Zu dieser Einsicht bin ich heute während meinem LaLaLa (bei dem man ja bekanntlich ganz viel Zeit zum Nachdenken hat) gekommen.
In jedem Chef-Handbuch von Data Becker kann man die Kernfragen ja nachlesen:
Wie verhalte ich mich richtig gegenüber Mitarbeitern? Wie gelingt es mir, sie zu motivieren und mich gleichzeitig durchzusetzen? Wie meistere ich Krisensituationen? Wie erkenne ich Rollenkonflikte, und wie kann ich sie lösen? Welchen Führungsstil sollte ich mir aneignen?
Ja, das sind Fragen, die ich mir beim Laufen hin und wieder auch wieder stelle, ersetze einfach Mitarbeiter mit Muskeln, Gelenken, oder was halt grad so so rummuckt - et voilà.
Nicht im Data Becker Handbuch steht allerdings, dass man bei der Herausforderung der Führung der Mitarbeiter in einem sehr hohen Grad auch auf die einzelnen Individuen eingehen muss, um erfolgreich zu sein.
Da gibt es zum Beispiel die soliden Arbeitstiere. Das sind die, die man als Chef wohl am meisten mag. Auftrag durchgeben, mehr anstandshalber noch fragen, ob das geht, und hopp, galoppiert das Pferchen los, erfüllt seinen Auftrag ohne grosses Traraaa, und gut ist. So ist das bei meinen Waden. 30 km heute? Ok wird gemacht. Und los geht's. Fast wie bei Bob der Baumeister.
Dann gibt's die etwas delikateren Mitarbeiter, die zwar ebenfalls willig sind, aber bei denen man hin und wieder ein bisschen kontrollieren muss, ob sie noch auf Kurs sind. Ein bisschen motivieren, wenn sie schwächeln, aber notfalls auch bremsen, bevor sie geradewegs ins Verderben rennen. Das wären dann meine Oberschenkel. Machen meistens brav mit, aber sind auch etwas verletzungsgefährdet, und wehe, sie sind dann mal verletzt - dann steht das Projekt die nächsten 2 Monate still.
Bei jedem Chef gefürchtet sind aber die langjährigen Mitarbeiter, die, die schon seit eeeewig da sind, schon gaaaaanz viele Projekte durchgeführt haben, sich daher in einem Sonderstatus sehen, auch wenn man eigentlich ganz gerne auf sie verzichten würde. Trotzdem haben sie halt auch ihre Funktion, und man kann sie nicht einfach wegschicken. Bei jedem Projekt muss man mit viel Vorsicht an sie herantreten, man weiss nie so recht, ob sie der Sache überhaupt noch gewachsen sind - aber das darf man ihnen natürlich nie zu spüren geben, sonst sind sie eh gleich von Anfang an beleidigt. Bei mir ist das mein Magen. Delikat, zickig, und ist öfters mal überfordert, bringt ausserdem durch sein Verhalten den ganzen Zeitplan in Verzug.
Jaaaa, und dann gibt es noch die Wichtigtuer. Das sind eigentlich die Schlimmsten. Es ist ja nicht so, dass sie nichts machen, und man ist als Chef auch durchaus in der Lage, die Leistung zu sehen und zu anerkennen. Aber nein, das reicht natürlich nicht.
Um ihre wahnsinnig wichtige Wichtigkeit noch zu unterstreichen, mischen sie sich unaufgefordert und sehr penetrant in die Arbeit der anderen ein, und heischen dauernd um Anerkennung.
Ganz klar mein rechter Piriformis. Statt dass er meine Adduktoren und Abduktoren mal in Ruhe arbeiten (und auch ein bisschen kämpfen) lässt, mischt er sich dauernd ein. "Hallooo Chef, bitte mal gucken, ich muss da unten wieder die Arbeit für drei machen!!!" "Aehm, werter Herr Piriformis, würden Sie sich vielleicht um Ihre Arbeit kümmern, die Kollegen kommen schon klar.". Beleidigtes Schmollen, die nächsten 5 km ist Ruhe. Dann kommt die nächste Steigung. "Hallo Chef, ich wollte nur sagen, ich bin jetzt wirklich überlastet mit dem Scheiss hier, echt". "Jetzt mach Himmel noch mal das, was du sollst, und hör auf, da dauernd reinzufuchteln!". Als Antwort lästiges Ziepen bis auf Weiteres, so dem Sinn nach: "Wart du nur, alles steht und fällt mit mir."
Tja, mit solchen Baustellen quält man sich rum als Chef. Und nicht mal eine nette Assistentin, die einem helfen würde. Aber wenigstens kommt man zur Einsicht, dass man eigentlich gar nicht so einsam ist unterwegs
Beste Grüsse, Marianne