Was für ein Wetter! Da fällt es schwierig, die Füße still zu halten
Wo fang ich an?
Am Besten beim Hindernislauf von gestern.
Herr Nils Böhme hatte geladen zum zweiten "Never Give Up" in Heinum bei Gronau.
Reine Laufstrecke irgendwo zwischen 5 und 6 km. Unbekannte Beschaffenheit. Hindernisse auf der Strecke. Mehr Hindernisse auf dem Sportplatz. Auch diese unbekannter Art. Ich war noch nie auf einem Hindernislauf. Also auf ins Unbekannte!
Versnobt wie ich mittlerweile bin, ist ein 6 km - Hindernislauf natürlich Popelkram, weswegen ich die knapp 20 km trotz zweifelhafter Wetterlage mit dem Rad anreiste. Die Wellen sollten ab 14 Uhr auf die Strecke geschickt werden. Das war ein Problem, weil ich erstens nicht wusste, in welcher Welle ich bin und wie viele Wellen es überhaupt gibt, und das ernährungstechnisch eine schwierige Zeit ist. Da bin ich ja sensibel. Also gab es um kurz vor 12 noch ein Brötchen und zwei Bananen, das muss bis 15 Uhr reichen.
Nach gut 50 Minuten Radtour mit fiesem Gegenwind komme ich schon einigermaßen angeschwitzt um 13 Uhr in Heinum an. Alles ist aufgebaut, ein paar Senioren sitzen auf den besten Plätzen. Ansonsten nur "junge Leute". Sogar aus meiner Sicht. Ich fühle mich alt.
Dann folgen Umkleidezelt, um die Metamorphose vom Radler zum Läufer zu vollziehen, Meldebüro für die Startnummer (Ein Stück Stoff mit Eddingbeschriftung

) und Inspektion der Hindernisse auf dem Platz.
Zwei davon machen mir Angst: Ein Bauschuttcontainer, randvoll mit Wasser. Nicht warm. Nicht einmal lauwarm.

Darüber war ein kleiner Aufbau montiert, damit man sich bücken und auch wirklich tief in das Wasser muss. Oh mein Gott.
Dann gab es einen ca. 3m hohen sehr steilen Hang, mit einem Netz abgedeckt, den man unter selbigem erst hoch- und dann wieder runterkrabbeln muss. Ich sah mich schon verzweifelt an diesem Ding verrecken.
Alles andere sieht deutlich machbar aus. Klettergerüste. Hangelgerüst. Ein großer Haufen aus Altreifen. Ein noch größerer Haufen aus Europaletten. Ein Traktoren-Anhänger. Und diverse andere pfiffige Sachen. Es ist eine Freude!
Der Start verzögert sich. Langsam kommt Hunger auf. Ich bin in Welle 4. Startnummer 13. Aberglaube ist fehl am Platz.
Wir werden um 14:40 endlich auf die Reise geschickt. Geplantes Lauftempo sollte etwas langsamer als 5er-WK-Tempo sein, also so 04:10-04:20.
Nach 20 Metern direkt die erste Falle. Grandios im Wald verkeilte große Äste und Holzstreben erinnern an die Laser-Einbruchsicherungen aus Hollywoodfilmen. Das macht Laune, drüber, drunter, neben. Dann auf einen Waldweg und Gas geben. Ich setze mich direkt an die Spitze meiner Wellenmitläufer. Nach kurzer Zeit die erste Herausforderung. 20-Liter-Kanister stehen am Rand, daneben eine abgesteckte Wendestrecke, die man damit ablaufen soll. Der Streckenposten ruft "1-2 Kanister schnappen, einmal da rum, Kanister wieder abstellen." Schnappe mir zwei Kanister, ächze und schnaufe mich um die Strecke. Meine Wellenamigos nehmen sich jeweils nur einen Kanister. Das ärgert mich. Leicht sind die nu' echt nicht. Da könnte noch an der präzisen Anweisung gefeilt werden

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Weiterlaufen. Es geht munter durch den Wald, auf und ab. Sogar nicht schlecht. Für Anfänger anspruchsvoll. Der Boden ist matschig, ich rutsche in meinen Kinvaras mehrfach weg und wünsche mir Trailschuhe herbei.
Die Strecke zieht sich. Es folgen noch ein Baumstammhindernis, zwei geschlossene Forstschranken und zwei Krabbelhindernisse. Beide sehr matschig. Da ich an allen Hindernissen als erster ankomme, werde ich häufig fotografiert. Hoffentlich komme ich an die Fotos ran

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Dann verlassen wir den Wald und laufen durch die Felder. Jetzt macht mir das Tempo doch zu schaffen. Wir laufen mit Rückenwind, die Luft steht (gefühlt), die Luftfeuchtigkeit ist unangenehm hoch. Es geht auf den Kopf. Unangenehm. Als ich die letzten Läufer der vorigen Welle einhole, muss ich Tempo rausnehmen. Es schwindelt leicht. Wahrscheinlich eine Kombination aus dem fehlenden Mittagessen (es ist mittlerweile 15 Uhr), der drückenden Luft, der Anreise per Rad, und des hohen Tempos verbunden mit den Höhenmetern. Ich habe mich übernommen. Kacke.
Nach 5 km geht es wieder hoch in den Wald. Die Auswertung auf Garmin zeigt, dass es hier auf 600 Meter immerhin 60 Meter hoch geht. In meinem Zustand nicht förderlich. Ein kleiner Trost ist, dass es den anderen auch nicht besser geht. Fast alle gehen das Ding hoch.
Oben angekommen müssen wir Sandsäcke schleppen. Das gibt mir vorerst den Rest. Nach dem Abladen der Säcke muss ich 100m gehen. Mir ist krass heiß, die Beine schwächeln, der Kopf schwindelt. Nur die Atmung ist relativ ruhig. Jetzt kommt der Sportplatz. Ich habe Schiss. Da sind die Zuschauer. Und ich muss gehen. Ich gehe NIE.
Aber Gehen ist besser als Kotzen.
Zuerst geht es unter einem Schild durch. Also auf den Boden, Krabbeln, hoch. Schwindel. Wassercontainer! Ein Fuß rein. Erträglich. Keine Blöße. Ganz rein. Und durch. Langsam weiter. Über ein Stahlseil balancieren. Noch ein Schuttcontainer, diesmal gefüllt mit Matsch. Weiterjoggen. Unter einem Anhänger durchkrabbeln. 50 m joggen. Grenzwertig. Auf Anweisung einen Autoreifen schnappen und damit eine definierte Strecke zurücklegen. Ich gehe. Versuche, Kraft für die restlichen Aufgaben zu sammeln. Dann über den Autoreifenberg. Über den Palettenberg. Über andere kleine Hügel. Immer im Wechsel Gehen/Traben. Mehr geht nicht. Noch einmal auf den Boden, ein weiteres Mal unter einem Netz krabbeln. Dann das Hangeln. Das klappt wieder. Der gefürchtete Krabbelberg erwies sich als halb-so-wild. Hoch ist kein Problem, runter geht es von allein. Immer nah an der Natur.
Das letzte Hindernis! Eine enge Betonröhre. Hier muss man wirklich runter. Die Netze waren ja immer noch flexibel. Beton nicht. Irgendwie flutsche ich auch da noch durch.
Nach 43 Minuten ist es dann geschafft. Ich bin im Ziel und bekomme einen Becher Wasser und eine Medaille.
Erstmal hinsetzen. Die Beine sind wie Gummi. Eindeutig Nährstoffmangel. Ich ärgere mich, dass ich das Essen nicht besser geplant habe. Garmin zeigt 7,24 km an. Macht einen Schnitt über alles von genau 06:00. Trotz der Geherei und der Hindernisse.
Das Pacediagramm ist schön, es geht stetig bergab.
Trotzdem hat es mir großen Spaß gemacht. Außerdem ist da noch viel Luft nach oben

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Die Stimmung war großartig. Es gab null Wartezeit an den Hindernissen. Die Streckenposten waren Super-Nett und gut drauf. Es gab lecker Salate im Anschluss (die ich auch brauchte!!!).
Wenn ich jetzt noch eine Ergebnisliste und Fotos bekäme ...
Also, bis zum nächsten Jahr zum Never Give Up 3.0 2016 !