Hallo Markus,
es hat ein wenig gedauert, deine "Standpauke" zu verdauen.
Murks hat geschrieben:bevor das hier wieder zu flauschig wird, gebe ich auch nochmal meinen Senf hierzu, wenn’s genehm ist.
Deine Ratschläge sind sehr genehm, Markus.

Letztes Jahr hattest du mich ja intensiv gewarnt und letztlich Recht behalten. Also habe ich allen Grund, deine Ratschläge nicht einfach in den Wind zu schlagen.
Murks hat geschrieben:Im Grunde ist alles unverändert, was ich problematisch finde, da du aus meiner Sicht sehr viel Wert auf Details legst, dabei aber die großen Stellschrauben übergehst.
Ganz so schwarzweiß ist es m.E. nun doch nicht. Letztes Frühjahr befolgte ich einen Trainingsplan von Pfitzinger, der in der Spitze bis 80 WKM ging mit 5 TE und zwei langen Läufen pro Woche. Demgegenüber habe ich dieses Jahr folgende Veränderungen vorgenommen:
- Ich laufe nur 4x po Woche
- Für die WKM habe ich kein explizites Ziel mehr. Diese Woche habe ich erstmals 48 km erreicht; weitere Steigerungen erfolgen i.w. nur noch in dem Maße, wie sich meine Langen Läufe (s.u.) verlängern. Wahrscheinlich wird das daher bei Mitte 50 WKM kulminieren.
- Pfitzingers Plan sah überhaupt keine richtigen Entlastungswochen vor. Da gab es lediglich einige Wochen, in denen die WKM nicht erhöht wurden. Jetzt ist zunächst jede vierte Woche eine echte Entlastungswoche, in der sowohl die WKM (aktuell von 48 auf 35), als auch die Intensität (Fortfall der montäglichen Tempoeinheit) echt reduziert werden. Im Moment bekommt mir dieses 3+1 Schema ganz gut; ich bin aber darauf vorbereitet, auf 2+1 (o.ä.) zurückzustecken, wenn sich Müdigkeit akkumulieren sollte.
- Die - gemessen an den empfundenen Nachwirkungen - für mich stärkste Belastung sind die Langen Läufe am Donnerstag. Einerseits habe ich hieran den Wochenablauf derart angepasst, dass vor der nächsten harten Einheit Tempotraining am Montag nur ein leichter, sehr kurzer Lauf am Samstag und zwei freie Tage (Fr+So) liegen. Aber auch das Pensum dieser Langen Läufe selbst habe ich quasi halbiert. Während Pfitzingers Plan pro Woche einen richtig langen Lauf (LR1) und einen etwas verkürzten, aber dafür minimal schnelleren oder hügeligen (LR2) vorsah, habe ich dieses nunmehr auf zwei Wochen verteilt. Vorige Woche hatte ich einen LR1 mit 18 km langsam, diese Woche (die ja zudem eine Entlastungswoche war) LR2 mit nur 12 km, dafür etwas schneller. Kommende Woche wieder LR1 mit 20 km und in der zweiten Belastungswoche statt einer weiteren Steigerung wieder ein kürzerer LR2. Den LR1 steigere ich nur noch 2x auf 22 und 24 km, aber eben nur im Abstand von jeweils zwei Wochen.
Murks hat geschrieben:Im letzten April hast du mehrere Monate mit heftigen Umfangssteigerungen hinter dir gehabt. Im März bist du fast 50 % mehr gelaufen als im Januar (und das war auch schon keine stabile Basis über eine längere Zeit, glaube ich).
Das Herausgreifen ausgerechnet dieser beiden Monate verzerrt die Dinge etwas. Anfang Januar 2017 hatte ich 10 Tage Ausfall wegen meines in Terminverzug geratenen Renovierungsprojekts, deshalb nur 170 km, die aber in 3 Wochen. Tatsächlich lief ich im Vormonat (Dez 2016) auch schon 240 km und hatte in den Monaten vorher auch nur moderat gesteigert. Im Lichte dessen relativieren sich die 299 km im März doch ein wenig.
In der aktuellen Trainingsphase habe ich mich innerhalb 18 Wochen von ca. 20 km/Wo auf jetzt 48 km/wo gesteigert. Das macht rechnerisch 5,0% pro Woche. Selbst wenn ich 4 Entlastungswochen rausrechne, sind's nur 6,5% pro Steigerungswoche. Dass ich damit nicht überziehe, leite ich daraus ab, dass es meinem Schwachpunkt, der Achillessehne, seit 6 Wochen wesentlich besser geht als in der Zeit davor.
Murks hat geschrieben:Überlastung ist die Summe (oder das Produkt?) von Umfang und Intensität. Kilometerumfang und Tempoanteil sind sicherlich die wesentlichen Punkte. Jedenfalls wage ich zu behaupten, dass im Vergleich hierzu die Überlegungen zum Laufstil – hier bin ich ohnehin skeptisch, ob die Eindrücke zutreffen, z. B. beim Bergablaufen – Marginalien sind.
Dass mein Achilles-Problem primär laufstil-bedingt ist (harte Fersenlandungen), ist eine Erfahrung, die sich für mich seitdem vielfach wiederholt hat. Irgendwann muss ich das dann aber auch mal zur Kenntnis nehmen, sonst wäre ja die alte Läuferweisweisheit, dass man auf seinen Körper hören soll, nichts als dummes Gewäsch, das nur so lange gilt, wie es nix zu hören gibt. Das steht natürlich nicht im Widerspruch zu deiner Aussage über Umfang und Tempo, die noch dazu kommen.
Bin ich nun also völlig beratungsresistent ? Nein, denn erstens habe ich dieses Jahr vieles verändert (siehe obige Liste) und zweitens sehe ich durchaus ein, dass ich einer realen Gefahr für spontane Überziehungen durchaus ständig unterliege.
Murks hat geschrieben:Dazu kommt nach wie vor deine Tendenz zum Überziehen. Beispiel: Was du als Steigerungen bezeichnest, scheint doch eher so etwas wie Hügelsprints zu sein. Steigerungsläufe würde ich im Flachen und nur mit einer Länge von vielleicht 80 m machen.
Gut, nennen wir sie also Hügelsprints. Ich halte sie für sehr sinnvoll und sie fühlen sich derzeit auch sehr gut an - besser als entsprechende Übungen im Flachen, die bei mir leicht zu schnell geraten. Nachdem ich in der Vergangenheit zur Schonung meiner Achillessehne überwiegend flach gelaufen bin, mein Ziel-WK aber einen happigen Berg enthält, steht jetzt in der Tat eine Intensivierung meiner Hügelarbeit an. Kurze Hügelsprints allein greifen da aber sicher zu kurz. Ich könnte mir gut vorstellen, ab sofort einen Hügeltag pro Woche im Programm zu haben und den aber wochenweise zu wechseln, mal eben diese kurzen Hügelsprints, mal einen Easy Run im hügeligen Terrain (aber unterhalb der Laktatschwelle), mal die Verlegung der wöchentlichen Tempoeinheit in die Hügel (was ich in der 2. Belastungswoche schon einmal gemacht habe und in der übernächsten Woche zu wiederholen gedenke). Für konkrete Vorschläge stehen meine Ohren auf Empfang.
Und schließlich:
Murks hat geschrieben:Sehr interessant auch das Lauf-ABC: Die Dinger finde ich auch viel zu lang, und dann machst du dir auch noch Vorgaben zur Pausenlänge und zur Ausgestaltung der Pause. Hauptsache, du trittst die einzelnen Abschnitte erholt an, im Notfall gehst oder steht du halt. Warum eineTrabpause?
Was ich in diesem Zusammenhang "Trabpause" nenne, würden andere wohl eher mit Steh- als mit Gehpause - geschweige denn Trabpause - bezeichnen. Tatsachlich beginnen meine 2minütigen Pausen mit Gehen, gefolgt von extrem langsamem "Traben" im Bereich 12:00 bis 15:00/km oder noch langsamer. So genau habe ich diese Pausenintervalle noch gar nicht analysiert (möchte ich auch gar nicht). Auf jeden Fall bin ich am Ende ausgeruht für den nächsten Durchgang. Was ich von deiner Anregung aber gerne aufgreifen möchte, ist die Aktivitätsdauer. Die habe ich in den letzten Monaten gesteigert von 30s auf 60s, so wie im letzten Jahr auch (da allerdings bei nur 60s Pause, was mir jetzt in der Tat zu kurz vorkam, deshalb nun 2 min.) Die 60s scheinen mir für einige Übungen - generell solche, die mir leicht fallen - angemessen, für andere (meine gehassten Knieheber !) sind sie mir noch zu lang, obwohl das gerade in den letzten Wochen besser wurde. Ich kann mir gut vorstellen, die Aktivtätsdauer generell zu verkürzen (z.B. zurück auf 40s) und dafür die kritischen Übungen öfter zu wiederholen. Macht das Sinn ?
Murks hat geschrieben:Ich wünsche dir natürlich viel Erfolg und drücke die Daumen, dass diesmal alles klappt.
Danke. Irgendwann muss es ja mal klappen.
