35. Dreieich-Waldlauf mit 15. Dreieich-Stadtmeisterschaft am 25.06.2016
Seit zwei Monaten hatte ich mit dem Gedanken gespielt an dem Lauf teilzunehmen. Allerdings konnte ich mich zunächst nicht entscheiden, ob ich den 5er laufe und mal eine offizielle Zeit setze, oder ob ich den Hauptlauf laufe. Nach den Ergebnissen der letzten Jahre habe ich mich dann für den Hauptlauf entschieden, da man regelmäßig mit einer sub45 Stadtmeister werden konnte. Also was solls, meine einzige Chance vielleicht jemals auf ein Treppchen zu laufen. Auf die Gefahr mich damit als eitel hinzustellen - ist mir egal

Ich kann meine Zeit einschätzen, und wer nicht teilnimmt, kann eben nicht gewinnen.
Um 14:00 ist der 5 km Lauf gestartet, bei schönstem Wetter. Ich war schon da, um meine Nervosität etwas in den Griff zu bekommen, und mich mit den Bedingungen vor Ort vertraut zu machen. Hört sich blöd an, aber hilft mir ungemein. Der Hauptlauf startete erst im 16:00. Die ersten Läufer kamen nach 18-19 Minuten ins Ziel, und gleichzeitig kam der Schüttregen. Alle über 20 Minuten sind durch den Wald geschwommen und die letzte Runde durch die Asche-Matsch-Bahn gewatet. Beste Voraussetzungen also für den Start des Hauptlaufs eine Stunde später.
Der Start wurde dann nochmal 5 Minuten verschoben, aber es zeichnete sich keine Wetterbesserung ab. Also durch den Matsch an den Start - die schönen Schuhe...

Der Bürgermeister gab den Startschuss, und ab ging die Post. Schön, dass die "super(!?)60 Läufer sich alle vorne aufgestellt haben, und die erste Runde alles blockiert haben. Ich bin dann einfach mit Vollgas ganz außen vorbei, war mir dann auch egal. Nach einer Runde ging es dann raus aus dem Stadion, über den Parkplatz und rein in den Wald. Weltklasse, alles voller tiefer, vermatschter Pfützen. Die Kurven waren eng, ich hatte jedes Mal Angst, dass es mich hinlegt. Dazu Äste im Gesicht und das Gel läuft aus den Haaren in die Kontaktlinsen. Lächeln, das interessiert jetzt und hinterher niemanden.
Wie immer fliegt der erste Kilometer nur so vorbei, durch den suboptimalen Start allerdings "nur" in 4:03, ich hätte bei mir eher mit 3:50 gerechnet. Dann erstmal hügelig 4:21, 4:16, gefolgt von der heftigsten Steigung, knapp 800 m und am Ende nochmal eine richtig fiese Kuppe, 4:34. Ich habe mich da leider etwas übernommen, und habe wieder Seitenstechen bekommen - Überanstrengung mit schlechter Atmung. Ich dachte das war es jetzt. Etwas Tempo rausgenommen, trotz Bergabpassage 4:26. Ich wurde durchgereicht und kämpfte mit meiner rechten Rippe. Dann verschwanden die Schmerzen allerdings langsam, und ich konnte wieder sanft aufs Gas gehen konnte. 4:17, 4:15, 4:12 - läuft. Der Kurs ging über 2 Runden, d.h. zwei Mal diese fiese Steigung laufen. Diesmal ging es aber gut und ich flog an einigen Läufern vorbei. Das hat mir ziemlich viel Rückenwind gegeben, und so hat mich dann keiner mehr überholt. Ich war jetzt voll im WK-Modus. Der vorletzte km ging in 4:15 durch, der letzte dann mit allem was ich hatte in 4:02. Davon noch rund 300 auf der Matschbahn.
Ich hörte den Moderator noch irgendwas sagen von wegen "Und wir sehen die Nr. 55, Marco Dammann". Ist immer schön seinen Namen zu hören. Ich hatte allerdings noch die ganze Runde vor mir, und meine Lunge hing schon irgendwo zwischen Kehlkopf und Zunge. Und er schwafelte irgendwas von "Stadtmeister". Da gingen aber gerade ein paar andere durchs Ziel, und ich dachte mir nur "Schade, knapp verpasst". Ich wurde dann nach der Ziellinie abgescannt (was sicher 5 Sekunden gekostet hat, und den Unterschied zwischen meiner Uhr und offizieller Zeit erklärt), und habe mir erstmal mein Zielbier reingekippt. Dann schnell raus aus den nassen Sachen, Duschen, in der Halle ein Stück Kuchen essen und runterkommen.
Ich habe die Gabel noch halb im Hals stecken, da höre ich "Als erstes kommen wir zur Ehrung des Stadtmeisters: In einer Zeit von 42:42 - "öhm, bitte...!?!? Das ist doch..." - Marco Dammann". Ich glaube mein Blick war unbezahlbar

Der Applaus tat gut, wofür läuft man sonst über Monate stundenlang alleine durch den Wald.
Die Klamotten konnte ich wegschmeißen, aber dafür habe ich jetzt einen schönen Pokal, und für den 2. Platz in der M30 gab es auch noch ein 6er Radler alkoholfrei.
Ich will nicht meckern, aber was wäre ohne Höhenmeter, Matsch und Seitenstechen drin gewesen... Ich werde es nicht erfahren, aber ich bin glücklich und zumindest für 1 Jahr offiziell der schnellste Dreieicher

Frei nach dem Lotto-Motto: Nur wer mitmacht kann gewinnen.