*keuch* ... *japs* ... Leutz, nicht hetzen, ich kann nicht so schnell...
ok, auch nach einer Nacht drüber schlafen steht immer noch eine Zeit hinter meiner Startnummer, ich muss also wirklich angekommen sein

... aber vielleicht sollte ich von Anfang an erzählen, aber Achtung, es wird etwas länger
Angefangen hat alles mit einer heißen Diskussion zwischen mir und meinem Arbeitskollegen, was die Lauferei angeht. Das war im Oktober... da nahm dann das "Unheil" seinen Lauf, wir haben uns gegenseitig so angestachelt, dass wir den HM beim Vivawest laufen, dass wir uns (bzw. ich mich direkt, er und sein Kollege etwas später) online angemeldet hatten. Trainingsplan nach "MyAsics" für "ich-will-blos-ankommen" gebastelt und ausgedruckt. Der hing dann mahnend an der Abstellkammertüre... dass ich bis dahin nach 3km bereits ein Sauerstoffzelt brauchte, habe ich mehrfach deutlich gemacht, der Einwand wurde aber einfach beiseite gewischt. Also blieb mir nichts anderes übrig, als am 5.2. mit dem Trainingsplan anzufangen. Und ich bin wirklich raus, egal was für ein Wetter war oder ob ich Lust dazu hatte oder nicht (die hat sich irgendwann eh von selbst eingestellt). Bei Eis und glatten Wegen zu laufen hat sich als nicht so klug herausgestellt, danach hatte ich lange mit meinen Schienbeinen und der rechten Wade zu tun. Der linke Oberschenkel bzw. die Sehnenplatte hat auch immer wieder rumgezickt (kenne ich noch vom Kreuzbandriß, seitdem ist sie immer wieder mal beleidigt). Also mal sicherheitshalber eine Laufpause eingelegt und eine Woche nicht gelaufen. Dann weiter im Plan, zwischendurch mal Pause wegen einer fiesen Erkältung, aber im groben und ganzen zumindest kilometermäßig den Plan eingehalten (über das Tempo lege ich mal lieber den Mantel des Schweigens

).
Und Sonntag war es nun endlich so weit. 6 Uhr ging der Wecker, noch kurz was frühstücken und dann ab nach Gelsenkirchen, zum Sammelparkplatz an der Arena. Laut Veranstalter war der Transport zum Start gut organisiert, es sollten alle 5-7 Minuten Straßenbahnen fahren ... pustekuchen! In der sehr guten Stunde sind gerade mal drei Bahnen vorbeigekommen, die schon halbvoll bei uns ankamen. In die letzte noch eben so reingequetscht, wer weiß, wann die nächste gekommen wäre. Ein paar Marathonis haben wohl den Start knapp verpasst, wir "halben" hatten zum Glück noch etwas Zeit. Also schnell den Kleiderbeutel abgegeben, zum Firmenzelt bin ich nicht mehr hin, dazu war die Zeit dann doch zu knapp. Gestartet wurde in Blöcken, also schnell in den gelben Startblock und warten auf den Start. Damit es sich nicht so knubbelt, wurde auch der HM in Etappen gestartet, irgendwann durften wir dann auch los. Zum Glück hatte es aufgehört zu regnen. Die ersten Kilometer liefen recht gut, nach einem Blick auf Garminchen allerdings VIEL zu schnell. Wenn ich so weiter renne, komme ich nicht ins Ziel, also etwas Tempo raus. Bei km 4,irgendwas steht mein Schwesterherz am Straßenrand, kurz begrüßt, Regenjacke ausgezogen und weitergetrabt, kreuz und quer durch Zollverein. Immer wieder mal der Blick auf die Uhr, immer noch zu schnell, also weiter bremsen. Da hatte ich zum ersten Mal eine Art "BlackOut", ich habe immer wieder mal auf Garminchen geschaut und mich gewundert, dass ich kaum vom Fleck komme. Für 3,8km habe ich mich echt mies gefühlt. Irgendwann wieder mein Schwesterlein gesehen und mich bei ihr ausgemeckert, dass ich keinen Bock mehr habe, mir schwummerig ist und ich außerdem viel zu langsam bin und das nicht weitere 17km aushalte. Sie guckte mich nur ungläubig an und sagte: aufhören gibts nicht, Du bist schließlich schon halb durch, also renn weiter!!! Ein weiterer Blick auf Garmine zeigte mir dann das "Drama": sie war stehengeblieben, als ich mir die Regenjacke ausgezogen hatte! Also passte mein Gefühl doch zur Strecke, nach 10km darf man schon mal langsam müder werden

.
Also weiter im Text, immer einen Fuß vor den anderen. Irgendwann bogen wir Halbmarathonis dann von der Marathonstrecke ab und weiter gings auf der Nordsterntrasse, schön glatt asphaltiert und viel grün drumherum. Auf den querenden Brücken immer wieder Zuschauer, die sogar "La Ola" für uns Läufer machten. Nach der Trasse geht es durch ein Wohngebiet zum Nordsternplatz, wo dann die Marathonstrecke sich wieder mit uns vereinte. Am Platz war wieder mehr los, gute Stimmung und eine Samba-Trommler-Gruppe, die einem nochmals Beine machte. Ab km 16 hat es sich dann böse gerächt, dass ich die ersten 10km viel zu schnell war (ich habs nachher im Internet gesehen, die ersten 10km waren in 1:07h(mal eben PB), geplant und sinnvoll wären 1:16 - 1:20 gewesen

), ich bekam Krämpfe im rechten Oberschenkel vorn und hinten. Also immer abwechselnd gegangen und gelaufen. Irgendwann war laufen nicht mehr drin und das gehen überwog für eine ganze Weile. Aber so lernt man auch nette Mit"geher" kennen. Der arme Kerl mußte schon länger gehen, sein Knie und der andere Oberschenkel taten weh. Wir haben uns eine Strecke lang unterhalten, irgendwann musste ich ihn dann doch verlassen, ich habe angefangen zu frieren und bin weitergetrabt, was mein Bein erstaunlicherweise akzeptiert hat. Der Rest der Strecke hat sich doch noch mal ganz schön gezogen, kurz vor dem Ziel nochmals eine längere Steigung - ganz unfair sowas! - dann links abbiegen durch das weiße Tor... ähm... das war ja noch gar nicht der Zielbogen, da geht es ja noch weiter... also nicht stehenbleiben, immer weiter einen Fuß vor den anderen setzen, nun ist es ja wirklich nicht mehr weit. Plötzlich höre ich nur noch "weiter so Sabine, Du schaffst das" (oder so ähnlich) ... ups, woher weiß der meinen Vornamen? Auf der Startnummer steht nix... also kurz umgesehen, da steht doch tatsächlich ein bekanntes Gesicht am Streckenrand und winkt mir zu

. Endlich ist auch die echte Ziellinie erreicht und ich weiß: ich hab's geschafft

! Im Ziel kurz etwas getrunken, meine trockenen und warmen Wechselsachen eingesammelt und ab geht es nach Hause (wundert es jemanden, dass auch da die erste Bahn voll war, der Fahrer sagte: die nächste Bahn kommt direkt hinterher und "direkt" etwa 20 Minuten dauerte?).
Mein Fazit: die Vorbereitung war eigentlich unzureichend, das ganze eigentlich ein Himmelfahrtskommando, es hat Spaß gemacht und ich werde es wieder tun

. Die Organisation war - abgesehen vom Transport - ziemlich gut, alles gut ausgeschildert, die Ordner/Streckenposte alle sehr nett, auch wenn sie nicht wußten, bei welchem km sie an der Strecke standen, die Verpflegung unterwegs sehr oft, gut beschildert, es gab Wasser, Cola, Energy und Bananen en masse. Im Ziel gab es wohl noch Kuchen, Brote mit und ohne Butter, Fleischwurst und Erdinger, ich habe mich ans Iso gehalten, mehr wollte mein Magen nicht haben.
Und jetzt werde ich nochmals ein heißes Bad nehmen und hoffen, dass es morgen nicht mehr so albern aussieht, wenn ich laufe oder Treppen gehe
Euch allen ganz lieben Dank für's Daumendrücken und bis hier mitlesen. Ab jetzt kann ich auch wieder öfter hier mitschreiben, jetzt brauche ich nicht mehr abergläubig sein...