Ich steige erstmal vom Rad ab und versuche mich zu sammeln. Dann kommen zwei gute Nachrichten vom Polizisten. Die Sperrung wird nur noch etwa 10 Minuten dauern, der Bus konnte aus eigener Kraft wieder auf die Straße fahren. Und die Rennleitung wird den Cutoff für das Blaue Shirt um 10 Minuten nach hinten verschieben als Ausgleich für die Sperre. Also alles gut.
Etwas deprimierend ist, dass die 25 Sportler, die ich in den letzten 90 Minuten überholt habe, mittlerweile mit mir hier stehen, aber so ist das Leben. Ich nutze die Zeit mich gut zu verpflegen und etwas zu stretchen, kann sogar kurz mit Anke sprechen, die nach vorne gelaufen kommt. Hinter uns ist natürlich ein riesiger Supporterstau. Dann steige ich aufs Rad und fange plötzlich an leicht zu frieren.
Mist, Anfängerfehler. Ich hab meine Regenjacke nicht angezogen und selbst bei 18 Grad kühlt man total durchgeschwitzt nach 6h Wettkampf verdammt schnell aus. Gerade, als ich die Jacke anziehen will, kommt die Info, dass es gleich weiter geht. Also doch erstmal anziehen und später nochmal anhalten ? Ich versuche erstmal, ob Warmfahren nicht doch reicht, nehme mir aber vor, notfalls nochmalig anzuhalten und mich umzuziehen, sofern mir nach ein paar Minuten noch kalt ist.
So langsam zieht sich das Feld auseinander und das Autofahren wird entspannter. Am vorletzten Stopp, ca. 40 Km vor Streckenende wieder routinierte Flaschenübergabe. Wir springen danach schnell ins Auto und stehen im Stau - Streckensperrung. Es klingelt das Handy, Sascha dran: Strecke gesperrt, wo seid ihr? Kannst du mir noch etwas bringen? Wir stehen ca. 60 Meter hinter den Radfahrern, also renne ich schnell nach vorne. Kurze Lagebesprechnung. Das Salz hat Sascha gut getan, er wirkt jetzt bedeutend geordneter und entspannter. Durch die Zwangspause können wir einen Stopp ausfallen lassen und verabreden uns für einen letzmöglichen Halt. Praktischer Weise ist dort ein Cafe, das kurz vor der Schließung ist. Aber Lana organisiert dort noch Kaffee, Igor verpflegt sich mit Nudelsalat. Wir sind eigentlich alle müde, aber Igor muss ja noch mit Sascha Laufen.
Der Halt läuft routinemäßig ab und jetzt müssen wir uns beeilen. Auf dem Rest der Strecke geht es viel bergab, wo die Radfahrer genauso schnell sind wie die Autos und wir müssen noch das Auto parken und T2 vorbereiten. Das könnte knapp werden.
War der Celtman bisher ein total faires Triathlon Zeitfahren, ist es die nächsten 10k eine RTF. Es dauert einfach, so eine Gruppe von 30-40 zu Entzerren. Blöd, aber es gibt mittlerweile auch wieder (endlich) Rückenwind und da ist es auch nicht so einfach wegzufahren, also rolle ich halbwegs fair mit.
Bald platzen aber wieder die meisten weg und ich mache mich recht euphorisch auf die letzten 30 Kilometer. Zwischenzeitlich hab ich schon gedacht, dass das Rennen abgebrochen wird und mittlerweile kann ich noch richtig gut drücken und der Wind schiebt heftig an und ich fühle mich noch richtig gut. Leicht euphorisch bretter ich in legalem Abstand mit 2 anderen FahrerInnen Richtung T2.
Ich hab mir die Kräfte mit einem guten Pacing offenbar gut eingeteilt und bin leicht euphorisch. Die meisten Sportlerinnen, die mich anfangs überholt haben, hab ich mittlerweile wieder locker kassiert.
Alle außer Eva. Die ist mir schon auf den letzten 150km aufgefallen, weil sie nur ca. 45 Kilo wiegt, aber ihr Bike fährt, wie eine Maschine. Wir tratschen etwas, während wir den letzten Anstieg hochkurbeln. Der hat es nochmal in sich und ich muss mich kräftig anstrengen, um mit dem Floh mitzuhalten. Und obwohl ich mich noch ziemlich gut fühle und mich bemühe, fährt sie mir am Ende noch etwas weg und wird mir später beim Laufen noch eine volle Stunde abnehmen. Bockstark! Chapeau.

Ist aber auch 15 Jahre jünger.
Die letzten 10km sind eine epische Abfahrt mit traumhaftem Panorama direkt wieder auf Loch Marree zu, an dessen Ufer ich vor 6 Stunden schon mal vorbei bin. Da kein Verkehr und die Straße breit ist, baller ich die meiste Zeit auf dem Auflieger bergab. Einer der vielen magischen Momente dieses Rennens.
Der Unfall hat ca 15 Minuten gekostet, aber ich bin mit meiner Zeit gut im Plan und biege kurz vor Kinlochewe nach knapp 7h:20min in T2 ab.
