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von Tvaellen
dann noch ein paar Zeilen vom Notebook
nachdem ich letztes Jahr mehrfach "geschimpft" wurde, das Training zu vernachlässigen und Wettkämpfe zu bevorzugen,
war der 10 km Lauf in Leipzig eigentlich im Kopf abgesagt. Passt nicht - zu gefährlich - du musst wieder das normale Training vernachlässigen ... usw.
Anfang der Woche kam dann aber die Meldebestätigung von Leipzig mit Infos zum Lauf - mmmmhh.
Dann Trainingspläne verglichen. Okay, es stimmt (Aussage D-Bus), Jack Daniels hat keinen 10 er zwei Wochen vor dem Marathon drin, auch Greif nicht. Aber bei Pfitzinger findet er sich und sogar hier in den schnellen Plänen (3:15 und schneller) der forumstragenden RW (Marathonpläne).steht 2 Wochen vor dem Marathon ein 10 km Wettkampf im Plan. Kann offenbar nicht völlig falsch sein.
Andererseits .... mmmh.
In den Gedankenspielen hin und her fand sich irgendwann der Kompromiss. Du machst das reguläre Programm bis Samstag und wenn es dir Sonntag gut geht, fährst du nach Leipzig und läufst es als schneller Tempodauerlauf, was halt so geht, aber ohne Druck und ohne Zielzeit.
Gesagt getan. Donnerstag früh die kantige 400 m Intervalleinheit, nur 12 mal, aber dafür ohne Temporeduzierung. Schon da fiel auf: ich habe was drauf dieses Frühjahr, die geplanten 3,45 zu halten auf 400 m, war kein Ding, mehrfach stand bei der Pace der 12 Intervalle an 2. Stelle eine 3. Fußlahm bist du nicht.
Am Samstag dann Pflicht vor Kür, der lange Lauf stand an, 28 km mit immerhin rund 400 Höhenmeter um den Stausee Hohenfelden herum mit dem Riechheimer Berg als höchstem Punkt. Danach war ich erst mal platt und ich schwankte wieder, ob ich morgen nach Leipzig... ?
Andererseits Startgebühr und T-Shirt waren bezahlt, da kann man doch zumindest hinfahren und ein lockeres Läufchen machen, steht ja nirgends geschrieben, dass man sich die Lunge aus dem Leib rennen muss.
Heute nach dem Aufstehen eine kleine 3 km Runde mit dem Hund zum Bäcker und oh Wunder - die Beinmuskeln waren locker. Doch fullspeed? Ich fuhr mit dem Zug nach Leipzig, mit der Straba weiter zum Sportforum Süd, ein beeindruckendes Ambiete, das ich bislang noch nie gesehen hatte, obwohl ich Leipzig eigentlich ganz gut kenne. Es sind die Räume der Sportwissenschaftlichen Fakultät der Uni Leipzig, schon fast alt - ehrwürdig, tolle Hörsääle, ein riesige Halle für Handball und co.
Das Wetter war fast schon zu gut, sonnig, ca 20 Grad, für 10 km ist das nicht schlimm, bis man richtig schwitzt, ist der Lauf schon wieder rum.
Leider gab es keine Startblöcke und nicht jeder hat eine realisitische Selbsteinschätzung. Daher standen in den vorderen Reihen der Startaufstelllung viele, die vermutlich mit einer Stunde als Laufzeit schon ganz zufrieden waren.
Wir, die 10 km Läufer waren mit Abstand die letzten, die starteten, es kamen schon die marathonis mit laufzeit um die 3 h ins Ziel (da musste ich hier an den Faden denken), bevor es bei uns den Startschuss gab.
Zielzeit? gute Frage! Aus den Wettkampfergebnissen von Altenburg (15 km wellig) und Eschwege (20 km mit fiesem Anstieg) konnte ich zwar schon mit den im Netz vorhandenen Prognoserechnern hochrechnen, dass so eine Zeit um die 40 min unter optimalen Voraussetzungen drin ist. Aber das war eigentlich als Projekt für die 2. Jahreshälfte gedacht, vielleicht in Kombi mit einer 1:29 im Halbmarathon.
Denn heute waren alles andere als optimalen Voraussetzungen. Gestern hügelige 28 km, am Donnerstag früh harte Intervalle, an den anderen Tagen Dauerläufe, wenn auch von überschaubarer Länge. Dazu noch das straffe Marathonvorbereitungstraining der letzten Wochen.
Also sub 40 min sind wirklich nicht drin, letztes Jahr bist du im Herbst in Sondershausen eine 41:20 als Saisonbestzeit gelaufen, peilen wir die als Ziel an.
An dieser Stelle ein kleiner Exkurs. Die 10 km sind die Distanz, über die ich mit Abstand die meisten Wettkämpfe gelaufen bin. Es begann schon zu Handballzeiten in den 90 er Jahren, da lief ich (müsste 1992 gewesen sein) völlig arrogant ohne jegliches spezifisches Lauftraining an meiner Uni einen 10 km Lauf mit in der festen Überzeugung, dass ich mit meinem Handballtraining eine völlig ausreichende Kondition habe, um locker 10 km durchzulaufen. Meine einzige Sorge war: landest du als toptrainierter Handballer nur im Mittelfeld oder doch im ersten Drittel.
Der Lauf wurde .... ein einziges Fiasko. Schon nach 5 km war ich völlig blau, die zwei Hälfte war reine Quälerei, mit viel Ach und Krach reichte es gerade noch für knapp unter 1 h zu bleiben, natürlich letztes Drittel des Feldes. Als meine damalige Freundin mich im Ziel sah, wollte sie einen Sani rufen, weil sie Angst hatte, dass ich gleich zusammen kippe.
Auch nach dem richtigen Einstieg ins Laufen 2009/2010 waren die 10 km die von mir meistgelaufene Distanz. Beim Weimarer Stadtlauf 2010, dem ersten Wettkampf, für den ich ernsthaft trainiert hatte, landete ich bei 57 min, nicht gut, aber immerhin schon besser als bei dem Unilauf.
Im Jahr darauf ging es schlagartig runter auf 51 min (wieder Weimar), beim Sportscheck lauf des Folgejahres (mit allerdings nciht amtlich ausgemessener Strecke dann der nächste große Sprung auf 44 min und rund 30 sec.
Wenn man sich in so kurzer Zeit von 58 über 51 auf 44 min verbessert, ist der Sprung unter die 40 min ja nicht mehr weit, oder?
Denkste, Puppe!!
Es begann die Zeit der vielen kleinen Schritte. 43 min im Jahr 2012, 42 min im Jahr drauf, dann nur Verbesserung im Sekundenbereich.
2015 dann noch mal ein Sprung. Zwar 40 Minuten aber über 50 Sekunden und das auch noch im Rahmen eines 11 km Laufs, also nur im internen Protokoll, aber nicht schriftlich. Eine richtige 40er Zeit oder gar eine 39 wollte nicht gelingen. 2016 sah es dann sogar danach aus, als ob es rückwärts geht. Zwei oder dreimal nur 42 er Zeiten, erst kurz vor Jahresende nochmal eine 41 er Zeit.
Dennoch war die Befürchtung, mit meinen nunmehr 52 Jahren sei der Zug für eine sub 40 abgefahren, schon groß.Auch zu Beginn des Jahres dachte ich, dass eine 40 Zeit das erreichbare Optimum für dieses Jahr sei.
Tja und dann heute. Der erste Kilometer war Mist. Viele Bremser auf der Strecke, erst nach ca 700-800 Meter wurde es breiter. Der Blick auf die Paceanzeige ergab ein Tempo um die 4:10. Okay. das halten wir jetzt.
Die Strecke wurde frei, ein bisschen Tempo forcieren, Blick auf die Uhr (deswegen @ Farhad ich könnte nicht ohne) Pace 3:51. Hoppsa.
Na, das wirste nicht lange halten können. Pacedurchschnitt des 2. Kilometers: 3:52, na schau mer mal wie lange wir das halten können.
Km 3:: 3:54, km 4: ebenso, Sch*** wenn du das hältst und du am Anfang nicht zuviel verloren hast, dann könnte.....
Ab diesem Moment war sub 40 als Ziel gelockt und es hieß alles oder nichts. Kurz vor km 5 trafen wir mit dem Marathon und dem Halbmarathonfeld zusammen, die natürlich deutlich langsamer unterwegs waren. Entgegen meiner Befürchtung wurde ich aber nur einmal vom einem "Bremsriegel" aufgehalten, alle anderen ließen Lücken. Der Blick auf die Paceanzeige der Uhr verhieß. es wird eng.
In der Mehrzahl der Fälle stand zwar die 3 vorne, aber hinten waren es doch jetzt die Ziffern 55 bis 59 die dominierten und gelegentlich war es auch mal eine 4 vorne. Dennoch: die Paceschnitte waren fast alle unter 4 und es kam so allmählich eine gewisse Vorfreude auf, das könnte reichen heute.
Es kam die lange Gerade an der Uni vorbei, kurz hinter dem Unigebäude ging es nach links und dann waren es noch ca 300 m.
Unmittelbar vor mir war ein junger, fit aussehender Halbmarathoni und aus einer spontanen Eingebung heraus rief ich ihm zu: los zieh mich!
Er schaute erst verwundert: warum soll ich dich ziehen? dann lachte er und tat es doch. Er beschleunigte so sehr, dass ich ihm kaum folgen konnte, 50 m vor dem Ziel drehte er sich um, ich war ca 10 Meter hinter ihm, aber da setzte die grüne Dampfwalze mit den grauen Haaren zum Endspurt an, alles oder nichts, er lachte nochmals, beschleunigte wieder und wir liefen gemeinsam Hand in Hand ins Ziel.
Erst nach dem Zieldurchlauf der Blick auf die Ergebnisanzeige: Tschakka, es hatte gereicht. Euphorie pur!
Der 2. Platz in der AK (von über 80) gab es noch als Zugabe dazu, aber das war mir heute scheißegal. Endlich hatte ich die 40.