Das ist genau einer dieser Punkte, die Leute wie z.B. den berühmten 10kRunner glauben lassen, dass Leistungssteigerungen linear verlaufen, und bis zu einem gewünschten Ziel umsetzbar sind. Am Anfang macht man einfach so schnelle Fortschritte in so großen Schritten, dass man kaum glauben kann, dass relativ schnell eine Grenze erreicht wird, bei der man mit dem gleichen Aufwand nur noch um Sekunden über 10 Kilometer kämpft, während man vorher Steigerungen im Minutenbereich gemacht hat.Dartan hat geschrieben: Ja, geht mir genauso, nur dass die "Grenze" bei mir wohl etwas langsamer ist. Bis zu einer Pace von ~4:45 ist das eigentlich "gemütliches" Laufen und ein paar Sekunden hoch oder runter bei der Pace merke ich kaum. Sobald es schneller wird, muss ich dann wirklich dauerhaft bewusst Gas geben und jede weitere Steigerung kostet echt Kraft. Und sobald sich die Pace dann der 4:00 annähert, fühlt es sich schon fast wie sprinten an und jede weitere Steigerung ist nur für extrem kurze Zeit überhaupt machbar.
Letzte Woche auf der Bahn hatte ich fast ein schlechtes Gewissen, als ich beim Einlaufen eine Läuferin überholt habe, die gerade ihre schnellen Intervall-Abschnitte gelaufen ist. Nicht, dass ich mir danach auf die Schulter geklopft habe, aber solche Dinge und die Erfahrungen im Bereich schneller als 3:30 machen mir immer wieder bewusst, wie schnell und gleichzeitig langsam ich eigentlich bin. Es kommt auf die Perspektive an.
Beim letzten DL im Wald habe ich aber mal wirklich den Lauf-Asi raushängen lassen, so bin ich eigentlich nicht - aber der andere Läufer hatte es in dem Augenblick nicht anders verdient. Ein 20-jähriger Hüpfer, der mir Gammelfleisch in Turnschuhen wohl mal zeigen wollte, wie es läuft. Ungefähr 1 km hatte ich ihn ca. 100 m vor mir, ohne dass er mich bemerkt hat. Ich war so mit 5:20 unterwegs und kam ihm immer näher. Dann hat er mich bemerkt und Gas gegeben, und ich bin einfach locker dran geblieben. Ich wollte wissen was passiert, sozusagen mitgehen mit neutralem Blatt wie beim Pokern. Das Ganze so bei 5:10. Er ist dann aber weiter geradeaus gelaufen und ich bin abgebogen, damit war die Sache für mich durch. An der nächsten Kreuzung 2 Minuten später habe ich ihn allerdings direkt wieder getroffen, diesmal war ich knapp vor ihm. Sein Weg war nach Open Street Maps ein paar Meter länger. Er war auf jeden Fall optisch leicht angefressen, dass ich wieder da war und auch schon gut außer Atem, das habe ich im Genick gespürt. Dann ging es um den See rum, er hat mir aber brav und hechelnd an den Fersen geklebt, vielleicht 10 m hinter mir. So ging das fast 1,5 km um den See rum, immer noch bei ca. 5:10. Seine Atmung wurde immer lauter. Das letzte Stück geht dann über ca. 500 m einen leichten Anstieg bergauf, und am Ende nochmal ca. 100 m gefühlte 45% Steigung. Ich habe das Tempo einfach gehalten, was auch für mich dann schon anstrengend war, und plötzlich war er weg. Ich habe dann erstmal meinen Puls wieder runtergeregelt und bin auf 5:30 zurück, ich wollte es ja nicht übertreiben. Ein paar Minuten später hatte ich ihn allerdings wieder hinter mir, deutlich an der Atmung zu erkennen. Er wollte wohl nicht so einfach aufgeben. Er kam immer näher, ich bin dann aber einfach immer genau sein Tempo gegangen, sodass er nicht an mir vorbeikam. Ich kam mir schon echt arschig vor, aber das Ganze hatte sich unausgesprochen zu einem Rennen entwickelt. Nur dass es für mich locker und für ihn am Limit war. Am Ende haben sich unsere Wege wieder getrennt, und ich hoffe, dass ich ihn zumindest irgendwie motiviert und nicht demotiviert habe (ich hätte mich allerdings gehasst)

Sorry für OT, musste ich gerade mal loswerden
