Vor dem Lauf traf ich mich mit Simba1966, der mich als Zugläufer angergiert hatte. (Martin wollte das erste Mal unter 37 Minuten laufen.) Beim Warmmachen haben wir dann erfahren, dass die Strecke für schnelle Zeiten ungeeignet sei. Aber das sollte unsere Taktik nicht mehr beeinflussen. Weil Martin es keinesfalls zu schnell angehen wollte (und ich es eh nie (zu)schnell angehe), haben wir abgesprochen, dass ich - so lange ich kann - konstant in 3:40 laufe. Es war, wie es immer ist: ein riesen Startgetümmel. Nach dem Startschuss mussten 2 Runden im Oldenburger Marschwegstadion absolviert werden, bevor es nach draußen ging. (Auf diesen beiden Runden hat sich das Feld sortiert.) Nachdem wir das Stadion verlassen hatten, begann die Gruppenbildung. Vor uns hatte sich eine 4-köpfige Gruppe formiert, die – angeführt von meinem Trainingspartner - das Tempo ordentlich anzog, während ich das Tempo hielt (km 1, 2 und 3 in 3:40). Kurze Zeit später rief Martin jedoch, dass es für ihn heute nicht reichen würde.
Weil der Abstand zur vor mir laufenden Gruppe noch überschaubar war, schloss ich auf. Die erste Reihe der Gruppe bildete mein Trainingspartner – das Uhrwerk – mit einem mir unbekannten Läufer. In der zweiten Reihe lief ein mir ebenfalls unbekannter Läufer, aber den Läufer daneben, den kannte ich nur zu gut. Das war nämlich (mein) Holger Meyer. (Nicht nur, dass ich diesen Holger Meyer bisher noch nie schlagen konnte, nein, er muss ja auch noch gleichen Jahrgangs sein.) Ich hatte also gerade aufgeschlossen und lief hinter diesem 4er Block, so nach dem Motto: bleib so lange dran, wie es irgendwie geht. Kaum gedacht, da brach der Läufer neben Holger Meyer weg. ‚Hm‘, dachte ich. ‚OK, dann setzt dich halt daneben und zeig dich wenigstens mal‘. Gedacht, getan. Und dann ist was Komisches passiert: Ich traf eine Impuls-Entscheidung. Keine Ahnung warum, aber plötzlich schoss mir in den Kopf: wenn du ihn dir packen willst, dann jetzt.
Ich setzte mich umgehend neben meinen Teamkollegen - der mir einen verdutzen Blick zuwarf -, dann zog ich an. (Dass er mitgehen würde, wusste ich.) Wir setzten uns von der Gruppe ab (3:31) und hatten nach 5 km 18:09 auf der Uhr. Ich konnte noch gut einen km an meinem Kollegen dranbleiben, dann gab er Gas. Weil sich das Uhrwerk aber auch nicht richtig absetzen konnte, nutze ich ihn als Orientierung auf mir unbekannter Strecke. Während es mir immer schwerer fiel, das Tempo zu halten, hörte ich gleichzeitig, wie sich mir ein Läufer peu à peu näherte. Die immer lauter werden Schritte machten mich wahnsinnig. Ich wartete nur darauf, dass mich mein Dauerrivale nun endlich überholen würde, damit ich es endlich hinter mir hatte. Nach ungefähr 7,5 km schaute ich in einer Kurve kurz nach hinten, um den Abstand einzuschätzen. Zu meiner Verwunderung sah ich, dass es nicht Holger Meyer war, der aufgeschlossen hatte, sondern irgendein Jungspund, der folglich nicht in meiner AK lief. (Vor Holger hatte ich dagegen um die 10-15‘‘ Vorsprung.)
Diese Erkenntnis gab mir nochmals einen ordentlichen Motivationsschub, so dass ich beschloss, das Rennen „einfach nur“ kontrolliert zu Ende zu laufen. Km 9 war somit mein langsamster (3:44). Weil der Läufer hinter mir aber nicht überholte und vor mir einer schwächelte, zog ich den letzten km nochmal an (3:33). Im Stadion einzulaufen, war herrlich. Der Ordner sagte mir, dass ich auf Platz 12 läge, womit ich gar nicht gerechnet hatte. Ich spekulierte sogleich auf einen AK-Sieg. An den Läufer vor mir kam ich nicht mehr ganz ran (der lief eine Sek. vor mir ein), dafür konnte ich den Läufer hinter mir in Schach halten (mit ebenfalls einer Sek. Differenz). Mein Trainingspartner finishte mit 36:16 (PB). Vor Holger Meyer hatte ich gut 20 Sekunden Vorsprung. Alles in Allem war ein rundum gelungener Wiedereinstieg mit einem kleinem Wehrmutstropfen: den AK-Sieg habe ich um 17 Sek. verpasst. Aber damit kann ich gut leben.