wie ich hier bei meinem hiesigen Einstand kundtat, stand gestern mein erster Wettkampf an, 10 km Stadtlauf bei uns durch den Heimatort, 6 Runden durch die Fußgängerzone. Gesetztes Ziel für mich (51, BMI 27, noch ca. 8 kg vom Normalgewicht entfernt) war, die Strecke unter einer Stunde zu schaffen und nicht gerade letzter in meiner Altersklasse zu werden.
Optimist, der ich bin, hatte ich nach Steffnys 6-wöchigen "unter 55 Minuten" Trainingsplan trainiert, bin allerdings erst mit der zweiten Woche eingestiegen, da ich erst vor fünf Wochen die Möglichkeit ins Auge gefasst hatte, bei dem Lauf mitzumachen, den hatte ich mir an Weihnachten noch nicht zugetraut und sowieso für langweilig und unangenehm befunden (6 Runden durch die triste Innenstadt bei voraussichtlich usseligem Wetter im Februar und nicht vorhandener Pace waren nicht so der Motivator), hab's aber zum Glück dann doch getan. Kann ja nicht schaden, mal so was mit zu machen und seinen persönlichen Stand ermitteln zu lassen. Vor allem war das Motivation, mal am Tempo zu arbeiten. 6:45 maximale Pace waren nicht so der Bringer.
Ich muss gestehen, dass ich den Trainingsplan nicht besonders streng befolgt habe. Die Samstagsläufe ließ ich weg, weil meine Frau schon wenig glücklich über die Lauf-Sonntage war, wo ich danach zu platt war, um noch irgendwelche Ausflüge mit ihr zu machen, und einmal die Woche war ich schwimmen statt laufen, blieben also zwei Lauftermine die Woche, einmal schnell, einmal lang, einmal abends nach der Arbeit im Dunklen, mit Stirnlampe, einmal Sonntag Mittag im Hellen. Die letzten beiden Wochen wollte ich das Schwimmen dann auslassen und je dreimal laufen, aber in der vorletzten Woche merkte ich eine drohende Erkältung und strich einen Lauftermin. Die Erkältung konnte ich weitgehend abwenden, ein leichter Schnupfen mit trockener Nase blieb, den hab' ich sogar jetzt noch, aber er behinderte mich nicht spürbar.
Am Anfang des Trainings schaffte ich es noch nicht, die Trainingsvorgaben (6 km mit 5:55/km, 5x 1km in 5:24) einzuhalten, insbesondere weil meine doofe GPS-Uhr mich bei der Pace belog und entweder viel zu viel oder viel zu wenig anzeigte und bei den Intervallen ein, zwei Minuten brauchte, um auf irgendein Tempo zu konvergieren. Am Ende waren die Intervalle dann nur 5:40. Die ersten 6 km TDL waren noch bei 6:08. In der vorletzten Woche schaffte ich dann aber 6 km mit 5:54, am Ende aber ziemlich platt und froh, dass es vorbei war.
Am vergangenen Sonntag machte ich dann eine kleine Generalprobe, statt des langen Laufs holte ich den wegen der Erkältung ausgefallen TDL nach, statt 6 km programmierte ich mir 7 in die Uhr, und lief dann nach Pulsanzeige das Tempo, das ich glaubte, länger halten zu können (ca. 90% HF max). Ich hielt es dann auch und hatte sogar noch Luft, zwei Kilometer dran zu hängen. Am Ende hatte ich mit der Einlaufstrecke 11,5 km, wovon ich die ersten in 1:01:16 geschafft hatte (6:08/km Pace). Es schien also möglich, im Wettkampf die Stunde zu unterbieten. Am Dienstag gab's dann nochmal 8 Intervalle zu 400 m mit 2:04 Zielzeit (5:10/km), und die schaffte ich in 1:59 bis 2:07, die meisten davon im unteren Bereich, war also im Plan. Donnerstag noch ein leichter Lauf von 6,3 km in 6:24er Pace und das Rennen konnte kommen.
Ich hatte mir überlegt, wie ich am besten mit der ungenauen Uhr die Geschwindigkeit kontrolliere (eine Zeit pro Runde gibt's, glaube ich, bei der TomTom nicht) und mir dann eine Methode überlegt, mit der ich schon beim Schwimmen die Bahnen zähle: ich programmiere mir die geplante Rundenzeit, und dann vibriert die Uhr am Ende der Runde. Wenn sie vor der vollendeten Rundenstrecke vibriert, bin ich zu langsam, vibriert sie danach, habe ich Vorsprung. Da der Lauf mit einem Prolog von 350 m vor der eigentlichen Runde von 1,63 km startete, nahm ich das Intervallprogramm, das ich ja schon vom Training kannte, programmierte mir als Einlaufzeit die Zeit, die ich bei 6:00 Pace für 350 m brauchen sollte (2:05), für die Intervallzeit ungefähr die Hälfte der Runde (4:55), bis zu einer markanten Kreuzung, wo ich abbiegen musste, und den Rest der Rundenzeit als Erholungszeit (4:40, in Summe also 9:35 und damit etwa 5:53er Pace, die Stunde sollte nicht an Ungenauigkeit meiner Messungen mit Google Earth scheitern). Die ich natürlich nicht zum Ausruhen zu nutzen gedachte, sondern als zusätzlichen Kontrollpunkt, der auf Höhe des Ziels lag.
Ein halbe Stunde vor dem Start war dort noch nicht viel los, der 5 km Lauf ging gerade zu Ende. Ein bisschen warm gelaufen (es war sonnig, aber schneidender Ostwind bei 5°C, man fröstelte schnell ohne Jacke) und mit den Schwiegereltern und meiner Frau geschnackt, die zur Verstärkung dabei waren. Irgendwie hatte ich mit mehr Brimborium gerechnet, da war irgendwie gar nix, was nach Start aussah. Wir waren noch fast die ersten am Start, nach und nach füllte es sich aber. Nachher kam dann dann ein Mini-Van mit mutmaßlich dem Organisationskomitee, und die stellten dann rechts und links der Straße eine Fahne auf. Hab' mich relativ weit hinten im Feld einsortiert, um den anderen nicht zu sehr im Weg rum zu stehen, deswegen sah ich nicht so genau, was vorne abging, aber mittlerweile war es ziemlich voll, rund 395 Läufer waren gemeldet. Das ganze zog sich ziemlich, ich bekam kalte Finger und fror trotz Windbreaker-Jacke ein wenig, wann ging's denn endlich los? Die GPS-Uhr wartete im Pausestatus mit gefundenen Satelliten und zeigte mir auf diese Weise keine Uhrzeit mehr an, aber ich hörte, wie jemand sagte, wir seien schon 4 Minuten über die Zeit - man musste eine Hautpstraße sperren, die der Prolog kreuzte, bevor es in die Fußgängerzone ging, die Polizei musste wohl erst Freigabe melden.
Dann endlich der erlösende Startschuss und alle wetzten los. Wobei mir dei Vorderleute dann doch etwas im Weg standen. Ich schlängelte mich da irgendwie durch, aber ohne viel Tempo zu machen, man soll ja keinesfalls zu schnell loslaufen. Da die Zeit schon durch den Vibrationsalarm der Uhr kontrolliert wurde und die Momentan-Pace erfahrungsgemäß nichts taugte, stellte ich die Uhr auf Pulsanzeige und - oh Schreck - da stand mein HF-max von 173, ich hatte noch nie einen höheren Wert in der Anzeige, obwohl ich mich doch gerade keineswegs verausgabte. Ich nahm ein klein wenig Tempo raus, und als ich am Ziel vorbei kam, summte die Uhr erst 15, 20 Meter hinter dem geplanten Punkt, ich war also voll im Soll.
Das Feld verteilte sich nun ein wenig und ich konnte so laufen, wie ich wollte. Am ersten Zwischenpunkt hatte ich schon ungefähr 40-50 Meter Vorsprung, mein Plan ging prima auf. Ich bekam genug Luft, blieb mit dem Puls knapp unter 160, das konnte ich länger halten, etwaige Tempoverschärfung wollte ich mir für die zweite Hälfte aufsparen.
Die Streckenposten spendeten höflichen Applaus (die armen Jungs und Mädels mussten das eine volle Stunde lang tun, Respekt!), ansonsten hielt sich der Publikumsjubel in Grenzen, nur der eine oder andere Verein bejubelte seine Läufer. Ich hatte natürlich auch mein Team kurz vor dem Zielbereich, die mich aufmunterten und die Runden mitzählten. Meine größte Angst war, mich zu verzählen und zu früh oder zu spät in die Zielgerade auszuscheren, aber ich konnte Gesamtstrecke und Gesamtzeit in der kleinen Anzeige oben auf der Uhr lesen, was mir sonst mit der Gleitsichtbrille nicht bei allen Beleuchtungsverhältnissen gelingt.
Nach 1,5 Runden ein Trillerpfiff und der Ruf "Rechts laufen!". Ein Fahrrad fuhr voraus und dahinter kam der spätere Gesamtsieger angeflogen, ich wurde bereits überrundet. Der Junge Mann Jahrgang 1997 (meinereiner: 1964) finishte später in 31 Minuten, die beste Dame in 37 Minuten. Zu den nächsten Runden gibt's nicht viel zu erzählen, ich lief halt so vor mich hin und bekam gut Luft, hilet den Puls um 160 herum.
Ruca schrieb hier neulich, dass man bei km 7 ungefähr kurz vor'm Aufgeben sein müsste, aber da war ich relativ locker unterwegs und dachte mir, da ist noch Luft nach oben. Ich hab' den Puls dann auch mal die 160 überschreiten lassen, das musste ich aber schon deshalb, um das Tempo beizuhalten. Schön war, dass ich ab und zu auch mal jemand überholen konnte, in Runde 5 auch den Besenmann, der auf dem Fahrrad hinter dem Ende des Feldes herfuhr, um die Liegengebliebenen aufzufegen

In der letzten Runde holte ich dann nochmal alles raus, schnappte nach Luft wie ein Goldfisch im Trockenen, und legte sogar noch einen Endspurt rein, als ich in den Zielbereich einlief. Ich stoppte die Uhr da, wo ich die Ziellinie wähnte, aber danach erst kam so eine schwarze Matte links, wo man den Transponder vorbeiführen musste, da war ich schon im Auslaufen. Außerdem hatte ich die Uhr erst beim Überschreiten der Startlinie gestartet, während die offizielle Zeitmessung wohl mit dem Startschuss gestartet worden war. Jedenfalls zeigte die Uhr am Ende 10,25 gelaufene Kilometer an (die Strecke war aber DLV-vermessen, die wird schon gestimmt haben) und 58:02 Minuten. Auf jeden Fall sollte ich unter einer Stunde geblieben sein.

Da ich mir keine Illusionen bzgl. der 1,5 h später stattfindenden Siegerehrungen machte, fuhren wir heim zum Duschen und Ausruhen. Ich schaute dann ins Netz, wo schon bald die Ergebnisliste erschien. Offizielle Zeit war 58:14, damit war ich 299. von 342 Teilnehmern, 239. von 258 bei den Herren und 30. von 33 in meiner Altersklasse M50. Alle Ziele erreicht, aber auch ziemlich geerdet, das ist jetzt keine Zeit zum Prahlen, und auf den Videos, die meine Frau mit dem Handy gemacht hatte, sah ich auch reichlich unelegant aus, ein alter schlurfender Sack unter vielen jungen Leuten, die einen echten Laufstil hatten, da muss ich noch dran arbeiten und vor allem noch Abspecken. Aber dabei gewesen, nicht letzter geworden und durch das Training, das ich ohne den Lauf bestimmt nicht so durchgezogen hätte, eine Geschwindigkeitssteigerung auf 5:49/km erreicht, das ist schon mal was anderes als die 7 Minuten vom Anfang des Jahres. Ich hab' sogar ein paar jüngere überholt, ein paar M40 und 35, sogar einen M30.

Im Juni gibt's wieder einen 10-km-Lauf bei uns, und zwar über meine Hausstrecke am Fluss entlang, da wären dann 55 Minuten zu unterbieten. Und die momentane Pace würde ich gerne auf HM-Strecke ausdehnen, HM unter 2h. Im Moment (17,7 km in 2:04:04) noch illusorisch, aber das Jahr ist ja noch lang und ich fange ja eben erst an. Und im September vielleicht 15 km in Köln, wo 6000 Läufer am Start sind. Mal gucken.
So, ab morgen wird das Wetter voraussichtlich usselig, einige hier werden Challenge-Punkte im Schneeregen sammeln, aber ich geh' zweimal lecker Schwimmen und erhole mich schön.
