Flashwulf hat geschrieben:So. Ich habs getan. Hab mich für den Frankfurt Marathon am 30.10.16 angemeldet. Also ein Jahr Zeit Vorbereitung. Einen Monat länger als Berlin. Besonders wichtig, falls ich wegen der Pollenallergie Probleme bekomme, wovon ich mal ausgehen sollte. Ich habe tierischen Respekt vor dieser Strecke, aber man muss ja Ziele haben.
Zwei Ziele hab ich ja auch schon erreicht. 5km unter 30min. und 10km unter 60min. Und es soll ja weiter gesteigert werden. Am Ende bleibt ja dann nur der Marathon als logische Konsequenz. Ab jetzt ist also Schluß mit lustig. Jetzt kommt der harte Teil.
Hallo Flashwulf,
nachdem dir nun so viel Zuspruch zuteil wurde, will ich dann doch eine Kanne Wasser in deinen Wein schütten. Ich gehe davon aus, dass dir das Folgende glasklar ist, erspare es dir sicherheitshalber dennoch nicht. Eine Menge Menschen, die sich mit den gesundheitlichen Aspekten und Risiken umfänglichen Lauftrainings beschäftigt haben, sprechen als Empfehlung aus ein Marathontraining erst nach eineinhalb bis zwei Jahren kontinuierlichen Ausdaueraufbaus und orthopädischer Anpassung zu beginnen. Deine läuferischen Anfänge datieren aus diesem Jahr, wohl kurz vor der Jahresmitte. Das erinnere ich doch richtig, oder? Folglich wirst du zum Frankfurt Marathon im nächsten Jahr noch deutlich von der eben zitierten Empfehlung entfernt sein.
Mir scheint, dass du dich von deinen momentanen Erfolgen zu diesem Risiko hast verleiten lassen. Deine Begeisterung kann ich nachvollziehen, so wie ich deine raschen Erfolge als geradezu zwangsläufig erachte. Allerdings sagen sie nichts darüber aus, inwieweit sich dein Bewegungsapparat bereits gegen Belastungen abgehärtet hat. Du läufst jetzt 10 km ziemlich flott für einen Einsteiger. Aber keineswegs flott genug, damit diese Form als Basis für einen Marathon herhalten könnte. Ein weiterer Aufbau ist erforderlich, zunächst mehr Power auf der 10er-Strecke, dann der Wechsel zum Halbmarathon. Schon auf dem Weg zum Halbmarathon ahnen manche, wie weit 42 km, der volle Marathon, tatsächlich sind. Das heißt nicht einfach nur etwas mehr als vier Zehner hintereinander zu hängen. Die schlichte Addition von vier 10km-Läufen gibt den Anspruch eines Marathons nicht wieder. Einen Körper marathonfähig zu "machen" erfordert ein zigfaches an Training. Das wirst du erleben und dann wissen wovon ich spreche.
Da du dich ganz sicher von deinem Plan nicht wirst abbringen lassen, soll dir meine Rede lediglich Anstoß sein wenigstens für einen sinnvollen Aufbau zu sorgen, stets ernsthaft zu trainieren und auch über den Winter nicht in deinen läuferischen Mühen nachzulassen. Auch wenn ich hier unke, weiß ich doch und hoffe es noch mehr, dass dir wahrscheinlich weder etwas zustoßen, noch ein Misserfolg beschieden sein wird. Ich möchte nur, dass du dir des Risikos, das ein so forsches Auftrainieren birgt, bewusst bist.
Gegen eine deiner Bemerkungen möchte ich dann aber doch vehement zu Felde ziehen: Marathon ist keineswegs die "logische Konsequenz" eines Laufanfangs oder des Laufens überhaupt. Einen zwangsläufigen Sog hin zum Marathon kann ich nicht erkennen. Und es ist auch keineswegs sinnvoll für jedermann oder "jedefrau" irgendwann einmal einen Marathon zu versuchen. Dazu braucht es Voraussetzungen, die nicht jeder/jede mitbringt. Unter anderem einen Körper, der robust genug für eine so weite Strecke ist und genügend Zeit, um den hohen Trainingsaufwand zu stemmen. Ich kenne eine Menger Läufe und Läuferinnen, die mit weniger als Marathon oder Halbmarathon ein erfülltes, glückliches Läuferleben gestalten. Es wäre fatal, wenn sich so jemand durch Bemerkungen wie deine verunsichern oder gar zu einem Marathonabenteuer hinreißen ließe.
Dann auch noch das: Wenn man einen, zwei, drei, mehrere Marathons gelaufen ist, besteht die große "Gefahr" zu erkennen, dass bei Marathon längst noch nicht Schluss ist. Dass jenseits dieser langen Strecke andere zuckersüße Laufaufgaben warten. Mit anderen Worten: Sowohl unter als auch über Marathondistanz gibt es zig Strecken/Läufe/Trails oder auch volkslauffreie Joggs, die eine ebenso "logische Konsequenz" wie ein Marathon darstellen. Es gibt nur einen wirklich akzeptablen (Doppel-) Grund einen Marathon zu laufen und der lautet: Weil ich es kann und weil ich es will.
Alles Gute für dein Vorhaben
Gruß Udo