@Ralf81,
von außen und mit großer Distanz zu all den Feinheiten Deines Trainings und schließlich Deines Marathonlaufs selbst ist es immer schwer zu diagnostizieren. Ich versuche es trotzdem mal:
Du schreibst davon, dass du die langen Läufe teilweise abbrechen musstesst am Ende, nicht die eigentlich vorgesehenen Längen durchstehen konntest. Du schreibst weiterhin, dass die erreichten Zeiten der Testläufe nicht deinen Erwartungen entsprachen.
Diese beiden Punkte -in Verbindung mit der TATSACHE, dass ein Marathonlauf ein verdammt dickes Brett ist, bei dem nahezu ALLE Komponenten positiv zusammen kommen müssen, um erfolgreich zu sein - sind für mich ziemlich auf einer Linie damit, dass am Ende der Marathon eben NICHT so lief, wie du es erhofft hast.
Zum ersten Punkt: Abbruch der langen Läufe vor dem angestrebten Ende. Aus meiner Sicht darf das gar nicht sein. Klar, die können einem echt schwer fallen, die Langen. Ist bei mir regelmäßig so. Aber das erzwungene Abbrechen ist doch schon ein Indiz dafür, dass da was nicht stimmt. Aus meiner Sicht würde ich das so deuten: Entweder kamen die Langen (über 30km) zu abrupt, ohne "Herantasten" über zahlreiche Läufe zwischen 20 und 30 km. Oder du bist die Langen noch zu schnell gelaufen: selbst ein Tempo von 6 oder 7 min/km würde ich noch als zu flott bezeichnen, wenn Du es eben nicht schaffst, dies über mehr als 30+ km durchzuhalten.
Zum zweiten Punkt: Ergebnisse der Testläufe. Schnelle Zeiten in den Testläufen sind nicht ein Garant dafür, dass schön hochgerechnet werden kann und eine Zeit von xyz im Marathon möglich ist. Die Ergebnisse der Testläufe sollen zeigen, dass Du im Training die Steigerungen erzielt hast, die du angestrebt hast. Ein Anhalt eben. Deine Ergebnisse in den Testläufen haben diesen Anhalt noch nicht einmal erbracht. Selbst wenn sie das hätten, wäre der zweite Aspekt -das Erfüllen der langen Läufe, ohne hinten raus einzugehen- eben auch eine NOTWENDIGE Voraussetzung für die "Hochrechnungsfähigkeit" deiner Zeiten gewesen.
Um noch mal auf das Bild vom Marathon als "dickes Brett" zurück zu kommen. Stell Dir vor, du musst eine Schraube in dieses dicke Brett eindrehen (und zwar nicht mit einem Akkuschrauber, der dir die Arbeit abnimmt). Die ersten Millimeter sind meist recht einfach zu erreichen. Dann wird es schwerer und schwerer. Und dabei kommt es nicht nur auf deine eigene Muskelkraft an, sondern auch noch auf die Stärke der Schraube und die Härte des Holz (quasi externer Einfluss). Und wenn Du Pech hast, ist der Widerstand beim Eindrehen so groß, dass Dir das Gewinde ausfranst (der Supergau
) bevor die Schraube versenkt ist...
So, nun lass Dich nicht unterkriegen, sondern erhol Dich gut und dann geh es mit neuen Schwung an - ob nun in diesem Herbst oder im kommenden Frühjahr.
Viele Grüße
Anselm