andre74 hat geschrieben:Mal ne Wasserstandsmeldung aus meinem 5km „Trainingslager“ mit dem Ziel U30 in zwei Wochen.
Die letzen drei Wochen liefen nicht ganz wie geplant. 6 Tage nach meinem HM (Zeit 2:29) in Berlin am 3.4.22 wollte ich direkt mal flott 8km (6:20) laufen, um auf dieser ~ 7:00er Pace des HM-Trainings rauszukommen, aber ich hatte den Erschöpfungszustand meines Körpers völlig unterschätzt. Die ersten 3 Kilometer liefen gut, aber dann war plötzlich der Stecker gezogen und es ging nur noch trabend mit Abkürzung nach Hause. Nächste Lektion gelernt. Die nächste Zeit habe ich mich dann eher auf Laufen just for fun konzentriert (mit Steigerungen am Ende).
Heute war dann erstmals wieder ein Versuch schneller (und ausgeruhter) zu laufen. Ordentlich eingelaufen und dann 3,3km@6:10, lang ausgelaufen und dann drei Steigerungen mit Sprint am Ende, wie ich es seit den Bundesjugendwettspielen 1986 nicht mehr gemacht habe. Hat alles wunderbar geklappt und stimmt mich optimistisch, dass es mit U30 schon klappen wird in zwei Wochen.
Nächste Woche möchte ich noch Intervalle laufen. Ein ernsthaftes 5km Training war/ist nicht möglich, aber ich denke, dass man den Körper (Ausdauer habe ich genug) noch etwas in Richtung Speed kitzeln kann.
Gestern war es dann soweit. Nach den beiden HM in Berlin letztes Jahr und vor fünf Wochen nun das dritte Rennen meines Lebens überhaupt: Der 5km Citylauf in Bocholt.
Der Fokus des Trainings der letzten 2-3 Wochen lag vor allem darauf, aus meinem langsamen Trott des HM-Trainings rauszukommen (meist irgendwas zwischen 7:00 – 7:30). Dazu habe ich (neben dem LL – erstmals mit Steigerungen am Ende) einmal die Woche Intervalle gelaufen (unterschiedlich lang meist so 500 – 1000 Meter in 5:30 – 6:10) und zweimal auch einen Tempodauerlauf über 3km in 6:05 absolviert. Das waren hier ja auch die Tipps. Die Vorbereitungszeit war schließlich recht knapp für das Umschwenken vom HM-Speed.
Der gestrige Tag war dann doch eine Wundertüte, denn es war schließlich mein erstes „kurzes“ Rennen auf „Tempo“. Nach einer unruhigen Nacht habe ich versucht, möglichst alles auf das Rennen um 19.00 Uhr auszurichten (Essen, Trinken sozusagen nach Plan). Der Tag begann sehr schwül und gegen 14.00 Uhr war ich nicht sehr optimistisch, da das Wetter einen auch beim Nichtstun plättete. Glücklicherweise kam es dann zu einem Luftmassenwechsel und abends waren es bei wesentlich geringerer Luftfeuchtigkeit und 17 Grad optimale Bedingungen.
Im Startbereich bin ich ca. 45 Minuten vorher angekommen und da sich dort die ambitionierten Läufer ausführlich warmmachten dachte ich, bevor es mir wie Anfang März mit der Zerrung ergeht, machst du das einfach auch anstatt blöd rumzustehen. Bin also ca. 10 Minuten getrabt und dazu drei Steigerungen am Ende. Dann in die Startzone. Dort habe ich auch meine Laufpartnerin getroffen und etwas gequatscht. Wir hatten aber schon vorher vereinbart, dass hier diesmal jeder sein eigenes Rennen läuft.
Dann ging es los. Uhr auf Start gedrückt mit dem festen Vorsatz erst im Ziel wieder drauf zu schauen, um rein nach Körper zu laufen. Wie eng es am Anfang ist. Nach vorne geht nix aber nachlassen geht auch nicht. Das ist der HM-Berlin ein Platzparadies dagegen. Nach 800 Metern merke ich (an der Atmung), dass ich zu schnell unterwegs bin und reduziere moderat. Meine Laufpartnerin ist mir ca. 50-100 Meter enteilt. Egal. Es geht weiter 2 Runden je 2,5km sind zu laufen. Super Stimmung am Streckenrand und etliche Bekannte/Nachbarn etc. die mich anfeuern. Das ist alles doch ganz schön anders als in Berlin. Hier geht es echt auf Tempo und Auspowern während so ein HM ja am Ende eher ermattend, zehrend ist.
Aber es läuft wirklich ganz gut. Nach knapp 2km ziehe ich an meine Laufpartnerin vorbei. Sie hat eigentlich mehr Potential als ich. Mmmh. Auf die Uhr schaue ich tatsächlich nicht, aber als es dann zum ersten Mal in den Zielbereich geht, schaue ich auf die Uhr eines Uhrengeschäfts. Es ist 19:14 Uhr – wow. Ich bin schnell unterwegs. Unmittelbar hinter mir geht der Schlusssprint der Topläufer los (bzw. wird vom Streckenmoderator angekündigt), aber mit 14:16 Minuten bin ich der Überrundung davon gerannt :-)
In der letzten Runde bin ich dann wirklich im Flow. Die (zu schnelle) Pace kann ich zwar nicht halten, aber dafür freue ich mich jetzt die bekannten Gesichter aus der ersten Runde wieder zu sehen. Nach 4km spüre ich dann erstmals meine Uhr, als sie vibriert. Sauber – nur noch ein Kilometer. Als es dann auf die Zielgerade geht sage ich mir: Jetzt kein Schlussspurt sondern einfach durchziehen anstatt im Ziel zusammenzubrechen o.ä. – Ziellinie erreicht, Blick auf die Uhr 29:27 – WOW. Das Ziel U30 erreicht (was für mich echt 50:50 stand). Mit 30:42 kommt dann auch meine Laufpartnerin rein.
Wahnsinn. So ein kurzer Lauf stellt echt andere Anforderungen und ist auch ein ganz anderes Erlebnis. Mit der Zeit bin ich angesichts der Ausgangslage sehr zufrieden. Die Limitierungen sind in der Reihenfolge ganz klar: 1. Gewicht (103 Kilo bei 183cm), 2. Fehlendes Lauftalent, 3. Alter (bald 48) und erst dann das zu optimierende Training.
In jedem Fall bleibt noch Potential. Die Planungen für den Sommer sind jetzt wieder auf zwei Läufe zurück zu gehen (1xLL, 1x 7-8km) und wieder mehr Schlägersport zu machen. Das nächste Rennen ist ein 7,5km Lauf Anfang September und dann erst wieder HM 2023 Berlin im April.