Mentalist1 hat geschrieben:atp,
beim Durchlesen des Buches ‚
Handbuch Anti-Aging & Prävention’ ist mir Folgendes aufgefallen:
Du erwähnst immer wieder, dass die durchschnittliche Lebenserwartung (=durchschnittliche Lebensspanne) des Menschen seit Jahrzehnten steigt. Das ist korrekt. Wird auch im Handbuch bestätigt.
Allerdings weist das Handbuch bezüglich Lebensspanne des Menschen auf folgende 3 Begriffe hin, dessen ich vorher keine große Beachtung geschenkt habe:
Maximale Lebensspanne
Durchschnittliche Lebensspanne
Funktionelle Lebensspanne
Kurze Erläuterung aus dem Buch:
Maximale Lebensspanne --> Das Maximalalter des Menschen beträgt etwa 120 Jahre und hat sich seit wenigstens 2.000 Jahre nicht geändert.
Durchschnittliche Lebensspanne --> Durchschnittliches Lebensalter Männer (74 Jahre), Frauen (80 Jahren). Dennoch erreichen nur wenige das Höchstalter von etwa 120 Jahren, das durch die allgemeine Geschwindigkeit der Alterung bestimmt wird. Grund dafür sind in erster Linie die im Lebensverlauf zunehmenden klassischen (Alters-)Krankheiten.
Funktionelle Lebensspanne --> Zieht man von unserer tatsächlich gelebten Lebensspanne die Zeit ab, die in Gebrechlichkeit, Unselbständigkeit oder Pflegebedürftigkeit verbracht wird, bleibt die funktionelle Lebensspanne übrig –
also die Lebenszeit, die wir in weitgehender Gesundheit und Selbstbestimmtheit verbringen können. !
Die funktionelle Lebensspanne fällt seit vielen Jahrzehnten immer weiter hinter die Entwicklung der durchschnittlichen Lebensspanne zurück. ! Zunehmend mehr Jahre werden deshalb am Ende des Lebens in Gebrechlichkeit oder sogar Pflegebedürftigkeit verbracht – eine unausweichliche Folge des Ungleichgewichts zwischen ständig besser werdender Reparaturmedizin und ungenügender gesundheitlicher und alterungsspezifischer Prophylaxe.
Das bedeutet:
Der Mensch kann in Zukunft die durchschnittliche Lebensspanne um einige wenige Jahre erhöhen, aber was nützt die ihm, wenn er zig-Medikamente nehmen muss und im Pflegeheim versorgt werden muss?
Im Buch wird sogar erwähnt, das wir langsam mit der Reparaturmedizin an unsere Grenzen stoßen.
Deshalb müssen wir unseren Fokus auf die Verlängerung der funktionellen Lebensspanne legen!
Noch was: Es wird immer gesagt, das wir heute so- und soviel Mal durchschnittlich länger leben als vor 100, 200, 500, ... Jahre. Korrekt.
Das heißt aber nicht, dass wir das Maximalalter in den letzten 2.000 übertroffen haben, Der Grund dafür, das wir heute durchschnittlich älter werden, ist das heute kein Baby, Kind an Krankheiten sterben muss, das den sicheren Tod vor hunderten Jahren bedeutet hätte
usw. Dank der immer besser werdenden Medizin können wir alle Menschen länger am Leben lassen. All diese Fortschritte erhöhen das Durchschnittsalter. Aber zu welchem Preis? Sind diese Menschen gesund, gebrechlich, ...?
M1
das buch macht aber wie viele wissenschaftler auch nicht die annahme, dass sich das maximale lebensalter nicht erweitern ließe.
bei melatonin wurde z.b. bei tierversuchen an einfachen tieren eine verlängerung der maximalen lebensspanne beobachtet (wird auch im buch erwähnt)
vor allem steht calorie restriction hoch im kurs, die maximale lebensspanne zu erweitern.
auch das wird im buch erwähnt.
weiterer kandidat ist resveratrol.
die maximale lebensspanne von 120 jahren scheint mir recht willkürlich gewählt.
sie wird keineswegs biologisch begründet sondern schlicht dadurch, dass man keine älteren menschen kennt oder kannte.
aber kurz vorm flug zum mond hatte auch keiner je 100km von der erdoberfläche sich entfernt.
es ist meiner ansicht nach zu erwarten dass ein synergetischer effekt entsteht, wenn man mehrere nems nimmt die alle individuell die durchschnittliche lebenserwartung positiv beeinflussen.
wir wissen z.b. dass multivitamineinnahme einfluss auf die telomerverkürzung hat, ein indikator für zellalterung.
sicher wird niemand mit nems 300 jahre alt werden.
aber selbst wenn man nur die relativ willkürlich genannte maximale lebensspanne von 120 jahren erreicht, wäre schon viel erreicht im vergleich einfach schon mit 80 den löffel abzugeben.
wir können erwrten, dass in naher zukunft die bisherige maximale lebensspanne geknackt wird. aubrey de grey geht davon aus, dass wie beim flug zum mond gerade das erste stück das schwierigste ist. ist man erst mal ein stück von der erdoberfläche weg, wird die bremsende erdanziehungskraft ja immer geringer. so erwartet er auch, dass der erste 150 jährige mensch vermutlich nur 20 jahre jünger ist als der erste 1000 jährige mensche, von dem er annimmt, dass dieser schon geboren ist.
in dem 3. abschnitt des buchs wird darauf kurz eingegangen.
was festzuhalten ist: es gibt kein naturgesetz, wegen dem es dem menschen verboten ist, länger als 120 jahre zu leben und sogar beliebig lange zu leben. voraussetzung ist dafür nur, dass man die folgen des alters präzise bestimmt und periodisch immer wieder entfernt.
dazu muss man nicht einmal alle prozesse im menschen verstehen. so wie ein automechaniker einen verrußten motor reinigen kann ohne etwas über die entstehung von ruß zu verstehen.
die biochemische forschung macht große fortschritte. stammzellentherapien werden kommen.
gentherapien sind bereits gegenwart. der mensch programmiert schon gezielt zellen um, und kann so blinde wieder sehen lassen
Gene Therapy Helps Blind Children See -- Kaiser 2009 (1024): 1 -- ScienceNOW
ebenso wird gerade eine gentherapie gegen alzheimer getestet.
hinzu kommen große fortschritte in der nanotechnologie.
alles natürlich unterstützt durch informationstechnologie, die jedes jahrzehnt ihre leistung vertausendfacht. das schreibt sich so leicht, aber man muss es sich klar machen: in den nächsten 10 jahren wird in der informationstechnik die leistung, die man in der gesamten vergangenheit (jahrhunderte) erreicht hat um den faktor 1000 gesteigert.
da biotechnologie vergleichbar mit informationstechnologie geworden ist, werden hier vergleichbare fortschrittsraten erwartet.
der glaube, dass das maximale lebensalter nicht in den nächsten jahrzehnten verlängert werden kann ist angesichts dieser aktuell existierenden fortschritte und technologien hochgradig pessimistisch.
realistisch ist es, dass wir die zeit noch erleben, in der die maximale lebenserwartung erstmals substantiell erweitert werden kann.
dann jedoch kann man, sofern man davon profitiert, zeit gewinnen für weiteren fortschritt, der wie gesagt exponentiell steigt und der die lebenserwartung nochmals verlängert.
damit meine ich natürlich sowohl maximale als auch durchschnittliche als auch funktionelle lebenserwartung
es ist nicht unrealistisch, dass man noch auf diese in gang kommende fortschrittswelle aufspringen kann und auf ihr dann weit in die zukunft getragen werden kann. im idealfall jahrhunderte und mehr.