Der erste Sturz (04.06.2008)
Gestern (Dienstag) nach Feierabend konnte ich noch ne gute Stunde Zeit rausschlagen und wollte einfach nur eine Hausrunde drehen.
Weil es immer etwas lästig & aufwändig ist, dass Corratec für ne Stunde aus dem Keller zu schleppen und anschliessend wieder runter zu tragen, habe ich mich halt für das Stahlross entschieden, denn das steht einfach nur auf dem Hof und die drei Schlösser sind ja schnell aufgesperrt.
Mit der Erinnerung an dem Spass vom Montag habe ich mich dazu entschlossen, ne abgekürzte Hausrunde mit Abstecher durch den Grunewald zu drehen, also ab darauf und los damit und über Südwestkorso, Lentzallee, Wilder Eber und Pücklerstrasse war ich dann auch schnell am Grunewaldrand.
Bei meinen bisherigen Fahrten hatte ich dort mehrere nette trails ausfindig machen können und wollte auf einem dieser Pfade bis runter zum See, um von dort aus rechts Richtung Königsallee wieder den Wald zu verlassen.
Nun ja, ich radel da halt so lang, vorne auf dem kleinsten Blatt und schalte nur hinten, um auch im Unterholz noch genügend Vortrieb zu erzeugen, bis mich plötzlich linksseitig, vom Gebüsch leicht verdeckt, eine ca. 50 Meter kurze, aber steile Abfahrt zur Benutzung einlädt.
Geschätzer Steigungswinkel ca. 45 - 50°, eine feste und etwa 60 cm breite Spur, etwas vertrocknetes Unterholz, beidseitig ein paar Bäume, noch die ein oder andere Wurzel und nach unten hin flach auslaufend - also eigentlich der ideale Spassbringer
Ok, ich habe dann das Radel oben abgelegt und bis erstmal zu Fuss ca. 2/3 runter. Bin zwar etwas ins rutschen gekommen, aber der Untergrund war schön griffig und auch unter dem weniger Laub schien alles in Ordnung zu sein.
Also, wieder nach oben, ab aufs Rad, federnd in den Knien, Popo hinter dem Sattel und mit gezogenen Bremsen langsam runtergerollt. Da ich sowas schon häufiger gemacht habe (und vielleicht auch aus eigener Arroganz heraus) habe ich dann die Bremsen wieder früh aufgemacht, um etwas Tempo für nen kleinen Hüpfer über ne Wurzel zu bekommen, dann nur noch nen kurzen Haken, einen weiteren Hüpfer und schon wäre ich im Auslaufbereich.
Naja, was soll ich sagen: der erste Hüpfer klappte problemlos, den Haken bekam ich auch noch gut hin und beim letzten Hüpfer-Versuch hat's mich dann voll gelegt
Auf diesen letzten Metern ragte eine Wurzel ziemlich fies aus dem Boden heraus und ich hab sie einfach übersehen, bin mit der Vorderrad daran hängengeblieben und habe mich im hohen Bogen nach vorne überschlagen. Gelandet bin ich dann wohl irgendwie auf der Brust und linker Schulter (dem Farbverlauf nach), beide Unterarme und das rechte Bein haben nun ebenfalls noch mehr Farbe in mein Leben gebracht
Soweit, so gut .. ich lag nun schön gemütlich dort rum, der Boden war zwar etwas staubig, aber weich & warm und ich wollte gerade meine Augen schliessen, als mich irgendein mittelgrosser Terrier-Wauzi von der Seite anbellte. Das dazugehörige Frauchen kam auch schon angerannt, nahm den Hund beiseite und schaute mich ganz erschrocken an. Sie meinte, dass sei ein heftiger Abflug gewesen und ob sie einen Arzt rufen solle. Ich wollte nun eigentlich etwas schlafen, verneinte aber ihre Frage und fragte im Gegenzug, ob sie zufällig ne Kamera hat mitlaufen lassen. Sie schaute mich völlig ungläubig an fragte nochmals, ob ich wirklich in Ordnung sei und sicher keinen Arzt bräuchte.
Ich konnte sie überzeugen, dass ich in Ordnung war, sie ging weiter ihres Weges und ich machte mich auf den Heimweg.
Das Fahrrad hat die Sache unbeschädigt überstanden, ich habe mir glücklicherweise nichts gebrochen und im Nachhinein bin ich froh, dass ich zwischendurch mal so nen glimpflich ausgegangenen Dämpfer erhalten habe.
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Die Wassertaufe (15.06.2008)
Nachdem ja bereits gestern meine grosse Hausrunde quasi ins Wasser gefallen war, wollte ich eben den heutigen trockenen Nachmittag zu dieser Tour nutzen. Und um noch einen drauf zu setzen und die Streckenlänge etwas zu vergrössern, wollte ich nicht auf dem direkten Wege runter zum Grunewald, sondern über die Hauptstrassen (Schlossstrasse, Unter den Eichen, Potsdamer Chaussee) zum Wannsee und von dort aus Richtung Havelchaussee.
Ich liess es ruhig angehen, habe versucht immer einen Gang kleiner und dafür mit höherer Frequenz zu fahren und dabei nicht übermässig zu powern. Nach ca. 4 km begann ein leichter Nieselregen, der mich aber nicht wirklich vom weiterfahren abhalten konnte. Als es dann stärker regnete wollte ich das machen, was alle (geschätzen) 1.500 anderen Radler auf meiner Strecke machten - sie belagerten die Bushaltehäuschen. Irgendwie ist es lustig mit anzusehen, wie sich 12 Radler(innen) diese überdachten 4 Quadrateter eines Bushaltestellenhäuschens teilen. Um auch noch Platz für mich zu bekommen hätte ich bei meiner Körperfülle ja mindestens 3 Kerle oder 4 Frauen in den Regen stellen müssen. Das kam natürlich nicht in Frage, aber ich bin ehrlich - der Gedanke daran war kurz da
Ok, also habe ich mir den nächstgrösseren Allee-Baum gesucht und mich darunter platziert. Ich wollte mir gerade ne Zichte anstecken, als das schützende Blattwerk über meinem Haupt den von oben niederströmenden Wassermassen nachgab. Also fix ein paar Meter weiter und zwei eng beieinander stehende Bäume gesucht, die mich auch nochmal ca. 20 Sekunden halbwegs trocken hielten. OK, war halt nix. Da ich ja nun in Übung war, bin ich weiter, diesmal mit suchendem Blick nach einem hübschen Baumquartett in einem nahe gelegenen Waldstreifen. Dieses hatte ich auch sehr schnell gefunden, mein Radel & mich ins Trockene gebracht und kurze Zeit später brannte auch schon die Zichte. Während ich mir Gedanken machte, dass ich die Zigarette auf keinen Fall in diesem trockenen Unterholz fallen lassen darf, fiel mir auf, dass meine ca. 3 qm grosse Unterholz-Trockeninsel relativ schnell eine dunkle Verfärbung annahm. Ok, mein Blick nach oben bestätigte meinen Verdacht, denn einer dieser 1 Liter grossen Regentropfen landeten mitten auf meiner Stirn, um sich dann gemächlich über das ganze Gesicht zu verteilen. Die nächsten 5 Liter Tropfen landeten dann halt auf dem Kopf und mangels Behaarung liefen diese wie kleine Wasserfälle den Nacken entlang und meinen Rücken herunter. Die Sache mit der Zigarette hatte sich währenddessen auch schon von alleine erledigt, denn mindestens einer dieser 10 Liter grossen Tropfen liess die Glut erlischen und den Tabak klattschnass werden. "Ok", dachte ich mir, "dann rufst Du jetzt halt mal ein paar Leute an und lässt Dich abholen!" Ich wollte gerade mein Handy aus der Satteltasche kramen, als sich der nächste 20 Liter Tropfen auf meinem Sattel ausbreitete. "Dann eben nicht!", dachte ich mir, trank dann noch nen Schluck Wasser (Nein, nicht mit Kopf in den Nacken und den Mund weit geöffnet, sondern ganz regulär aus der Flasche!) und machte mich auf zur Weiterfahrt.
Eigentlich glaubte ich ja, dass ich bereits bis auf die Knochen nass sei - jetzt weiss ich aber, wie sich ein Wasserretter fühlen muss, der komplett in Klamotten ins Wasser springt.
Ich bin dann halt weitergefahren Richtung Wannsee, mittlerweile mit richtig viel Spass an der Sache, denn die Wege waren wunderbar leer und es war immer wieder ein wahrhafter Genuss, mitten durch die Pfützen zu fahren. Meine Schuhe saugten sich mit jeder Pfütze durch das aufspritzende Wasser erneut voll, die Handschuhe trieften und die ehemals weißen Sportsocken bildeten mit dem dunkelgrauen Schuh eine Farbeinheit.
Als dann aber plötzlich auch noch Blitze zuckten und der Donner grollte wurde es für mich doch etwas komisch, so dass ich mich dann auf den kürzesten Weg über die Argentinische- und Clayallee in Richtung Heimat machte. Zuhause angekommen habe ich nur noch fix das Radel in den Keller gebracht und kaum in der Wohung drinne auf dem kürzesten Weg in Richtung Badewanne - komplett in Klamotten, versteht sich, dann die Waschmaschine steht direkt daneben und so konnte ich quasi "alles in einem Abwasch" erledigen
Fazit:
der ersten 2 Minuten der Wasserfahrt waren schei**e, aber danach hat es wahnsinnig viel Spass gemacht.
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Windschattenlutschen (05.07.2008)
Gestern (Samstag) bin ich eine - hmmm, wie soll ich sagen - ziemlich "witzig-coole" Tour gefahren!
Ich bin Nachmittags mit dem Corratec Richtung Grunewald gestartet, hatte knapp 3 Stunden Zeit zur Verfügung und mir im Groben meine grosse Hausrunde als Strecke vorgenommen.
Auf dem Stück bis zum Hütten- und Kronprinzessinnenweg ist dann nicht viel passiert und ich habe einfach nur versucht, ein gleichmässiges Tempo knapp unter 30 km/h zu halten.
Witzig wurde es dann auf dem ersten, leichten Abwärtsstück der Havelchaussee. Ca. 100 Meter vor der Kuppe zum Abwärtsstück hörte ich hinter mir so ein jaulend-heulendes Reifengeräusch langsam näher kommen; eben ein Geräusch, wie ich es von den MTB-Grobstollenreifen kenne. "Ok", dachte ich mir, "da kommt jetzt ein MTB und der kann Dich mal etwas ziehen." Ich wollte mich gerade hinter dem MTB einreihen, als plötzlich ein Renner neben mir erschien und direkt dahinter ein zweiter Rennen. Macht doch nichts, also hänge ich mich an die beiden Renner, lass mich von denen bis zum MTB ziehen und fahre dann im Windschatten weiter. Es dauerte nur ein paar Sekunden bis ich merkte, dass die beiden Renner am MTB-Hinterrad lutschten und keinerlei Anzeichen zum überholen machten. Mittlerweile war "unser" Quartett über die Kuppe drüber und die Drei vom mir traten weiterhin ordentlich in die Pedale. Ich machte mich klein, Oberkörper kurz über Lekner und Kniee zusammen und konnte immer noch problemlos folgen. Dann musste ich den ein oder anderen Tritt auslassen, um nicht zu schnell zu werden, hörte kurz danach ganz auf zu treten, richtete mich sogar wieder auf und rollte trotzdem an diesem in hoher Frequenz tretenden Trio vorbei. Was denkt ihr, welchen Gedanken ich dann plötzlich hatte?
Genau - das ist das beste, praxisbezogene Beispiel von hoher Masse und Hangabtriebskraft. Also, bloss nicht noch mehr abnehmen, sondern mit allen Mitteln das aktuelle Gewicht halten!
Naja, die Ernüchterung folgte dann wieder in der Ebene, als ich nach ca. 1 km abreissen lassen musste, denn deren Tempo konnte ich einfach nicht halten. Das tat aber meiner guten Laune keinen Abbruch, denn die beiden Renner lutschten immer noch an MTBs Hinterrad und alleine dieser Anblick war mehr als ein Schmunzeln wert
Alleine ging es dann für mich weiter bis zur Fähre zur Insel Lindwerder, denn dort wollte ich wieder die notwendige Kraft für den folgenden Antsieg auf meinen Tourmalet sammeln.
Dort muss gestern eine Feier gewesen sein, denn es waren wahnsinnig viele Leute versammelt und warteten auf die Überfahrt. Unter anderem stand dort auch ein Ford Transit und der Fahrer wies den Fährmann im besten Russendeutsch mit den Worten "Wirrr _ sint _ Musick" darauf hin, dass er wohl auch auf die Fähre wolle. Naja, jedenfalls winkte der Fährmann den Transitfahrer auf die Fähre, schloss hinter im die Schranke, löste die Seile und wollte gerade losmachen, als er feststellen musste, dass sein Fährkahn wohl hinten noch auf dem Grund aufsetze und er nicht mehr von der Stelle kam.
Also wurden die vorne stehenden "Fusspassagiere" gebeten, eine Gasse zu bilden und der Transitfahrer angewiesen, mit Schwung ein paar Meter nach vorne zu fahren und dann ne Vollbremsung zu machen. Der Fahrer fragte 2x ungläubig nach, setzte sich dann aber wiederstandslos in seinen Transit, startete den Motor, fuhr mit quietschenden Reifen an und machte nach 2 Metern wieder ne Vollbremsung. Na, was glaubt ihr, was folgt jetzt?
Richtig - durch den Ruck löste sich der Kahn vom Grund, der Fährmann konnte endlich losmachen und ansonsten passierte natürlich nichts!
Aber glaubt mir, ich war nicht der Einzige, der schon das Fotohandy in der Hand hatte
Alsbald ging es dann auch für mich weiter, nach 2 Kurven folgte der Anstieg und mein Vorhaben "nicht langsamer als 10 km/h" zu werden konnte ich sogar erfolgreich umsetzen. Oben angekommen bin ich dann ohne Pause weiter, nahm wieder meine demütig-windschnittige Haltung ein und erreichte bei der Abfahrt (ohne mitzutreten) respektable 54 km/h. Weil ich so gut in Schwung war habe ich dann den Abzweig Im Postfenn ausgelassen und bin weitergerollt bis zur Heerstrassenbrücke. Dort bin ich dann die Teppen hochgelaufen und über die Heerstrasse, Jaffestrasse und Eichkampstrasse bis zum S-Bahnhof Grunewald. Mir war aber noch nicht nach Heimweg und zudem lag ich noch sehr gut in der Zeit, so dass ich einfach nochmal über die Skater- und Radlerstrecke "Königsweg + Kronprinzessinnenweg" bis zur Ecke Havelchaussee geradelt bin. Dort habe ich dann nochmal eine kurze Pause eingelegt und sass gerade wieder im Sattel, um gemütlich meinen Heimweg anzutreten, als mich ein Trekker überholte. "Mmmh", dachte ich mir, "der kann Dich jetzt noch ein bissel ziehen" und hängte mich hinter ihn. Das bekam er zwar mit, schaute sich zwischendurch auch mal nach links hinten um, übersah mich (leicht rechts versetzt fahrend) wohl dabei und machte etwas ruhiger weiter. Vermutlich wegen seinem laut knarzenden Sattel bekam er nicht mit, dass ich immer noch hinter ihm war, denn als er zwischendurch mal den Tritt rausnahm und ich neben ihm rollte, schaute er etwas erschrocken drein und strampelte umso heftiger weiter. Kein Problem, so ne Einladung nehm ich doch gerne an. Das Spiel wiederholte sich einige Male: er schaute sich nach links hinten um, übersah mich, machte langsamer und ich rollte neben ihn
Zwischendurch liess ich auch mal 10 oder 20 Meter Luft zwischen uns, aber ich blieb immer auf Tuchfühlung und muss ehrlichweise gestehen, dass ich von mir aus keinerlei Anstalten machte, mich auch mal vor ihn zu setzen und ihn mal mitzuziehen.
Wir rollten also weiter vor uns hin, als von hinten ein weiterer Trekkerfahrer mit einer sehr schlanken MTBlerin im unmittelbaren Windschatten (5 - 10 cm) an uns vorbeizog. "Mein" Windschattenspender dachte sich wohl, dass er nun genug geleistet hätte und klemmte sich an das Hinterrad der MTBlerin .... ich blieb natürlich auch hinten dran
Mittlerweile waren wir wieder kurz vor dem Hüttenweg und über diesen wollte ich eigentlich nach Hause, aber die Fahrt machte mir soviel Spass, dass ich einfach weiter dran geblieben bin und dem Trio vor mir auf den Königsweg gefolgt bin. Leider musste mein "alter Kumpel Trekkerfahrer" dann irgenwann abreissen lassen und ich überholte ihn mit einem dankenden Lächeln, blieb aber an den beiden anderen kleben.
Nun ja, ich strample also so nichtsdenkend vor mich hin, versuche mich auch meine Atmung zu konzentrieren und zähle die Schweissstropfen, als ich von hinten ein rhythmisches Knarzen zügig näher kommen höre. "Geil", denke ich so, "mein Trekkerfahrer ist wieder da!"
Aber hallo, nichts ist mit Trekkerfahrer. Da überholt mich doch glatt ein ca. 50 jähriger Kerl in Jeans und Sweatshirt auf nem Klapprad. Mein beide Windschattenspender vor mir waren scheinbar auch etwas überrascht, gingen dann aber sein Tempo mit und ich dagegen liess abreissen.
Kurz darauf holte mich "mein Trekkerfahrer" auch wieder ein, blieb neben mir und bemerkte leicht verzweifelt-kopfschüttelnd (sinngemäss): "Das gibts doch gar nicht! Mit seinem Klapprad lässt der uns alle stehen!"
Wir unterhielten uns noch kurz und an der Auerbacher Strasse trennten sich dann unsere Wege. Noch vor dem S-Bahnhof Grunewald traf ich dann wieder auf Trekker + MTBlerin, die nun ein deutlich ruhigeres Tempo fuhren. Ich blieb noch etwas hinten ihnen, habe sie an einer roten Ampel (Ecke Fontanestrasse / Königsallee / Hagenstrasse) ihres Weges ziehen lassen, um sie dann aber unerwartet auf der Rheinbabenallee wieder zu überholen
Ich bin daraufhin meinen normalen Weg über Podbielski- und Schorlemerallee weiter nach Hause gefahren, stehe gerade so an einer roten Ampel am Breitenbachplatz rum, als die MTBlerin die Schildhornstrasse entlang Richtung Schlossstrasse an mir vorbeifährt. Ich wollte ja eigentlich noch hinterher, aber habe es dann gut sein lassen....