aecids hat geschrieben:
Das Gefühl kenne ich noch von meinem 5000-er Versuch letzten August. Nach zwei Monaten Mittelstreckentraining und nur drei 800-ern und drei Volksläufen in einer regionalen Laufserie in meiner Heimat war der Ofen aus.
Was sich nun bei dir aktuell abzeichnet, ist genau der Grund, warum ich ein Gegner einer (vollen) Hallensaion bin. Wenn man ein 400/800 m Läufer ist, mag das nicht schaden. Hat man aber weiterhin die Langstrecken im Blick (wie es bei uns der Fall ist), tut man sich mit Crossläufen sicherlich eher einen Gefallen für die Sommerprespektive.
Es hängt nicht direkt an der Zahl der HallenWK. Es kommt darauf, wie man dafür trainiert. Bei Rolli wird im Training halt geknüppelt und dafür der Umfang stark runtergefahren.
Wenn man weniger knüppelt, muss man weniger Umfang reduzieren und kann länger durchhalten. Trifft nicht nur auf die Hallensaison zu.
Bei dir merkt man manchmal, dass da keine Trainerautorität dahinter steckt. Die meisten Trainer würden einen Athleten, bei dem nach 2 Monaten der Ofen auf der Bahn aus ist, weil er 3 unwichtige Volksläufe mit nimmt, völlig zu recht total zusammenstauchen.
.iL hat geschrieben:
Ich spekuliere jetzt mal, weil es mich etwas an meine Lage vom letzten Jahr erinnert, da hatte ich die gleichen Symptome. (Müdigkeit und wenig Vertrauen, dass ich die geplanten Zeiten laufen kann)
(...)
Die geplanten Tempoeinheiten (v.a. Langstreckeneinheiten wie 4x2000) habe ich mir nicht mehr zugetraut.
Häufig ist das Vertrauen auf die eigene Leistungsfähigkeit möglicherweise die wichtigere Komponente. Wenn man da einmal auf dem falschen Pfad ist, redet man sich selbst schlechter, es kommt zur selbsterfüllenden Prophezeiung: Weil man nicht mehr daran glaubt, dass es noch was wird, wird es auch nix mehr.
Häufig lässt man sich da von seiner Enttäuschung, dass es nicht so läuft wie geplant, viel zu sehr herunterziehen. Dabei geht es oft nur um ein paar suboptimale Einheiten oder Wochen. Im Normalfall versauen die doch nicht die ganze Saison!
Man sollte das eigentlich wissen, aber man hatte es sich so schön vorgestellt. Und jetzt ist die Enttäuschung da, und müde ist man auch noch, dabei müsste man eigentlich aufholen.
Aufholen ist in den meisten fällen Quatsch, jedenfalls verspricht es wenig Erfolg, in die ursprüngliche Trainingsplanung sehr vielmehr reinzuquetschen als geplant, wenn man sich schon schlapp fühlt.
Also was können wir tun? (Reihenfolge nicht in der Priorität)
- ruhige Wochen ohne ernsthaftes Tempo zum Auftanken – was hier Alsterrunners Trainer empfohlen hat. Wichtig: Keine Angst vor großem Formverlust. In der ersten Woche steigt die Form, wenn die Erholung benötigt wurde, oft sogar noch an. Eine Woche oder weniger können schon reichen, aber selbst in der 2.passiert nicht viel. Es wird ja weiter trainiert - nur nicht so hart.
- Umfangsmodulation: Umfangssenkung (Reduktionswoche(n)). Hier also auch eine Art der Reduzierung, aber nicht der Intensität, sondern des Umfangs. Im Idealfall werden die Workouts besser und man erholt sich dennoch. Auch her: Keine Angst vor Formverlust.
- Später kann dann durchaus mit Umfangserhöhung gearbeitet werden. In einer längeren Saison sollte nicht komplett mit stark reduziertem Umfang und hoher Intensität durchgearbeitet werden, sondern mehrere Phasen eingebaut werden, in denen man wieder "viel" trainiert, auch wenn es nur 7-10 Tage sind.
- Flexibel bleiben: I. Trainingseinheiten an Tagesform anpassen. Es klappt fast nie alles wie geplant. Das ist auch gar nicht so schlimm, weil es nicht immer schlechter läuft, als erhofft, sondern auch mal besser. Jammern und wünschen hilft nur begrenzt, wir müssen immer mit dem Stand arbeiten den wir haben und unser Training eben anpassen. Es hat schon seine Gründe das in Plänen häufig steht: 6-8*1000 und nicht genau 7.
- Flexibel bleiben: II. Planung anpassen. Viele Einheiten sollte man nur entsprechend erholt laufen. Also ein oder zwei Tage mehr Erholung einbauen. Ja, dann ändert sich evtl der ganze Plan. Macht nix. Auch ein verschobener Saisonstart kann besser sein als ein demotivierender. Die Saisonhöhepunkte liegen meist nicht am Anfang. Wenn wir die Wettkampfphase kürzen müssen, wollen wir sie also lieber am Anfang kürzen als vor den Höhepunkten abbrechen müssen.
- Uhr/Pulsmesser weniger beachten. Sich selbst zu viel Druck machen, kann sich negativ auswirken. Ruhig mal ganze Tempoeinheiten nach Gefühl laufen und nachher davon überraschen lassen, was dabei heraus kam.
- Motivation holen. Mal ohne Druck antreten, wo man nix erwartet. Auf einer Strecke, die man selten läuft. Oder beim 5,8k Dorflauf. Oder spontan für die zweite strecke auf dem selben Sportfest nachmelden. Häufig läuft es dann besser als erwartet.
Waren jetzt sicher nicht die Megatips, die für jeden neu sind, aber vielleicht ist ja was dabei.
Gebt die Saison nicht auf, bevor sie richtig angefangen hat!
Gruß
C.