Ich find Schumanns Argumentation äußerst fragwürdig.
Nils Schumann hat geschrieben:Wenn ich etwas nicht kontrollieren kann, dann sollte ich es auch nicht kriminalisieren.
Er begründet die Freigabe von Doping also einzig und allein durch die Schwierigkeiten bei der Kontrolle von Doping.
Das hakt an drei Stellen:
Erstens bestreite ich die Unkontrollierbarkeit von Doping. Gerade dass es jetzt sehr viele Doping-Fälle gibt, zeigt doch, dass Kontrollen wirksamer werden. Jeder bekannt gewordene Doping-Fall wird immer wie eine Niederlage für den Sport angesehen, dabei sind es doch Siege für den Sport. Niederlagen waren sie, bevor sie bekannt geworden sind. Klar, es ist noch ein weiter, vielleicht undenlich langer Weg bis zum sauberen Sport, vielleicht geht's auch gerade in die entgegengesetzte Richtung. Aber ich würde die Arbeit von vielen, vielen Anti-Doping-Kämpfern nicht so kleinreden.
Zweitens darf eine hohe, sehr hohe Dunkelziffer doch keine Legalisierung bedeutet. Wie viele Morde an alten Menschen werden wohl nie als Morde erkannt, weil Totenscheine schnell ausgestellt werden? Soll man deshalb auch das Töten alter Menschen erlauben? Provokanter Vergleich, sicherlich, aber das ist doch das, was letztlich gemeint ist: Kapitulation des Gerechtigkeitssinns vor der Wirklichkeit. Das darf meines Erachtens nicht sein.
Drittens würde ein legalisiertes Doping den z.B. deutschen, auf Sportförderung und Sponsoring angewiesenen Athleten, fast zum Doping zwingen. Solange es verboten ist, wird da niemand offiziell Druck ausüben. Wenn es nur noch darum geht, legale Mittel auszuschöpfen, wird das anders aussehen. Dann wird die Einnahme von Mittel X irgendwann genauso gefordert und gefördert werden wie ein Höhentrainingslager.
Ganz allgemein finde ich, dass es sich lohnt, für sauberen Sport zu kämpfen.
Auch ist es nicht so, dass keine Sanktionsmöglichkeiten bestehen. Aber solange auch Sportler aus ganz und gar dopingverseuchten Verbänden immer wieder gerne zu Marathons und Meetings eingeladen werden, solange wird der Kampf ein schwieriger bleiben.