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Laufen unter Palmen

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Lilly* hat geschrieben:Musste doch mal wieder schauen, was der Palmenthread ohne Palme so macht. Bin noch nicht ganz durch, kam jetzt bis zum 27km Lauf, der dich etwas verwirrte.
Erstmal Glückwunsch zu den bisherigen letzten Läufen, von denen ich las. Klingt richtig gut.
Meine eigene Erfahrung ist übrigens, dass zwischendurch schnelles Laufen (bei mir vor allem Bergaufsprints) für einen deutlich sauberen Laufstil sorgen. Und ich bemerkte, dass dieses sauberere Laufen selbst bei den langsamen Abschnitten blieb. Vorher schluffte ich eben nur langsam durch die Gegend und habe mir dadurch auch wohl einen schwerfälligen Schlurfschritt angewöhnt. Nach Verbesserung des Laufstils war der dann eben auch im langsamen Tempo sauberer. Vielleicht ist das bei dir auch der Grund.
Danke, das hört sich alles sehr gut an. Nur bezüglich Laufstil habe ich einfach keinen Schimmer. Gerne würde ich mich da verbessern, aber wie? Wenn ich nicht weiß wie mein Stil ist, was mache ich richtig, was mache ich falsch? Sich selber beurteilen ist immer so eine Sache... und das gilt wohl nicht nur fürs Laufen. Ich red mir halt ein, daß wenn es sich gut anfühlt und mir keine Beschwerden aufkommen, kann es wohl nicht grundverkehrt sein. Einen anderen Orientierungspunkt habe ich leider nicht.
Lilly* hat geschrieben:Und warum du dich nach dem Lauf schneller als sonst erholt hast? Hm.. Könnte Tagesform sein. Sicher kann Cola oder andere Hilfsmittel einen helfenden Einfluss haben, aber ich glaube, der ist so klein, das alleine kann es nicht sein. Vermutlich schlägt nur mittlerweile das regelmäßige Training an. Vielleicht sind es diese schönen Läuferfortschritte, man kann mehr, man kann länger, man regeneriert schneller. Freu dich einfach drüber! :zwinker5:
Das tat jetzt wirklich gut, und ich mag es jetzt auch gerne glauben! :D
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maccall hat geschrieben:Hast du scheints falsch verstanden. Es ist den meisten hier, mich eingeschlossen, zu kühl zum Baden. :peinlich:
:hihi: :hihi: :wegroll: :hihi: :hihi:

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Donnerstag
Sosúa Abajo – La Mulata Trail. Suche nach dem Wurmloch.



Als Wurmloch bezeichne ich eine Abkürzung, die 2 Viertel mittels eines Schleichweges oder Trampelpfades verbindet, auch wenn verkehrstechnisch keine Verbindung beabsichtigt ist.
Somit wollte ich mir eine neue 11er Runde erstellen um mir das hin und herlaufen zu ersparen.
Ausgespäht hatte ich die mögliche Verbindung im Internet schon, und es gab da eine Stelle wo sich 2 Feldwege auf ca 40m annäherten. Dazwischen vermutlich Bäume und Gestrüpp, irgendeine Verbindung mußte es doch geben.
Letzten Samstag versuchte ich das Gelände mit meinem Roller zu erkunden, mußte aber wenige hundert Meter vor der Stelle, wo ich das Wurmloch vermutete, im Schlamm aufgeben und in meinen Badelatschen wollte ich mir den Weg nicht antun. Ein älterer Herr vor Ort bestätigte mir, daß es da eine Verbindung gab, riet mir jedoch ab als Gringo alleine da oben rum zu laufen, jedoch gab ich nicht all zu viel auf seine Auskunft.

Voller Tatendrang startete ich um 6:25Uhr im Dunkeln aber wußte, daß die ca 35Min. die ich brauche würde, um an die fragliche Stelle zu kommen, reichen würden um genügend Tageslicht für meine Suche zu spenden. Es ging vorbei an Los Charamicos, hinunter nach Sosua Abajo, immer schön mit der Taschenlampe um die löchrige Strasse zu meistern. Als nach 3km die Piste los ging konnte ich bereits den Boden gut sehen und es ging jetzt aufärts in Wellen. Einige Gabelungen und Abzweigungen passierte ich und lief in freudiger Erwartung auf mein neues Wurmloch zu.

Der Weg kam mir etwas seltsam vor und ging nach unten, war ich richtig? Plötzlich war der Weg mit Stacheldraht abgesperrt, Mist ich hatte irgend eine Gabelung vermasselt und war falsch gelaufen, was jetzt? Spazierte einige Meter zurück, da stand eine Frau vor einem Haus und meinte es würde da einen Trail geben, der führte aber woanders hin als ich wollte. War mir eigentlich auch egal, nur zurück wollte ich nicht. Also, über den Stacheldraht dann lief ich über eine Kuhweide und kletterte am Ende wieder über einen Stacheldraht und stand im Dickicht. Einige Meter zwängte ich mich durchs Gebüsch, aber sinnlos, da war kein Durchkommen mehr. Zurück über die Kuhweide und Stacheldraht. Kurz vor dem Haus der Frau fiel mir ein, daß ich hier schon mal vor einigen Jahren mit den Kindern gewandert war. Wir sind damals gerade den Berg hoch, was ein ziemliches Desaster wegen dem Gestrüpp war, aber oben verlief ein Weg, der mich wieder einigermaßen auf meine Strecke brachte. Also, über den Stacheldraht und querfeldein den Berg hoch. Ich meinte einen Weg erkennen zu können, aber es war eine Zumutung. Steil, lose Felsen, hüfthohes Gestrüpp und Kuhscheisse machten den Aufstieg nicht gerade einfach, aber ich kam voran. Hätte ich nicht gewußt, daß ich hier schon mal durch bin, wäre ich bestimmt umgekehrt. Die Pflanzen wurden immer höher, der Boden schwieriger und ich kam fast nicht mehr weiter. Immer wieder brachen Äste, an denen ich mich festhielt, rutschte ich mit den Füssen ab, steckte im Dickicht fest. Ein paar Schritte seitlich um zu sehen ob es da besser geht. Meiner Einschätzung nach fehlten etwa 20 Hm um oben an zu kommen mit etwas Glück würde ich es in 10 Minuten schaffen. Zerkratzt und verdreckt kam ich oben an und die Sonne war bereits aufgegangen. Fast 20Minuten hat mich dieser steile 120Hm Aufstieg gekostet, sehe ich jetzt bei der Auswertung.
Oben war eine breite Schneise im Gestrüpp, als ob jemand mal eine Strasse geplant hätte, also lief ich in meine Richtung. Bereits nach 100m war Ende im Gelände, wieder zurück in die andere Richtung, irgendwie mußte ich doch zurück in die Zivilisation kommen. Nach einem großen Bogen passte die Richtung wieder, auf bemoosten Felsen kam ich mehrmals ins Schlittern aber war auf dem richtigen Weg. Über zwei umgeknickte Bäume kletterte ich und befand mich plötzlich vor einem Bauernhof, der auf einem Trail liegt den ich bereits kenne! Gut.

Kletterte wieder über den Stacheldraht, lief über die Wiese mit den Kühen, dann kletterte ich über die Absperrung der Schweine stapfte duch den Schlamm, wo ein Haitianer gerade am füttern war. Meine Frage, ob ich hier weiter Richtung Strasse gehen dürfte, bejahte er freundlich, also kletterte ich über die nächste Absperrung, lief quer über den Hof, öffnete das Tor und war draussen auf dem Weg.

Daß ich mal wieder ohne Foto unterwegs war ärgerte mich jetzt besonders, interessante Motive gab es genug. Viel Zeit zum Nachdenken blieb aber nicht, schließlich mußte ich nach Hause und zur Arbeit. Die Strasse hoch, durch mein bewährtes anderes Wurmoch stapfte ich abermals duch knöcheltiefen Schlamm und kam endlich in der Siedlung „La Mulata“ raus. Die letzten 3,5km würden ohne Probleme verlaufen, nur noch bergab.
An meiner Technik versuchte ich dabei noch etwas zu arbeiten.
Catch-22 hat geschrieben:. Versuche leicht nach vorne geneigt runter zu laufen.
Allerdings hatte ich dann immer das Geühl, schneller zu werden, wenn ich diesen Rat befolgte, und das wollte ich ja eigentlich bergab nicht.
Die letzten Meter auf der Landstrasse waren wegen des Verkehrs echt zum abgewöhnen, nach 11,2km machte ich Schluß.
Der Aufstieg war zwar ätzend und wird so nicht mehr stattfinden, alles in allem aber ein abenteuerlicher und sehr gelungener Lauf.
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Mein Laufgruppenleiter hat uns das möglichst schonende bergab Rennen so erklärt: Wichtig sind kürzere Schritte - wenn du das machst, hast du wesentlich weniger *wumms* auf den Knien...
wenn es extrem steil ist, lauf ich gern mal kurz Serpentinen - mir macht das extrem viel Spaß und ich lauf auch gern früh morgens, wenn mich keiner stört bzw. ich niemand stören kann damit, mal bewusst in Schlangenlinien im Flachland - bevor jetzt Nachfragen kommen - nein - ich hab dabei keinen Restalohol im Blut. :D
Das mit dem Wegknicken des Knies ist mir bei meinem zweiten HM passiert, als ich ohne Rücksicht auf Verluste losgeheizt bin - bei mir lag das damals an zu schwacher Muskulatur, genau wie Catch schreibt.
Coach Jay Johnson ist mein Held :) - seit Zeil bzw. November mache ich die Myrtl-Routine täglich - und - jetzt ist meine rechte Hüfte seit vorgestern plötzlich "offen" - also nicht mehr wie zubetoniert und die Beinschere funzt plötzlich viel besser - es knackst nicht mehr im Hüftgelenk dabei - und ich fühl mich um Klassen beweglicher - die Myrtl-Routine rockt! :daumen:
Eiweißdrink in der ersten halben Stunde nach anstrengenden Läufen funzt bei mir sehr gut - da erhole ich mich deutlich rascher. Ich weiß, das wird kontrovers betrachtet - ich hab das irgendwann einfach ausprobiert - und siehe da - mir hilft es.

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Durchbeißerin hat geschrieben: Eiweißdrink in der ersten halben Stunde nach anstrengenden Läufen funzt bei mir sehr gut - da erhole ich mich deutlich rascher. Ich weiß, das wird kontrovers betrachtet - ich hab das irgendwann einfach ausprobiert - und siehe da - mir hilft es.
Bei mir auch.
.. bis der Arsch im Sarge liegt!

207
Sonntag
Jo und ich wollten die Strasse Richtung El Choco hochlaufen bis zum höchsten Punkt und Ausflugsziel Monkey Jungle, ca 350Hm.
Um 6:40 gings zügig los und wir erzählten uns gegenseitig die neusten Begebenheiten und kamen prima vorwärts. Nach ca 10km und 280Hm machte ich ihn auf einen Trail aufmerksam, der durch nahezu unberührtes Gelände ging und wir entschieden spontan diese etwas kürzere, aber interessantere Strecke zurück zu nehmen. Nach rund 500m liegt ein Bauernhof direkt auf dem Trail, es blieb also nix anderes als... .

Ein Herr grüßte uns und freundlich und zeigte uns noch, wo die Strecke weniger sumpfig sein würde.
Es folgte ein kurzer kerniger Anstieg, wir zwangen uns zwischen zwischen ein paar Büschen durch und hatten einen herrlichen Ausblick. Der Abstieg war sehr grenzwertig, bemooste Felsen und schlammige Pfützen wechselten sich ab, an Laufen nicht zu denken. Kühe beschwerten sich immer mal wieder muhend über uns Eindringlinge. Zweimal mußten wir Stacheldrahtabsperrungen über den Trail öffnen und wieder hinter uns schließen.
Ganz unten im Tal angekommen durch den Bach. Die alte Brücke, die letztes Jahr noch da war hatte die Regenfälle im November nicht überlebt. Das kühlende Wasser fühlte sich sehr gut an den Füßen an und ich konnte etwas Schlamm von den Schuhen waschen.
Dann wieder ein Aufstieg auf trockener Erde und kurz vor der Landstrasse wieder ein Bauernhof direkt auf dem Trail.
Also, wieder über die Absperrung, zu sehen war hier niemand, nur die Hunde ausserhalb der Absperrung machten mächtig Lärm.
Das Gröbste war somit geschafft wir waren auf Asphalt, 16km lagen hinter uns. Noch ein kurzer Anstieg, durch das sumpfige Wurmloch und nur noch abwärts bis zu Jo´s Haus.

Erst als er abbog, mekte ich, wie fertig ich war! Die Knie taten weh und ich gestattete mir 300m Gehpause.
Danach ging es besser und ich konnte die 3km, die mir noch fehlten um meinen Wochenplan zu erfüllen mit Müh und Not auf einer flachen Schleife zu Ende bringen. 21,1km.

Fazit: Schöner Lauf bei optimalem Wetter. Wochenplan mit 45km erfüllt, aber ich merke, daß mich das Laufen mit Jo immer restlos schafft. So sehr es Spaß macht zusammen zu Laufen, passiert es immer, daß ich ungewollt immer schneller laufe, als ich es alleine tun würde. Vielleicht ist es auch das viele Quatschen.

Folglich verbrachte ich den Rest des Sonntags wieder mal nahezu unbrauchbar zu Hause.



Dienstag
Die ganze Nacht hatte es heftig geregnet und gestürmt. Mein Handy zeigte 20Grad Temperatur um 6:00Uhr an, das machte das Aufstehen nicht gerade leicht.

Aber schließlich hatte ich selbst mir diesen Plan aufgebürdet, also mußte ich da durch. 7km, möglichst ein paar Hm. Es bot sich nur das weitläufige Wohngebiet La Mulata an, auch wenn die Wetzerei dort im Dunkeln nicht verlockend war.
Dennoch, 6:24 im Nieselregen und ständig wechselnden Böen, mit Taschenlampe den Berg hoch. Kein Verkehr bis jetzt, und wenige beleuchtete Stellen wirkten wie Oasen im Dunkeln. Unter einer einsamen Strassenlaterne erhaschte ich einen Blick auf meine Pace: 5’55! Uff, was ist denn hier los? In dem Tempo den Berg hoch? Viel zu schnell für meine Verhältnisse. Aber gut, es sollten ja nur 7km werden heute und mal wieder ein bissle Tempo machen würde mir bestimmt gut tun.
Lilly* hat geschrieben: Meine eigene Erfahrung ist übrigens, dass zwischendurch schnelles Laufen (bei mir vor allem Bergaufsprints) für einen deutlich sauberen Laufstil sorgen.
So einen gut gemeinten Ratschlag nimmt man sich doch gern zu Herzen. Daß ich im Regen stehts etwas schneller laufe war nix neues, die etwas unheimliche Atmosphäre gab mir noch einen weiteren Schub.
Ziemlich oben auf dem Wendepunkt war es endlich so hell, daß ich die Lampe nicht mehr brauchte. Wende, und jetzt wieder bergab. Jetzt fing es an richtig zu regnen, und der Wind machte mich leicht frösteln. Kleine Schritte, Oberkörper nicht nach hinten, immer schön abrollen, Tempo nicht verlangsamen...

Nach 7,5km, Pace 6’07 kam ich zu Hause an, sehr froh, es mal wieder getan zu haben.
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Durchbeißerin hat geschrieben:Mein Laufgruppenleiter hat uns das möglichst schonende bergab Rennen so erklärt: Wichtig sind kürzere Schritte - wenn du das machst, hast du wesentlich weniger *wumms* auf den Knien...
wenn es extrem steil ist, lauf ich gern mal kurz Serpentinen...
Habe ich heute morgen dran gedacht und ausprobiert. Muß man sich halt auch erst dran gewöhnen.


Durchbeißerin hat geschrieben:...die Myrtl-Routine täglich..
Damit habe ich bereits begonnen und es macht auch Spaß!
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212
Donnerstag
Gestern fiel ich mal wieder zeitig ins Bett, folglich war heut wieder frühes Flitzen angesagt und so startete ich um 5:24 in der Nähe des Flughafens. 19Grad, Mondschein, etwas schwerer Start. 11km wollte ich und zwar etwas dalli.
Eine Runde mit 1,7km, dann wurde ich leicht übermütig und lief die Landstrasse im komplett Dunkeln Richtung Flughafen. Das war sehr unangenehm und Adrenalin hetzte mich, um endlich wieder in die Nähe beleuchteter Wege zu kommen. Dann machte ich eine Runde um den Flughafenparkplatz und der Eingang zum Klo im Abfertigungsbereich strahlte mich einladend an. Trotzdem weiter. Es fing an zu regnen, also noch eine Runde um den Parkplatz im Regen. Wieder an der Einfahrtsschranke angekommen entschied ich mich für eine dritte Runde um den Parkplatz, noch mal runter zum Abfertigungsbereich. Dort döste ein einsamer Wachmann. Ich rief ihm schnell zu, daß ich kurz zum Klo musste, was er kaum zu Kenntnis nahm, vollbrachte die Aktion, die vor dem Lauf nicht klappen wollte und rannte buchstäblich erleichtert weiter.
Dann weiter Richtung La Union auf beleuchteter Strasse, dort den Berg hoch um wenigstens ein paar Hm mit zu nehmen. Wenige Frühaufsteher waren da schon unterwegs. 7km waren schon durch. Wieder runter und zurück Richtung Auto und wieder dieses dunkle Stück, ca 1 km mir Längsrillen auf der Fahrbahn gegen den blendenden Verkehr, einfach ätzend. Kurz nach km10 kam ich am Auto vorbei, mußte aber noch den elften km voll machen, also weiter. Bei km11 dann wieder Wende, bis 11,2km lief ich noch und spazierte den Rest dann bis zum Auto. Gut geschlaucht kam ich an und es waren leichte Zeichen von Dämmerung zu erkennen.
11,2km mit Pace 6’04 (sogar mit Kackpause drin) ist für mich eigentlich schon recht „dalli“.
2 Tage Pause habe ich mir verdient um dann am Sonntag mit 23km die 48km für diese Woche voll zu machen. Und dann ist schon wieder Erholungswoche dran, hach, was für ein Leben.
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213
Sonntag
6:46 Start auf der Strasse. Nach El Choco soll es gehen bis zum Ausflugsort und Minizoo/Zipline, vermutlich einem der höchsten Punkte dort, Monkey Jungle, 23km, hin und zurück, 280Hm.

Es ist trüb und kühl. Mein Handywetter berichtet mir 22Grad, aber dem kann ich keinen Glauben schenken. Fröstelnd stolpere ich erstmal los, kraftlos und voller Zweifel. Bin ich erkältet? Sollte ich wieder zurück ins Bett? Einerseits bin ich etwas gelangweilt heute wieder allein zu laufen, andererseits froh, meine eigene langsame Pace wenigstens zwanglos einhalten zu können.
Nach 2km merke ich wie eine Wolkenwand und Regen auf mich zu kommt, und schon bin ich drin im Regen. Soll ich umdrehen? Stülpe ich mir die Plastiktüte über, die ich mir gestern noch vorbereitet hatte? Ein Loch für den Kopf und 2 Armlöcher hatte ich hineingeschnitten, als Windschutz sollte die Tüte sozusagen dienen. Vorerst hopple ich so weiter und habe wenigstens die Gewissheit, daß mir die mitgenommene Flüssigkeit (insgesamt 1,8l) heute reichen wird. Bis km5 schwankt meine Stimmung immer wieder zwischen umkehren und weiterkämpfen, schließlich brauche ich doch die 23km heute. Dann nieselt es nur noch und meine Stimmung bessert sich. Als ich den Asphalt verlasse merke ich wie rutschig die regennassen Steine immer wieder sind, aber meine Kalenjis meistern den verlassenen Weg. Vollkommen konzentriert auf jeden Schritt nehme ich meine Umgebung kaum wahr. Ein lautes Schreien dicht hinter mir versetzt mir einen absoluten Adrenalinschock. „Komm, komm, komm“ ruft ein Bauer, der sich mit seinen Kläffern unter einen Baum gestellt hatte. Er rief seine Hunde zurück, die mir jetzt bellend nachliefen. Den Schreck muß ich kurz verdauen. Plötzlich sind die Zweifel weg geblasen und ich weiß jetzt, daß ich es schaffen werde. Km10. Der Regen hört jetzt ganz auf, und mir wird plötzlich bewußt, daß ich fast eine Stunde im Regen den Berg hochgestrampelt war. Ich hatte den Regen bereits gar nicht mehr wahr genommen. Um so besser fühlte ich mich jetzt, weil sich der Himmel leicht aufklärte. Noch 1,5km durch den Wald, und ein lang gestecktes Ziel würde erreicht sein.

Endlich, ein letzter steiler Anstieg etwa 100m lang, dann sehe ich den Eingang, das Tor steht offen, ich eile hoch und befinde mich auf dem leeren Parkplatz mit der Aussichtsplatform, die leider jetzt überhaupt nichts zu bieten hat. Wolken und ein trüber Rundblick enttäuschen mich etwas. Schade. Ich gönne mir eine kurze Pause, stürze mein Mini-Cola 0,2l runter versuche Fotos zu machen, aber irgendwie habe ich es wieder nicht so drauf mit dem Knipsen.
Nach 5 Minuten spaziere ich wieder zum Ausgang und komme langsam wieder in die Gänge, den ausgewaschenen Weg runter. Nach wenigen Metern kommt plötzlich die Sonne durch die Wolken. Nein, wegen einem Foto gehe ich jetzt nicht nochmal zurück. Aber es wirkt wie ein Wunder, plötzlich fühle ich mich voll von positiver Energie! Ich habe mein Ziel erreicht, bin immer noch relativ fit und laufe jetzt fast nur noch bergab nach Hause, was kann da schon schief gehen? Das Laufen geht jetzt bestens und der ständige Wechsel zwischen Steinen und nassem Lehm macht mir nichts mehr aus.
Bei den Leuten vor dem Haus erkundige ich mich nach dieser Abzeigung. Ja, man kommt irgendwann wieder auf die Hauptstrasse, ist jedoch sehr weit& gefährlich... die gewöhnlichen Auskünfte.
Bei km 17 erreiche ich wieder den asphaltierten Weg und fühle mich super. Noch 6km? Kein Problem. Doch wie fast immer baue ich auf den letzten kms schneller ab als ich es erwarte. Pinkelpause bei km19, gut zu wissen, daß die Bewässerung heute funktioniert. Das Anlaufen kostet mich Überwindung und dann werden die Abstände, in denen ich auf die Uhr schaue um die Restentfernung zu erfahren, immer kürzer. Noch einen km auf der Hautstrasse. 23,2km muß ich laufen um meinen Wochenplan von 48km zu erfüllen, also stoppe ich bei 23,3 sehr zufrieden und spaziere den Rest nach Hause.
Bei der Nachbereitung stelle ich fest, daß ich heute fast alle Kilometer, die ich am Sonntag zuvor mit Jo gelaufen bin, 20-30 Sekunden langsamer war. Und ganz im Gegensatz zu letztem Sonntag war ich heute nicht restlos zerstört. Ein bissle groggy ja, angenehm geschafft.

Ist vielleicht doch besser die längeren Strecken allein in meinem Tempo zu laufen, sonst ist der Sonntag immer total im Eimer.
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214
Dienstag
Früh aufgewacht. Allerdings steckte anscheinend mein innerer Schweinehund mit dem Äußeren unter einer Decke und beide sagten: „Liegenbleiben“. Das fühlte sich richtig gut an und war mal was neues. Dann beim Frühstück machte sich ein schlechtes Gewissen breit. 22km sollen es doch diese Woche werden, 18km dann am Sonntag. Wann fange ich an?
Wissend, daß ich den kompletten Tag in der Großstadt Santiago verbringen würde um diverse Erledigungen zu machen, packte ich meine Laufklamotten ins Auto, in der Hoffnung, daß ich mir dort vielleicht ein Stündchen zum Laufen abzwacken könnte. Es klappte natürlich nicht.
Wie Panne kann man eigentlich sein?

Mittwoch
Morgens nicht rausgekommen, obwohl optimales Wetter war, kein Wölkchen, 18Grad. Langsam muß ich doch mal anfangen meine Kilometer zu sammeln. Das ließ mir keine Ruhe. Wenigstens nach der Arbeit eine kleine Runde... So beschloß ich abends einfach das Geschäft mal eine halbe Stunde früher zu schließen um noch eine kleine Runde in El Choco vor dem Sonnenuntergang zu schaffen.
17:23 laufe ich in El Choco die Strasse hoch, bin sofort komplett ausser Atem und versteh es nicht.
Ungewohnte Zeit vielleicht, zuviel Mittagessen reingeschaufelt etc. Überall zwickt und drückt was, als ob ich ein Jahr pausiert hätte. Nach einem Kilometer geht ein schäbiger Feldweg links ab und den nehme ich, um wieder etwas Trail unter den Füßen zu spüren. Felsen und sumpfige Pfützen wechseln sich ab, Konzentration und Adrenalin pur. Dann will sich mein Mittagessen verabschieden, ist auf diesem verlassenen Pfad kein Problem. Setzte mich also kurz an den Wegesrand und einige Blätter verschaffen mir dürftige Sauberkeit. Zwei Kühe die sich dort tummeln, lassen mich anstandslos vorbei und beim dritten Pieps bin ich froh, die Wende antreten zu können. Durch die Bäume läßt sich die untergehende Sonne erahnen und ich hoffe doch wieder aus dem Wäldchen draussen zu sein, bevor es dunkel wird. Also einen Zacken zulegen, obwohl es jetzt aufwärts über Stock&Stein geht. Sodbrennen macht sich breit. Als ich wieder den asphaltierten Weg erreiche merke ich wie leicht es doch ist auf Strasse zu laufen. Meine Beine waren schon relativ müde vom Trail, aber hier – kein Problem. Dann kommt plötzlich Brechreiz...nein, diese Zeit ist nix für mich. Bei genau 6km bin ich wieder am Fußballplatz, wo das Auto steht, sehr froh, wenigstens mal den Anfang in dieser Woche gemacht zu haben.

Donnerstag
Um 6:04 geht es los bei geschätzten 18Grad, dunkler, wolkenloser Himmel. Meine Taschenlampe funktioniert jetzt bestens. Seit sie mal runtergefallen ist strahlt sie richtig hell, so wie man es eigentlich erwartet hatte. Also nehme ich den Weg über den Strand nach Los Charamicos und leuchte mir immer schön den hoplrigen Weg. Eine Runde mache ich dort und versuche keinen Hügel aus zu lassen, ich brauche mehr Hm. Wieder zurück über den Strand, lege noch ein paar kleine Schlenker hin um ja keine, noch so kleine Erhebung zu verpassen, laufe bald einen Kilometer hinter Touristen mit Armbändchen her, am Playa Chiquita vorbei und nach Hause. 10,3km erfolgreich geschrubbt, somit liege ich wieder im Plan.
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215
Freitag
In diesen Tagen sind wir mit traumhaften Wetter gesegnet. In den frühen Morgenstunden sinkt die Temperatur bis auf 17 Grad, am Nachmittag geniessen wir um die 28Grad, kein Wölkchen weit und breit.
Um 6:25Uhr wetze ich die dunkle Landstrasse runter, um meine letzte 6km diese Woche (Sonntag nicht mitgerechnet) ab zu haken. Eine etwas erweiterte Runde durchs Dörfchen also. Ich empfinde es als angenehm kühl, und es ist lustig zu sehen, wie die Wachmänner vor Banken und gehobenen Geschäften in dicke Anoraks und Kapuzen eingewickelt sind. Am Polarkreis sieht es bestimmt auch nicht viel anders aus. Auch Mopedfahrer sind Eskimogleich vermummt. Vergnügt ziehe ich meine Runde, so um die 6‘15er Pace. Leicht geschafft und minimal verschwitzt stoppe ich bei 6,1km und komme mal nach Hause ohne Durst zu haben. Das rechte Knie zwickt etwas, hoffe das ist bis zum Sonntagstrail wieder ok.
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216
Sonntag
Trail Puerto Chiquito - La Union - Loma Blanca – Los Castillos mit Jo.
6:45 bei ca 18Grad wetzen wir los die Landstrasse entlang Richtung La Union. Ich habe Jo im Vorfeld nochmal angemahnt, daß wir uns etwas gemächlicher fortbewegen müssen, um die Nachwehen der Lauferei meinerseits etwas im Rahmen zu halten.
Kurz vor La Union geht es bereits auf den Trail und es geht erstmal steil los, daß das Laufen auf dem feuchten Lehm schwierig wird, also gehen wir erstmals. Zwischen Hühnern, Kälbern und Ziegen durch. Es ist minimal hell, einige Anwohner sind schon vor ihren Hütten, andere werden sicher durch den Lärm geweckt, mit dem einige Hunde uns begrüßen. Vorbei am Ghetto „Villa Liberacion“ und rein in den Feldweg. Es kommen einige Gabelungen, bei denen ich mich zuletzt im Juni übel verfranzt hatte, also Konzentration. Kurz wenige Meter abwärts, über einen Bach und wir sind auf der richtigen Piste. Es geht jetzt aufwärts auf schmierigen Felsen und Jo läuft sowas von leichtfüßig, daß ich nur neidisch werden kann, während ich bereits wieder gehe. Der Trail besteht aus Felsen, Geröll und nassem Lehm. Jo ist bereits 50 m vor mir und bleibt stehen. Der links und rechts mit Stacheldraht umsäumte Weg besteht plötzlich nur noch aus Schlamm. Trockenere Stellen sind tief durchlöchert von Vierbeinern, die nasseren Stellen durchlöchern wir ab und zu versehentlich mehr als knöcheltief. Einige Male habe ich Sorge, daß ich meinen Fuß ohne Schuh da wieder raus ziehe. So geht es fast im Wechsel weiter, 50m Schlamm, 50m Steine etc. Laufen geht fast nicht. Kleine Verschnaufpause bei einem Aussichtspunkt. Das Foto, wie so oft bei mir jämmerlich, ich vermute es liegt an dem dürftigen Licht. Was mein Auge als bereits hell empfindet ist für die Kamera immer noch zwielichtig. Gelegentlich sind die Trails hier von anwohnenden Bauern abgesperrt, damit deren Viecher sich nicht verflüchtigen, da müssen wir halt kurz aufmachen, durch und wieder zumachen. Hatte ich mich früher nie getraut, aus Angst private Territorien zu verletzen. Aber mittlerweile mache ich mir keinen Kopf mehr da durch zu gehen. Dann kurze Unterbrechung. Ein Steinchen hatte sich in meinen Schuh verirrt.
Der Weg wird trockener, je weiter wir an Höhe gewinnen, aber nicht einfacher, weil wir immer wieder auf gehärtetem, von Tieren gelöcherten Schlamm laufen. Ständig habe ich Jos leichtes hüpfen über schwierigstes Terrain vor mir, während ich mühevoll und keuchend den garstigen Weg hoch stolpere.
Nach 10km erreichen wir den geteerten Weg, der uns zurück in die Zivilisation bringen soll. Warum es hier überhaupt einen geteerten Weg gibt, ist uns nicht klar. Vielleicht hatte mal irgendein Politiker eine Finca hier draussen und sich dann diese Strasse legen lassen?
Jetzt Laufen auf Asphalt und zwar in heftigen Wellen, so hatte ich das garnicht mehr in Erinnerung. Durch eine von Pflanzen überwucherte Schlucht, wieder aufwärts auf eine Anhöhe und endlich ist die erste Siedlung Loma Blanca zu sehen. Die wenigen Hütten lassen wir zügig hinter uns. In der nächsten Siedlung Loma Bajita kaufe ich ein Fläschle Wasser und weiter gehts und ...rumps! Jo liegt pötzlich vor mir auf der Strasse. Er hatte einen „schlafenden Polizisten“ übersehen. Nach kurzem Schrecken geht es weiter die letzte Anhöhe nach Los Castillos hoch, die ich nur gehend schaffe, während Jo wieder leicht vor mir hoch hüpft. Den letzten km über die Hauptstrasse schaffen wir noch spielend und haben dann, abgesehen von dem schlammigen Part einen sehr schönen Trail hinter uns. Insgesamt 18km/322Hm in 2:18 wobei der langsamste Teil im Schlamm einen km mit 14’50 beinhaltet.



Dienstag
Gestern kam meine neue Taschenlampe, die ich per Internet bestellt hatte und heute würde der erste Praxistest stattfinden. 5000 Lumen stand da im Angebot. Gleich stelle ich fest: Hell! Das Ding STRAHLT! Bei einer Bestellung für 7Dollar ist man ja nie so sicher was kommt, aber das hier sieht gut aus.
Um 6:25Uhr bin ich auf der Strasse und die Lampe und ich strahlen vor Freude! Das Ding brennt fast Löcher in die Strasse, ich bin begeistert.
Aufi geht`s, erst mal 1000m einlaufen, immer dem ca 2m breiten und 5m langen Lichtkegel hinterher, wobei es sich eigentlich um eine Ellipse handet. Heute erspähe ich jedes Schlagloch ohne Probleme. Dann geht das Lauf-ABC los, 3 Einheiten mit Endbeschleunigung. Spitze heute bei 3’20. War schon besser... Nach jeder EB entrutscht mir ein Schrei, muß wohl Erleichterung gewesen sein, daß es vorbei war. Am Ende 1km auslaufen, 7km waren es insgesamt und wieder kann ich eine Markierung meines Excel-Plans auf Fett ändern: Erledigt!
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217
Klasse Leistung, Gerhard ! Ständig so eine behende Gemse vor sich zu haben, ist sicher manchmal schwer zu ertragen. :wink:
Aber du quälst dich durch und das wird dich auch weiter bringen. (Wird ? Hat es ja schon längst getan und tut es weiterhin.)

Deine Berichte werden immer spannender. Alles schwer vorstellbar für uns verweichlichte Europäer, die schon jammern, wenn ein Asphaltweg eine leicht schräge Oberfläche hat. Und die Fotos sind einsame Spitze ! Egal, welche Qualität, aber so kann man sich wenigstens eine Vorstellung machen, unter welchen Verhältnissen du läufst.

LG Christoph

mein Blog: Die Rennkartoffel will's nochmal wissen.

218
Donnerstag
Ziel 9km und ein paar Hm
6:19Uhr renne ich bei 19Grad, sternenklarer und mondloser Dunkelheit dem Schein meiner Taschenlampe hinterher.
Trabe etwas zügiger als sonst los, schließlich habe ich ja seit einiger Zeit die Donnerstags-Intervalle gegen Hügel eingetauscht. Es geht hoch nach La Mulata zum Teil in komplett unbeleuchteten Trassen, aber die Lampe verrichtet ihre Arbeit bestens. Nur das Links&Rechts des Weges nehme ich jetzt überhaupt nicht mehr wahr, da meine Augen geblendet vom Lichtkegel sind. Oben angekommen am Wurmloch ist es minimal hell, jedoch bin ich froh, mir meinen ca 40m langen Weg durch das Wäldchen beleuchten zu können. Dann geht es ca 2km auf bestem Asphalt leicht abwärts und ich versuche mit langen Schritten etwas Geschwindigkeit zu machen. Zweimal ertappe ich mich dabei, wie ich in Gedanken versunken immer langsamer ward. Was soll das? Erholungswoche war letzte Woche, also Gas geben! Dann Camino Llibre runter, ca negative 70Hm auf 800m. Jetzt das ganze nochmal hoch - und wieder runter. Es wird richtig hell und die 9km sind nahezu verbraucht. Zeit die Kinder in die Schule zu fahren ist es auch bald, also husch husch nach Hause.

9,2km, 160 positive Hm, 59:25min.

Hat richtig Freude gemacht diese kleine knackige Einheit!
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RunningPotatoe hat geschrieben:
Deine Berichte werden immer spannender. Alles schwer vorstellbar für uns verweichlichte Europäer, die schon jammern, wenn ein Asphaltweg eine leicht schräge Oberfläche hat. Und die Fotos sind einsame Spitze ! Egal, welche Qualität, aber so kann man sich wenigstens eine Vorstellung machen, unter welchen Verhältnissen du läufst.
Schön, wenn du Freude daran hast.
Ich habe es ja bereits erwähnt, für mich sind die Läufe am frühen Sonntagmorgen (mit Rucksäckle) auf schwer zugänglichen Strecken im Hinterland (wir sagen hier "aufm Campo") z. Zt. das geilste was ich mir vorstellen kann. Dafür trainiere ich unter der Woche und versuche immer noch meine Strecken aus zu dehnen, um auch größere Runden, die ich mir digital schon abgesteckt habe, realisieren zu können. Viele haben 28-35km und meist auch mehrere hundert Hm, davor habe ich im Moment noch Angst. Aber ich komme meinem Ziel näher, Schritt für Schritt, im wahrsten Sinne des Wortes.
Mit den Temperaturen die wir jetzt haben, komme ich einigermaßen mit der Bewässerung klar, das muß ich jetzt ausnutzen. Wenn es ab Ende März wieder wärmer wird, brauche ich wieder rund 1l Flüssigkeit pro Stunde, oder pro 10Kilometer, während des Laufs, um dann nach Beendigung des Laufs den Flüssigkeitsmangel erstmal richtig auszugleichen, was mir manchmal nicht leicht fällt.

Für kommenden Sonntag will ich erstmal die 30er Grenze knacken. Dann aber mit weniger Hm und evtl kleinen Gehpausen.
Da ich ganz gerne zwischen 9 und 10 wieder zu Hause sein will und mit etwa 3:30 Laufzeit rechne muß ich spätestens um 6Uhr starten. Knapp eine Stunde laufe ich also im Dunkeln, vorzugsweise auf einer Strasse, die mir nicht komplett fremd ist. Mehrere Runden laufen will ich nicht, es ist einfach immer schön bei der Auswertung zu sehen wie sich ein km-Pünktchen ans andere reiht. Richtig festgelegt bin ich noch nicht. Vermutlich wird es darauf raus laufen, daß ich mich gegen 5 Uhr morgens mit dem Sammeltaxi oder Bus in die eine oder andere Richtung transportieren lasse, um dann nach 30km aus zu steigen und nach hause zu wetzen.

Diesen Plan :klatsch: habe ich in meinem Umfeld niemandem erzählt und habe auch nicht vor es zu tun. :peinlich:
Laufen unter Palmen

"You gotta keep on keepin´on." (Joe Dirt)

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220
Sonntag
Erstmals 30km, Gaspar Hernandez - Sosúa
Der Wecker ist auf 4:30 gestellt, jedoch bin ich bereits um 3:30 vor Aufregung hellwach. Es ist noch zu früh zum Losgehen, sonst wäre ich nur im Dunkeln unterwegs. So trödle ich etwas rum, ziehe mich gemächlich an, mache leichte Gymnastik, bereite das Frühstück vor etc. Kurz nach vier bin ich unterwegs zur Haltestelle der Sammeltaxis, ohne zu wissen, in welche Richtung es gehen soll. Als mir ein Sammeltaxi entgegen kommt und die Lichthupe bedient (noch Plätze frei) gebe ich ein Handzeichen, es hält an und ich steige ein Richtung Gaspar Hernandez. Vor dieser Strecke habe ich ehrlich gesagt etwas Schiß, da die ersten 5 km durch nahezu unbewohntes Gebiet führen und nicht mit Strassenbeleuchtung zu rechnen ist. Egal, jetzt sitze ich hier drin, es geht zügig ostwärts und ich betrachte gedankenversunken die komplette Strecke, die ich nachher zurückstrampeln darf. In Sabaneta nehmen wir noch 2 rundliche, übrig gebliebene Freizeit-Dirnen mit, die gleich versuchen mit mir ins Gespräch zu kommen. Jedoch beschäftigt mich meine Mission zu sehr, als daß ich darauf eingehen könnte. Die Straße zieht mich in ihren Bann. Zu meiner Erleichterung stelle ich fest, daß meine ersten Kilometer nicht komplett unbeleuchtet sind. Zwischen einigen längeren dunklen Passagen stehen immer mal wieder 2 oder 3 Strassenlaternen.
Auf meine Anfage bestätigt mir der Fahrer, daß wir in Las Canas sind, einer Siedlung mit einer handvoll Hütten und Häusern entlang der Strasse. Mein Ausgangspunkt also, Start meiner Heimreise mit 30km plus 2km Auslauf.
Die Strasse gehört jetzt mir in diesem verlassenen Nest. Einige Meter gehe ich zunächst, um langsam in Bewegung zu kommen. Um 5:19Uhr bei ca 19 Grad schalte ich um in Laufbewegung und setze gleichzeitig meine Uhr in Gang. Vor einer der letzten Hütten grüßt mich freundlich eine Oma, die mit dem Besen vor ihrer Bleibe zu gange ist. Ich wünsche ihr einen angenehmen Tag und laufe auf die Dunkelheit zu. Ein etwas unangenehmes Gefühl weicht sogleich der totalen Überwältigung. Ein Sternenhimmel wie ich ihn vermutlich nie gesehen habe. Die wenigen Sternbilder, die mir geläufig sind, finde ich nicht, weil am Himmel einfach alles leuchtet und strahlt. Die Milchstrasse ist deutlich erkennbar. Meine Lampe ist die einzige Lichtverschmutzung weit und breit und ich kann nicht anders, als immer wieder den Kopf in den Nacken zu legen und nach oben zu schauen, nachdem ich die nächsten paar Meter abgestrahlt und als schlaglochsicher eingestuft habe. Meine Angst vor dem unheimlichen alleine-in-der-Finsternis-Laufen ist wie weg geblasen. Die üblichen Anfangszipperlein und ein Gefühl des unrunden Laufens werde ich jedoch nicht los. Dann bei km 4 Alarm im Unterleib. Was ich da zu Hause so zeitig zu Stande gebracht hatte, war wohl nicht ausreichend. Die Semmelknödel mit Soße des Vorabends wollten entsorgt werden. Kurz überlege ich, ob ich mich einfach in die Strassenmitte setzte, kann mich aber doch noch beherrschen. Ein Trampelpfad durch die Büsche bei genau 5km kommt mir passend und ich bin froh an dem mitgebrachten Klopapier. 100m Gehpause genehmige ich mir nach dem Zeremoniell und bin wieder in der Spur, in Richtung nächste Strassenlaterne. Die nächsten 5km vergehen jetzt flott, ich habe keine Zweifel mein Ziel zu erreichen und komme bereits auf die ersten Lichter Sabanetas zu. Eine Gehpause von 200m gestehe ich mir ein und nutze diese um etwas Studentenfutter zu naschen. Dann als ich wieder loslaufe bemerke ich wie eine dunkelbraune oder schwarze Kuh mitten auf der Strasse vor mir her trottet. Die Stacheldrähte beidseitig der Strasse geben mir keine Möglichkeit sie irgendwie von der Strasse zu scheuchen und meine Qualifikation als Kuhbändiger ist mangelhaft. Plötzlich kommt irgendjemand entgegen und schreckt die Kuh in die andere Richtung. Sie heizt an mir vorbei, prima, aus den Augen aus dem Sinn. Ich mache mich schon bereit einen Unfallknall hinter mir zu hören, aber glücklicherweise ist kein Auto unterwegs. Autofahren nachts ist einfach immer für eine Überraschung gut.
Wenig später nehme ich ein Licht vor mir wahr und merke, es kommt relativ schnell auf mich zu. Kein Geräusch zu hören. Was ist das jetzt? Plötzlich bemerke ich zwei Lichter übereinander, etwas unruhig wackelnd und husch... im letzten Moment erkenne ich einen Rennradfahrer mit Lampe am Rad und Stirnlampe, der mir einen gewaltigen Schrecken einjagt. Irgendwie tröstet es mich dann doch, zu wissen, daß ich nicht der einzige Wahnsinnige auf der Strecke bin.



Kleine Gehpause (200m) bei km15 und es dämmert jetzt leicht. Die klare Brühe im 0,2l Fläschle ist zwar kalt aber schmeckt trotzdem bestens. Als ich wieder anlaufe bemerke ich plötzlich einen VP! Eine Señora hat am Strassenrand einen VP mit Kaffee und Keksen aufgebaut, für lokale Frühaufsteher offensichtlich. Mit der Suppe im Bauch verlockt es mich nur wenig und ich trotte also weiter
KM17. Die Lampe kann ich jetzt ausschalten und im Rucksack verstauen. Meine Beine fühlen sich plötzlich sehr schwerfällig an, so wie ich es etwa für km24 erwartet hätte. Den Ortseingang von Cabarete durchlaufend kommen mir jetzt Zweifel an meinem Vorhaben. Wenn sich die Füße jetzt schon so Scheiße anfühlen, wie soll das dann später werden? Im Ort schau ich mir im Vorbeilaufen die geschlossenen Geschäfte an, um auf andere Gedanken zu kommen. Die nächste Gehpause bei km20 sehne ich herbei und endlich kommt der 20. Piep, direkt an der Esso Tankstelle. Der Laden hier ist glücklicherweise schon geöffnet, zielstrebig nehme ich Cola und Powerade aus dem Kühlschrank. Die Klimaanlage an der Kasse läßt mich erstmal alles vergessen, einfach traumhaft. Dann Wechselgeld einstecken und weiter. Cola trinke ich zur Hälfte und entledige mich sofort der Flasche, noch 200m Gehpause. Dann fällt das Anlaufen schwer. Ich ziehe jetzt den feuchten Grasstreifen neben der Strasse vor, muß einfach weg von der Strasse! Kurz nach km21 nehme ich einen Trail, der am Strand lang geht. Es ist ein Umweg, aber Hauptsache mal keine Strasse mehr. Abgesehen davon laufe ich ja nicht auf einen Zielpunkt zu, sondern 30km, danach ist Schluß, egal wo ich dann bin!
Sand, Wurzeln, Steine zwingen mich die Schritte zu variieren und das tut gut! Es piept zum 22.Mal und jetzt weiß ich: Weniger als 8km fehlen, also nur noch 7,XXkm, das schaffe ich noch! Sage vor mich hin: „Ich schaffe es!“ Nochmal lauter. Dann schreie ich es hinaus: „Ich werde es schaffen!“ Zum Glück ist niemand in meiner Nähe, aber es fühlt sich gut an es hinaus zu schreien. Kurz nach dem Surferstrand Playa Encuentro ist der 25. Km vollbracht und die letzte Gehpause dehne ich diesmal auf 300m aus auf der schwierigen, steinigen Piste, die wieder zur Strasse führt. Mein Wasservorrat im Rucksack ist aufgebraucht und ich fische ein paar Münzen aus einer Tasche, um an einem kleinen Laden in ca 1,5km Entfernung Wasser kaufen zu können. Die Strasse hat mich wieder und es jetzt keine 5km mehr. Immer wieder rufe ich mir zu, daß ich es schaffen werde. Bei dem Laden angekommen beschließe ich kein Wasser mehr zu kaufen. Die 3,5km schaffe ich auch so, wofür nochmal Ballast holen.

Der 27. Km bringt mich, der wohl zu viele Ultralaufberichte gelesen hat und sich im Geiste selber schon für einen Ultra hält, auf den Boden der Tatsachen zurück. Die Schritte werden immer kleiner. Mache ich hier schon schlapp?

Als eine Horde Radfahrer in einem Affenzahn mir entgegenkommt grüßen wir uns und den Letzten brülle ich entgegen: „Ich komme gerade aus Gaspar Hernandez!“ Es hat sie sicher nicht interessiert, wenn es überhaupt bei ihnen ankam, aber das mußte einfach raus!
Jetzt nur noch die gerade Landstrasse lang, km28, km29 immer wieder mich anbrüllend...die letzten paar hundert Meter...da vorn ist die Tankstelle, dort kann ich Wasser kaufen..30km, aber die Tankstelle ist noch nicht da, komm, so weit schaffe ich es noch. Bei 30,2km biege ich dann in die Tankstelleneinfahrt ein. Geschafft. Glücklich.
3Stunden 28Minuten sind rum seit dem Start. Einem Bekannten, der dort Sandwich verkauft rufe ich zu: „Ich komme aus Gaspar Hernandez!“ Er lacht herzlich.



Im Shop kaufe ich mir Wasser und schütte erst mal die Hälfte über den Kopf und schlabbere den Rest, nach Hause spazierend. An der Kreuzung Richtung El Choco sprechen mich 3 Leute an, die ich von Volksläufen vom Sehen kenne und sie kennen mich auch. Natürlich erzähle ich als erstes „Ich komme aus...“ und wir quatschen eine Weile und tauschen Streckenkenntnisse und Telefonnummern aus. Sehr erfreulich, mal wieder auf ein paar Gleichgesinnte zu treffen.

Als ich weiterlatsche will mich noch ein Bekannter, der gerade des Weges kam, im Auto mitnehmen, , aber ich erkläre ihm, daß ich noch etwas zu Fuß gehen will und erzähle ihm natürlich auch, wo ich gerade her komme.

Zu Hause angekommen erzähle ich auch den Kindern von dem Lauf. Die sind nur mäßig beeindruckt. Dann mache ich Frühstück und danach lege mich zum ersten Mal (von noch weiteren Malen an diesem Tag) hin.

Montag
Feiertag. Den wollte ich nutzen um von den 30km die unter der Woche dran sind schon mal einen Teil ab zu arbeiten. Da gegen 4Uhr nachmittags Ebbe war, wollte ich mir nach langer Zeit mal wieder einen Strandlauf, barfuß 10km, gönnen. Mein unbarmherziger Plan, den ich mir aufgebürdet habe enthielt keine Strandeinheit.
Kurz vor 4 laufe ich bei 28Grad los und merke schon, das wird kein Vergnügen heute. Der gestrige Lauf steckt mir noch mehr in den Knochen als ich es mir zugestehen will. Noch keine 1000m bin ich gelaufen und wundere mich wie weit eigentlich 10km sind. Von gönnen kann hier keine Rede sein. Das wird eine Zumutung. Kurz vor dem Ende der Bucht, die genau 2,5km mißt denke ich zurück an die Zeit, als es noch ein Fernziel war, diese Bucht einmal komplett zu durchlaufen. Wenigstens darüber bin ich hinweg. Kurzer Fotostop bei der Wende und zurück. Mann, ist das weit. Während ich mich über nassen Sand und Gischt schleife, merke ich, daß heute nicht meine Beine den Schwachpunkt bilden, sondern meine allgemeine Verfassung. Ich fühle mich restlos ausgelaugt. Laufen am Nachmittag mit vollem Bauch war eh nie mein Ding.
Zurück am Ausgangspunkt verwerfe ich die Gedanken es bei 5km zu lassen. Solange meine Beine nicht weh tun, sehe ich keinen Grund zum Abbruch. Also, zweite „Runde“. Warum habe ich kein Wasser dabei? Die Baseballmütze schön ins Gesicht gezogen , um meine Nase vor Sonnenbrand zu schützen trabe ich weiter. Irgendwann merke ich wie 50m vor mir 4 junge muskulöse Burschen joggen. Träume ich, oder wird der Abstand immer kürzer? 6‘20er Pace überrascht mich dann doch. Nach einigen hundert Metern geben 2 der 4 Sportler auf. An den beiden anderen ziehe ich langsam aber sicher vorbei und fühle mich plötzlich nicht mehr so kaputt. Gut, letzte Wende bei 7,5km, jetzt habe ich wieder die komplette Bucht vor Augen, Sch..., da muß ich jetzt durch. Der letzte km wird zur echten Probe und ich schaue mehr auf die Uhr als sonstwo hin. Als es vorbei ist gehe ich noch rund 500m und bin froh, daß ich es hinter mir habe.
Mittwoch
3 Einheiten Lauf-ABC mit um 6:20, 7km. Auf dem ersten km übermäßig fit, dann stark nachlassend. Ab km3 Nieselregen, war aber ok. Die letzte EB zögerte ich lang hinaus, mangels Kraft. Spitze war 3’16. Bei den Beschleunigungen denke ich immer, es könnte noch einen Zacken mehr gehen, habe aber Angst zu stürzen, irgendwie kommen die Beine da nicht mehr richtig mit. Egal. Zu Hause ziemlich geschafft und emotionslos. Wieder ein Punkt abgehakt.
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221
Hallo Macall!

Musste mal wieder reinschauen, was du so treibst. Herzlichen Glückwunsch zum 30er und ein großes Danke für diesen Laufbericht! Ich hab hier vor Freude mitgequietscht! :-))) Der erste 30er war für mich als Läufer ein großer, besonderer Meilenstein. Ähnlich wie der erste 10er, der erste HM. Aber noch viel intensiver! Dein Laufbericht hat genau das transportiert, einfach irre. Man fühlt genau mit. Herrlich, wie du jedem auf die Nase gebunden hast: "Ich komme aus Gaspar Hernandez!!!" Ganz großes läuferisches Euphorie-Kino! Mein erster 30er war eine Rundtour, aber von langen Läufen in einer Richtung kenn ich dieses Gefühl, so eine irres Gefühl, eine lange Strecke zu Fuß zurückgelegt zu haben und am liebsten der ganzen Welt erzählen zu wollen, wo man grad her kommt. Ich hab es diversen Leuten an der Domplatte in Köln voller Stolz erzählt: "Ich komme aus Düsseldorf!" Leider kam das nicht so gut... ;-)

222
Schönen Dank, das Gefühl hält noch an... Diesen Bericht mußte ich auch unbedingt loswerden und habe mir die Zeit genommen, obwohl ich zur momentan nicht so richtig Zeit habe privat im Internet rum zu spielen.

Ich wollte extra diesen Lauf von A nach B machen, weil man die Distanz einfach intensiver wahr nimmt als bei einem Rundkurs oder bei einem Hin- und Herlaufen.
Lilly* hat geschrieben: Ich hab es diversen Leuten an der Domplatte in Köln voller Stolz erzählt: "Ich komme aus Düsseldorf!" Leider kam das nicht so gut... ;-)
Ha ha, kann ich mir vorstellen, daß da wenig Verständnis aufkommt.
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223
Donnerstag
Zeitig aufgewacht, aber fühlte keine Kraft für den geplanten 13er. Und da war nix mit " aufkommende Erkältung etc". Ich war einfach gezeichnet von den Läufen der letzten Tage und kam nicht aus dem Bett.
War auch den ganzen Tag über kraftlos. Man wird nicht jünger.

Freitag
Fast nicht gepennt weil ich immer wieder Ameisen im Bett hatte. (?#§$%"/?)
Genervt das Bett gegen die Laufschuhe getauscht und los um 5:12Uhr. 13km mußten noch her. Deshalb einfach mit Taschenlampe die Hauptstrasse lang gewetzt, Richtung Flughafen, dann wieder zurück.
Während ich bis jetzt nicht auf diesen unbeleuchteten Strecken laufen wollte, ist auch diese Hemmschwelle gefallen. Mit der neuen Lampe und vor allem nach dem Lauf am Sonntag, bei dem ich 1 1/2Stunden durch die Finsternis schnitt, schreckt mich auch das nicht mehr.
Ein Genuß war es sicherlich nicht, ständig gegen die LED-Bretter des Gegenverkehrs zu laufen aber es ging.
Auf dem Rückweg sogar ein paar andere Läufer gesichtet. Bei Anbruch der Dämmerung wieder zu hause. Pace 6'23
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224
Für Sonntag war ein 21km Trail mit 500Hm geplant, den ich mir per gpsies.com zurecht geschustert hatte. Größtenteils unbekannte Strecke. Jo wollte mich begleiten, Marcos, ein Dominikaner der am Rande des Naturschutzgebiets El Choco wohnt und die Gegend relativ gut kennt, sowohl als auch einige Bekannte von ihm. Gut, laufen wir also mal als Grüppchen, soll mir recht sein, da ich dieses Terrain als ziemlich schwierig einschätzte.

Der Wetterbericht zeigte Regen für die Nacht auf Sonntag an, was mir Sorgen machte, denn auf rutschigen Felsen diese Hm (egal ob negativ oder positiv) zu bewältigen schien mir nicht sehr verlockend.
Auf meine Frage an Marcos, was wir denn tun wollten, falls es in der Nacht regnete, bekam ich die Whatsapp-Antwort: „DAS ist mir egal!“
Schluck. In der Nacht schüttete es aufs heftigste. Als ich um 6Uhr aufstand, war von Jo bereits eine Absage da. Meine Anfrage an Marcos, ob er denn meine, daß man heute die Tour machen sollte, verneinte auch er. Ein Stein fiel mir vom Herzen. Schließlich hätte ich mich als „Initiator“ verpflichtet gefühlt an zu treten. Und jetzt?
Mein Plan B sah vor: Carretera Turistica, miserable, kaum befahrene Strasse in wunderbarer Landschaft, 11km den Berg hoch rennen, 10km wieder runter, geschätzte 350Hm und dann 1km Spaziergang, das tat mir immer gut.
Jo wollte jetzt nicht mehr, Marcos wollte lieber am Nachmittag laufen, so war das Grüppchen auf ein Männlein geschrumpft.
Hopp ins Auto. Der Rucksack war zwar überladen, weil es dort im Gegensatz zum ursprünglichen Plan, genügend VPs gibt. Jedoch beschloss ich ihn trotzdem so zu nehmen, trainingshalber.
Start 7:01Uhr, etwa 21Grad. Schwerfällig eiere ich die Strasse lang, aber bekanntlich soll man ja einen Lauf nicht nach den ersten 2km bewerten. Das war mir bereits des öfteren aufgefallen, aber jetzt mußte ich es mir noch mal ganz besonders einbläuen. Nach 3km war der Bewegungsablauf etwas runder und die Steigung begann. Allerseits grüßten mich Anwohner vor ihren Hütten die Laune war gut, obwohl ich mächtig ins keuchen kam, 300Hm am Stück sind es etwa, auf 4km verteilt und das machte mir zu schaffen. Heute war keine Gehpause geplant. Sowieso, die Gehpausen, die mir bei den „längeren Strecken“, also für mich ab 25km, sehr gut taten, wollte ich auch für die >25km Strecken beibehalten. Darunter nicht.

Bei km5 bemerke ich plötzlich immer bei der Belastung ein unangenehmes Stechen im (vorsichtig ausgedrückt) sehr unteren Wadenbereich links, innen. Wird doch wohl nicht....? Ich versuche den Fuß beim Laufen immer etwas zu schlenkern, sozusagen um das Stechen irgendwie raus zu schütteln. Das gelingt erstmal teilweise. Ein Rest bleibt. Ein leider zu dünner Nieselregen verschafft mir nur leichte Abkühlung. Noch fast 2km Anstieg. Muß ich da durch? Zumindest versuchen will ich es. Mit gebremstem Schub geht es weiter bergauf. Als noch ein km Anstieg fehlt, läßt das Stechen leicht nach und ich weiß, es geht erst mal weiter. Oben angekommen durchlaufe ich erstmal eine Welle, dann wieder Anstieg. Das Stechen begleitet mich, aber wird nicht schlimmer, das ist doch schon was. Dann gehts weiter ein kurzes Flaches Stück und schon bergab. Plötzlich ein Stechen im Herzbereich, wie schon bei anderen Läufen, nachdem ich einen Anstieg hinter mich gebracht hatte und im Abstieg war. Dauert eigentlich immer nur ca 20 Sekunden, dann wars wieder weg. So auch jetzt. Wieso geht es hier überhaupt bergab? Dutzende Male bin ich diese Strasse gefahren, dreimal bereits gelaufen, nie wurde mir bewußt, daß es hier bereits bergab geht. Bergab ist ja an und für sich nix schlimmes, aber ich würde nachher wieder alles hoch laufen müssen, und davon hatte ich doch heute bereits genug.

11km-Piep und Wende, d.h. also wieder aufwärts und sofort ist das unangenehme Gefühl wieder am linken Fuß präsent. Ein wenig experimentiere ich mit meinem Laufstil rum und es wird auch etwas besser. Endlich die höchste Stelle passiert, der Fuß ist wieder besser und das Herz meldet sich kurzfristig, dann lege ich den ersten Fotostopp ein. Jetzt ist es hell genug für ein Bild.
Das Abwärts geht jetzt sehr angenehm. Ohne Eile und mit kleinen Schritten hopple ich vor mich hin, halte Ausschau nach Trails, die links oder rechts vom Wege abgehen um mir später digital deren weiteren Verlauf klar zu machen, für zukünftige Touren. Ein paar Bildchen knipse ich noch. Die Knie vermelden nur mäßig Unmut.
Milchtransport auf dem Weg zur Sammelstelle.

Vp bei km17



Dann die letzten flachen km...sind ja garnicht wirklich flach. 15 oder 20 Hm sind nochmal zu überwinden auf den letzten 500m, auch dies wurde mir bisher nie so bewußt und es fordert mich nochmal anständig. Bei 21,1km nehme ich mich aus dem Lauf, kaufe gleich Gatorade und Wasser am nächsten Stand. Wasser für Kopf aussen, Gat...für Bauch innen. Der letzte spazierte km bringt mich wieder runter. Am Auto will ich noch etwas dehnen und es sieht wohl aus als ob ich den Wagen anschieben möchte. Ein Mann eilt sofort herbei und macht sich daran, mir beim Schieben zu helfen. Ich bedanke mich und erkläre ihm, daß ich lediglich etwas Dehnung praktiziere...


Alles in allem ein sehr schöner HM, 380Hm, 2:28’39 und ich merke schon, daß ich mich mit den 30km vom letzten Sonntag, 30km unter der Woche und jetzt wieder 21km ziemlich am Rande dessen bewege, was ich zeitlich opfern kann und kräftemäßig erst recht.

Die Unannehmlichkeiten am Fuß sind heute, Montag nur noch minimal wahr zu nehmen, so starte ich guter Dinge in meine vorerst letzte Belastungswoche mit 56WKm.
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225
Dienstag
6:12Uhr bei 21Grad auf nasser Piste, 3 Einheiten Lauf-ABC mit EB, Spitze 3’10, total 7,1km in 47:36.
Als ich los bin war es noch komplett dunkel, aber ich stelle fest, nach dem letzten 13km Lauf im Dunkeln, den ich als ziemlich unangenehm empfand, änderte sich nachträglich meine Haltung zum Laufen im „Blindflug“.
Sicher ist es gelegentlich unheimlich und entgegenkommende Fahrzeuge die grundsätzlich nicht abblenden machen es einem manchmal schwer. Trotzdem verspüre ich plötzlich eine gewisse Faszination an der Sache, eine positive Anspannung die ich schwer beschreiben kann. Also las ich mal ein bissle rum, um raus zu kriegen, was denn die anderen so über das Laufen in der Finsternis zu berichten wußten. Es fesselte mich immer mehr. Unter anderem kam ich auch auf einen älteren Fred hier, Nachts Laufen? Dort wird neben einigen Tipps auch das Buch Bekenntnisse eines Nachtsportlers von Wigald Boning empfohlen. Gut, ich bin literarisch nicht so auf dem neusten Stand, habe es mir deshalb gleich besorgt und es ist absolut fesselnd. Ich als Wenig-Leser konnte das Ding nicht mehr aus der Hand legen und viele seiner Gedankengänge kommen mir sehr bekannt vor, auch wenn ich mit seinen Leistungen gar-nie-nicht mithalten kann.
Es öffnen sich mir also Türen. Wo ich bisher immer gerade mal kurz vor Anbruch der Dämmerung loslief um gerade noch rechtzeitig zurück zu sein, denn die Kinder müssen ja in die Schule gebracht werden, mache ich mir jetzt keine Kopf mehr einfach mal eine Stunde (falls nötig auch zwei) füher zu starten. Das erleichert natürlich die Planung für längere Strecken beträchtlich.
Ist ja schon ne Weile her, aber anfangs war das ja bei Regen ähnlich. Meinen ersten Lauf bei Regen brach ich sofort ab. Dann kam irgendwann ein 17er, bei dem ich keine andere Wahl hatte als einfach im Dauerregen nach hause zu laufen. Zu Hause hatte ich einen Haß auf den Regen und überlegte, ob ich mir vielleicht ein anderes Hobby suchen sollte, wie Häkeln zum Beispiel. :D In den nächsten Tagen änderte sich meine Meinung diesbezüglich um 180Grad und seither ist Laufen im Regen (zumal es hier ja eh nie kalt ist. Ist halt naß...) kein Thema mehr.

Mal sehen wann ich zum ersten mal bei Wolkenbruch einige Stunden vor Sonnenaufgang starte.
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226
Mittwoch
Ohne jegliche Empfindung aufgestanden und mich startklar gemacht. Pures Pflichtbewußtsein steuerte mich, der Plan soll ja abgeackert werden.
Start um 5:56Uhr, es ist schon wieder viel zu warm, 23Grad sagt das Handy. Eine Flasche Wasser habe ich in der Hand, plus mein Stöckchen und die Taschenlampe. Also heize ich dem Schein der Lampe hinterher, erst die Landstrasse lang gegen den stets blendenden Verkehr. Dann den Weg Richtung El Choco, anfangs spärlich beleuchtet, dann komplett dunkel. Relativ schnell geht es den Weg hoch, um meine Geschwindigkeit zu kontrollieren fehlt mir das Interesse.
An einigen Wachleuten, die in ihren erhöhten Posten vor einer teuren Wohngegend sitzen, laufe ich vorbei und überlege, wie es sich wohl anfühlen würde, sollte einer von denen mal wieder seine Flinte testen wollen, mit mir als Zielscheibe.

Zum Glück habe ich bald genug Abstand. Bei 5km, Einfahrt Haciendas El Chocodrehe ich und gebe nochmals Gas, jetzt leicht bergab. Wie bereits öfters in letzter Zeit ertappe ich mich beim unrunden Laufen. Soll heißen: Ich habe das Gefühl, daß nur mein rechtes Bein richtig Schub macht, während das Linke praktisch nur da ist um den Schwung (und mich)aufrecht zu halten. Komisch.

In Gedanken schon bei meinen nächsten Touren werde ich immer langsamer. Gas geben!
Bei km7 wurde mein Kopf dann recht warm und das Wasser mußte zur äusseren Kühlung herhalten. 10km fordern mich doch mehr als ich erwartete.
Dann wieder Hauptstrasse. Es dämmert leicht und einem kleinen Einbruch der Geschwindigkeit entgegne ich mit viel Mühe bis zum 10.Piep und bin fast zu hause.
Dann trotte ich noch mal los, in Zeitlupe sozusagen, 200m die Strasse lang, dann wieder zurück, auslaufen.
Pace 5’56 heute, hatte ich schon länger nicht mehr, da ich eher etwas langsamer geworden bin, seit ich die Intervalle mit Höhenmeter getauscht habe. Stört mich aber nicht.
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227
Donnerstag
Start 6:16Uhr. 22Grad. Plan: 6km mit einem Anstieg.
Kurz wetze ich durchs Dorf, dann Camino Llibre hoch, ca 80Hm auf 800m. Weiter im komplett Dunkeln, die ausgewaschene Strasse bis Sosua Hills lang. Ständig muß ich mir Schweißtropfen aus den Augenbrauen wischen, bevor die sich ihren Weg ins Auge suchen. Da kommt mir die zündende Idee:

Nur schemenhaft erinnere ich mich an Kaffeekränzchen in den 60er Jahren, bei denen mir immer aufgetragen wurde, schön still zu sitzen. Sehr gut erinnere ich mich jedoch an die kleinen Schaumgummiröllchen, die an einem Gummizug unter dem Ausguß der Kaffee- oder Teekannen angebracht waren, um evtl. runterlaufende Tröpfchen auf zu halten, die ja die makellose Tischdecke verunstalten könnten. Sowas bräuchte ich an den Augenbrauen! 2 Gummiröllchen an den Augenbrauen, gehalten von einem einem Gummiband um den Kopf. Von Zeit zu Zeit könnte ich die dann ausdrücken, wenn sie vollgesaugt wären. Wahnsinn, was für geniale Erfindungen einem doch beim Lauf im Dunkeln kommen, wenn keine visuellen Eindrücke die Sinne blenden!

Der Rückweg und sogar das Gefälle machten mir keine Probleme. Übung macht halt den Meister!

Ende war bei 6,5km, insgesamt 100Hm, Pace 6‘36

Zwei Tage Pause habe ich mir verdient, bevor ich am Sonntag 33km angreifen möchte.
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228
Sonntag, 33km Sosúa – Puerto Plata
Zur Vorbereitung brachte ich mein Auto mit Wasser, Gatorade, Handtuch und trockenen Klamotten am Samstagnachmittag nach Puerto Plata. Dort stellte ich es unten am Malecon vor einem großen Supermarkt ab, in der Hoffnung, es am Sonntagmorgen unversehrt wieder abholen zu können. Rückfahrt dann mit dem Carro Publico, Sammeltaxi.
Ein ungutes Gefühl plagte mich, da ich mit meiner neuen Taschenlampe ca 1 ½ Stunden im Dunkeln unterwegs sein würde, zusätzlich mit Rucksack. Der Weg führt an einigen Ecken vorbei, an denen immer zwielichtige Gestalten rumgammeln, die möglicherweise Interesse an einem Gringo mit geiler Lampe und wer-weiß-was-sonst-noch im Rucksack haben könnten. Also weihte ich wenigstens meine Tochter am Samstagabend ein, erklärte ihr meine Strecke, wo das Auto stand und daß ich so gegen 9:30Uhr zurück sein wollte. Sie nahm es achselzuckend zur Kenntnis, schließlich weiß sie ja mittlerweile wie es um Papas Geisteszustand bestellt ist.
4:30 weckte mich mein Handy, es regnete. Nicht sehr vielversprechend. Lustlos machte ich mich fertig. Meine neue Leuchtjacke für 3€ mit großen Reflektoren verdeckte den Rucksack prima. Regen schreckt mich nicht besonders, aber wenn es schon am Start schüttet schrumpft die Motivation etwas. Immerhin würde somit das Problem mit den undurchsichtigen Eckenstehern entfallen. Start also um 5:18Uhr bei Nieselregen. Kurz darauf schütte es heftig und ich zweifelte, ob ich so weiterlaufen wollte, mir war kalt. Aber abbrechen wäre auch nicht so schlau, schließlich mußte ich mein Auto holen. Sollte ich mir die Einkaufstüte überstülpen, in die ich mal 3 Löcher (für Kopf und Arme) geschnitten hatte? Nach ca 3km ließ der Regen nach und hörte dann ganz auf.
Um nicht all zu viel Aufmerksamkeit zu erregen versuchte ich so gut es ging ohne Lampe zu Laufen. Auf der Regennassen Bahn spiegelte sich jedes noch so kleine Licht in der Ferne und so konnte man immer gut die kommenden Meter auf Unebenheiten und Löcher abschätzen. Ich näherte mich der ersten Gehpause. 5,5km...5,8km....6km. Was Sechs? Ich wollte doch bei 5 immer Pause machen. Schaute ständig auf die Uhr und schnallte nix. Ok, dann halt alle 6km, um nicht weiter durcheinander zu kommen. An einigen Tischlein, auf denen am Strßenrand Kaffee angeboten wurde (was mich immer wieder zum Staunen bringt) spazierte ich vorbei und nach 200m auf zur nächsten Etappe.
Vorbei am Flughafen, dann über 800m die Parallelstrasse lang um vorübergehend nicht dem Gegenverkehr mit ewig blendenden Scheinwerfern ausgesetzt zu sein. Km 9 wieder Regen, jetzt sehr willkommen. Weiter durch die Haitianersiedlung Cangrejo, wo noch vor einem kleinen Stand mit Musik ein munteres Grüppchen in den Sonntag hineinfeierte. Es mochte ca 6:30Uhr gewesen sein.
Leichte Dämmerung überraschte mich bei km12. Der Vollmond half etwas nach. Kurze Gehpause, 250m. Danach vorbei an den Zuckerrohrfeldern, der Regen war vorbei, jetzt ging es auf Gran Parada zu. Dort beginnt die Größte Erhebung, erst ein leichter Anstieg, dann Kurve und...
Schimpförter und Kraftausdrücke flutschen mir normalerweise auf schwäbisch raus. Aber jetzt, bei diesem Anblick von etwa 90Hm auf schnurgerader 1,5km Piste vor mir, schallte ein entsetztes „Phaggg“ die Strasse lang. Obwohl ich dieses Hügelchen bestens kenne, wollte es mir den Schneid abnehmen und ich zog vor mit gesenktem Kopf, nur die paar Meter vor den Füßen im Auge zu behalten, bis ich oben war. Auf der Spitze dann der Ausblick auf die nächsten sechs oder sieben km, abwärts und auch wie mit dem Lineal gezogen. Km18, Gehpause, Zeit für die Suppe und Studentenfutter, schmeckte bestens. Die Leuchtjacke und die Lampe verstaute ich ebenso wie mein Alustöckchen im Rucksack, was 330m forderte, und weiter ging es mit leichtem Gefälle gen Playa Dorada. In diesem Touristenkomplex waren trotz Nieselregens bereits einige körperbewußte, beturnschuhte ältere Semester, zum Teil mit Regenschirm unterwegs. Um meinen Füßen etwas Abwechslung zu schenken lief ich neben den Wegen auf dem gepflegten nassen Rassen und wechselte auch einige Male in den Rückwärtsgang. Ich wünschte mir mehr Regen zur Kühlung, hatte aber kein Glück.
Raus aus Playa Dorada und langsam begann ich erstmals meine Füße wahr zu nehmen, bei km23. Sie taten leicht weh, nix besonderes, aber ich merkte es halt. Km24 Gehpause mit Cola, 200m. Das pepte mich richtig auf und den leicht ansteigenden Weg zum Krankenhaus schaffte ich zu meinem Erstaunen ohne Probleme. Danach ging es wieder abwärts und bei km28-29 ließ die Kraft rapide nach. Jetzt war es ein Kampf. Die letzten Tropfen saugte ich aus dem Rucksack. Ich würde Wasser brauchen, zur Kühlung und zum Trinken.
Bei 29,8km, unten am Hafengelände, kaufte ich schnell eine Flasche Wasser, ließ das Restgeld liegen und schenkte mir meine wohlverdiente, eiskalte Dusche, nur wenige Tropfen blieben mir zum Trinken. Scheisse, für das Geld hätte ich eh zwei Flaschen bekommen. Aber zurücklaufen wollte ich doch nicht mehr. Kurz überlegte ich, ob ich jetzt vollends durchlaufen sollte, aber da ich mir nicht sicher war, ob ich überhaupt noch lief, oder nur so dahin siechte, entschied ich mich für Gehpause, 200m. Wesentlich frischer ging es danach weiter.
Wie weit ist denn das noch bis vor zum Meer? Endlich war die Uferstrasse da, Sonnenstrahlen kamen durch, bald müßte mein Autole zu sehen sein.
Ja, leicht war es nicht, kein anderer Jogger zu sehen. Die brachten nämlich normalerweise meine Bewegungen wieder ein bisle auf Zack. Aber bald war es da. Bei 32,5km lief ich am Auto vorbei, alles wie ich es hinterlassen hatte, prima, so machten die letzten 500m auch nix mehr aus. Ende bei 33km, aber ich spazierte erstmal weiter die Promenade nach Osten, dann zog mich die Aussicht auf Getränke zurück zum Wagen.
Endlich Gatorade und wieder Wasser, so legte ich mich auf ein Mäuerchen an einem kleinen Strand, zog die Schuhe und Socken aus und fühlte mich gut.
Laufen unter Palmen

"You gotta keep on keepin´on." (Joe Dirt)

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229
Sonntag, 33km Sosúa – Puerto Plata
Zur Vorbereitung brachte ich mein Auto mit Wasser, Gatorade, Handtuch und trockenen Klamotten am Samstagnachmittag nach Puerto Plata. Dort stellte ich es unten am Malecon vor einem großen Supermarkt ab, in der Hoffnung, es am Sonntagmorgen unversehrt wieder abholen zu können. Rückfahrt dann mit dem Carro Publico, Sammeltaxi.
Ein ungutes Gefühl plagte mich, da ich mit meiner neuen Taschenlampe ca 1 ½ Stunden im Dunkeln unterwegs sein würde, zusätzlich mit Rucksack. Der Weg führt an einigen Ecken vorbei, an denen immer zwielichtige Gestalten rumgammeln, die möglicherweise Interesse an einem Gringo mit geiler Lampe und wer-weiß-was-sonst-noch im Rucksack haben könnten. Also weihte ich wenigstens meine Tochter am Samstagabend ein, erklärte ihr meine Strecke, wo das Auto stand und daß ich so gegen 9:30Uhr zurück sein wollte. Sie nahm es achselzuckend zur Kenntnis, schließlich weiß sie ja mittlerweile wie es um Papas Geisteszustand bestellt ist.
4:30 weckte mich mein Handy, es regnete. Nicht sehr vielversprechend. Lustlos machte ich mich fertig. Meine neue Leuchtjacke für 3€ mit großen Reflektoren verdeckte den Rucksack prima.
[ATTACH=CONFIG]56123[/ATTACH]

Regen schreckt mich nicht besonders, aber wenn es schon am Start schüttet schrumpft die Motivation etwas. Immerhin würde somit das Problem mit den undurchsichtigen Eckenstehern entfallen. Start also um 5:18Uhr bei Nieselregen. Kurz darauf schütte es heftig und ich zweifelte, ob ich so weiterlaufen wollte, mir war kalt. Aber abbrechen wäre auch nicht so schlau, schließlich mußte ich mein Auto holen. Sollte ich mir die Einkaufstüte überstülpen, in die ich mal 3 Löcher (für Kopf und Arme) geschnitten hatte? Nach ca 3km ließ der Regen nach und hörte dann ganz auf.
Um nicht all zu viel Aufmerksamkeit zu erregen versuchte ich so gut es ging ohne Lampe zu Laufen. Auf der Regennassen Bahn spiegelte sich jedes noch so kleine Licht in der Ferne und so konnte man immer gut die kommenden Meter auf Unebenheiten und Löcher abschätzen. Ich näherte mich der ersten Gehpause. 5,5km...5,8km....6km. Was Sechs? Ich wollte doch bei 5 immer Pause machen. Schaute ständig auf die Uhr und schnallte nix. Ok, dann halt alle 6km, um nicht weiter durcheinander zu kommen. An einigen Tischlein, auf denen am Strßenrand Kaffee angeboten wurde (was mich immer wieder zum Staunen bringt) spazierte ich vorbei und nach 200m auf zur nächsten Etappe.
Vorbei am Flughafen, dann über 800m die Parallelstrasse lang um vorübergehend nicht dem Gegenverkehr mit ewig blendenden Scheinwerfern ausgesetzt zu sein. Km 9 wieder Regen, jetzt sehr willkommen. Weiter durch die Haitianersiedlung Cangrejo, wo noch vor einem kleinen Stand mit Musik ein munteres Grüppchen in den Sonntag hineinfeierte. Es mochte ca 6:30Uhr gewesen sein.
Leichte Dämmerung überraschte mich bei km12. Der Vollmond half etwas nach. Kurze Gehpause, 250m. Danach vorbei an den Zuckerrohrfeldern, der Regen war vorbei, jetzt ging es auf Gran Parada zu. Dort beginnt die Größte Erhebung, erst ein leichter Anstieg, dann Kurve und...
Schimpförter und Kraftausdrücke flutschen mir normalerweise auf schwäbisch raus. Aber jetzt, bei diesem Anblick von etwa 90Hm auf schnurgerader 1,5km Piste vor mir, schallte ein entsetztes „Phaggg“ die Strasse lang. Obwohl ich dieses Hügelchen bestens kenne, wollte es mir den Schneid abnehmen und ich zog vor mit gesenktem Kopf, nur die paar Meter vor den Füßen im Auge zu behalten, bis ich oben war. Auf der Spitze dann der Ausblick auf die nächsten sechs oder sieben km, abwärts und auch wie mit dem Lineal gezogen. Km18, Gehpause, Zeit für die Suppe und Studentenfutter, schmeckte bestens. Die Leuchtjacke und die Lampe verstaute ich ebenso wie mein Alustöckchen im Rucksack, was 330m forderte, und weiter ging es mit leichtem Gefälle gen Playa Dorada. In diesem Touristenkomplex waren trotz Nieselregens bereits einige körperbewußte, beturnschuhte ältere Semester, zum Teil mit Regenschirm unterwegs. Um meinen Füßen etwas Abwechslung zu schenken lief ich neben den Wegen auf dem gepflegten nassen Rassen und wechselte auch einige Male in den Rückwärtsgang. Ich wünschte mir mehr Regen zur Kühlung, hatte aber kein Glück.
Raus aus Playa Dorada und langsam begann ich erstmals meine Füße wahr zu nehmen, bei km23. Sie taten leicht weh, nix besonderes, aber ich merkte es halt. Km24 Gehpause mit Cola, 200m. Das pepte mich richtig auf und den leicht ansteigenden Weg zum Krankenhaus schaffte ich zu meinem Erstaunen ohne Probleme. Danach ging es wieder abwärts und bei km28-29 ließ die Kraft rapide nach. Jetzt war es ein Kampf. Die letzten Tropfen saugte ich aus dem Rucksack. Ich würde Wasser brauchen, zur Kühlung und zum Trinken.
Bei 29,8km, unten am Hafengelände, kaufte ich schnell eine Flasche Wasser, ließ das Restgeld liegen und schenkte mir meine wohlverdiente, eiskalte Dusche, nur wenige Tropfen blieben mir zum Trinken. Scheisse, für das Geld hätte ich eh zwei Flaschen bekommen. Aber zurücklaufen wollte ich doch nicht mehr. Kurz überlegte ich, ob ich jetzt vollends durchlaufen sollte, aber da ich mir nicht sicher war, ob ich überhaupt noch lief, oder nur so dahin siechte, entschied ich mich für Gehpause, 200m. Wesentlich frischer ging es danach weiter.
Wie weit ist denn das noch bis vor zum Meer? Endlich war die Uferstrasse da, Sonnenstrahlen kamen durch, bald müßte mein Autole zu sehen sein.
Ja, leicht war es nicht, kein anderer Jogger zu sehen. Die brachten nämlich normalerweise meine Bewegungen wieder ein bisle auf Zack. Aber bald war es da. Bei 32,5km lief ich am Auto vorbei, alles wie ich es hinterlassen hatte, prima, so machten die letzten 500m auch nix mehr aus. Ende bei 33km, aber ich spazierte erstmal weiter die Promenade nach Osten, dann zog mich die Aussicht auf Getränke zurück zum Wagen.
Endlich Gatorade und wieder Wasser, so legte ich mich auf ein Mäuerchen an einem kleinen Strand, zog die Schuhe und Socken aus und fühlte mich gut.
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Laufen unter Palmen

"You gotta keep on keepin´on." (Joe Dirt)

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230
Dienstag
6km nach Gefühl. Start um 6:20 Richtung Los Charamicos. Die ersten paar hundert Meter hatte ich ein ungutes Gefühl im linken Knie, dann lief es plötzlich richtig locker flockig. Als ob am Sonntag nix gewesen wäre. Runde durch Charamicos, zurück über den Strand, immer noch im Dunkeln, Ende bei 6km, alles bestens, Pace 6’24.



Donnerstag
Früh&lustlos aufgewacht, die Pflicht rief und ich folgte…
9km waren geplant, schwerfälliges einlaufen um 5:54Uhr, ohne Idee wohin es gehen sollte, dann lief ich kurz durch’s Örtchen, zum Abschluß 2x Camino Llibre hoch um ein paar Hm zu spüren. Feierabend bei 9km. 100Höhenmeter waren es , 59‘15Minuten.
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231
Freitag
7km um das Wochensoll zu erfüllen.
Start 6:14, Stöckchen links, Lampe rechts.
Richtung: La Mulata bis zu Fischers Haus immer schön aufwärts.
Versuche die Taschenlampe so wenig zu benutzen aber an einigen Stellen brauche ich sie doch. Komme ziemlich ins Keuchen im Nebel(?).
Auf der höchsten Stelle drehe ich, jetzt Training fürs abwärts laufen.
Keine besonderen Vorkomnisse.
Ende bei 7,4km, Pace 6'27, 80Hm.
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232
Sonntag
El Choco-Piste mit Jo. Um 6:40 holte ich Jo ab und wir fuhren bis zum Emde der asphaltierten El Choco Strasse. Die lehmig-steinige Piste geht gleich bergauf und wir unterhielten uns prima. Ein bisschen Mühe hatte ich mit Jo´s Tempo. Einige steilere Anstiege jedoch gingen wir. Da es in der Nacht wieder geregnet hatte, verwarfen wir die Idee, einen neuen Trail aus zu probieren und blieben auf der Piste. Vor lauter Quatschen merkte ich erst bei km7, daß ich noch nichts getrunken hatte und holte erst mal kräftig nach. Als wir den höchsten Punkt der Strecke hinter uns hatten, liefen wir im Nebel, bzw in den Wolken und die Sonne ging auf, ein geiles Schauspiel. Wende bei km9, jetzt wieder aufwärts und an einem steilen Stück wurde unser Abstand immer größer, ich mußte gehen, während Jo die felsige Piste hochtänzelte.
Einen kleinen Abstecher machten wir ins „Monkey Jungle“ um kurz die Aussicht zu genießen, für Toilettenbesuch und ein Arbeiter war so freundlich und machte ein Foto von uns. Der Rückweg wurde uns durch die aufgehende Sonne im Rücken versüßt. An einer einsamen Hütte konnte ich kaltes Wasser kaufen, für die äußere Kühlung.
Am Ende standen 18,4km und 330Hm auf dem Tacho, 2:12 waren wir mit allem unterwegs.

Am Auto angekommen, fragte ich mich, warum ich denn nicht eher auf die Idee gekommen war, das Auto hier abzustellen und gleich im Wald los zu laufen, sondern immer erstmal 6,5km Anlauf (und hinterher auch 6,5km Auslauf brauchte) wenn ich in El Choco unterwegs sein wollte.


Somit habe ich meinen selbstgestrickten Plan seit 12 Wochen penibel eingehalten, zu meiner eigenen Verwunderung. Nur ein einziges Mal habe ich einen Lauf um einen Tag verschoben und trotzdem ist es mir insgesamt nicht schwer gefallen. Gut, es gab Tage, da mußte ich mich aus dem Bett quälen, aber trotzdem. Etwas Spielraum gönnte ich mir. Festgelegt waren immer die WKm, dann überlegte ich mir welchen langen Lauf ich am Sonntag machen würde, verteilte die übrigen Km auf die Woche, einer davon war immer 6-7km Lauf ABC, der Rest Improvisation, je nach Befinden. Vorwärts gebracht hat mich das auf jeden Fall.
Diese Woche will ich nur 10km absolvieren, sodaß ich mich dann am Sonntag richtig ausgeruht an mein bisher längstes Abenteuer wagen kann.
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233
Dienstag
6:21Uhr ging es nach sehr bescheidener Nachtruhe los. Tochter Leoni hustete und rotzelte die ganze Nacht rum. Es galt zum Glück nur 7km mit ca. 80Hm hinter mich zu bringen. Ich wählte den Anstieg in der Siedlung La Mulata.
Der erste km schlauchte mich bereits mächtig. Habe ich zu viel gefressen gestern? Gefühlt trug ich einen riesigen Bierbauch vor mir her. Schwer keuchend passierte ich den ersten Piep, dann wurde es etwas besser. War ich zu schnell? Weiter im Dunkeln. Hunde vor einigen Villen begrüßten mich wieder lautstark und die letzten tieferen Wellen liefen dann wie von selbst
Wende bei der ehemaligen deutschen Schule, dann durchpflügte ich wieder die Wellen und schließlich ging es nur noch bergab. Wesentlich sicherer als noch vor wenigen Wochen trabte ich das Gefälle hinunter, km5, 6 und bald 7 vergingen zügig und das war es auch schon.
7km, Pace 6’25, für mich recht schnell bei diesem Profil.

Was ich nicht ganz verstehe sind die Höhenangaben, die mir meine Uhr dann ausspuckt.
Tiefster Punkt 25m
Höchster Punkt 99m
Aufstieg gesamt 63m ???
Wie soll das gehen? Ist ja klar, daß man den Höhenangaben eine gewisse Fehlertoleranz zugestehen muß. Aber zumindest wollte ich denken, daß das Programm so gescheit ist, zu erkennen, daß wenn die tiefste Stelle auf 25m ist und die Höchste auf 99m, dann habe ich mich mehr als 63m nach oben bewegt. Von den Wellen, die sicher mehr als 10Hm zusätzlich ausmachen ganz zu schweigen.
Daß der Abgang zum Ausgangspunkt mit nur -56m angegeben wird passt irgendwie dazu.
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234
Donnerstag

Nur 3kmwollte ich mir noch antun um am Sonntag richtig ausgeruht zu sein. Allerdings fühle ich mich richtig schlapp, schon seit Dienstag mit leichtem Halsweh und habe ein deppertes Gefühl, als ob ich krank werde. Nicht genug um nix zu tun, immer so an der Grenze, wo man nicht mehr sicher ist, ob es Einbildung ist oder mehr.
Die 3km und wenige Hm, die ich hier mitnehmen konnte, strengten ganz schön an am Anfang, dann ging es.

Bin leicht verunsichert, aber habe ja noch 2 Tage. Das wäre nun schon das dritte Mal in meiner kurzen Lauf-Laufbahn, daß ich tadellos auf einen Termin hinarbeite und mich dann ein bescheuertes Mikrob aufs Sofa schmeißt.
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236
Freitag
Beim Aufwachen fühlte ich mich bereits pudelwohl. Nix mehr mit Halsweh oder so. Also diese Ausrede kann ich nicht bringen.

Samstag
Traf heute morgen auf der Strasse Marcos, einen dominikanischer Läufer, beim Training. Er ist immer gernebei längeren Wettkämpfen dabei. Schon allein beim zusehen wie er trainierte wurde ich schon ganz kribbelig aus Vorfreude auf morgen. Wir quatschten kurz.Langsam werde ich nervös und krieg schon ein bissle Schiß.
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238
Sonntag, Carretera Turistica



Zur Feier des Tages hatte ich mir die Gopro meiner Tochter ausgeliehen, um auch mal ein paar ansehnliche Bilder zustande zu kriegen. Gestern, Montag, war ja zum Glück Feiertag, also konnte ich nicht nur gut ausruhen, sondern wir hatten Zeit ein 4Min.20Sek. Filmchen der ganzen Bilder und Clips zu erstellen.

Daher will ich nur das wichtigste in Worte fassen.



Die Anreise (Mopedtaxi/Bus nach Santiago/ Taxi) verlief bestens, um 6:40, etwa 19Grad, war ich bei Dämmerung an meinem Ausgangpunkt und konnte mir das Grinsen aus Freude, daß ich jetzt tatsächlich zur Tat schritt, nicht verkneifen.
Die ersten Km des Anstiegs verliefen sehr gut, aber bis ich dann nach 9,5km am höchsten Punkt ankam und etwa 500Hm hinter mir hatte, war ich doch etwas gezeichnet. Weitere Anstiege würden wohl problematisch werden, das war mir klar.
Die folgenden 18km abwärts, so wollte ich mir gerne einbilden, würden ja andere Muskelpartien beansprucht werden, wobei die müden Partien dann gut durchgeschüttelt werden und sich vielleicht erholen. Dieser Traum ging nicht in Erfüllung.
Bereits bei km14 fühlten sich meine Knie relativ ramponiert an. Es wurde zum Glück nicht schlimmer, vermutlich Dank meiner planmäßigen Gehpausen alle 5km und außerplanmäßigen Pausen für Betankung und Erfrischung oder auch mal für ein kleines Schwätzchen.
Zu Beginn des zweiten Anstiegs, nach 28km, war das Laufen einfach nur noch mit Schmerzen verbunden, also beschloß ich weiter zu gehen. Bei flacheren Teilen versuchte ich immer mal wieder zu traben, mußte aber jeweils nach 100 oder 200m wieder gehen. Selbst auf leicht abschüssiger Strecke dasselbe Ergebnis. Einige Male dachte ich ans Abbrechen, aber es war kein Transport da, und wenn es eine Möglichkeit gab, entschied ich mich zum weiter spazieren, ja, schlendern, mehr war nicht mehr drin. Aber zu Hause erwartete mich eh noch niemand. Also freundete ich mich mit der Idee an, den Berg vollends runter zu siechen und dann die Wanderung zu beenden.

Die Hitze, gegen Mittag schätzungsweise 30Grad, die ich so nicht erwartet hatte, machte mir ziemlich zu schaffen. Froh war ich an meinem Baumwoll T-Shirt, das sich immer schön voll saugte wenn ich mir eine kalte Dusche gönnte. Gerne hätte ich das mit der Stoffwindel auf dem Kopf ausprobiert, mein mangelhaftes Organisationstalent versagte allerdings. Über die Rübe hatte ich mir also ein anderes weißes T-Shirt gestülpt und ließ es hinten runter hängen. Nicht unbedingt optimal, da es immer wieder verrutschte. Das Gewicht des vollgesaugten Sonnenschutzes zerrte es immer nach hinten.
Sonnenbrille oder Mütze hatte ich Idiot nicht dabei.
Auf jeden Fall bin ich ausserordentlich stolz es probiert zu haben und werde bestimmt wieder ähnliche Touren, vorerst im 28-30km Bereich machen und hoffentlich auch durch laufen.
Schließlich sickert die Erkenntnis, daß ich vielleicht doch kein Superheld bin, langsam durch und ich merke, man wird vom im-Bett-liegend-Marathon-Laufberichte-lesen nicht automatisch selbst zum Marathoni.

Zum 4:20 Youtube-Filmchen geht's hier. Doch nicht.
Irgendwie wurde der Link nicht angenommen, deshalb: https://www.youtube.com/watch?v=ZnapD5QalFo
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239
Hallo Gerhard,

herzlichen Glückwunsch zum Durchziehen deines ganz persönlichen Marathons. Grandiose Leistung angesichts der Hm und des Klimas. Bist schon ein verrückter Kerl ! :D

Der Film ist ja der Abschuss - ganz großes Kino ! Da kommt sehr schön rüber, dass du das ganze aus Spaß an der Freud gemacht hast, keine Spur von Verbissenheit.

LG Christoph

mein Blog: Die Rennkartoffel will's nochmal wissen.

240
RunningPotatoe hat geschrieben:[...] herzlichen Glückwunsch zum Durchziehen deines ganz persönlichen Marathons. Grandiose Leistung angesichts der Hm und des Klimas. Bist schon ein verrückter Kerl ! :D [...]
Da schließe ich mich gleich an !

Projekt durchgezogen, die richtigen Entscheidungen getroffen, offensichtlich keine bleibenden Schäden davongetragen und trotz GoPro-Handling-Aufwand fast noch das Zeitziel erreicht.

Ich find's gut :daumen:

Gee

241
Von mir auch :daumen: :daumen: :daumen: . [font=&quot]Super gemacht, gekämpft und dabei Spaß gehabt. Kann mir vorstellen, dass es eine tolle Erfahrung war. Du hast dich von der Idee nicht abbringen lassen und durchgezogen – Respekt! Ich beneide dich um die Route![/font]
LG Heiko :winken:
[font=&amp]
Etappen
2014 3km 2014 5km 2015 10km 2016 30km und HM 2017 Marathon 2018 Laufen[/font]
„Die erste halbe Stunde laufe ich für meinen Körper, die zweite halbe Stunde für die Seele.“ (George Sheehan)

242
Danke meine Herren!

Den Ausflug habe ich einigermaßen gut verarbeitet und traute mich heute morgen wieder auf die Strasse um eine 5km Runde zu traben.
Das ging bis auf wenige Anfangszipperlein ganz gut. Warum ich allerdings so hetzte und ziemlich ausser Atem kam, ständig das Gefühl hatte einen Berg hoch zu laufen und am Ende 6km mit Pace 6'09 hatte, für mich eher flott, kann ich mir net erklären.
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243
Dann auch hier nochmal Glükwunsch, ein schönes Abenteuer, eine tolle Strecke und ein geniales Video vom Lauf. Klasse. :daumen:
2022: erledigt: G1-Grüngürtel, Kölnpfad 100k, Burginsellauf Delmenhorst 24h Staffel(!), Mega Marsch Köln (63k) ... geplant: nix

244
Freitag
5:52 Richtung El Choco hochgewetzt und zum Glück Klopapier dabei gehabt. Sonst verlief alles friedlich bei rund 20Grad und schönem Sternenhimmel. Wende bei 5km und ab nach Hause.
10km in 1:02:16, Sitzung inklusive.

Kleine Anekdote
Gestern morgen an der Tankstelle.
Das Mädel an der Zapfsäule begrüßt mich strahlend mit den Worten: „Du dist doch der, der immer so weit läuft...“
Ich antworte verlegen: „Jooo, gelegentlich...“
„Das finde ich toll“ meint sie und wünscht mir bei der Abfahrt einen ganz besonders schönen Tag. Den Grundstein dafür hat sie, ohne es zu ahnen, bereits gelegt.
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246
Sonntag
Einige Minuten blieb ich im Auto sitzen, bevor ich das Tor der Ausfahrt zu machte. Es schüttete dermaßen heftig und ich wollte nicht bereits eingeweicht am Start ankommen. Ob die anderen beiden kommen würden? Vielleicht hatten sie mir eine Nachricht geschickt, aber mein Handy lag oben in der Wohnung und ich wollte nicht nochmal hoch gehen...
6:32 bei Jo, der kam gleich aus dem Haus, also heizten wir gen El Choco, wo wir uns mit Marcos treffen wollten. Er wohnt direkt dort am Rand des Naturschutzgebiets.
6:47 waren wir dort und Marcos kam schon strahlend an.
Kurze Begrüßung und wir drei waren auf Piste, aufwärts. Den geplanten Trail hatten wir uns wieder mal abgeschminkt, einfach zu gefährlich nach einer verregneten Nacht.
Kurze Gespräche über die vergangene Woche, holprig ging es aufwärts, Marcos wollte nicht all zu weit laufen heute, er hatte schon 35km vom Freitag und Samstag in den Beinen. So verabschiedete er sich nach 5km und lief alleine zurück.
Jo und ich liefen weiter und als wir am Eingang des geplanten Trails waren beschlossen wir, mal nach zu sehen wie es denn dort so aussieht. Die ersten hundert Meter Schlamm, dann nur noch Felsen und Büsche, laufen absolut unmöglich. Nach 500m gaben wir auf und drehten um und kletterten zurück mit der Erkenntnis, daß diese Route selbst im Trockenen bestenfalls zum Wandern geeignet ist.
Der Rückweg machte mir dann echt zu schaffen. Ob es Jo´s Tempo war, oder ich noch die Tour vom letzten Sonntag nicht komplett verarbeitet hatte? Weitgehend im angenehmen Nieselregen liefen wir den Berg runter und ich war mal wieder richtig froh, daß das Auto (und somit das Ende) in Sicht war.
Insgesamt 17,8km, 330Hm, 2:14
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247
Dienstag
Die Unruhe und der Zwang besiegten mein Bequemlichkeitsbedürfnis wieder viel zu früh. Der Wecker war auf 5:10 gestellt aber schon kurz nach 4Uhr versuchten sie mir einzureden, daß es jetzt Zeit für etwas Gymnastik wäre. Da sich die Vernunft achselzuckend zurückhielt, wurschtelte ich ich mich lustlos aus dem Bett und begann ein paar Übungen abzuspulen.
Selbst schuld. 12km „muß“ ich ja heute laufen. Um 7Uhr will ich wieder zu hause sein. Also sollte ich gegen 5:30 das Haus verlassen. Bin ich wirklich so einfältig, daß ich mit meiner Zeit zwischen 5 und 7Uhr morgens nix besseres anzufangen weiß, als mich durch nasse dunkle Gassen zu schlauchen?
Der Sturm, das regnerische Wetter und die Tatsache, daß es erst ab 6:30 dämmert betrachtete ich eher als untergeordnete, einfach hinzunehmende Tatsache. Sorgen machte es mir eher, daß ich vermutlich des öfteren heute hören würde: „Du siehst aber garnicht gut aus, bist du krank?“ Worauf ich meistens zweideutig antworte: „ Och, ich hatte schon ne ziemliche Rumrennerei heute...“
Start um 5:30, es regnete gerade nicht. Anscheinend huschte ich zu schnell los, kam schnell ausser Atem. Immer schön hinter dem beleuchteten Rund meiner Taschenlampe her. Dazu muß ich noch erwähnen, die Lampe wurde letzte Woche in der TV-Werbung (ich meine es war RTL) angeboten, für nur 40Euro! Man bekäme auch 2 für 40€, wenn man gleich sofort anrüfe. Ohne Zweifel, das Teil ist super, aber ich habe es neu bei ebay für 7Dollar gekauft, plus 4€ Transport.
Völlig geistesabwesend hetzte ich weiter Richtung El Choco hoch, immer gegen den lauen Wind. Vollkommen unkonzentriert und garnicht auf den Boden achtend (wozu hatte ich dann die Lampe?) ging es recht zügig aufwärts, für Tempokontrolle war ich zu faul. Alles ging gut.
Das sechste Piepen kriegte ich erst garnicht mit, drehte dann aber wohl kurz danach um, jetzt den Berg runter mit Rückenwind, somit fehlte mir das kühlende Element. Im Geist überall und nirgendwo vergingen die letzten km sozusagen im Flug. Bei 12,1km stoppte ich, es dämmerte leicht und der Regen setzte ein. Nach Hause spazierend stellte ich fest, daß ich noch früh dran war, früher als erwartet. Und einfach mal wieder froh, es getan zu haben.
Pace 6’10.
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248
Geniales Filmchen !! Klasse !! :daumen:
Grossen Respekt, so eine Distanz unter dieser Sonneneinstrahlung zu machen !
Hast Du die kilometer hinzugerechnet die Du brauchtest um die gopro jeweils wieder zurückzuholen (tolle Perspektiven bei der die Kamera im Schlagloch und in der Baumwurzel liegt !) ?
Auch die Strecken-Animation mit den km-Angaben ist professionell. TOP !

249
MiGu_15 hat geschrieben:Geniales Filmchen !! Klasse !! :daumen:
+1 Nur die Musike am Anfang! :uah:

Mensch du hast dir einen Traum erfüllt. Und alles richtig gemacht, als es nicht mehr rennend ging, bist du gegangen und hast dir den Spaß dadurch nicht nehmen lassen. Das sind Ultra-Qualitäten! Ich freue mich für dich :)

Gruss Tommi
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Mein Tagebuch: forum/threads/96079-Die-dicken-Waden-der-dicken-Wade

"Unser Denken bestimmt unsere Wahrnehmung und unser Verhalten. Wenn wir uns nur auf das konzentrieren, was uns missfällt, werden wir auch viel Schlechtes sehen, dementsprechend über die Welt denken und unser Verhalten danach ausrichten. Menschen, die sich auf das Schöne konzentrieren, sind folglich zweifelsfrei glücklicher."

Thorsten Havener

250
Donnerstag
Der Wecker schmeißt mich um 5:50Uhr aus der Kiste. Guter Dinge mache ich kurz Gymnastik, während es draußen regnet. 19Grad sagt mein Handy.
Frisch und munter gehe ich aus dem Haus, der Regen hat aufgehört. Ich wetze die Hauptstrasse lang, dann links hoch Richtung Sosua Hills. Der steile Anstieg stresst mich mittel, man merkt Fortschritte. Dann bei Sosua Hills stapfe ich durch das Wurmloch nach Los Cerros, wo ich auf dem nassen Betonpfad abwärts mehrmals ins schlittern komme. Einige Treppenstufen, dann Asphalt. Unten in Los Charamicos nehme ich die übliche Runde, dann zurück über den Strand brauche ich die Taschenlampe nicht mehr. Einige Schlenker mache ich noch, um die 8km voll zu kriegen, das passt wunderbar.
Pace 6’20, Nieselregen zur Akühlung und kurz nach 7Uhr zu hause, alles bestens.
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