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von Wasti-81
Hier nun also der Bericht:
Die Anreise nach Verona erfolgte am Vortag, d.h. am Samstag gegen 14 Uhr trafen wir am Hotel ein, das sich in Fußweite des Start- und Zielbereichs befand. Den Nachmittag verbrachten wir noch damit uns ein bisschen die Füße in der wirklich schönen Stadt zu vertreten und unsere Startunterlagen abzuholen. Nach einem kleinen Nickerchen auf dem Hotelzimmer ging es dann abends zum Nudeln essen. Bevor es dann abends gegen halb 11 Uhr ins Bett ging habe ich noch alles für Wettkampf morgen zu Recht gelegt. Schlafen konnte ich erstaunlicherweise ganz gut. Ich bin zwar gegen 5 Uhr wach gewesen und konnte nicht wieder einschlafen, aber das war ok. Zum Frühstück gab es Brötchen mit Marmelade, viel Wasser und einen Kaffee. Start war um 9 Uhr, wir machten uns gegen 8 Uhr auf zum Startbereich. Es war perfektes Laufwetter, es hatte ungefähr 5 Grad, Windstille, blauer Himmel und Sonnenschein. Noch warm eingepackt fingen wir an uns langsam ein wenig einzulaufen. 10 Minuten lockeres Eintraben muss für heute reichen. Dann gaben wir unsere Kleiderbeutel ab und 10 Minuten vor dem Start machten wir uns auf zu der Startaufstellung. Es waren ca. 2000 Marathonläufer und 3000 Halbmarathonläufer gemeldet. Wir hatten ein wenig Probleme unseren Startblock zu finden, aber 3 Minuten bevor es losging standen wir schließlich im richtigen Bereich. Nach dem obligatorischen Countdown geht es dann auch schon los!
Der Plan war klar. Ich wollte Bestzeit laufen, die lag bei 1:28:56h, am liebsten eine 1:27:xxh. Ich wollte mit einer Pace 4:10min/km starten, und dann bei km10 mal sehen wie es mir damit so geht. Wir standen im ersten Block, hier aber relativ weit hinten, weil wir einfach ein bisschen zu spät dran waren. Nach dem Startschuss setzte sich das Feld dann langsam in Bewegung. Nach ca. einer halben Minute kamen wir dann über die Startlinie. Auf dem ersten Kilometer herrschte sehr viel Verkehr auf der Strecke. Teilweise über die Gehwege und zwischen parkende Autos hindurch suchten wir unseren Weg. Nach einem Kilometer entspannte sich die ganze Sache dann und das Feld sortierte sich und man konnte sein Tempo so langsam finden. So habe ich dann für den ersten Kilometer 4:20 gebraucht. Als wir dann frei laufen konnten, habe ich die Zeit schnell wieder reingeholt. 4:01 und 4:04 für Kilometer 2 und 3. Nur nicht zu schnell werden, ein Halbmarathon ist sehr lang. Ich versuchte mich zurück zu halten, aber die Beine waren richtig gut und ich ließ es einfach rollen. Das Tempo fühlte sich einfach richtig an und ich beschloss erst einmal so weiter zu laufen. Ich hoffe das rächt sich später nicht. So ging es mit zunächst mit ziemlich konstantem Tempo äußerst unspektakulär weiter: 4:03, 4:03, 4:04, 4:01, 4:03, 4:01 und 4:03. Wie ein Uhrenwerk lief ich vor mir hin. Ich war auch ein wenig schneller als das Feld und ich hängelte mich von Gruppe zu Gruppe, was wirklich wunderbar funktionierte. Meine Uhr piepste zwar immer ein paar Meter vor den Kilometermarkierungen, aber es hielt sich in Grenzen, so dass die Zeitn einigermaßen stimmen sollten. So hatte ich nach 10 Kilometern mit einer Zwischenzeit von 40:50 Minuten schon fast eine Minute Vorsprung heraus gelaufen. Das Tempo fühlte sich nach wie vor gut an und noch musste ich nicht kämpfen, aber wie lange geht das gut. Bei Kilometer 11 kamen 2 Läufer an mir vorbei, gefühlt die ersten beiden die schneller als ich unterwegs waren. Ich beschloss mich dranzuhängen und das ging erst einmal ganz gut. 4:02, 4:05 und 4:04 habe ich für die nächsten 3 Kilometer gebraucht. Die beiden Läufer machten jetzt aber ordentlich Tempo. Ich versucht aber dran zu bleiben, auch wenn es jetzt schon schwerer wurde. Wir überholten nach wie vor viele Läufer. Mit 3:53 und 3:58 wurde es jetzt aber schon sehr schnell für mich. Als die nächste Verpflegungsstation bei Kilometer 15 kam, nahm ich vorher mein Gel ein, aber bei dem Tempo und jetzt doch auch schon nicht mehr ganz so entspannten Laufen, war das gar nicht so einfach. Ich kam irgendwie ein wenig aus dem Rhythmus als ich mein Gel zu mir nahm. Danach noch was trinken um das klebrige Zeug runter zu spülen, machte die Sache auch nicht besser. Jetzt ist es mit der Leichtigkeit vorbei dachte ich, meine beiden Zugläufer waren mir auch etwas enteilt. Ich versuchte wieder meinen Rhythmus zu finden. Das Streckenprofil kam mir hier Gott sei Dank auch etwas entgegen, da es jetzt leicht bergab ging. Ich kam wieder rein, die kleine Mini-Krise bei der Verpflegung war überwunden. 4:07 habe ich für diesen Kilometer gebraucht und damit war dieser nach dem ersten Kilometer der Langsamste im ganzen Rennen. Ich fing mich wieder und habe meinen Rhythmus wieder, auch wenn ich jetzt schon ein bisschen mehr kämpfen musste, aber ich hatte ja auch schon 16km in den Beinen. Eigentlich wollte ich bei km 18 noch ein weiteres Gel nehmen, aber das ließ ich dann sein und beschloss ab jetzt einfach durchzulaufen. Ich hatte mein Tempo wieder und konnte auch auf die beiden schnellen Kollegen wieder aufschließen. Km 17 und 18 waren mit je 3:55 richtig gut! Es lief und ich fing an zu rechnen, ob evtl. sogar noch eine sub1:26 drin war. Jetzt wurde es aber langsam hart. Ich musste kämpfen. Einfach an den beiden dran bleiben, dann ist es geschafft! 3:58 für den nächsten Kilometer. Wahnsinn, das ich dieses Tempo immer noch halten kann. Jetzt nur noch 2 Kilometer, immer noch lief ich wie in einem Tunnel einfach den beiden hinterher. 4:00 und auch für den letzten Kilometer hab ich genau 4 Minuten gebraucht. Wahnsinn! Zwar war der Laufstil nun nicht mehr der Sauberste und auf dem Kopfsteinpflaster im Zielbereich musste ich mich mächtig konzentrieren um nicht zu stolpern, aber ich versuchte nochmal sowas wie ein Zielsprint und war im Ziel! Ich riss die Arme hoch, drückte meine Uhr ab und da stand 1:25:48h. Für mich eine Wahnsinnszeit, die ich im Vorfeld für nicht möglich gehalten habe! Offizielle Zeit war am Ende dann 1:25:45h.
Für mich war es das Rennen meines Lebens! Da hat einfach alles gepasst! Perfektes Wetter und eine schnelle Strecke und natürlich auch eine gute Tagesform. Ich habe einen negativen Split hinbekommen: 4:04min/km für die erste Hälfte und unglaubliche 3:59min/km auf der zweiten Hälfte. Eine perfekte Renneinteilung und ein ziemlich konstantes Tempo. Viel mehr hätte ich da nicht besser machen können!
Jetzt werden die Füße erst einmal nach oben gelegt und ein bisschen Saisonpause gemacht. So 3-4 Wochen wird jetzt erholt und wenn ich laufen gehe, dann nur gemütlich und ohne Tempo. Mitte Dezember geht’s dann los mit der neuen Saison!
Hier noch die Entwicklung meiner Halbmarathon-Zeiten:
2012: 1:41:50h
2013: 1:38:42h
2014: 1:33:29h
2015: 1:29:26h
2016: 1:30:05h
2017: 1:28:56h
2018: 1:25:45h
5km: 19:24 (2015)
10km: 38:33 (2016)
21,1km: 1:25:45 (2018)
42,2km: 3:24:49 (2016)
https://runalyze.com/athlete/Rost81