Da ich so ticke, hab ich mich bewusst noch mehr unter Druck gesetzt und mein Zeitziel heraus posaunt. Nervosität vor einem Wettkampf ist einfach herrlich. Da macht das Ganze einfach noch mal soviel Spaß. Und mir hilft es, meine Leistungen zu steigern und zu kämpfen. Was auch für mich ungewöhnlich war, war die doch extreme Taperwoche, so mache ich das vor keinem Ultra, da wird es eh hart und da kommt es für mich nicht so darauf an. Aber hier wollte ich mal alles richtig machen. Füße still halten, wenn ich es sollte auch wenn sie kribbelten. Und dennoch waren da immer wieder die Zweifel, IMMER!, ob ich das Tempo tatsächlich über die Distanz würde halten können. Das kann man im Training nicht probieren, das bleibt die Pralinenschachtel und das macht es auch immer wieder so spannend. Ich hatte allerdings nur einen Gedanken: "Du gehst das Tempo an und du ziehst das durch, so lange, bis du umkippst! Bestenfalls erst nach dem Ziel."
Soooo genug der allgemeinen Vorrede, nun kommt die direkte Vorrede

Es waren einige Foris angemeldet und Ulrike bot mir im Vorfeld an, dass ich bei ihr nächtigen könnte. Und nicht nur mir. Das war eine wunderbare Angelegenheit. Neben Frank und mir schlief auch Franzi bei Ulrike, die bei ihrer Anreise aus der Schweiz mit den Auswirkungen des Streiks der Lokführer zu kämpfen hatte. Ich verabredete mich mit Frank so, dass wir fast gleichzeitig in Hamburg ankommen würden. Da das Wetter noch nicht so verregnet war, machten wir einen kleinen Stadtbummel ehe wir auf die Marathonmesse gingen, um unsere Startunterlagen abzuholen. Auch dort schauten wir uns alles gemütlich an bis es nichts mehr zu sehen gab. Und dann machten wir uns auf den Weg zum Italiener, wo unsere Fori-Nudelparty statt finden sollte. Aus dem RW-Forum kam noch der Micha hinzu, der am Sonntag seinen ersten Marathon laufen wollte. Das war eine schöne Runde, nach anfänglichen Bestellschwierigkeiten und Uneinigkeiten, ob Feta nun Ziegenkäse sei, kamen dann unsere Speisen, die doch sehr lecker waren. Alle wurden satt, sogar ich

Thema Schlaf, ich hatte zwei Träume, in denen ich gelaufen bin. Der Marathon hat mich schon verdammt beschäftigt. In dem ersten Lauf-Traum ging es auch um eine Marathonstrecke. Lustigerweise war es ein Rundkurs über die komplette Strecke aber dennoch kam ich mehrfach an Start und Ziel vorbei. Ein kleiner Widerspruch, der mir auch im Traum auffiel aber den ich irgendwie hin nahm. Es lief lange gut, bis sich das Wetter, wie auch in Hamburg am Sonntag angekündigt, verschlechterte. Nicht das Problem, Regen wollte ich ja. Allerdings ging die Strecke auch unter Bäumen in einem Park lang und plötzlich, Mittags!!!, sah ich dank der dunklen Regenwolken nichts mehr. Es war stockduster und ich konnte die Streckenmarkierungen nicht mehr erkennen. Ich ärgerte mich, weil ich doch schon ein paar mal hier vorbei kam. Auf alle Fälle zu weit gelaufen und zurück. Zeitverlust! Und dann noch einmal kurz danach falsch gelaufen und ich hatte die Schnauze voll und hab den Lauf abgebrochen. Und wachte auf! Pah, das gefiel mir so gar nicht, nicht unbedingt die besten Vorzeichen. Aber da musste ich nun durch. Allgemein schlief ich sehr "flach" wachte oft auf und lauschte der Kirchturmglocke, wie spät es sei. Ich war WIRKLICH aufgeregt vor dem Lauf! Dann dudelte noch der Wecker meines Handys los, der falsch gestellt war

Aber alles war gut, ich wurde wach, Frank war schon fast angezogen und ich sprang lieber auch gleich aus dem Bett. Die letzten Vorbereitungen waren schnell fertig. Es gab leckeres Frühstück, handgebrühten Kaffee von Ulrike, jede Menge Toastbrot und selbstgemachte Marmelade. Eine wunderbare Einstimmung auf den Tag. Mehrfach konsultierten wir unsere Wetter-Äpps, wie nun das Wetter wirklich werden würde. Das was mich erfreute, war die Regenwolke, die sich auf Hamburg zu bewegte. Ja ich wollte Regen, keinen prasselnden, einen schönen sanften Nieselregen. Wir fuhren dann zur U-Bahn und dann weiter in die Stadt. Ulrike gabelte noch eine Freundin auf und wir alle waren bester Stimmung. Ich war überrascht, wie viele Marathonis sich schon vom Randgebiet Hamburgs zum Läufchen begaben. Das kenne ich so in Berlin nicht, da gibs in Hellersdorf doch nicht so viele Läufers. Die Fahrt klappte bestens und wir waren angenehm früh an den Messehallen. Viele weitere Läufer waren auch schon da. Das bin ich so ja schon ne Weile nicht mehr gewohnt. Und ich fand es toll. Geile Stimmung! Wir trennten uns, Klamotten abgeben, und dann trafen wir noch Doro und Matthias. Hach ist die Welt klein!


Den Start konnten wir auf der Leinwand verfolgen und nicht lange danach setzte sich das Läuferfeld um uns herum auch in Bewegung. Das war natürlich mehr ein Gehen und Hoppeln bis wir an den richtigen Start kamen. Und los ging der Spaß! Es war voll um uns herum und natürlich lief es die ersten paar hundert Meter nicht rund. Ich bin genug große Stadtmarathons gelaufen und so überraschte mich das nicht. Ist eben so. Der erste Kilometer war vom Tempo daher auch für die Katz. Dafür hab ich das erste Kilometerschild nicht gesehen und da konnte ich auch nicht die Uhr drücken. Ich hörte nur ein Piepsen neben mir und schaute aber das war nicht wichtig, eh zu spät. Die ersten Kilometer muss man sowieso die Gräten sortieren, in sein Tempo finden, einrollen halt. Die paar Sekunden holt man wieder ein, das kostet noch nicht Kopf und Kragen. Wir kamen am Heiligen-Geist-Feld vorbei, wo mehrmals im Jahr der Dom statt findet. Der große Rummel, den ich vor Jahren auch schon besuchte. Und schon waren wir auf der Reeperbahn. Mittlerweile hatte sich das Feld halbwegs sortiert und ich fand ins Tempo. Das fühlte sich gut an, schön locker und vollkommen unanstrengend. So wie ich mir das gewünscht hatte. Hatte ich doch einiges richtig gemacht im Training vorher. Für die Pacekontrolle hatte ich auf dem Garmin den virtuellen Partner auf eine Pace von 5:19 eingestellt, was eine Sekunde Puffer pro Kilometer, zur erwünschten 5:20er Pace bedeutete. Fortan hatte ich auch nur diese Anzeige auf dem Display. Mit der Anzeige des Abstandes zum VP und dessen Veränderung kann ich sehr gut die Pace kontrollieren. Natürlich unterliegt auch der der üblichen Ungenauigkeit des GPS-Empfanges. Aber ist doch genau genug. Beim ersten Blick darauf hatten wir einen Rückstand von mehr als 60 Metern, was dem langsamen ersten Kilometer geschuldet war. Da machte ich überhaupt keine Sorgen, das holen wir wieder raus. Am Besten an einem Gefälleabschnitt, wo eine Beschleunigung nicht so viel Kraft kostet.
Die Reeperbahn hatten wir schnell hinter uns und es ging ein paar Kilometer geradeaus bis nach Othmarschen, ehe wir in die Elbchaussee einbogen. Ich spürte leider bereits jetzt einen Druck in der Blase. Dabei hatte ich heute extra wenig vorher getrunken, nur die zwei Tassen Kaffee zum Frühstück, sonst nichts. Nun ja, ist nicht zu ändern und zwei mal Pinkeln ist eh das Minimum bei einem Marathon bei mir. Dann lieber zu Beginn, wenn der Tempowechsel noch nicht so große Auswirkungen hat. Ich erklärte Michael meine Strategie, dass ich einige hundert Meter vor der Pinkelpause das Tempo erhöhe, um einige Sekunden heraus zu laufen, beim Pinkeln kann ich dann etwas verschnaufen. Und anschließend auch noch etwas schneller rennen, bis ich wieder ins planmäßige Tempo verfalle. Er solle derweil weiter den Stiefel laufen. Das klappte auch perfekt und wir liefen schön weiter. Auch wenn wir sehr wenig sprachen, auch Micha wollte Kraft sparen, fand ich es angenehm, einen Laufpartner an der Seite zu haben. Ich hab also nicht nur den Pacer für ihn gemacht, auch ich hab durchaus vom gemeinsamen Laufen profitiert.
Das hab ich noch gar nicht angesprochen. Mein Wunschwetter war also leichter Regen. Und wie bestellt setzte dieser doch tatsächlich Punkt um Neun zum Start ein. Meine Freude darüber war groß und das war schon ein toller Zufall. Es hörte zwar immer mal wieder auf aber den größeren Teil der Strecke über wurden wir von oben gut gekühlt. Dazu war es nahezu windstill. Traumwetter! Ich hatte obenrum nur mein Singlet an und das war genau richtig. Mir wurde es den ganzen Lauf nie richtig warm, besser konnte es mir gar nicht passieren. Auch als es mal ein wenig stärker regnete, war mir das nur recht.
Ich meinte zu Michael, dass ich, so gut es möglich sei, ohne Tempoverlust bei den Getränkestellen Wasser fassen wollte. Also im vollen Lauf den Becher greifen und dann trinken. Klar bekam ich den Becher nicht immer so flink, ist nun einmal ein großer Marathon und andere haben auch Durst, da muss man schon mal aufpassen, dass man niemandem in die Hacken tritt und nicht getreten wird. Das gelang mir schon ganz gut und das kostete hier und da nur wenige Sekunden, ein paar mal klappte es sogar richtig gut. Die Helfer standen netterweise mit den Bechern in der Hand da und die Übergabe verlief immer bestens

Auf der Elbchaussee liefen wir Richtung Landungsbrücken und schon dort war mächtig was los. Es waren sehr viele Zuschauer an der Strecke und auch Ulrike meinte hinterher, dass es mehr waren als üblich. Trotz des Wetters. Danke Hamburg mal an dieser Stelle. Ein Stadtmarathon ohne Publikum macht keinen Sinn, da kann man gleich in der Landschaft laufen

Nach den Landungsbrücken ging es an der Hafencity vorbei, ich warf auch einen Blick auf das liebste Bauvorhaben Hamburgs, die Elbphilharmonie. Ist von der Architektur schon beeindruckend das Teil. Bis wir am Hauptbahnhof durch den langen Tunnel liefen. Dort wurde gerade an einer Spur gebaut, dadurch wurde es etwas eng, überholen praktisch eine Weile nicht möglich. Das kostete leider wieder etwas Zeit. Thema überholen! Ich hatte während des ganzen Laufes permanent das Gefühl, dass wir im beim Start zu weit hinten standen. Wir wurden zwar auch von einigen überholt aber im Großen und Ganzen bewegten wir uns im Feld immer sanft nach vorn. Das ist durchaus auch angenehm aber bringt hin und wieder auch Schwierigkeiten mit sich. Kleinere Umwege müssen gelaufen werden, mal auf den Bürgersteig ausweichen und manchmal auch ein paar Meter verlangsamen, bis man vorbei kommt. Nicht, dass mir das irgendwie missfallen wäre, auch das gehört zu einem Stadtmarathon mit fast 20000 Startern.
Nach dem Tunnel kam der Anstieg und wie bei allen anderen vorher machte ich so Druck, dass das Tempo gleichmäßig blieb. Klar kostet das Kraft. Ist eben so und wenn die Kraft am Ende nicht reicht, dann hab ich Pech gehabt

Zum Halbmarathon hatte ich eine Zeit von von 1:52:42, nur 12 Sekunden über dem Plan, ich würde mal sagen, eine Punktlandung. Nun muss ich das Tempo nur noch bis ins Ziel so beibehalten. Wir kamen nach Winterhude und liefen am Stadtpark entlang. Die Stimmung der Zuschauer nahm nicht ab und wenn eine U-Bahnstation in der Nähe war, dann war ganz schöner Rabbatz. Ich nahm das alles noch gut in mich auf, aber ich lief mittlerweile schon konzentrierter. Meine Laune war weiterhin richtig gut, der Körper funktionierte weiterhin, wie ich das wünschte und auch die Kraft war vorhanden. Nur das Ziehen der Muskeln. Die Lümmel! Dadurch hab ich auch immer weniger von der Strecke um mich herum mitbekommen. Nebenbei musste ich auch weiterhin gut auf die Läufer achten beim Überholen. Es gibt ja hier und da solche, die mal einfach so die Spur wechseln ohne zu schauen. Manche eher sanft, dann muss man eben ausweichen. Na das macht auch nichts. Und dann gibt es immer wieder diese, die schon abrupter die Richtung wechseln ohne nach hinten zu schauen. Das ist weniger schön, hatte mich aber heute auch nicht groß ärgern können. Außerdem passiert mir das sicher auch ein paar mal, ohne dass ich das merke. Die Geste der Zuschauerin, außerhalb eines VPs Bananen zu reichen ist ja lieb gemeint, der Läufer vor mir, der danach griff und deshalb plötzlich stehen blieb, war weniger lieb. Da konnte ich einen Zusammenprall gerade noch so verhindern. Glück gehabt. Wir beide. Und dann gab es noch die Läuferin im pinken Shirt, die mich überholte, dann wieder langsamer wurde, dann wieder schneller und sich dann vor mich setzte und wieder langsamer wurde. Ich an ihr vorbei und sie beschleunigte wieder als ich vorbei war und dann lief sie wieder vor mir und wurde wieder langsamer. Da war ich dann doch genervt und frug mich, was das soll. Ich zog aber Leine, indem ich ein paar Meter nach rechts auswich. Ich sah sie dann nie wieder. Übrigens Michael war auch weiterhin sehr gut unterwegs. Hatte einen lockeren Laufschritt und ich hatte nicht den Eindruck, dass er groß angestrengt war. Auf kürzeren Distanzen ist er auch um Einiges schneller als ich, so wunderte mich das auch nicht. Ich freute mich, dass es so gut lief bei ihm.
Bei mir war das auch so. Das Tempo blieb weiterhin optimal, jeder Kilometer, den ich abdrückte wich nur wenig vom Soll ab. Hin und wieder übersah ich ein Kilometerschild, das juckte mich aber kein bisschen. Das nächste Schild kam und ich schaute die Zeit und auch hier stimmte es. Das Schild bei Kilometer 28, welches total falsch stand, war eines, das ich übersehen hatte, so bekam ich das gar nicht mit. Da wäre ich aber auch nicht irritiert gewesen, so ungenau ist der Garmin dann auch nicht. Wir liefen entlang der Alster nach Ohlsdorf und ich hatte immer mehr mit mir zu tun. Die vielen Sektfrühstückenden Anwohner, die uns anfeuerten, nahm ich oft nur noch nebenbei war. Ich schaute nicht mehr oft nach rechts und links und war nun schon sehr konzentriert. Bei dem Knick in Ohlsdorf wollte uns der ThomasHH anfeuern. Ich hatte aber nicht mehr den Nerv, nach ihm Ausschau zu halten, da lieber passte ich auf meine Mitläufer auf. Und auf mich. 31 Kilometer geschafft, nur noch 11 vor mir und nun geht es wieder zurück in die City.
Die nächste große Zuschauerrabbatz sollte in Eppendorf und dort speziell an der U-Bahn Eppendorfer Baum sein. Da sind es noch ein paar Kilometer hin. Fein, etwas worauf ich mich freuen konnte. Zwischendurch liefen wir an einem Haus vorbei, wo in der zweiten Etage ein paar Musiker tolle, laute Rockklänge vom Balkon zu uns sandten. Ganz großes Kino! Die Strecke bis zum Eppendorfer Baum liefen wir schön lange gerade und nur mit ganz sanften Anstiegen und Gefällen. Wenn ich kämpfen muss ist das genau das Richtige für mich. Keine Abwechslung rechts und links, einfach nur laufen laufen laufen. Und ja ich musste bereits kämpfen, um das Tempo weiterhin so konstant hoch zu halten. Das gelang mir gut aber einfach ist anders. Es lief aber insgesamt weiterhin schön rund. Da konnte ich absolut nicht meckern. Ich hatte zwar mittlerweile Hunger, der Magen war leer und es kam ja immer nur Wasser. Ein Stück Banane wäre da schon willkommen gewesen. Aber nein, diese wollte ich mir heute nicht gönnen, keine Sekunde verlieren und die Energie kommt eh nicht mehr rechtzeitig ins Blut. Das mit dem Trinken klappte weiterhin bestens, auch wenn ich jetzt schon ganz schön am Schnaufen war. Wie ich später erfuhr, hatte Michael mittlerweile leichte Probleme, nach dem Trinken wieder zu mir aufzuschließen. Ich selbst hab aber nun auch nicht mehr nach ihm schauen können.
Den nun, auf den letzten fünf, sechs Kilometern, wurde es für mich hart. Das hab ich durchaus so erwartet, aber es live zu erleben ist schon etwas anderes. Und es unterscheidet sich doch von einem heftigen Halbmarathon oder einem Ultra. Da musste ich nun durch. Da wollte ich durch. Deswegen bin ich hierher gekommen. Ich wollte die Bestzeit und ich wollte die 3:45. Solche idealen Bedingungen, gepaart mit einer Topform auf den Tag genau, bekomme ich so schnell nicht wieder. Diese Gelegenheit durfte ich nicht verstreichen lassen. Und indem ich mir all das und noch mehr vor betete, lief ich weiter und weiter. Nur nicht langsamer werden! Das war keine Option. Auch wenn ich kurz rechnete, dass selbst mit deutlich langsamerem Tempo immer noch eine Bestzeit möglich war. Und das rechnete ich öfters. Aber auch dabei vergingen die Meter. Ich hatte nicht wirklich Probleme, alles war im Prinzip bestens, es fiel mir halt einfach nur scheißenschwer, so weiter zu laufen. Das war noch nicht einmal mangelnde Kraft, das fühlt sich anders an. Jede Faser im Körper, natürlich am meisten die Beine, schrie danach, endlich mit dem ganzen Blödsinn aufzuhören. Leider litt mein Tempo doch ein klein wenig und das eh nur sehr kleine Polster schmolz und schmolz. Zwar nur um Sekunden, aber immerhin. Auch wenn ich an sich von den Leuten am Streckenrand nicht mehr viel mitbekam, ne auch zum Lächeln hatte ich nicht mehr so den Drang, so versuchte ich mich hin und wieder abzulenken. Blick nach Rechts oben, Schmerz! Oha, heftige Verspannung im Trapezmuskel, okay schaue ich eben nicht mehr nach rechts oben. Und weiter geht es. Wenigstens die Kilometer kamen gefühlt immer recht flott hintereinander. Dann wieder ein freudiges Erlebnis. Die Kilometerschilder 37 und 38 hab ich übersehen und dann stoppte ich für 3 Kilometer und hatte eine 16:01, was drei mal 5:20 bedeutete. Perfekt!
Ich war mir Sicher, dass ich das durchhalten würde, ich durfte nur nicht nachlassen. Ab Kilometer 40 schaltete ich die Anzeige am Garminchen auf Zeit und Distanz um, jetzt brauchte ich keinen virtuellen Partner mehr, jetzt musste ich die Zeit genau im Blick haben. Und ich sah, dass die Distanz um etwa 200 Meter abwich. Der Garmin also diese 200 Meter mehr drauf hatte. 200 Meter bedeuteten etwa eine Minute, die mir fehlen werden. Woran ich dabei nicht dachte, waren die 5:19/km, auf die ich den VP eingestellt hatte, was einen kleinen Vorsprung bedeutete. So glich sich das nahezu aus. Aber so weit konnte ich nicht mehr denken.

Mittlerweile total glücklich und höchst zufrieden schaute ich mich um und hoffte, Michael zu sehen, wie er ins Ziel läuft. Ich wusste nicht, wann ich ihn verloren hatte und natürlich auch nicht, wie weit er hinter mir zurück blieb. Er war sehr knapp hinter mir, keine drei Minuten. Da müssen wir uns leider übersehen haben. Schade, das wäre ein toller Abschluss gewesen, wenn wir uns da noch getroffen hätten. Mir wurde nun schnell kalt, es regnete wieder einmal stärker, und so begab ich mich dann ins weitere Geschehen. Wir Läufer wurden erst einmal weiter auf das Messegelände geleitet. Die ersten Getränke gab es dann zwischen den Messehallen und so konnte davor kein Stau entstehen. Das war ähnlich wie in Hannover sehr gut gelöst. Ich erst einmal zwei Becher Wasser genommen, danach gleich noch zwei Becher Isogetränk, was gar nicht so schlecht schmeckte. Danach ging es durch die Nachverpflegungs-Halle. Richtig voll war es, aber dennoch gab es keine Schlangen am Krombacher Weizenstand. Ich schnappte mir zwei Becher und dann setzte ich mich hin. Endlich sitzen! Aber schnell ausgetrunken, mir war immer noch kalt, also schnell zur Beutelausgabe und trockene Sachen anziehen. Auch den Beutel bekam ich ohne Wartezeit, der letzte positive Punkt einer aus meiner Sicht perfekt organisierten Veranstaltung abgehakt. Fast hätte ich noch das After-Race-Bild vergessen, also Medaille wieder umgehangen und mir einen netten Mitläufer gesucht.
Nun aber flink aus den tropfend nassen Sachen. Dann Frank noch einmal angerufen und so fanden wir uns schnell. Franzi fand uns kurz darauf ebenfalls und alle waren wir froh und glücklich über unser Erreichtes. Da Ulrike geplant um einiges länger brauchen würde hatten wir vor dem Lauf verabredet, dass wir entweder bei schönem Wetter in dem Park "Planten un Blomen" auf sie warten oder nach Hause aufbrechen würden. Aber erst einmal setzten wir uns in die Verpflegungshalle, holten uns weitere Weizen und klönten und freuten uns und genossen die Atmosphäre. Und dann war die Zeit auch schon so voran geschritten, dass es blöd gewesen wäre, nun nach Hause zu fahren ohne auf Ulrike zu warten. Nach einer Weile bekamen wir sie an die Strippe und sie war schon fast auf dem Heimweg und konnte schnell zurück in die Halle kommen. Das war doch viel schöner und so war die Marathon-WG wieder beisammen




Gruss Tommi