Auch ich möchte mich mal wieder melden. Lauftechnisch waren meine letzten Wochen sehr mau, an ein Laufen nach Plan war nicht zu denken. Auch im Forum war ich in dieser Zeit nicht mehr. Einmal benötigt man keine Anregungen fürs Training, wenn man nicht läuft, und zum anderen möchte man auch nicht so gerne lesen, wie aktiv die anderen alle sind, während man selbst die Laufschuhe im Schuhregal lässt.
Nach meiner Erkältung kam ich nur sehr langsam wieder ins Laufen. Da der Dezember in meinem Job der stressigste Monat des ganzen Jahres ist, war es auch schwierig, die Zeit zu finden, auch noch laufen zu gehen. An den Wochenenden hatten dann auch andere Dinge Priorität, so dass es meist nur zu zwei bis höchstens drei Einheiten in der Woche reichte. Und da bin ich dann einfach gelaufen, ohne auf den Plan zu schauen. Ein Magen- und Darminfekt kostete eine weitere Woche, so dass ich noch nicht viel an der Grundlage arbeiten konnte. Da ist die letzte Woche mit knapp 50 Wochenkilometern schon richtig viel gewesen. Im Plan sind schon die 35er angegeben - am Sonntag waren 20 Kilometer für mich das Höchste der Gefühle.
Jetzt habe ich erst einmal zwei Wochen Urlaub. Da werde ich die Gelegenheit nutzen, um ein wenig mehr wieder ins Laufen zu kommen. Es ist einfacher, den Schweinehund zu übewinden, wenn man nicht erst diverse Beleuchtungsuntensilien anlegen muss, um rauszugehen, und wenn man an einer Straße langlaufen kann, ohne Angst zu haben, im Dunkeln umgesenst zu werden.
Mein Laufjahr 2019 war sehr erfolgreich. Drei Marathons in einem Jahr waren schon eine Herausforderung. Dazu habe ich zweimal meine PB auf der Marathonstrecke sowie einmal auf der Halbmarathonstrecke verbessert. Und das Gefühl, zweimal auf dem Altersklassentreppchen zu stehen, war auch nicht übel.
Aber im Rückblick weiß ich, dass es definitiv das einzige Jahr mit drei Marathons sein wird - es sei denn, ich werde diese nur noch als extra lange Läufe absolvieren und keine Zeitziele mehr verfolgen. Aber das Laufjahr 2019 war auch ein Jahr für mich, in dem ich mich sehr unter Druck gesetzt habe. Ich wollte unbedingt die 3:30 knacken. Und als ich das geschafft hatte, habe ich den rest des Jahres nicht ruhiger angehen lassen, sondern die Zielzeit noch ein wenig nach oben geschraubt und dazu das Ziel gehabt, endlich meine Aschaffenburg-Zeit im Halbmarathon zu toppen. Und nach Frankfurt habe ich dann gemerkt, wie anstrengend das Training nicht nur für meinen Körper, sondern auch für meinen Kopf war.
Was meine Jahresplanung für 2020 betrifft, weiß ich noch nicht, ob ich im Frühjahr einen Marathon laufe. Eigentlich war Hannover angepeilt. Aber wenn ich dort laufe, möchte ich auch schon die 3:25 anpeilen können. Und wie im letzten Jahr, läuft die Grundlagenphase wieder schlecht. Für einen Genuss- oder Eventlauf reizt mich Hannover nicht. Im September werde ich auf jeden Fall ein zweites Mal Berlin laufen - aber vielleicht auch ohne ambitioniertes Zeitziel. Da ist alleine schon der Event Berlin Marathon das was reizt.
Ich werde jedenfalls meine freien Tage nutzen, um mir auch darüber klar zu werden, ob ich noch einmal mich quälen möchte und eine persönliche Bestzeit anpeile, oder ob ich mich wegbewege von den fordernden Greifplänen und Richtung Genusslauf gehe. Das muss ja nicht heissen, dass ich nun nur noch so gerade sub 4:00 laufen möchte. Aber ich möchte ja nicht den Spaß am Laufen verlieren und ich merke, dass ich mir mit dem Druck, den ich mir selbst mache, indem ich die Planeinheiten alle "schaffen" will, schon ein bisschen das Laufen vermiese. Nach meiner Erkältung bin ich das erste Mal seit langem rausgegangen und bin einfach gelaufen - ohne eine Einheit schaffen zu wollen, ohne in einem bestimmten Pacefenster bleiben zu wollen, ohne ständig die Herzfrequenz zu kontrollieren und ja nicht zu überpacen. Einfach Laufen, weil es Spaß macht. Das Gefühl hat mir in den letzten Monaten ein wenig gefehlt.
Ich wünsche Euch allen stressfreie Weihnachtstage - sei es mit oder ohne Laufen.
Richard