ein Rennbericht zum Wochenend Event:
die Veranstaltung nennt sich Erzgebirgstraverse
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das Pendant/ Gegenstück zum Rennsteigstaffellauf.
Pendant insoweit als es es auch über einen Mittelgebirgskamm geht, nur eben Erzgebirge statt Rennsteig, die Kilometer Anzahl fast identisch ist (180) und eine ähnliche Anzahl von Staffelläufern (Rennsteig 10, Erzgebirge 11) die Strecke an einem Tag bewältigen wollen sowie die meisten Läufer sich von einem Radfahrer begleiten lassen.
Gegenstück insoweit, als die Veranstaltung viel kleiner ist (Rennsteig über 100 Staffeln, Erzgebirge ein Dutzend), die Strecke im Erzgebirge (fast) nicht markiert ist und deutlich mehr Höhenmeter hat (EGT über 4.000. RSt rund 3000). Das liegt zum einen daran, dass das Erzgebirge höhere Kuppen hat (Fichtel- und der tschechische Keilberg haben jeweils rund 1250, beim REnnsteig ist bei 980 Schluss) und zum anderen daran, dass die Strecke in Sachsen kein durchgehender Gebirgskamm ist, sondern es immer mal wieder runter ins Tal und auf der anderen Seite wieder hoch geht. Last, but not least: die Strecke im Erzgebirge wechselt mehrfach zwischen D und Tschechien, während der Rennsteig nur mal kurz nach Bayern geht ;)
Ich kam so ein bisschen zu der Veranstaltung wie die Jungfrau zum Kinde. Ein Bekannter, den ich so 1-2 mal im Jahr treffe, schickte mir irgendwann im Frühjahr eine Mail "ich würde doch gerne Berge laufen .. und wäre auch schon mehrfach den RSt-Staffellauf ... sie würden noch 2 Leute für ihre Staffel suchen ... ob ich nicht Lust und Zeit hätte??".
Ein kurzer Check von Kalender und der HP der Veranstalters: da muss ich hin!
Meine Mitläufer außer meinem Bekannten traf ich am Vorabend des Wettkampfs das erste Mal. Während es bei den Mailvorabsprachen so ein wenig den Anschein hatte, als wären meine Mitläufer eher eine "dabei sein ist alles" Staffel, stellte ich beim abendlichen Carboloading im örtlichen Braugasthof (natürlich Erzgebirgische Knödel und keine Pasta!) fest, dass die allermeisten der Mitläufer schon eine "Duftmarke" setzen und vorne mitlaufen wollten. Gut dass ich nicht nur die bequemen Hokas, sondern auch noch die schnellen Mizuno Trailschuhe eingepackt hatte.
Meine Etappe verlief fast komplett auf tschechischem Gebiet nur die beiden Wechselpunkte waren in D, keine 100 m entfernt war jeweils die grüne Grenze. Die Etappe war mit 21 km die längste und ich war so ca 1300 Uhr dran.
Start für alle Staffeln war bereits morgens um 4:00, was Aufstehen um 0300 bedeutete (gähn!). Nach dem Ende der ersten Etappe wurde es allmählich hell und wir lagen auf Platz 3, schon mit etwas Abstand auf den 4. Nach der nächsten Etappe war der 2. Platz geschafft, zwar nur geringer Vorsprung auf die Dritten, aber immerhin. Der wurde auf den nächsten Etappen kontinuierlich ausgebaut. Vorne dreht einsame die LG Exa Staffel aus Leipzig ihre Kreise, nach eigener, manchmal etwas großkotziger Einschätzung die "Nummer 2 in Leipzig" nach den Profis von der Deutschen Sporthochschule. Sogar den 3. Gesamt des diesjährigen Rennsteig Supermarathons hatten sie als Läufer für die Staffel aufgeboten sowie ganz viele junge Wilde zwischen 25 und 35.
Etwa 13:30 begann dann meine Etappe, zunächst 8 km flach bis wellig über eine tschechische Regionalstraße. Schon da merkte ich, dass Radbegleitung bei diesem Rennen Gold wert ist. Gerade auf der tschechischen Seite ist die Streckenmarkierung durch Wegweiser, Straßenschilder u.ä. so reduziert, dass die Strecke Anklänge an einen Orientierungslauf hatte. Entweder hätte ich mit GPS Handgerät laufen müssen oder ich hätte Zeit mit dem Suchen der Strecke verloren. Das steigerte sich ab km 9, ab da ging es ins Gelände und zunächst erst einmal 3 km bergauf. Rückblickend bin ich diesen ersten Berg vermutlich etwas zu "hart" gelaufen, es waren nicht nur 200 Höhenmeter, sondern es war auch warm und wurde noch wärmer.
Denn am Ende des Anstiegs war eins der grünen Hochplateaus erreicht, von denen es im Osterzgebirge ganz viele gibt, landschaftlich wunderschön, aber eben auch nahezu schattenlos. Zudem hatte die Strecke durchaus ihre Wellen, bergab lief es zwar flüssig, aber berghoch wurde von mal zu mal quälender.
Kurz hinter km 17 war dann der letzte Gipfel erreicht und es ging nur noch runter nach Katarinenberg und von da aus rüber ins deutsche Deutschkatarinenberg. Meine Hoffnung, da nochmal richtig Tempo laufen zu können, zerschlug sich. Ich war platt, mehr als 4:30 war nicht zu schaffen, trotz bergab und gelegentlichem Wasser vom Radbegleiter. So wurde es am Ende nicht die erhofften 1:35-36, sondern blieb mit Ach und Krach noch so unter den 1:40, aber bei am Ende fast 25 Grad war an dem Tag nicht mehr drin. Dennoch: zweiter Platz wurde gehalten, diesen konnten wir auch bis ins Ziel verteidigen, auch wenn es auf der Schlussetappe noch mal richtig knapp wurde (gerade mal 5 min Vorsprung, zwischendrin hatten wir fast 45 min).
So hatte es sich dann auch gelohnt, die Strecke voll gelaufen zu sein und nicht zu trödeln. Andererseits gab es zwischen allen Staffeln ein sehr partnerschaftliches Verhalten, da wurde auch mal ein Läufer einer anderen Staffel zum nächsten Startort im Auto mitgenommen oder man half sich über Staffelgrenzen hinweg bei den GPS Geräten, daher wäre die Welt sicher auch nicht untergegangen, wenn am Ende ein andere Platz auf der Medaille gestanden hätte.
Am Ende trafen sich alle Staffeln in Altenberg/Zinnwald auf dem Campingplatz, es wurde gemeinsam gegrillt, das Bier floß und nach fast 20 Stunden nonstop wach fiel ich gegen 2300 Uhr in den Schlafsack und schlief so gut wie lange nicht mehr.