Nachdem ich hier so nett über Monate moralisch unterstützt und begleitet wurde, schiebe ich natürlich gerne noch einen Rennbericht nach. Wem es zu ausfühlich ist, der kann ja auch nur die Bilder guggen. Und davon gibt’s einige. Da das Ganze durch Support-Car und Supportrunner ja wirklich ein Teamevent ist, hab ich meine Frau als Teamchefin dafür gewinnen können, jeweils ein paar Zeilen zu kommentieren. Damit wird auch die SupporterInnen-Perspektive erlebbar. Sie schreibt in
kursiv.
An dieser Stelle vorab nochmal herzlichen Dank an mein großartiges Team. Mein bester Freund Igor und seine Frau Lana, das sind meine engsten und ältesten Freunde. Und meine Frau Anke, die nun schon seit fast 34 Jahren an meiner Seite ist. Die mich immer unterstützt hat, in vielen guten und auch manchen schlechten Zeiten. Ohne Dich wäre das alles nur halb so schön und letztlich gar nicht möglich gewesen. Danke. Diesen Wettkampf gemeinsam bestreiten zu dürfen, war eine der Sachen, die den Celtman für mich zu etwas ganz Besonderem gemacht haben.
Celtman! Extreme Scottish Triathlon 2025
Prolog
Der Wecker klingelt um 0:30 Uhr. Extremtriathlon halt, da ist schon das Aufstehen extrem (früh). Ich bin tatsächlich nicht aufgeregt, oder besser gesagt: nicht mehr. Entweder hab ich schon mein gesamtes Adrenalin verschossen, bin zu müde oder es überwiegt einfach die Freude. Gestern morgen hab ich mich noch kurz so gefühlt, als wenn ich zu meiner eigenen Hinrichtung muss und war mega aufgeregt. Aber nach der letzten kurzen Lauf- und Radaktivierung ist die Spannung dann plötzlich abgefallen und ich hatte einfach nur noch Bock, dass es los geht.
Die monatelangen Anspannungen und Mühen, vom ersten Losverfahren über die gute Nachricht des Startplatzes, Anmeldung, Buchen der Reise und insbesondere des Radtransports im Flugzeug und des Mietwagens, organisieren des Supportteams und 9 Monate Training mit den üblichen Höhen und Tiefen: Letztlich ging alles ziemlich gut und ich stehe fit an der Startlinie.
Naja, fast: Aktuell putze ich mir erstmal die Zähne und versuche kurze Zeit später, mehrere Toasts mit Marmelade und etwas Tee runterzubekommen. Das Auto haben wir glücklicherweise gestern schon beladen können. Einer der Vorteile, wenn man eine Cottage, mitten im Wald am Arsch der Welt, an der schottischen Atlantikküste bewohnt.
Ich habe kaum geschlafen, endlich klingelt der Wetter. Schnell runter in die Küche und Frühstück machen. Ein bisschen Toast quäle ich mir auch runter, wird auch für die Supporter ein langer Tag. Die Essenstasche für die Support-Crew muss noch gepackt werden, im Kühlschrank steht der Nudelsalat, den darf ich nicht vergessen. Man ist schließlich auch ein bisschen Gastgeber und viele Möglichkeiten um etwas unterwegs zu kaufen gibt es nicht. Immer wieder der Gedanke "habe ich an alles gedacht?" Also rein in die Klamotten, das Supporter T-Shirt darf ich nicht vergessen, das ist die Eintrittskarte in die Wechselzone und das "Original Bugshirt", meine Lebensversicherung gegen Insektenstiche.
Um 1:30 Uhr brechen wir auf, genau im Plan. Naja fast. Klogang war, trotz Kaffee, Treppensteigen und engagierten Bauchmuskeleinsatzes nicht möglich. Aber mach das mal um 1 Uhr morgens.
Es ist noch stockdunkel. Das erste Highlight des Wettkampftages ist die fast einstündige Fahrt nach Shieldaig, einem kleiner Küstenort und Location von T1. Es geht über kurvenreiche Singletrackroads mit Fernlicht. Genau drei mal muss ich schärfer bremsen, weil Rotwild auf der Strasse steht. Zum Glück haben wir Zeit. Das ist wirklich abenteuerlich, vor allem weil die Singletrackroads ja am Rand nicht selten Schlaglöcher haben oder einfach mal einen halben Meter abfallen in den Graben. Aber alles geht gut und wir erreichen Shieldaig ca. 10 Minuten vor dem offiziellen Einlass nach T1. Licht aus, Motor aus, warten.
02:30 Uhr morgens. Ein Mitglied der Celtmancrew schlurft langsam zum Schlagbaum am Eingang des Dorfes, das Gesicht in ein Mückennetz eingehüllt. Licht an, Motor an. Im Licht der Scheinwerfer begrüßen uns tausende schottische Midges und im Gegensatz zu uns haben sie noch nicht gefrühstückt. Midges sind kleiner als unsere Obstfliegen, beißen aber fast so mies wie richtig große Bremsen. Hölle.
Alles weiteren Szenen dieses Morgens muss man sich einfach eingehüllt in eine Mückenwolke vorstellen, ich erwähne das nur nicht immer gesondert. Wir sind durch gute Kleidung und das Netz ziemlich gut geschützt, Stiche gibt es trotzdem, aber irgendwann ignoriert man das, wie einen nervigen Nieselregen.
Wir haben einen Parkplatz direkt am Beginn der Wechselzone. Bepackt mit zwei großen Taschen (Schwimmsachen, Radsachen), Wärmemantel, Campingstuhl und Fahrrad machen wir uns auf den Weg. Die Wechselzone ist eher spartanisch, hat aber immerhin ein Rack fürs Rad (Spoiler: in T2 gibt es kein Rack, man legt das Rad in eine Wiese). Damit ist die schmale Dorfstrasse komplett ausgefüllt. Erstmal alles Geraffel an den Rand stellen, dann sehen wir weiter.
In einem kleinen Raum gibts den Zeitmesschip fürs Handgelenk und den GPS-Transponder
, den man beim Rad und Laufen in der Tasche tragen muss „for savety reasons“ Rad ins Rack einhängen und Wechselplatz inklusive Campingstuhl einrichten ist der nächste Schritt.
Den Neo ziehe ich wegen der Midges im Auto an, draussen wäre das ein Massaker. Zusätzlich zum üblichen gibt es Neoprenfüsslinge und eine Weste. Immerhin schützt das auch gegen die Stiche. Mittlerweile dämmert es und die Sonne geht langsam auf.