Frankfurt Marathon 2025 - Rennbericht
Auch wenn es dieses Mal nicht ganz rund gelaufen ist, ist das kein Grund, keinen Rennbericht zu schreiben. Mit einigen Tagen Abstand ist jetzt der richtige Zeitpunkt, bevor die Eindrücke langsam verblassen. Nun denn...
Das Laufjahr 2025 - Vorbereitung 
Nach meinem ersten Marathon in Wien, den ich nach einem Plan von JD vorbereitet hatte, habe ich das Training diesmal etwas anders angelegt. Nach einem sechs Wochen langen ST-Block im Sommer folgten zwölf Wochen spezifische Marathon-Vorbereitung nach eigenem Plan. Der Plan orientierte sich grob an Hudsons Gedanken, mit Fokus auf lange Läufe und Tempoanteile. Im Vergleich zum Frühjahr habe ich dafür etwas Tempo rausgenommen. Wenn ich hier von eigenem Plan spreche, muss aber erwähnt werden, dass 
@ToPoDD diesen maßgeblich mit beeinflusst hat. Auch sonst hat er mich sehr eng begleitet und wir waren mehr oder weniger im ständigen Austausch. Das geht vermutlich weit über ein Standard-Coaching hinaus. An dieser Stelle daher nochmal ein riesiges Dankeschön für den mega Support.
Die Vorbereitung lief sehr gut: Keine Krankheiten, keine Verletzungen; ich konnte mein Programm kontinuierlich umsetzen. Im Vergleich zu Wien lagen die Umfänge rund 20 Prozent höher, die Wkm lagen bei 90–110 Kilometern. Es gab einen Vorbereitungswettkampf Ende September bei dem ich meine PB im HM auf 1:18:09 steigern konnte. Mit diesen positiven Eindrücken war eine Sub 2:50 dann mein Ziel fürs Rennen. An einem sehr guten Tag auch der Bereich 2:45-2:48. 
Das Rennwochenende
Dieser Part ist schnell erzählt. Da ich nur 60km entfernt von Frankfurt wohne, waren die Wege dieses Mal kurz. Aufgrund der Nähe zu meinem Wohnort hatte ich dieses Mal auch deutlich mehr Support an der Strecke. Sogar einige Kollegen, ich arbeite in Frankfurt, waren an der Strecke und unterstützten mich. 
Beim Carboloading und auch bei der Rennverpflegung hielt ich mich an das Vorgehen vom Frühjahr. Sprich 10g KH je kg Körpergewicht in den drei Tagen vor dem Rennen. Rennverpflegung dann mit Eigenverpflegung (Maurten Drink Mix 320) und Gel100 als Backup.
Das Rennen
Ich war bereits 2h vor Start vor Ort und konnte mich entspannt vorbereiten. Dem Trubel in der Festhalle entging ich größtenteils. Die letzten Minuten vor dem Start verbrachte ich in der Lobby des Messeturms direkt an der Strecke. Dort war recht wenig los und so konnte ich gut dem kalten Wind entgehen. Das Gedränge in Startblock 1 war überschaubar und ich startete das Rennen im vorderen Drittel des Blocks. Das Feld sortierte sich schnell und es gab wenig Unruhen, so konnte ich gut meinen Rhythmus finden. Die Stimmung war auf den ersten Kilometern in der Innenstadt sehr gut, auch der Wind war hier nur an wenigen Stellen spürbar. Die Eigenverpflegung bei km 5 und 10 funktionierte auch wunderbar und ich konnte meine Flasche schnell finden an den Tischen. Soweit alles nach Plan eigentlich. Lediglich der Puls war für meinen Geschmack etwas zu hoch. Ich versuchte mich nicht verunsichern zu lassen und entspannt zu bleiben. 10km Durchgangzeit war mit 38:50 ein paar Sekunden schneller als geplant, aber noch im grünen Bereich.

Dann ging es südlich des Mains langsam raus aus der Stadt. Die Gegenwind-Passagen nahmen hier stetig zu. Der windigste Abschnitt lag im Bereich 15-25km. Das war auch der Rennabschnitt, an dem ich vermutlich das Rennen "verloren" habe. Trotz des Gegenwinds behielt ich meine Pace bei, wurde sogar noch etwas schneller. Das Feld zog sich hier in die Länge und es gab immer wieder große Lücken. Ich hielt mich an meine Gruppe und wollte den Abschnitt auf keinen Fall allein laufen. Ich war mir aber bewusst, dass das Tempo doch ein paar Sek/km zu schnell war für mich, dennoch konnte ich mich nicht dazu durchringen rauszunehmen. HM Durchgangszeit war 1:21:34. Das wäre auch unter optimalen Bedingungen vermutlich grenzwertig gewesen. Unter den Bedingungen an diesem Tag, war es auf jeden Fall zu schnell. Neben dem zu hohen Tempo klappte nun auch die Eigenverpflegung nicht mehr gut. Bei km 15 und 20 konnte ich meine Flasche gar nicht entdecken. Bei km 25 warf der Läufer vor mir meine Flasche, beim Versuch seine eigene Flasche zu greifen, vom Tisch. Eine Helferin hob diese zwar wieder auf, dennoch war es dann leider zu spät und es ging ohne Eigenverpflegung weiter. Auch wenn das nicht optimal war, konnte ich mich gut mit Wasser und meinen Gels verpflegen. 

Ab Kilometer 25 spürte ich dann, dass das heute sehr hart werden würde und der zu schnelle Angang seinen Tribut fordern würde. Ich hatte noch ein wenig die Hoffnung, dass ich mich auf dem Weg zurück in die Stadt wieder etwas fangen würde. Kilometer 25-30 waren dann auch wieder etwas besser. Dort stand auch meine Familie, das gab mir etwas Aufwind. Auf der Mainzer Landstraße ab Km 30 kam dann aber der erste leichte Einbruch. Meine Pace lag nun knapp über 4:00/km. Trotz Rückenwind und der langsameren Pace stieg mein Puls in den Bereich von 91-92% - in diese Bereiche bin ich in Wien zu keinem Zeitpunkt des Rennens gekommen. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich mental auch meinen Tiefpunkt. Ich wusste, dass ich überzogen hatte und leider noch so einige Kilometer vor mir lagen. Ich versuchte immer wieder Läufer zu finden an denen ich mich etwas orientieren konnte, was aber schwerfiel, sodass ich überwiegend im Alleingang unterwegs war. 

Bis Kilometer 37,5 konnte ich mich noch über Wasser halten. Dann war es so weit: die erste Gehpause. Dieser Moment fühlte sich schrecklich an. Ich kann im Nachhinein auch nicht so ganz sagen, wieso es dazu kam. Ich vermute es war einfach der hohe Grad der Erschöpfung. Aber auch mental war ich „geknackt“. Es gab auf jeden Fall kein offensichtliches Problem, wie etwa muskuläre Schwierigkeiten. Den Modus aus kurzen Gehpausen und Laufen behielt ich dann bis ins Ziel bei. Mir fehlte die mentale Kraft hier weiterzukämpfen und ich ließ es etwas laufen. Ich hatte auch registriert, dass die Sub 2:50 weg war. Aber auch körperlich ging nicht mehr viel.  Schwer erschöpft und zugegeben auch ziemlich frustriert kam ich dann nach 2:51:07 ins Ziel. Damit war die zweite Hälfte satte 8 Minuten langsamer als die erste Hälfte. 
Fazit und Ausblick
Mit meiner Zeit kann ich mich mit etwas Abstand gut arrangieren. Der Rennverlauf ist tatsächlich der größere Knackpunkt, der mich doch nach wie vor etwas beschäftigt. Ich werde allerdings keine „jetzt erst recht-Aktion“ starten und stattdessen im Frühjahr keinen Marathon laufen. Ob ich im Herbst 26 einen Angriff starte, lasse ich offen. Ich werde etwas Druck rausnehmen und an meiner Vielseitigkeit arbeiten. Meinen leistungsorientierten Blick werde ich nicht aufgeben, trotzdem wird mir etwas Lockerheit sicher guttun.
Am Ende ist es natürlich die eigene Leistung und Motivation die den Ausschlag gibt, aber auch der Austausch im Forum hat mich über das gesamte Jahr gestärkt und mir Spaß bereitet. Daher ein großes Dankeschön an euch alle für den Support. 
Im November und Dezember wird es nun nochmal etwas temporeicher. Zwei 10er werde ich noch Laufen. Ab Januar wird dann aber eine Saisonpause folgen, in der die Umfänge auch geringer werden. Für dieses Jahr möchte ich noch die 4.000km voll machen - 650km fehlen hier noch.