So. Nun wirds aber Zeit, dass ich hier mal wieder was schreibe.
Es ist ja nicht so, dass ich seitdem untätig war, es ist viel passiert. Aber ich hatte keine „Muse“ das hier zu schreiben. Nach dem oben beschriebenen schrecklichen Ereignis war ich erst mal mental erledigt. Hier spielt sicher auch eine Rolle, dass wir am Jahresanfang einen sehr guten Freund viel zu früh für immer verloren haben. Das hat uns schon ziemlich den Boden unter den Füßen weggezogen. Und dann das Erlebnis Ende Juli … da kommt Frau schon ins Grübeln. Vielleicht zu viel und zu oft, aber ich kann eben nicht raus aus meiner Haut.
Arbeit und Sport lenkt mich da gut ab. Also, in der ersten Woche nicht, das war zu heftig, aber ab Woche zwei habe ich ganz langsam wieder mit Krafttraining und kurzen Läufen begonnen. Und ab Mitte August hab ich begonnen, gezielt für einen 10K-Wettkampf Ende Oktober zu trainieren. Ich brauchte ein „konkretes“ Ziel. Wohl wissend, dass jobmäßig Sept/Okt mein stressigstes Jahresprojekt ansteht. August ging es richtig gut aufwärts (147 km), September gab es viele lange Arbeitstage oder durchgearbeitete Wochenenden, da ich schon viel für mein Projekt vorbereiten, planen und organisieren musste. Die Zeit fürs Laufen habe ich mir bewusst immer freigehalten, irgendwann haben es auch die meisten Geschäftspartner verstanden, dass ich mittendrin „mal eben kurz im Wald“ bin. So kam ich auf 190 km, ich wurde schneller und ausdauernder, hatte ein wirklich gutes Gefühl für den WK.
Die finale, heiße Phase des Projektes hat mich aber dann doch umgehauen, es kam so Vieles anders als geplant …
Ich hatte schon im Vorfeld nach Laufstrecken in der Umgebung des Büros gesucht, wo ich während dieses Projektes arbeite. Und in meinem Team sogar noch naiv angekündigt, dass ich zur Mittagszeit öfter mal zum Laufen rausgehe (üblicherweise war die Mittagszeit in den letzten Jahren wirklich ruhiger), doch es kam so krass stressig „über uns“, dass ich fast keine Zeit zum Atmen hatte. Ich wurde wirklich ständig gebraucht, keine Chance da mal rauszugehen. Im Team, das uns zuarbeitete, wurden drei Leute krank, so dass dieses Team hoffnungslos überlastet war und uns viel zu langsam und zu spät Input lieferte, so dass wir oft bis 21/22 Uhr brauchten, um alles für diesen Tag zu erledigen. So bekam ich meine erste warme Mahlzeit des Tages sehr spät abends – dem Lieblingsmann sei Dank, er hat mich gut bekocht …! Entsprechend spät ins Bett, entsprechend kurz die Nächte … Nach 8 Tagen inkl Wochenende war es endlich geschafft. Und wir waren alle geschafft … aber wir haben das Projekt erfolgreich abgeschlossen … mussten wir ja auch …
Es fühlte sich aber nicht „gesund“ an, ich war schon extrem müde und mental aber auch körperlich erschöpft. In den letzten Jahren habe ich im Anschluss immer Urlaub gemacht. Dieses Jahr war das Wetter so schlecht, dass ich sehr weit hätte wegfahren müssen, zeitlich ungünstig, weil das nächste (normale) Projekt eineinhalb Wochen später begann. (manchmal ein Nachteil der Selbständigkeit).
Nun war es also schon Mitte Oktober, ich hatte sechs Wochen Stress hinter mir und zwei Wochen komplett ohne Sport/Laufen. Und vor mir noch eineinhalb Wochen bis zum WK. Beste Voraussetzungen also … Der erste Lauf fiel mir unsagbar schwer, nach 6 oder 7 Kilometern wünschte ich mir, ich wäre wieder zu Hause, die HF unglaublich hoch und, ok, innerlich habe ich mich von dieser WK-Teilnahme verabschiedet. Alle weiteren Läufe habe ich nur noch 6 oder 7 Kilometer geplant, verliefen ähnlich. Weiter hätte ich einfach nicht geschafft. Oder gewollt. Meine Schweinehündin ist wieder unsagbar laut geworden. Nachdem für den Wettkampftag Regen und Wind gemeldet waren, war das für mich nicht wirklich schlimm …
Der November läuft wieder etwas besser, bin sehr viel mit meiner Nachbarin laufen, was mir im Moment total Spaß macht. Das ist natürlich noch sehr langsam (auch durch die Gehpausen) und sie läuft sowieso noch nicht über 10 Kilometer am Stück. Am Sonntag war ich 14 km laufen, die längste Strecke seit Ende September, ist mir gar nicht so schwer gefallen wie befürchtet. Inzwischen streue ich auch ab und zu wieder TDL oder Intervalle ein, macht Spaß!
Ich hoffe, dieses turbulente Jahr geht nun recht ruhig zu Ende, noch mehr (unliebsame) Überraschungen brauche ich wirklich nicht. Dezember/Januar wieder Regelmäßigkeit ins Training bringen, Grundlage, Ausdauer, lange Läufe ausbauen und auch wieder etwas schneller werden. Und trotzdem die Nachbarin motivieren und mitnehmen, sie soll ja irgendwann ohne Gehpausen mit mir laufen …
Stress ist ein wahrlich schlechter Begleiter für Sport, zumindest wenn man für einen WK trainieren will. Das hab ich früher im Kampfsport schon bemerkt, aber da war ich ja 30 Jahre jünger … Sport ohne Ambitionen hingegen ist sehr gut gegen Stress. Das hat mich dieses Jahr mal wieder gelehrt.