Der Chris (auch bekannt als Nachtzeche) zog vor ein paar Jahren ins Frankenland und da wurde es für ihn Zeit, mal wieder eine Laufveranstaltung zu organisieren. Dies tat er im Forum kund und ich war schon neugierig, was daraus werden und wie sich das gestalten wird. Es ging voran, der Chris ist ein umtriebiger Mensch und schnell fand er begeisterte Mitstreiter und Unterstützer. So nahm der Lauf Gestalt an und die Anmeldung wurde eröffnet. Ich frug bei Schatzi an, ob ich Ende April mal ins Frankenland nähe Nürnberg zu einem Wettkampf fahren dürfe. Sie gab mir gerne das OK, außerdem fahre ich ja auch nicht jedes zweite Wochenende irgendwohin. Das war früher mal, nun bin ich älter und das geht allein körperlich nicht mehr. Das LaufSPECKtakel bietet, neben dem Jedermannslauf über 7 Kilometer, Läufe über drei verschiedene Distanzen an. Dabei wird eine Runde von 22 Kilometern 1, 2 oder 3 mal gelaufen, was mit 3 Kilometern vom Start/Ziel hin und zurück 25, 47 und 69 Kilometer bedeutet. Für 25 Kilometer lohnt die Anreise ja nicht (*haha* dabei bin ich ein paar mal nach Lichtenwald zum HM gefahren), also sollte es die 47-Kilometer-Strecke werden. Das bedeutete, nach meinem letzten Ultra über 50 Kilometer im Anfang März 2016, dass ich nach über 6 Jahren wieder einen Ultra laufen werde. Würde, also...wenn ich es schaffen kann...oder so
Auch wenn Training hier und da überschätzt wird
, für einen Marathon, und darüber hinaus, muss man schon etwas tun. Das läuft man nur aus der Kalten, wenn man auch sonst gut im Futter steht und genügend laufend unterwegs ist. Das war bei mir früher kein Problem, nun sieht das doch etwas anders aus. So hatte ich nach der Anmeldung schnell wieder die Motivation, auch längere Läufe zu machen. Diese machen mir an sich schon Freude, muss mich dazu nicht zwingen. Aber es gibt andere Gründe, die es mir manchmal schwer machen, mich für ein paar Stunden auf die Piste zu begeben und genügend Wochenkilometer unter die Laufschuhe zu bringen. Ich hatte bereits Anfang des Jahres Wochenkilometer zwischen 45 und 55 und es fiel mir auch ziemlich leicht. Und da hätte ich ganz gut weiter steigern können, wenn da nicht eine Coronainfektion dazwischen gekommen wäre. Diese verlief zwar mild, aber ich musste ja in Quarantäne und darüber hinaus nahm ich das Virus doch ernst und legte für fast zwei Wochen eine Sportpause ein. Rasch ging das Training wieder aufwärts und ich lief wieder wunderbar vor mich hin. Ich schaffte zwei Wochen mit über 60 Kilometern und so hätte es prima weiter gehen können. Viel weiter hätte ich auch nicht steigern müssen, zwei 30er hatte ich bereits in den Beinen. Zwei weitere wären mir sehr willkommen gewesen, das hätte die Muskulatur und auch die Gelenke besser vorbereitet. Da kam aber die nächste Krankheit dazwischen, eine Hautentzündung an der rechten Kopfhälfte mit ziemlich dickem Ohr. Hatte vorher noch nie was davon gehört. Meine Ärztin nahm das sehr ernst und ich somit auch. Dank Antibiotika ging das rasch zurück, allgemein fühlte ich mich nach drei Tagen wieder gesund. Aber eine bakterielle Entzündung und Antibiotika, da wollte ich nicht trainieren. So fehlten mir in der besten Vorbereitungszeit noch einmal fast zwei Wochen. Ich beruhigte mich, dass die zwei 30er schon reichen würden und ich außerdem viel Zeit auf der Strecke haben würde, da der Zielschluss für die lange Distanz galt. Schlimmstenfalls, wenn der Körper nicht mitspielt, kann ich ja nach einer Runde abbrechen.
Mit viel Vorfreude fuhr ich nach Neustadt an der Aisch, wo ich ein Zimmerchen in einem schicken Hotel gebucht hatte. Das Wetter war wunderbar, es war warm und die Sonne schien. Am Tag darauf sollte das nicht ganz so sein, eventuell sollte es regnen. Ich setzte mich aber erst einmal in den "Biergarten" des Hotels und genoss das örtliche Hefeweizen. Ich hatte genügend Zeit, die Anmeldung in Diespeck schloss gegen 20 Uhr und anschließend lud Chris uns zum Abendessen ein. Mit dem Bus fuhr ich dann nach Diespeck und auf dem Weg zum Sportplatz traf ich bereits die Rennschnecke mit ihrem Gatten. Große Wiedersehensfreude! Das letzte mal, dass wir uns sahen war vor 6 Jahren beim Rennsteig-Marathon, wo wir ein paar Kilometer gemeinsam rannten. Ich ging dann zur Startnummernausgabe und hinter dem Tresen war Chris höchstpersönlich.
Auf dem Rückweg zur Parkbank traf ich dann auch noch Stefan Leissprecher mit seiner Gattin und so waren wir komplett. Nachdem er die Startnummernausgabe geschlossen hatte, nahm Chris uns mit nach Hause und wir speisten sehr lecker. Noch einmal großen Dank an die Köchin! Wir hatten uns soviel zu erzählen und es fiel uns nicht leicht, aufzubrechen. Aber die Vernunft siegte, gerade Chris hatte ein strammes Programm hinter sich und am Samstag wollte er sich noch um alles Mögliche vor seinem Start kümmern. Auch wenn er ein paar Jährchen jünger als ich ist, ist es mir ein Rätsel, wie er das alles so gewuppt hatte. Natürlich wäre das ohne seine großartige Frau nicht möglich gewesen, dennoch hatte er soviel zu tun und sicher ein großes Schlafdefizit aufgebaut. Und dann noch Ultra laufen! Höchster Respekt von mir. Familie Rennschnecke fuhr mich bis zu meinem Hotel und ich war dann auch rasch im Bettchen. Nicht ohne noch mit Schatzi zu telefonieren
Ich schlief gut und war ausreichend früh beim Frühstück. So konnte ich mir in aller Ruhe den Bauch vollschlagen. Ich will schließlich Ultra laufen! Fertig angezogen und schon war ich unten und Familie Rennschnecke war bereits da. So ein Luxus, zum Wettkampf mit dem Auto abgeholt und zurückgebracht zu werden! Vielen Dank noch einmal dafür!
Nicht zu früh waren wir am Sportplatz. War ich vorher noch im Zweifel, ob ich ein langes Oberteil anziehen soll oder nicht, entschied ich mich dagegen. So kühl war es nicht und ich hatte ja vor, ein wenig zu rennen. Schnell alles eingepackt und den Beutel abgegeben. Huch! Ich hatte die Kamera vergessen, also noch einmal zurück! Gut. Dann standen wir vor der Halle und mir fühl auf, dass ich die Kniebandage vergessen hatte. Also noch einmal zurück zum Beutel
Mensch war ich aufgeregt!
Dann hatte ich aber alles. Ne, nicht wirklich, aber das fiel mir erst nach etwa 10 Kilometern auf, dass ich vergessen hatte, die Kontaktlinsen reinzutun. Wir trafen dann noch Roland "Runners_high" vor dem Start. Viel Zeit war dann nicht mehr, Chris hielt noch eine kurze Ansprache und ein Gebet und dann konnte der Startschuss erfolgen.
Die Jedermannsläufer über 7 Kilometer liefen noch eine Runde im Stadion, wir dagegen konnten es gleich verlassen. Wir rannten durch Diespeck und unterquerten die Bundesstraße 470, diese war es also nicht, wo wir besonders bei der Überquerung aufpassen mussten. Beim Laufen durch Diespeck liefen wir sanft aber stetig abwärts und ich ahnte schon, dass mir das später auf dem Rückweg schwerfallen könnte. Aber erst einmal ging es mir sehr gut, das rollte sich gut ein und ich passte auch auf, dass ich nicht zu schnell wurde. Daher hab ich auch gleich von Stefan abreißen und mich gar nicht erst zu schnellem Gerenne verführen lassen! Wir wechselten auf die 22-Km-Runde und ich hatte das gar nicht bemerkt. Nur daran, dass die Richtungspfeile auf dem Boden nur noch in eine Richtung wiesen. Was die Streckenmarkierung betraf, war sie vorbildlich und man merkte, dass ein erfahrener Läufer diese erledigt hatte. Ein Verlaufen war nur durch völlige Unaufmerksamkeit möglich. Allerdings war ich einmal so in Gedanken, dass ich einen Schreck bekam und mich umdrehte und den Pfeil etwas hinter mir sah und ich war doch richtig.
Nachdem wir auf der Runde waren, ging es auch gleich zur Sache. Der erste langgezogene Anstieg stand bevor und etwas später wurde aus dem Asphaltbelag ein Schotterweg. Nicht so übel, aber ich musste sehr gut aufpassen. Ich wechselte auch früh ins Gehen, wenn es mir zu steil wurde. Natürlich hatte ich da noch die Kraft, das alles durchzulaufen, aber dazu bin ich dann doch erfahren genug, dass ich wusste, dass mir später die Kraft fehlen würde. Ich fand ansonsten schnell ein passendes Tempo, in dem ich lange würde laufen können. Die Kilometersplits waren sowieso nicht aussagefähig, der Anstiege und Gefälle und der Gehpausen wegen. So brauchte ich mir darum keine Gedanken zu machen. Schaute aber schon auf die Zwischenzeiten. Auch rechnete ich immer wieder, wie meine Endzeit aussehen könnte. 10 Kilometer in 80 Minuten, das wären auf die Länge der Strecke (der Einfachheit halber rechnete ich mit 48 Gesamtkilometer) 400 minus 16 Minuten, also 6 Stunden und 24 Minuten. Schlechte Rechnung für unterwegs, 12 Kilometer in 90 Minuten passte besser
Und da auch einige Kilometer unter 7 Minuten dabei waren, hatte ich etwas Grund zu frohlocken. Zieleinlauf unter 6 Stunden, das würde mir ganz gut gefallen.
Derweil kam ich aus dem ersten Wäldchen und mir blies ein leichter Wind entgegen und das war ein wenig kalt an den Armen und mein bereits nasses Shirt wurde auch etwas stärker gekühlt, als mir lieb war. Aber alles noch nicht so schlimm und gut erträglich. Außerdem hatte ich bereits Schlimmeres gut überstanden. Ich höre schon meine Frau sagen: Du bist aber keine 40 mehr!
Insgesamt fühlte ich mich sehr wohl, mit einer kleinen Einschränkung: Ich hatte Durst! Wie kam das denn? Ich hatte zwar gut gefrühstückt, aber auch nur das Übliche an Kaffee und O-Saft. Darüber hinaus nichts weiter. Und ich hatte nicht daran gedacht, mir zum Start etwas zu trinken mitzunehmen. Der Durst war jetzt nicht bedrohlich, aber die Zunge wurde klebrig und ich sehnte den ersten VP herbei. Ich wusste, dass es drei VPs auf der Runde geben würde. Macht theoretisch alle 7,33 Kilometer einen. Nur wusste ich nicht, wie die verteilt waren. Ich hatte mir vorher nicht die Stecke angeschaut. Sowas ist mir ja noch nie passiert. So kannte ich auch nicht das Höhenprofil. Wusste nur, dass es etwa 300 Höhenmeter je Runde sein würden und ein Anstieg von 18% dabei ist. Da ich eh nicht auf Zeit rennen wollte, jeden steileren Anstieg gehen wollte, war das allerdings so wichtig auch nicht.
Dann kam der erste VP und ich machte große Augen! Da sah man sofort, dass ein erfahrener Läufer die Planung gemacht hatte. Eine große Auswahl an Speisen, Getränken und Leckereien. Und sie waren gerade dabei, für später Pellkartoffeln zu schälen. Auf diese freute ich mich für später. Zu den Kartoffeln gab es natürlich ein Schüsselchen Salz. Der letzte große VP der Runde hatte mehrere Kuchensorten, selbst gebacken und äußerst lecker. Am Ende nahm ich ordentlich davon. Jetzt am ersten VP stürzte ich mich hocherfreut natürlich auf das alkfreie Bier. Hatte ganz vergessen, dass Chris im Forum frug, welches Alkfreie denn bevorzugt sei. Ich fand das Öttinger ganz lecker und passend
Bananenstücke und ein paar von der Melone kamen auch noch in mein Bäuchlein und später merkte ich, dass es fast zu viel gewesen war. Aber auch das bin ich schon gewöhnt, bei gemütlichen Ultras war ich schon immer ein Fresssack und kam in der Regel satt ins Ziel. Wer einmal den Rennsteig gelaufen ist, weiß, was ich meine
So lief ich denn mit bester Laune vor mich hin. Der letzte Läufer vor mir entschwand bald meinen Blicken und die Frau hinter mir sah ich auch irgendwann nicht mehr. Von da an war ich alleine auf der Strecke. Das machte mir nichts aus, ich genoss das Hier und Jetzt und das Gezwitscher der Vögel. Mittlerweile war es richtig gutes Wetter, es schien die Sonne und es war warm. Das Einzige, was mich ein wenig störte, war, dass ich es abwärts nur bis zu einem gewissen Grad rollen lassen konnte. Und das war nicht mal steil, ab dem ich bereits bremsen musste. Ich hatte die Sorge, dass ich die Patellasehne zu stark belasten würde. Klar, bremsen belastet auch, aber ballern auf Asphalt, das kennen meine Beine nicht, hab ich nie trainiert. Da hätte ich, wie Rolli, sicher viel Zeit gut machen können. Ich erinnerte mich an meinen zweiten Röntgenlauf, da wollte ich Sub7 laufen und bin abwärts volle Kanne runter gewetzt. Das haben zwar die Gelenke schadlos mitgemacht, aber bereits vor der Marathonmarke waren meine Oberschenkel zerstört. Das restliche Drittel des Laufes war eine Qual ohnegleichen.
Ich lief durch das Örtchen Baudenbach und ein kleiner Steppke schaute sich meine Startnummer an und kurz danach brüllte er diese durchs Dorf. Mehrfach. Da dachte ich mir, was kommt denn da gleich? Okay, nichts die Startnummer betreffend oder persönliches, aber später standen ein paar Jungs an der Straße und klatschten mich ab, wie beim großen Berlin Marathon
Das war so süß! Und kurz darauf kam der zweite VP. Ich wurde mit großem Hallo und Radau und Rasseln empfangen, das war schon eine große Freude! Hier waren die Pellkartoffeln bereits geschält und ich futterte ein paar Stück. Nur ja keinen Hunger aufkommen lassen. Auch so bediente ich mich reichlich. Bei den VPs stürzte ich mich immer zuerst auf das alkfreie Bier! *sabber* Und jedes Mal fiel es mir schwer, loszulaufen, hätte gerne noch mehr gefuttert und getrunken. Aber ich war mir schon bewusst, dass ich bei einer Laufveranstaltung war.
Ich ahnte noch nicht, dass die schlimmsten Anstiege mir noch bevor standen. Insgesamt waren die Anstiege bisher nicht meine Sorge, ich ging diese sowieso flott hinauf. Ich dachte mal wieder daran, wie geil das ist, dass ich so überhaupt keine Schmerzen mehr in den Großzehen habe und bedankte mich in Gedanken bei meiner Chirurgin. Gerade beim Gehen, wenn es steil wurde, war das früher am schlimmsten. Wie bereits oben erwähnt, achtete ich diesmal mehr bei den Abstiegen auf Schonung der Gräten. Ich wusste nicht, was vor allem mein Knie am Ende dazu sagen wird.
Es gab aber auch Streckenabschnitte, die ich weniger mochte. So die Betonwege. Da ist sicher ein Stück weit Einbildung dabei, aber ich hab immer das Gefühl, dass dieser Boden am härtesten ist, viel mehr als normaler Asphalt. Und über die Jahre, seit ich daran glaube, ist das eben so. In der ersten Runde machte mir das zwar noch nicht viel aus, aber ich ahnte schon, dass da noch was auf mich zukommen wird. Ansonsten war ich von der Streckenführung begeistert. Immer mal Abwechslung bei den Waldwegen und auch die Feldwege boten kaum Eintönigkeit. Dabei gab es nahezu keine Schwierigkeiten, die höchste Aufmerksamkeit forderten. Die Gegend gefiel mir auch sehr, es gab immer wieder was Neues zu sehen. Und es ging immer wieder hoch und runter, mal langgezogen aufwärts und wieder hinab, das gefiel mir gut, da konnte ich lange durchlaufen. Und eben öfter auch steiler hinauf. Da kam ich aus einer kleinen Kurve und stand kwasie vor einer Wand! Hammer! Da waren sie die 18%, von der Chris im Vorfeld sprach. Da wurden auch im Gehen meine Schritte kürzer und der Puls stieg an. Aber das war es noch nicht einmal gewesen! Nach einer kurzen Verschnaufpause in der ich ein wenig traben konnte kam de nächste BERG! Bei diesem stand am Ende das Schild mit den 18%.
Nicht viel später kam der dritte VP, den man schon vom Weiten sehen konnte. Und dabei ging der Weg gerade so schön sanft hinab, wo ich es prima rollen lassen konnte. Da war ich etwas zwiegespalten in meiner Freude. Aber wurscht, erst einmal stärken und genügend trinken. Was das Trinken betraf, das wurde derweil auch nötiger, denn es war mittlerweile richtig schönes Wetter. Ununterbrochen schien die Sonne, es wehte kaum Wind und ich fühlte mich pudelwohl und war über meine Klamottenwahl sehr erfreut. So musste ich nicht die ganze Zeit die unnütze Jacke mitschleppen.
Die letzten drei Kilometer der Runde führten fast nur noch abwärts, auch mal wieder steiler und ich musste bremsen. Insgesamt ging es mir gut, das Knie hielt bestens, der Hämstring war auch recht ruhig und die Muskeln spielten gut mit. Da war noch genügend Kraft und der Gedanke, dass ich auch abbrechen könnte war unbedeutend. Da brauchte ich keinerlei zusätzliche Motivation, um auch die zweite Runde in Angriff zu nehmen. Hocherfreut war ich, als ich zu Beginn der Runde noch einen VP entdeckte. Da konnte ich noch einen Schluck Wasser süffeln. Kam gut, denn bis zum nächsten VP war es ein gutes Stück. Ich scherzte noch, dass ich unter drei Stunden hier sei und sub 6 auf die komplette Strecke durchaus möglich sei. Haha!
Ne, ne ich nahm das selbst nicht so ernst. Soweit kannte ich mich schon, dass ich die zweite Hälfte nicht im selben Tempo würde bewältigen können.
Es lief weiterhin recht gut, auch wenn ich auf der schwarzen Schotterpiste merkte, dass es mir durchaus etwas schwerer fiel. Allerdings ging es mir bei den letzten Langen manchmal schon schlechter nach 23..24 Kilometern, also wollte ich gar nicht meckern. Dann ging es in den ersten steileren Abstieg der zweiten Runde, etwa 25 Kilometer hatte ich hinter mir, und nicht lange und plötzlich durchzuckte das linke Fußgelenk ein Schmerz. Also etwas höher am Schienbein und das war mir ein wohlbekannter Schmerz. Ich würde das als "meine Art" des Schienbeinkantensyndroms bezeichnen. Dort wo die diversen Sehnen von Bändern gehalten werden, hatte ich schon Entzündungen durch Überlastung. Zuletzt beim Baltic Run, also 10 Jahre her und damit musste ich damals noch eine Etappe laufen. War nicht einfach. Und nun, nach etwas mehr als der Hälfte der Strecke ploppte dies wieder auf. Und gerade beim Bergablaufen werden die Fußhebemuskeln gebraucht! Aber was blieb mir? Jammern nützt nix! Ich versuchte, so entlastend wie möglich den Fuß aufzusetzen, dabei aber nicht so zu entlasten, dass ich mir nach ner Weile am rechten Fuß/Bein was zuziehe. Hach, was wäre das Laufen langweilig, wenn nicht immer mal wieder was dazwischen kommen würde.
Am besten lief es bei Anstiegen, da verließen mich aber mehr und mehr die Kräfte, also zu steil durfte es auch nicht werden. Allerdings gehen ging auch ganz gut. Mit der Zeit gewöhnte ich mich daran und lief eigentlich durchaus gleichmäßig, also ohne irgendwelche Humpelei.
Hatte ich noch während der ersten Runde frohlockt, dass der Regen an mir vorbeigezogen ist, ich sah die abregnenden Wolken nicht so weit entfernt, so wurde meine Hoffnung nicht erfüllt. Es begann zu tröpfeln. Das konnte mich zwar nicht ärgern, aber das Wetter vorher hatte mir besser gefallen. Glück muss man haben! Denn es wurde nicht viel schlimmer, es blieb beim Tröpfeln und später im Wald wurde daraus auch mal feiner Niesel. Aber, ohne dass ich viel nasser wurde, als ich es durchs Schwitzen eh schon war. Später war es wieder trocken und auf dem letzten Drittel der Runde sah ich einige Pfützen. Da musste es doch mehr geschüttet haben. Also da gab es im Großen und Ganzen auch nichts zu meckern. Zum Schluss kam wieder die Sonne raus und es wurde noch einmal richtig warm.
In der zweiten Runde trank ich natürlich wieder das leckere alkfreie Bier, aß aber keine Kartoffeln mehr, ich war eigentlich satt. Ein paar Stück Melone und das reichte mir. Allerdings trank ich zum Abschluss noch Cola. Das bekam mir gut.. Logisch ließen die Kräfte nach, vor allem bei den Anstiegen fiel mir das flotte gehen immer schwerer. War es ebener, konnte ich zwar ganz gut laufen, war insgesamt aber auch langsamer unterwegs. Und einige Male machte ich kurze Gehpausen, auch wenn kein Anstieg drohte. Das tat jeweils ganz gut und half auch mental.
Da hatte ich auch nicht mehr viele Kilometer vor mir und eigentlich konnte ich gar nicht meckern, bis auf das Malheur mit dem Fuß. Ohne dieses wäre alles perfekt gewesen. Auch hatte ich durchaus den Gedanken, was wäre, wenn ich eine dritte Runde in Angriff nehmen würde. Von der Zeit her durchaus im Rahmen des Zeitlimits. Nein nein, das wäre größtmöglicher Quatsch gewesen, das war mir schon klar. So bog ich am VP rechts ab, nicht ohne für die letzten Meter noch einen großen Schluck Cola mitzunehmen. Ich wusste, dass es vor dem Stadion noch ein wenig aufwärts gehen würde. Das packte ich dann auch noch ganz gut, auch wenn die Gesäßmuskeln da schon protestierten. Ich ahnte es ja schon, und siehe da, ich musste noch eine Runde im Stadion drehen, hätte mich auch gewundert, wenn es anders gewesen wäre. Die Zuschauer sollen die Läufer noch ein Stück leiden sehen!
Der Stadionsprecher rief immer "hopp hopp hopp" und "Endspurt" und so komische Sachen. Ich dachte mir, "der kann mich mal!"
Ne ne, das ärgerte mich nicht, ich war sooo glücklich, es geschafft zu haben. Ich bin meinen ersten Ultra nach sechs Jahren ganz gut zu Ende gelaufen und nicht auf dem Zahnfleisch ins Ziel gekrochen
Gruss Tommi