Hallo Ihr Lieben,
jetzt kommen wir zum letzten Teil den ich mal „Steffen Special“ nenne und für euch eventuell eine Zukunftsperspektive. Ich sage aber gleich nicht jeder schafft dieses System – ich zum Beispiel nicht.
Ich hatte mich mal durch einen Trainer (und der war gut, als Trainer und als Typ) und 2.15 Läufer für ein halbes Jahr trainieren lassen und dieser Plan war von der Struktur ähnlich. Obwohl langsam aufgebaut und mit Rückkopplungen (das war echt 1A) bin ich nach 16 Wochen damit nicht mehr klargekommen. Der Knackpunkt war der TDL (bzw. hier Tempowechselläufe) oder bei Prochnow GA2 direkt am Tag vor dem Lala. Ich war müde und ausgelaugt und hab Frankfurt letztlich in den Sand gesetzt. Es gibt halt, wie ich in Teil 1 schon mal beschrieben habe genetische und orthopädische Vorteile (bezüglich Umfang und Tempo verkraften zu können) des einen oder anderen und damit sind eben bestimmte Pläne für viele ungeeignet. Und für diese wiederum gibt es Trainingssysteme, mit denen man genau so weit kommen kann. Hier stolziert in meiner Person der lebende Beweis herum.
Dieses System von P. scheint aber in Deutschland Standard zu sein. So hat Jan Fitschen in seinem Hammerbuch „Wunderläuferland Kenia“ folgendes System der Kenianer beschrieben :
Montag 2 Dauerläufe, Dienstag vormittags Tempoläufe auf der Bahn – nachmittags lockerer DL, Mittwoch 2 DL, Donnerstag vormittags Bergläufe, nachmittags DL, Freitag 2 DL, Samstag Lala, Sonntag Kirchgang
Ja und genauso wie für alle Kenialäufer im Camp sah auch die Beispielwoche von Wilson Kipsang, einem 2.03-Läufer aus.
Fitschen schrieb dann: Also genau was wir in Deutschland auch machen. Nur haben wir keinen Tag frei, machen am Sonntag den Lala und Samstag noch eine Tempoeinheit. (Genauso wie bei uns

Nöööö)
Ich sage dazu: ein Schelm wer sich da die Frage stellt welches System wohl besser ist.
Der Teil für Fortgeschrittene beginnt bei Prochnow ab Seite 92 und geht bis Ende Seite 245. Und hier ist aus mit Kreidefressen. Entgegen den ersten 90 Seiten wird es jetzt richtig knackig. Es gibt hier eine ganze Latte an Plänen. Gut für Leute die eine enge Führung benötigen oder suchen. Mein Ding ist das nicht.
Im Anhang:
Trainingsplan für Einsteiger über 67 Wochen
TP 10 km Wettkampf über 67 Wochen
TP HM über 67 Wochen
TP M über 12 Wochen
Marathon für Fortgeschrittene mit FSP im Gelände über 13 Wochen
Marathon für Fortgeschrittene mit IV auf der Bahn über 13 Wochen
Wintertrainingsplan für alle über 16 Wochen
Vorne haben wir dann mehrere Trainingspläne, die dann noch zusätzlich erklärt sind (warum und was bezweckt wird)
Zum Beispiel ein Halbmarathonplan über 20 Wochen, wobei der erste Höhepunkt ein HM nach 12 Wochen ist und danach noch ein HM Gelände z.B. Rennsteig in Woche 18 folgt
Dann ein 10 Wochen HM Plan für Debütanten der deutlich harmloser ist wie der vorherige Plan, was die GA2 Anteile betrifft
Danach bietet er einen Marathonplan mit dreimal Training die Woche, über 15 Wochen an.
Danach einen Marathonplan über 30 Wochen Sub 4 Stunden. Das heißt also hier z.B. auch ausführlich erläutert mit Übergangs- und Aufbauphase (5 Wochen) mit 43-55 km bei 4 Trainingstagen, dann folgt eine Erhöhung des Pensums (5 Wochen) mit 56-60 km, dann Einübung des Zieltempos (5 Wochen) 55-57 km
Danach folgen wieder Umfangsteigerungen (5 Wochen) mit 50-81km und im letzten Abschnitt geht der Umfang in der drittletzten Woche vor dem Marathon auf 86 km.
Meine Meinung hierzu: wer es aushält ok. Aber bei Steffny ist der Sub 4 Plan auf Wochendurchschnittlich 53 km ausgelegt mit einer einzigen Spitzenwoche von 61 km. Im 3.15 Plan, den ich mehrfach absolviert habe sind es durchschnittlich 75 km mit einer Woche 90 km, einer mit 85 und zwei mit 81km. Und die Pläne funktionieren auch.
Ich erlaube mir hier einmal die Frage bezüglich Aufwand und Ertrag zu stellen und ob ein Sub 4 Läufer das orthopädisch überhaupt aushält, bzw. was nach einem jahrelangen Training in Sachen plattgelaufen passiert.
Aber zurück zu Prochnow. Manfred Steffny hatte das in seinem Klassiker Marathon bei einem Vergleich der Trainingssysteme von Lydiard und Van Aaken so beschrieben: Lydiard gibt genaue Vorgaben, bei Van Aaken muss man mitdenken.
Und das trifft auch auf Prochnow zu. Man sollte sich also mit Block und Bleistift hinsetzen. Er gibt nämlich in den anderen Plänen keine Zielzeiten an und man muss schauen, was man glaubt bei den Kilometerzahlen "von-bis" für sich als geeignet oder notwendig ansieht. Genauso die Ableitung der Trainingszeiten p/km von der Zielzeit des Marathons. Er gibt Prozentzahlen an, die sich auf die Marathonpace beziehen. Man muss also die Pace für dann GA1 und GA2 selber berechnen.
Um hier mal die Struktur eines Planes zu zeigen der für Marathon mit einer Zielzeit von 3.00 bis 3.30 gilt
Bei einem Marathon in 3.30 wäre die Zielgeschwindigkeit 4,55/km =295 sec.
GA1 mit 75-85% = 5,40-6,10
GA2 mit 95-105% = 4,40-5,10
FSP 110% = 4,25
Exemplarisch eine Woche
Di: FS 8-12km mit 5x0,4km mit 110%
Do: GA1 8-15km mit 75-85%
Sa: GA2 10-12km mit 95-105%
So: GA1 20-25km mit 75-85%
Man sieht also bei dem "von-bis", sowohl bei Umfang, wie auch in der Geschwindigkeit ist es ein Rahmen, bei dem man einfach individuell ausprobieren muss.
Danach folgt ein Plan über 15 Wochen, welcher der einzige ist, den ich für mich vom Umfang her für machbar halte. Aber immer eine fetzige GA2 Einheit am Samstag vor dem Lala. Dazu habe ich ja oben schon etwas gesagt.
Woche 1-3 Di 8km FSP 5x0,3-0,5 Do GA1 8-15km Sa GA2 10-12km So GA1 20-25 km insgesamt 50-68km
Wo 4 Di GA1 8-12km, Do GA1 15km Sa GA1 8-12km So GA1 20km =
51-59km
Woche 5-7 Di 10km FSP 5x0,8 Do GA1 15km Sa GA2 14-16km So GA1 25-30km = 68-75 km
Wo 8 Di GA1 10-15km Do GA1 10-15km Sa GA1 10-15km So GA1 25km =
55-70km
Woche 9-11 Di 12km FSP 5x1 Do GA1 20km Sa GA2 15+5km So GA1 30km =
81-86km
Wo 12 Di GA1 10-15km Do GA1 10-15km Sa GA1 10-15km So GA1 25km =
55-70km
Woche 13-14 Di 10km FSP 7x0,4 Do GA1 20km Sa GA2 15+10km So GA1 25-30 km = 74-89km
Woche 15 Di 10km WKT Mi GA1 15km Fr 8-10km Regenerativ Sa Marathon
Also hochgradig knackig.
Obwohl ich hier in diesem Teil für Fortgeschrittene vieles nicht schaffe, ist das Buch trotzdem eine Empfehlung um sich mal mit der Materie intensiv zu beschäftigen und zu sehen wie ein Sportwissenschaftler und Spitzentrainer vorgeht. Man muss es ja nicht nachmachen. Zumindest nicht jeder. Hier noch einmal mein obiger Hinweis von Aufwand und Ertrag und heilen Knochen.
Und damit endet unsere Buchbesprechung – ich hoffe es hat euch gefallen.
Harald