moonwalker99 hat geschrieben:Dein erster Absatz ok, aber unten passt das nicht mehr ganz. Wir sind alle hier Meilenweit entfert von einem 2:06 - Läufer, aber so was von Meilenweit. Warum sollten wir dann nicht auch das Dauerlauftempo etwas nach oben korrigieren. Wenn ich sehe das Profis (sub 2:10) oft in ca. 4:00 - 4:30 trainieren, warum sollen wir das in einem komplett anderen Leistungsbereich dann nur knapp darüber tun? Wir haben keinen BMI von 19, zumindest nicht alle und laufen im Wettkampf sub 2:10 :-) wir sprechen über sub 3 :-) Da muss doch ein Unterschied sein?!
Klar ist da ein Unterschied. Aber den könnte man auch so formulieren: Die Sub 3 Kandidaten können im Verhältnis zum MRT SCHNELLER laufen, da sie meist deutlich weniger Umfang laufen und ihr MRT nicht so intensiv ist wie das der Spitzenläufer. D. h., wenn es für den Spitzenläufer ok sein mag, einen großen Teil des Trainings bei 80% MRT zu machen, kann das für den Sub3 Kandidaten mit 80km/Woche tendenziell zu langsam sein, und er kann häufiger auf 85-90% MRT gehen.
Da liegt ein großer Fehler, der sehr häufig gemacht wird, wenn versucht wird, vom Profitraining zu lernen - die optimale Intensitätsverteilung kann im Schnitt bei 200k/Woche kaum dieselbe sein wie bei 50k oder 100k.
Anderes typisches Beispiel: Fats jeder meint, 6*1000 wäre eine Super intervalleinheit. Nur laufen die Pros 6* 2'40 oder 2'35 .... wenn ein Hobbyläufer 6* 1k in 5' macht, ist das etwas völlig anderes - und wenn man die Belastungszeit betrachtet, womöglich viel zu hart. Das fällt dann komischerweise kaum jemandem auf ....
Noch eine Sache: Ein blutiger Anfänger in lausiger Form macht u. U. jede Einheit Intervalltraining - einfach weil er nicht in vernünftigem Tempo durchlaufen kann. Für einen Profi wäre das eher nix, der muss deutlich softer trainieren. (Wobei es für Bob Schul 1960 noch zum 5000m Olympiasieg nur mit Intervalltraining gereicht hat - aber das waren ja damals auch noch keine Profis. Ist aber auch so ein Fall, der nach den Theorien einiger deutscher Traininsgidiologen gar nicht möglich hätte sein dürfen).
Dazu muss man sich das Training der Pros vielleicht doch etwas genauer ansehen - Legenden gibt es viele, oft haben sie wenig mit Fakten gemein. Haile hat afair mal gesagt, dass er eigentlich nicht langsamer als 4'15 läuft. Und das meiste trainieren die in der Höhe und oft auch in hügeligem Gelände ... da darf man noch einiges abziehen, um es mit training auf Meeresebene zu vergleichen. Ich habe mir schon sehr viel Profitraining angesehen, wahrscheinlich mehr als die meisten hier. Es gibt immer mal wieder welche, die erstaunlich langsam laufen, aber auch das krasse Gegenteil. Und nach den Ideen a la Prochnow dürfte das schnelle Laufen nicht funktionieren - tut es aber. (Carlos Lopes wäre auch ein Beispiel dafür.)
Selbst Fitschen ist mittlerweile dabei, seine DL endlich etwas schneller zu machen. Man hat bei ihm extrem gemerkt, dass der hohe Umfang ihn zum langsamen Traning zwang. Entsprechend mühselig waren die ersten Marathons und entsprechend lang die Erholung danach. Als er endlich in der Lage war, die DL schneller zu machen, gelang ihm in der Folge sein bisher bester Marathon.
Zum BMI: Solinsky war iirc der erste Weiße über 10000 unter 27. Trotz seines BMIs lief er die DL doch ehr schnell. Der BMI spielt hier möglicherweise nicht so eine große Rolle. Ich habe auch einen eher hohen BMI, laufe dennoch die DL eher schnell, kenne aber auch gegenteilige Beispiele. (Es geht nicht um di eLeistung, nur um Läufertypen).
Der BMI spielt vielleicht eher eine Rolle für die Höhe des Umfangs ... und die Höhe des Umfangs wirkt sich eben wieder auf die Intensität aus.
Es geht mir auch gar nicht darum - und das habe ich hier schon xmal geschrieben - das man mit gewalt schnell laufen sollte.
Es geht darum, die ständigen Warnungen vor dem "bösen zu schnell laufen bei den langen Läufen" als sehr fragwürdig zu entlarven. Es darf gerne zur Erholung mal langsam gelaufen werden - der Grund ist aber nicht der FSW, sondern einfach, dass man die Kombi aus Umfang und Qualität bewältigen muss und langsam laufen oft mehr bringt als gar nicht laufen. Dabei darf der lange Lauf gerne deutlich SCHNELLER gelaufen werden als die langsamsten "Füllläufe" - so predigt es ja z. B. auch V. Röthlin.
moonwalker99 hat geschrieben:
Meine Behauptung: Nur jemand der beide Strategien an sich selbst getestet hat, wird heraus finden welche für Ihn die richtige ist. (mindestens über 1 Marathonvorbereitung)
Man kann es so natürlich nicht herausfinden. Denn du hast beim zweiten mal die erste Vorbereitung hinter dir. Das ist eine andere Situation.
Man könnte es am besten herausfinden, in dem man relativ viele Leute dazu kriegt, mehrere Marathonvorbereitungen zu absolvieren, in denen sie möglichst wenig so langsam laufen. Wenn dann genügend davon erfolgreich sind, wird einigen aufgehen, dass es auch so gehen muss - möglicherweise sogar besser geht. Ich habe dazu schon ein Experiment geplant ...
Das ist auch im Prinzip mein Hauptargument. Es gibt schon so viele Beispiele von sehr erfolgreichen Läufern, die im wesentlichen auf schnelles Laufen und vor allem auf schnelle lange Läufe gesetzt haben, dass Prochnow oder Steffny nicht recht haben können.
Nochmal: Ich sage nicht, man muss es
so machen. Ich sage:
Es ist Unsinn, zu behaupten, es gehe nur über die ganz langsamen Läufe. Aber das ich es nur wage, den "Helden" zu widersprechen, reizt einige hier leider schon zu persönlichen Angriffen.
Dabei haben heute viele gar keine Ahnung, woher diese seltsame Verehrung des langsamen Laufens zum Großteil herkommt.
Long slow distance war van Aakens Konzept, dank der Steffnys ist es
hier bis heute sehr populär. In den meisten englischsprachigen Ländern würde man die Diskussion so nicht führen, da es dort
Long steady distance (Lydiard und andere) das Ding ist. Der Unterschied zwischen
steady und
slow ist imo entscheidend. Der Marathon wird am Ende mindestens steady, wenn nicht sogar fast gelaufen - wieso sollte "slow" das beste Training dafür sein?
Van Aaken ging damals vor über 50 Jahren davon aus, dass ein Sub13 Läufer am Wochenende 80km DL an einem Tag in einer Einheit absolvieren würde. Hicham EL Gerrouj lief Sub13. Seine längsten Läufe ware nicht mehr als 90min lang, viele sehr schnell. Auch die anderen SUb13 Läufer trainieren nicht 80km DL an einem Tag. Van Aaken hat sich in dieser Hinsicht gewaltig geirrt, er hat die positive Wirkung von langen langsamen Läufen bei weitem überschätzt. Das tun viele seiner Nachfolger heute immer noch.
Gruß
C