DoktorAlbern hat geschrieben:Also mal so ein paar Gedanken Teil 1 ins Blaue rein geschrieben:
Dann kann ich ja weiter relativieren
1. Ja, meine Kollegin ist "schlechter" auf Marathon als nach der Unterdistanz möglich. Aber das ist für mich eher der Normalfall. Ich kenne wenige (mich eingeschlossen) die zu den langen Distanzen die theoretischen Zeiten beliebig genau erreichen. Manchmal fehlt da sehr viel, manchmal ist man relativ knapp dran, aber mehrheitlich ist da doch ein Einbruch zu erkennen. Was aber mit Sicherheit auch zu einem guten Teil dran liegt, dass die entsprechenden Umfänge und langen Läufe nicht konsequent gelaufen werden.
Ich sehe das Problem weniger bei den Umfängen und den Langen sondern mehr im Gesamtkonzept des Trainings der meisten Läufer.
Nehmen wir einen Elite Marathoni. Dieser läuft meist 2 Marathons im Jahr, vielleicht noch ein/zwei Aufbau WK pro Saison, Fokus liegt aber auf dem Marathon und das Training wird so gestaltet, dass er dann zum Marathon in Topform ist. Tag 1 nach dem einen Marathon ist auch Tag 1 der Vorbereitung für den nächsten Marathon.
Und nun nimm den gewöhnlichen Volksläufer. Dieser meint ab Frühjahr 1-2 WK/Monat laufen zu können und eine 8-12 wöchige Vorbereitung für einen Marathon genügt, natürlich läuft man auch während der Vorbereitung weiter WK. Klar, kann man das machen, macht ja auch Spaß.
Die meisten werde so ihre Unterdistanzzeiten jedoch nur mäßig auf Marathon umsetzen können. Marathon ist eben Langstrecke, das gilt auch für die Vorbereitung. Kontinuität und Konstanz ist deutlich wichtiger als die Zahl und Länge der Lang, die man abspulen kann. Auch Umfang hilft nur begrenzt, wenn es an Kontinuität fehlt.
Hier setzt jeder für sich seine Prioritäten. Mein Training ist meist Marathon ausgerichtet, d.h. bei mir dann aber auch nicht nur Hochform zum Marathon sondern auch ziemlichen Formtief zwischen den Marathons. Das muss man mental auch verkraften können, genauso gehört dann auch das hinnehmen von mäßigen Zeiten auf den Unterdistanzen dazu.
Dass jemand die Unterdistanzen sogar relativ deutlich schlägt ist insofern für mich wirklich ungewöhnlich. Natürlich (wie du schreibst) sicher auch begünstigt dadurch, dass du nur den Marathon in absoluter Peak-Form gelaufen bist. Es ist aber trotzdem immer noch ungewöhnlich. Sowas kenne ich (tendenzielle) von Elite-Läufern die in der Vorbereitung aus dem Training die Unterdistanzen laufen und dann verhältnismäßig gute Zeiten im WK abliefern. Bei den Hobby-Läufern gelingt das aber auch nicht vielen.
Ich habe nicht behaupt in absoluter Peak Form meine Marathons gelaufen zu sein. Den Peak habe ich leider immer um ein paar Wochen verpasst. Bei einer Punktlandung wäre die Marathonzeit noch besser gewesen. Auch beim Lauf selbst lief nicht alles reibungslos. Durchgangszeit bei HM war 01:57:32, also schneller als PB (HM PB war zu dem Zeitpunkt auch ein paar Sekunden langsamer als die aktuelle

) Kurz vor KM30 musste ich leider aufs Örtchen, dadurch Anschluss an meine Gruppe verloren, habe dadurch einiges an Zeit liegen lassen. In der Gruppe laufen fällt mir deutlich einfacher. So bei 38-39km war dann ein Tief, danach ging es wieder etwas flotter. Ich hab zwar später einige aus der Gruppe von vor der P-Pause einkassiert, aber Zeit liegen gelassen hab ich trotzdem.
2. Bei den Unterdistanzen würde ich schon auch teilweise auf Kopfsache tippen. Man muss eine Belastung auch mental "mögen", wenn man eine Belastung hasst bzw. negative Erwartungen hat wird es ungleich schwerer.
Klar spielt auch der Kopf mit. Aber wenn die Form passt, ist er ein geringeres Problem. Siehe HM Durchgangszeit beim Marathon, ich laufe nicht unbedingt defensiv. Offensivität braucht jedoch Selbstvertrauen, dass in einem Formtief nicht unbedingt gegeben ist.
Man kann aber auch nicht alles dem Kopf anlasten. Ein Hauptproblem ist auch die Laufökonomie. Ich bin bisher mit hoher Schrittfrequenz und dafür geringer Schrittlänge gelaufen, das ist auf den langen Strecken ökonomischer, aber bei Kurzen Mist. Siehe dafür auch den Beitrag von dkf, die auch auf Marathon besser ist als auf Unterdistanzen, auch sie läuft mit einer hohen Frequenz und kürzeren Schritten.
Das ist meine größte Baustelle. Hier erziele ich aktuell gute Fortschritte. Was dann bei WK herauskommt werden wir bei Zeiten sehen.
3. Du musst natürlich keine Zeitziele nennen. Die Frage ist ob du welche hast. Du kannst natürlich bis ans Ende deiner Lauftage glücklich für dich hintrainieren und die Leistungen abliefern die du ablieferst und bist auch niemanden dafür Rechenschaft schuldig. Aber vielleicht willst du ja gewisse Dinge noch erreichen. Und Sub50 ist meines Erachtens schon ein Wort. Und wenn du die Sub50 schaffst, dann sollte das auch den Weg zur Sub3:50 ebenen. Oder andersrum: Ohne die Sub50 wäre ich da pessimistisch, da wird der Gap irgendwann einfach zu groß.
Ich dachte, ich hätte die sub50 in den Raum geworfen

Die sub50 ist auch gar nicht soweit weg, wie sie manchmal scheint. Es bringt mir nur nichts, sie jetzt, wo keine Wettkämpfe in Aussicht sind, an zu visieren. Das Anvisieren wird auch deutlich einfacher werden, wenn die Arbeit an der Laufökonomie weiter positiv fortschreitet.
4. Mit den Jahreszeiten geht es mir ähnlich (im Sommer fahre ich viel zu gerne Rennrad) und das könnte für dich ja auch einen Weg weißen (gerade auch unter der unklaren Perspektive dieses Jahr). Im Sommer mehr auf kürzere Sachen (evtl. sogar mal 5km, hast du da eine Zeit?) setzen und den Winter für einen Frühjahrsmarathon nutzen.
So in etwa habe ich es auch im Hinterkopf, jedoch ohne Fahrrad und mit Laufen. Ich laufe auch im Sommer viel, das ist nicht das Problem. Im Sommer ist halt meine Regnerationsfähigkeit grottig, was nicht gerade dienlich für einen Formaufbau ist.
5. Du kokettierst ja immer etwas mit deinem Gewicht, und gerade unter diesem Aspekt finde ich die Marathonzeit (auch hier in Relation zu den Unterdistanzen) besonders beachtlich. Ist das mit dem Gewicht für dich ein Thema? Ich behaupte, dass da selbst mit 3 bis 5kg ein ordentlicher Sprung drin ist. Die Frage ist halt ob du dir die Frage überhaupt stellen willst ;-)
3-5km schwankt doch mein Gewicht immer zwischen den Peaks.

Ich sag es mal so, weniger Gewicht ist natürlich nett. Aber ich fühle mich zu wohl in meiner Haut als das ich dafür Entbehrungen hinnehmen würde. Ich bin nun mal gern glücklich. Wenig essen und viel trainieren macht unleidlich.
6. Zu den Stärken und Schwächen: Offensichtlich ist die aerobe Ausdauer deine Stärke, die du aber auch jetzt sehr stark gepflegt hast. Wenn ich mir anschaue was du so an km runterschrubbst, das ist schon wahnsinn. Ich persönlich bin ein Fan von "Arbeite an den Schwächen wenn der Wk fern ist" und zum Wk "Nutze deine Stärken". Im Prinzip ist das ja auch was du machst, die Frage ist ob man das noch mehr spezifizieren kann bzw. strukturieren kann. Ggf. doch mal einen 5er/10er vorbereiten und da auch mal in der Vorbereitung etwas genauer auf die Pace schauen? Ich bin aber halt leider auch einer dieser Zahlenfetischisten ;-)
So ungefähr haben wir es mit Alcano versucht. Bringt nur nichts, wenn man die Stärken vernachlässigt und die Arbeit an den Schwächen deswegen nicht fruchten kann. Hat zu einem 3-Jahresformtief geführt.
Gute aerobe Ausdauer ist weniger, bzw. nicht nur, eine Stärke sondern mehr eine Grundbedingung. Ich brauche sie, ohne regeneriere ich deutlich schlechter und kann dann Q Einheiten nicht mehr wirklich verdauen. Gerade im Sommer ist das dann fatal, da ich aufgrund der Hitze noch schlechter regenerieren. Laufen bei Hitze ist zwar unangenehm, aber nicht das primäre Problem beim Sommertraining.
An der Ausdauer kürzen führt sehr schnell in eine Abwärtsspirale. So wirklich als Läufer mich weiterentwickelt habe ich auch erst nach dem ich die KM hochgeschraubt habe.
Wenn du nun die Ausdauer nicht als Stärke sondern Grundbedingung betrachtest, dann hat mein aktuelles Training einiges an Struktur. Spezifizierung auf 5/10K wird dann stattfinden, wenn es sinnvoll ist, sprich ein WK ansteht. Ich arbeite jetzt an den Grundlagen und Baustellen, die mich langfristig schneller machen. Wenn das passt, ist spezifisches Training das Topping. Damit muss ich aber nicht jetzt schon anfangen, reicht 6-8 Wochen vor dem WK.
