Na dann will ich doch noch mal berichten.
2 Tage ist meine Ersttäterschaft auf dem Halben nun her. Wie fühlt man sich dann so? Naja, es kommt dann schon darauf an was man von mir wissen will. Denn eigentlich fühle ich mich super, vorausgesetzt man klammert das Befinden um die Beine herum riesengroß aus. Im Vergleich zu gestern ist es sogar noch etwas schlimmer geworden. Geradeaus schlurfen ist schon Herausforderung genug, aber warum gibt es denn im Alltag so viele Treppen, verdammt

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Als Minimalziel hatte ich mir die 2 h vorgenommen und war mir eigentlich sicher, dass verdammt viel schief laufen oder ich an totaler Selbstüberschätzung leiden muss, damit das nicht klappt. Ich hatte mir somit noch ein "Belohnungsziel" gesetzt. Unter 1:50 und ich darf mir ein neues GPS-Spielzeug kaufen. Mit 1:53 habe ich das zwar knapp verpasst bin aber kein Stück traurig darüber oder hadere mit mir, wozu auch. Schließlich weiß ich, dass ich nicht einmal den 2 h Plan komplett abslolviert habe. Es fehlte an häufigeren TDLs, IVs und Längeren Läufen kurz gesagt es fehlte an Trainingskilometern und deren vielfältiger Umsetzung. Seit Jahresbeginn waren es gerade mal 17 WKm im Schnitt, aber immerhin mehr als jemals zuvor in Form einer Vorbereitung.
Trotzdem hatte ich sowas wie einen roten Faden und vor allem den Willen diesen Heim-HM mit meinem mir möglichen Ambitionen umzusetzen. Boah wie geschwollen.
Jedenfalls bin ich am Sonntag rund 1 Stunde, mit dem klassischen Honigbrötchen im Magen, vor Rennbeginn am Rathaus eingetrudelt. Mit Wasserflasche in der Hand suchte ich den LKW auf, wo ich später meinen Klamottenbeutel abgeben sollte. Es war natürlich der letzte in der Reihe, das hat man also von später Anmeldung. Die Flasche konnte final verstaut werden, da ich langsam das Gefühl hatte es kommt mehr raus als reingeht und ich wollte auch nicht Bauchglucksend durch die Gegend rennen.
Noch war es frisch, da sich die Sonne hinter Wolken versteckte - die Entscheidung in kurzkurz zu laufen war aber schon lange gefällt.
Nach etwas warmlaufen bin ich dann 10 Minuten vor Start in den dafür vorgesehenen Bereich aufgebrochen.
OOOOOkayyyyyy - so viele Starter auf einem Haufen hatte ich dann auch noch nicht gesehen und schnell begriffen, dass es dann wohl etwas zu spät war um mich durch die Menge bis nach Block C vorzudrängeln, wo die Ballons 2:00 und 1:45 zu sehen waren. Also außen rum und hoffen, dass noch ein Stück Absperrzaus offen steht, was dann auch der Fall war.
Ich hatte mir übrigens meinen "Masterplan" in Form von 5 km Splits auf den Handrücken gepinselt. Die ersten 10 wollte ich in je 5:20 versuchen und dann schauen wie ich mich fühle, um dann zu entscheiden ob ich noch zulegen kann oder nicht. 5:05 wären nötig gewesen um noch unter 1:50 zu landen. So viel zur Theorie, die sich ganz vernünftig anhörte, jetzt aber zur Praxis.
Es viel also der Startschuß und es dauerte rund 1 Minute den Kuschelmodus zu verlassen (kalt war hier bestimmt niemanden mehr) um erstmalig die Füße in Richtung Startlinie zu bewegen. Hier wurde dann meine alte Polar-Pulsuhr und die Lauf-App gestartet, die aber nur, weil ich hinterher wissen wollte, wie ich mich im Detail so geschlagen habe. Es dauerte 2 bis 3 km bis ein wenig Ordnung in die Masse vor und hinter mir kam. Durch die Pieps-Geräusche meiner Nachbarn war ich immer ganz gut vorgewarnt, dass das nächste km-Schild in der Nähe war. Mangels Lap-Funktion musste ich allerdings noch selber rechnen. Ich habe dann immer 5:20 auf meine Durchgangszeit aufgerechnet, um für das nächste km-Schild gewappnet zu sein. Die Beine fühlten sich prima an, die Atmung lief auf einem ruhigen 4er Rhythmus - alles Tutti. Nein halt - ich bin eigentlich zu schnell. Die meisten Kilometer gingen um und bei 5:00 weg. Aber wie das wahrscheinlich mit mangelnder Erfahrung so ist, habe ich irgendwie die Bremse nicht gefunden.
Bei Kilometer 10 lag die einzige offizielle Zwischenzeitmatte für den HM, die ich bei 51:02 überlief. 2:40 zu schnell und nebenbei PB

(hier gibt es aber auch keine wirkliche Referenz). Im Hinterkopf meldete sich erstmals etwas lauter die Zweiflerabteilung - mach langsamer - und ich versuchte tatsächlich etwas langsamer zu laufen, mit nur kurzweiligem Erfolg wie ich im Nachhinein festgestellt habe.
Bis km 15 (ca. 1:17) lief ich immernoch rund, aber langsam machte sich die Vorahnung breit, dass die letzten 6 km noch lang werden würden. Die Atmung war längst auf einem 3er Rhythmus eingependelt, der Puls jenseits von 190 - ups da war doch was - mal schauen wie lang das gut geht.
Tja, 2 Kilometer ging es noch gut, dann war im Großhirn oder wo auch immer angekommen SCHE****E, dass sind ja immernoch VERFL***** 4 Kilometer. Ich musste deutlich Tempo rausnehmen und verabschiedete mich umgehend von den 1:50 - stattdessen wollte ich das Ding noch ordentlich nach Hause laufen. Ein Erfrischungspunkt wäre jetzt super - bisher hatte ich alle mangels Bedarf links liegen gelassen. Durst und Hunger hatte ich nach wie vor nicht, aber nach einer Mundspülung war mir. Ich wurde erhört, in Höhe der Uni durfte ich wartete mein erster Boxenstop auf mich, den ich trabend hinter mich brachte. Kurz danach folgte die Erkenntnis in Form des KM-18 Schildes, dass die "dahinfliegenden" Kilometer in diesem Rennen einen Bogen um mich machen würden.
Ums nun abzukürzen, es folgten 2 kurze Gehpausen, einmal mit einmal ohne Boxenstop. Mein Augenmerk galt immermehr den Menschen(-mengen) am Rand des Geschehens, die wirklich jeden Läufer anzufeuern schienen. Hin und wieder hörte ich meinen Namen von Wildfremden gefolgt von Gänsehaut. Die Vorfreude vielleicht noch einmal meine Familie am Streckenrand zu sehen machte sich breit und von dort war das Ziel dann auch schon zu sehen. Geschafft.
Ich taumelte etwas durch den Nachzielbereich - meine Güte war das voll hier - und freute mich jetzt richtig auf kühle Getränke.
Nach der ersten Stärkung flüchtete ich aus dem Gewusel und wollte umgehend meinen Klamottenbeutel holen, da ich mich später bestimmt nicht mehr dazu aufraffen könnte. Leider war ich nicht der einzige mit dieser Idee. Ganz im Gegenteil. Jetzt wurde mir deutlich der Nachteil der späten Anmeldung deutlich, da anscheinend alle Spätmelder hier unterbracht wurden, also Beutelmäßig. 1 Stunde warten war angesagt, dass kann man meiner Meinung nach besser gelöst werden, ich werde es in Zukunft mit einer früheren Anmeldung umgehen.
Ich machte mich auf einen letzten Fußmarsch in Richtung Oper, wo mich die zweite Stärkung in Form von Pasta und Kaltgetränken erwarten sollte. So nun aber Füße hoch und Sonnen strahlen genießen - und erst recht die Gewissheit es geschafft zu haben.
edit: Eines will ich noch nachschieben: Einen Wert kann meine alte Pulsuhr dann doch im Nachhinein auswerfen - der Durchschnitt lag bei 184 (max. abgelesen 195). Somit gehöre ich wohl auch zu den Schnellertickern - 181 ist bei mir jedenfalls nicht anwendbar