So ist es liebe Angie. Ich bin immer noch im Vollrausch!
Gestern morgen war es also so weit, mein Jahreshöhepunkt der 1. Oldenburgmarathon stand auf dem Programm. Nach meiner Babypause 2007-2008 und dem lauftechnisch eher verkorksten Jahr 2009 mit einem schmerzhaften Hamburgmarathon und einer Menge wegen Trainingsmangel abgesagten Wettkämpfen wollte ich endlich in meiner Lieblingsdiziplin mal wieder einen Wettkampf ohne größere Probleme bestreiten. Natürlich habe ich mir eine Bestzeit gewünscht... war aber eigentlich nebensächlich.
Der Herbst zeigte sich gestern morgen in Oldenburg von seiner fiesen Seite
Schon vor dem Start bin ich pitschnass und der Veranstalter lässt uns auch noch 7 Minuten im wahrsten Sinne des Wortes im Regen stehen
Es scheint fasst so, als wollte man auf das Ende des Regens warten
Jedenfalls lässt der Regen mit dem Startschuss etwas nach...
Es liegen 2 Runden durch die Oldenburger City vor uns. Da die meisten Starter den Halbmarathon vor sich haben, wird verhältnismäßig flott gestartet. Und schon ist er wieder vergessen, der 6:20er-Schnitt mit dem ich eigentlich starten wollte...
So laufen Theorie und Praxis mal wieder auseinander. Egal! Der Puls ist mit unter 80% voll im grünen Bereich. Fröhlich plauschend laufen die ersten Kilometer wie geschmiert. Das Tempo pendelt sich langsam aber sicher im 6er-Schnitt ein.
Bis zum Halbmarathon fliegen die Kilometer nur so an mir vorbei. Durch viele kleine Schleifen ist der Kurs durch Oldenburg sehr kurzweilig. Es stehen sogar hin und wieder ein paar Zuschauer an der Strecke, und das bei dem Schittwetter
Die Hälfte ist nach 2:06:48 geschafft! "Zum Marathon über die Matte und dann gerade aus" ruft einer der vielen Ordner uns zu... Mir kommt ein Filmzitat in den Kopf: "JEDER NUR EIN KREUZ" (Leben des Brian). Was ist denn nun los... Gerade lief ich noch in einer Gruppe von ca. 20 Leuten und nun bin ich allein auf der irre breiten, fast ausgestorbenen Hauptstraße
Ich hoffe, es geht hier nicht wirklich zur Kreuzigung
Ich fühle mich plötzlich schrecklich einsam... Bin ich die Einzige, die so verrückt ist, bei dem Wetter 'nen Marathon zu laufen?
Ich fühle mich winzig auf der riesigen Straße und habe das Gefühl mich bei allen Oldenburger Autofahrern für mein unverschämtes Verhalten entschuldigen zu müssen
Irgendwie verleiht mir die Einsamkeit Flügel... ich laufe einige Kilometer unter 6 Minuten. KM 30 erreiche ich bei 3:01:45. Von nun an wird es immer schwieriger, immer wieder werden starke Schauer von heftigen Windböen begleitet. Das kostet Kraft. Warum kommt der Wind eigentlich immer von vorn
Bei KM 35 zeigt das Tacho 3:33:01 mir wird klar, dass es auf jeden Fall eine Bestzeit wird, wenn ich nicht 56 Minuten für die letzten 7 KM brauche. Bei KM 37 denke ich, ich könnte noch eine 4:20 laufen, wenn ich noch mal 6er-Schnitt laufen kann. Den Vorsatz gebe ich aber schon wenige Meter später wieder auf. Irgendwie ist mein Körper nicht mehr dazu bereit voll auf Kampf zu gehen. Also entscheide ich mich für 5 KM Genuss mit ein paar kleineren Gehpausen und ein wenig Spass mit den wenigen aber sehr agilen Zuschauern
Ich stelle mir vor wie die letzten Kilometer im nächsten Jahr in Berlin sein werden... Das beflügelt mich auf den letzten 500 Metern nochmal. ZIEL erreicht: 4:23:44
Im Zielbereich geht es mir gut wie noch nie bei einem Marathon. Ich plausche noch nett mit ein paar Helfern und einem Reporter der hiesigen Tageszeitung. Die Organisation war nahezu perfekt. Da merkt man die 25jährige Erfahrung, nur eins müssen die Oldenburger noch lernen. Marathonläufer brauchen auch nach dem Lauf etwas länger als Halbmarathonis. Als ich nach der verdienten Dusche mein T-Shirt abholen wollte, war das Ausgabezelt schon geschlossen
und das, wo man das Shirt nur gegen einen DinA4-Zettel den man mit den Startunterlagen erhalten hatte abholen konnte.