftiges Hochgefühl machte sich dazu breit. Ich bin endlich wieder in einem Wettkampf! Sicher war aus dem Grund gleich der erste Kilometer so schnell und ich bemühte mich, mich etwas zu bremsen. Ich wollte das Knie nicht zu sehr belasten und vor allem war es doch warm und da kann auch ich nicht das selbe Tempo laufen, wie bei frischen Temperaturen.
Die nächsten Kilometer pendelten sich dann ein. Zwar alle noch zu schnell aber gefühlt waren sie voll richtig. Desrum gelang mir das Bremsen auch so schlecht. Dazu war die Strecke richtig schön. Gut zu belaufene Wald- und Feldwege und fast zwei Kilometer liefen wir an einem See entlang. Der war eine Ausbuchtung des Flüsschens Schlei. Es war oft schattig und somit konnte die Sonne nicht zu heftig brutzeln. Das gefiel mir gut und ich fühlte mich pudelwohl. War es zu Beginn noch nicht so leicht und der Atem ging schwer, so lief sich das mehr und mehr ein und das gleiche Tempo fiel mir immer leichter. Der Körper brauchte wohl doch länger, um richtig rund zu laufen. Der Kopf sicherlich auch. Natürlich horchte ich permanent und intensiv in die Knie rein, bereit, das Tempo bei Bedarf zu verringern. Da kam aber nix
So lief sich das dahin und bald hatte ich die Hälfte der Stecke hinter mir. Lange ist es her, dass ich so einen kurzen Wettkampf hatte *hihi* Nach wohl drei Kilometern war es vorbei mit dem vermeintlich schönen Boden und ab nun war der Rest der Strecke Straße oder auch mal Radweg. Alles Asphalt und bei diesem Tempo gefiel mir das. Wald- oder Feldwegboden schluckt ja doch ein wenig Energie, die dann am Tempo fehlt oder den Läufer früher erschöpft. Prima war weiterhin, dass die Straßen von Schatten spendenden Bäumen oder Sträuchern gesäumt waren. Wir liefen desrum zwar Verkehrswidrig auf der rechten Seite aber (Ausrede 1.) Es war wenig Verkehr, (Ausrede 2.) Macht wenig Sinn, wenn alle rechts laufen, dass ich dann alleine links laufe und (Ausrede 3.) die wenigen Autofahrer waren sehr rücksichtsvoll und wussten wohl, dass das eine offizielle Laufveranstaltung war
An Kreuzungen wurde auch für uns abgesperrt und wir konnten überall problemlos durch laufen.
Das Profil der Strecke war dergestalt, dass es keine wirklichen Anstiege gab, oft war es aber wellig, also immer leicht an- und absteigend. Die Anstiege kosteten mich doch wenig kraft und ich konnte meist auch das Tempo halten. Bei den Gefällen nahm ich nicht extra Tempo auf sondern erholte mich da lieber. Einmal fiel mir doch erst nach länger Zeit auf, dass ich wieder im 3-3-Rhythmus atme, wo ich doch ab so Kilometer 2 schon auf 3-2 "umgestellt" hatte. Ich lief also vor mich hin, genoss das Ganze sehr und merkte schon den Unterschied zwischen Training und Wettkampf. Da arbeitet der Kopf ganz anders, da ist die Motivation ungleich höher, das macht viiiiieeel mehr Laune!
Nach 6 Kilometern gab es in Kosel noch eine Erfrischungsstelle, die von der freiwilligen Feuerwehr betreut wurde. Sicher hätte ich es auch ohne trinken bis ins Etappenziel geschafft, dennoch war das kühle Nass hochwillkommen. Trotzdem nahm ich nur zwei große Schluck bei zwei, drei kurzen Schritten und warf den halb vollen Becher gleich wieder weg. Das reichte. Ich brauchte nichts über den Kopf oder ins Gesicht. Auch zwei Brausen, von lieben Anwohnern angeboten, umlief ich, da ich die Abkühlung nicht brauchte. Es kam der lang ersehnte vorletzte Kilometer. Wie ich das schon vor ein paar Tagen beim Tempolauf im Volkspark über die vorletzte Runde schrub, so ist das bei mir auch mit den Kilometern bei schnellen Läufen. Der vorletzte ist schon beflügelnd und da gebe ich dann schon etwas Fersengeld. Weil es einfach geht. Da muss ich schon ganz dich am Ende sein, wenn ich das dann nicht mehr kann. Das lief sich einfach nur gut und ich war dennoch immer kontrolliert unterwegs, nie wirklich am Limit. Aber so weit entfernt nun auch nicht
Ich grübelte noch ein wenig, wie ich den letzten Kilometer gestalten sollte, da wurde mir die Entscheidung vom Profil abgenommen, da die letzten 500 Meter ein durchgehendes Gefälle hatten. Da lies ich es einfach rollen ohne direkt zu sprinten. Die Knie gaben das her, die Beine auch und dem Rest vom Körper ging es auch nicht viel schlechter. Herrlich wars! Paggy stand schon bereit und auch diese Staffelstabübergabe klappte perfekt.
Nun aber DURST!!! Ich suchte den Trinkstand, fand ich schnell (ich fand es etwas unübersichtlich) und hab die drei Becher Wasser nebst Iso kwasie eingeatmet. Dann schnell meinen Sachenbeutel geholt, dadurch den Shuttle-Bus verpasst (der zu früh abfuhr), mich dann halt in den Schatten ins Gras gesetzt und mein Bier geöffnet. Das war sogar noch ganz gut kalt! Der pure Genuss! Ich fuhr dann mit dem nächsten Shuttle, der auch früher fuhr. Nun, ich war ja drin und kam nach Hause. Ich wollte nicht lange trödeln, da wir am Ende alle gemeinsam mit Calle durchs Ziel laufen wollten. Der Bus fuhr noch an der nächsten Wechselstelle vorbei und Peggy stieg mit zu uns. Das war ja ein toller Zufall und wir konnten schon damit beginnen, unsere Rennen Revue passieren zu lassen.
Wieder in unserer Ferienwohnung angekommen, musste erst einmal ein kühles,
richtiges in meinen Hals, was noch einmal ein Hochgenuss war. Dann machten wir uns aber flugs auf zum Strand, wo sich die anderen bereits tummelten, um dann gemeinsam Calle ein Stück die Strecke entgegen zu gehen. Dabei konnten wir zahlreichen anderen Mannschaften zujubeln, eine tolle Stimmung war da überall. Ein Riesenevent! Wir mussten auch nicht lange auf Calle warten und jubelnd liefen wir mit ihm die letzten 200-300 Meter bis zum Zielbogen
Nach dem offiziellen Gruppenfoto ging es natürlich an den Strand und ins Wasser!
Der Rest des Tages und Abends war dann mit Baden, Essen, Feiern, Fußball guggen ausgefüllt. Ich hatte dann aufgrund heftiger Müdigkeit keine Lust mehr auf Party im Zelt. Die anderen kamen gegen zwei Uhr nachts heim und ich war ganz froh, dass ich mich da ausgeklinkt hatte, so hatte ich keinen schweren Kopf bei der Rückfahrt am nächsten Tag. Wir brachte Peggy noch ein paar Kilometer weiter nach Kappeln, wo sie ein paar Tage Urlaub machen wollte. Lecker Fisch zum Mittag und geräucherten für die Lieben daheim gab es noch und dann fuhren wir ohne Schwierigkeiten wieder nach Berlin.
Der Tommi ist endlich wieder Wettkampf gelaufen und hatte jede Menge Freude dabei. Dass dies ein Mannschaftsläufchen war, hat die Sache noch viel besser gemacht. Ich kannte das noch von früher vom Rennsteig-Staffellauf, bei dem ich ein paar mal mit dabei war. Laufen ist eben doch nicht immer ein Individualsport
Nun kann der Halbmarathon beim Potsdamer Schlösserlauf am kommenden Sonntag kommen und auch da freue ich mich wie ne Wutz drauf
Ach, hatte ich das noch nicht erwähnt?
Ist hiermit getan
Und fast hätte ich noch das Endergebnis vergessen.
für die 95,5 Kilometer benötigten wir 7:46:00 h und waren damit Gesamt 85. von 846 gewerteten Mannschaften. Fanden wir gaaaaanz gut
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[TR]
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Km
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Distanz
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Zeit
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Tempo (min/km)
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Bemerkungen[/TD][/TR]
[TR]
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1.
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1,08
[/TD]
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05:37
[/TD]
[TD="width: 55"]
05:12
[/TD]
[TD="width: 235"] Gaaanz schön flott begonnen. [/TD][/TR]
[TR]
[TD="width: 55"]
2.
[/TD]
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1,01
[/TD]
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05:30
[/TD]
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05:27
[/TD]
[TD="width: 235"] Immer noch ein Tick zu schnell. [/TD][/TR]
[TR]
[TD="width: 55"]
3.
[/TD]
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1,01
[/TD]
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05:43
[/TD]
[TD="width: 55"]
05:40
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[TD="width: 235"] Ah gut
[/TD][/TR]
[TR]
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4.
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1,01
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05:40
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05:36
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[TD="width: 235"] Das lief aber auch gut. [/TD][/TR]
[TR]
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5.
[/TD]
[TD="width: 55"]
0,99
[/TD]
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05:25
[/TD]
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05:29
[/TD]
[TD="width: 235"] Nun bremste ich mich nicht des Tempos wegen. [/TD][/TR]
[TR]
[TD="width: 55"]
6.
[/TD]
[TD="width: 55"]
1,00
[/TD]
[TD="width: 55"]
05:16
[/TD]
[TD="width: 55"]
05:16
[/TD]
[TD="width: 235"] Ich achtete nur auf das Gefühl, um nicht volle Kanne zu laufen. [/TD][/TR]
[TR]
[TD="width: 55"]
7.
[/TD]
[TD="width: 55"]
1,00
[/TD]
[TD="width: 55"]
05:44
[/TD]
[TD="width: 55"]
05:44
[/TD]
[TD="width: 235"] Erschöpfung? Nö, da waren paar ein paar Höhenmeter. [/TD][/TR]
[TR]
[TD="width: 55"]
8.
[/TD]
[TD="width: 55"]
1,02
[/TD]
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05:16
[/TD]
[TD="width: 55"]
05:10
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[TD="width: 235"] Vorletzter Kilometer! Tschakka
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[TR]
[TD="width: 55"]
9.
[/TD]
[TD="width: 55"]
0,96
[/TD]
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04:46
[/TD]
[TD="width: 55"]
04:58
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[TD="width: 235"] Endspurt bei leichtem Gefälle
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[TR]
[TD="width: 55"]
Gesamt
[/TD]
[TD="width: 55"]
9,08
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[TD="width: 55"]
0:48:57
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[TD="width: 55"]
05:23
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[TD="width: 235"] Das war so nicht geplant und es lief wunderbar. [/TD][/TR]
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Gruss Tommi